Von Ihrer Fachdiskussion bin ich jetzt fast schon ein bisschen erschlagen.
Wenn ich das richtig verstehe, so macht sich die Kritik an einem Quereinstieg vor allem an dem zugeprochenen Rang bzw. Dienstgrad fest, der es dem Quereinsteiger möglich macht, über Kameraden zu befehlen, die militärisch gesehen viel besser ausgebildet sind, ohne dass er die erforderlichen Grundkenntnisse in entsprechenden Lehrgängen nachholen muss.
DAs darüber so engagiert diskutiert wird, kann ich gut nachvollziehen, denn beim Thema Ungerechtigkeit sind die meisten Menschen sehr sensibel. Wenn dann der Rang noch offen auf der Schulterklappe getragen wird und der eine dafür jahrelang vielleicht auch mit der Gefahr eines Auslandseinsatzes gerödelt hat, so wird er einem Quereinsteiger mit gleichem oder höherem Rang sicher sehr kritisch gegenüberstehen.
Das ist ja ganz normal - wenn bei mir im JuJutsutraining einfach jemand den ersten Dan verliehen bekäme und ich vielleicht seit Jahren darum gekämfpt habe, dann wär das auch ein Schlag ins Gesicht.
Aber das unterstellt eigentlich, dass Menschen die in die Reserve wollen, sich etwas erschleichen wollen, was ihnen nicht zusteht. Da müsste man jetzt mal fragen, welche Motivation eigentlich Menschen dazu bringt, auf ihre alten Tage noch Soldat werden zu wollen.
Es könnte ja durchaus sein, dass jemand einfach gerne seinem Land in Uniform dienen möchte, das einfach nur zu spät gemerkt hat, vielleicht auch schon beruflich etabliert ist und jetzt in der Tätigkeit als Reservist die Chance sieht, doch noch den von ihm gewünschten Einsatz bringen zu können. (Was zum Beispiel auf mich zutrifft
).
Wenn ich das jetzt mal konkret auf mich beziehe, so hätte ich allerdings auch überhaupt nichts dagegen, eine Grundausbildung zu absolvieren, denn wenn ich den Dienst ernst nehme, so muss ich ja auch die Grundfertigkeiten beherrschen. Außerdem könnte meine Dienstherr ja auch so überprüfen, ob ich wirklich fähig und willens bin, einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Das Problem bestände eher im Zeitaufwand, denn sechs Wochen kann man sich als normaler Arbeitnehmer ja nicht so einfach aus den Rippen schneiden. Aber vier Wochen könnte man schon einsetzten, wenn man denn wirklich will.
Die andere Frage ist natürlich, ob die Bundeswehr überhaupt ein INteresse an solchen Quereinsteigern hat, die außer ihrer Motivation und ihrer Dienstbereitschaft, vielleicht auch sportlicher Leistungsfähigkeit usw. keinen speziellen Fähigkeiten haben, die direkt verwertbar sind.
Da stellt sich für mich aber auch die Frage, in wie weit Reservisten, denn tatsächlich regulärer Tätigkeiten übernehmen ? Kann man sich das als Laie so vorstellen, dass bestimmte Tätigkeiten in einem rollierendem System nur von Reservisten ausgeübt werden?
Meine bisherige Vorstellung war eigentlich eher die einer stillen Reserve, die bei besonderem Bedarf (Katastrophen, Krieg ) herangezogen wird, um Aufgaben zu übernehmen, die im Einsatz befindliche Soldaten zurücklassen.
Liege ich da völlig falsch?
Einstweilen mal danke, für ihre interessante Diskussion!!