Tag 2
Nach einer sehr kurzen Nacht sind wir um 5:20 Uhr aufgestanden. Schnell die Zähne geputzt und Gel in die Haare, dann gings schon in die Truppenküche zum Frühstück. Diese macht um 5:45 Uhr auf. Ich habe ein Brötchen gegessen und mir eins eingepackt. Um 6:10 Uhr mussten wir schon dann schon für den Aufsatz im Raum sitzen, in dem gestern der erste Vortrag war. Hier muss auch der Fragebogen über die Studienwahl abgegeben werden. Ca. 5 Minuten wird jetzt erklärt was zu tun ist. Ihr kriegt zwei Wortpaare von denen ihr eins auswählt. Dann müsst ihr beide Begriffe definieren, gegeneinander abgrenzen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen. Zum Schluss sollt ihr noch eine Zusammenfassung schreiben. Ich habe die Worte "Neugier" und "Interesse" gewählt. Mehr Beispiele findet ihr im Internet oder in den anderen Erfahrungsberichten hier im Forum.
Nach dem Aufsatz ging es für mich zum CAT-Test. Ein normaler Intelligenztest mit einfachen Grundrechenaufgaben, Wortanalogien und Matrizen. Danach musste ich zum Personalberater (den ihr nach jeder Station aufsuchen solltet). Dieser schob die ärztliche Untersuchung vor, da noch ca. 1 Stunde Zeit war bis zum nächsten Punkt. Also runter zur Anmeldung und erst mal warten. Jede Untersuchung wird einzeln durchgeführt und man muss danach immer ins Wartezimmer zurück. Ich hatte erst die Gesichtsfelduntersuchung, dann den Sehtest, danach einen Hörtest und dann musste ich zur Größen- und Gewichtsmessung. Dabei musste ich auf für den Drogentest in einen Becher urinieren. Wieder im Wartezimmer wurde es langsam Zeit für das Gruppensituationsverfahren. Geht aufkeinenfall selbstständig sondern wartet immer bis euch jemand Bescheid sagt und losschickt!
Jetzt mussten wir wieder in einem Raum warten bis wir von unseren Prüfer geholt wurden. In meiner Gruppe waren wir zu dritt. Im Gruppensituationsverfahren müsst ihr über zwei Themen diskutieren, ein Krisenmanagement und ein Ressourcenengpass. Danach müsst ihr einen Kurzvortrag halten.
Im ersten Fall waren wir drei Gruppenleiter, die eine mehrtägige Wandertour mit Kindern geplant hatten. Kurz vor unserem ersten Ziel merkten wir, dass wir die Jugendherberge nicht mehr bei Tageslicht erreichen würden. Also sollte wir über unsere weitere Vorgehensweise diskutieren. Wir schafften es sogar uns in der Zeit auf eine Lösung zu einigen, zu der alle etwas beigetragen haben.
Beim Ressourcenengpass waren wir drei gut befreundete Fußballfans, die aber nur zwei Karten für ein wichtiges Spitzenspiel hatten. Wir mussten darüber diskutieren wer zu Hause bleibt und wer mit zum Spiel darf.
Bei beiden Sachen ist es wichtig sachlich zu diskutieren. Man darf nicht zu Still sein, sollte die anderen Bewerber ausreden lassen und nicht zu dominant sein.
Danach mussten wir die Themen für unsere Vorträge ziehen. Es sind immer Themen, bei denen ihr eine Entscheidung treffen müsst.
Ich hatte ein altes Haus geerbt und bin dort mit meinen studierenden Freunden eingezogen. Das Haus ist aber sehr alt und braucht viele Reparaturen und mein Finanzberater rät mir dazu es abzureißen und ein neues Haus zu errichten.
Ihr habe 25 Minuten Zeit den Vortrag vorzubereiten. Das Schmierblatt, das ihr kriegt dürft ihr während des Vortrags benutzen, mach euch also Stichpunkte darauf.
Es ist egal für was ihr euch entscheidet vielmehr kommt es drauf an wie ihr diese Entscheidung begründet. Ich habe zuerst dir Vorteile aufgezählt das Haus zu behalten und danach die Nachteile. Dann habe ich die Nachteile aufzählt es abzureißen und neu zu errichten gefolgt von den Vorteilen.
Zum Schluss noch ganz wichtig: Ihr müsst noch aufzählen wie ihr weiter vorgeht nachdem ihr die Entscheidung getroffen habt. Ich habe zum Beispiel gesagt, dass ich mit Banken über Kredite spreche, den Architekten kontaktiere und meine Freunde schon mal neue Wohnungen suchen sollen.
Das Gruppensituationsverfahren hinter mir ging es für mich zum PMO. Hier werden 116 Fragen über Drogen- Alkoholkonsum, Arbeitsmoral und Meinung über Ausländer gefragt. Die Fragen wiederholen sich mit einer anderen Fragestellung. Also seit ehrlich und überlegt nicht lange, sonst beantwortet ihr eigentlich gleiche Fragen anders, was im Interview unangenehm werden könnte.
Jetzt ging es für mich nochmal zum Arzt zur richtigen Untersuchung. Erst ein paar Fragen zur persönlichen Krankheitsgeschichte beantworten, Reflexe testen, Blutdruck messen, Kniebeugen und nochmal Blutdruck messen und so weiter. Hier habe ich aufgrund meines Rückens einen Auschluss für die Fallschirmjäger und Gebirgsjäger bekommen. Da ich in letzter Zeit beim Joggen Knieprobleme (hatte Befund vom MRT mit) hatte muss ich nochmal zu einem privaten Arzt gehen und mit diesem einen Behandlungsplan erstellen, der zum Bundeswehrarzt weitergeleitet werden soll.
Jetzt stand das Mittagessen an es gab Rindergeschnetzeltes (dazu später mehr). Nach dem Essen musste ich zum Interview. Habt keine Angst davor, es ist locker und überhaupt nicht schlimm. Die erste Frage des Prüfoffiziers war: Was glauben Sie was meine erste Frage ist? Ich antwortete: Warum Bundeswehr und warum Offizier?. Das war natürlich richtig, also beantwortete ich die Fragen direkt. Anschließend kamen noch Fragen zum Fragebogen. Ich hatte zum Beispiel angekreuzt, dass ich nur "Eher ja" in Auslandseinsätze gehe und auch nur "Eher ja" in Krisengebiete. Das begründete ich damit, dass ich natürlich grundsätzlich dazu bereit wäre aber keine Freudensprünge machen würde sollte es soweit sein. Mit dieser Antwort war der Offizier zufrieden. Gut aufgenommen wurde mein Wunsch ab Januar freiwilligen Wehrdienst zu leisten. Es folgten noch Fragen zur Motivation und Bestrafung von Untergebenen. Eine Frage war ob ich Untergebene schlagen würde. Danach gab der Offizier das Wort an den Psychologen ab (beide haben getrennt voneinander Fragen gestellt). Er fragte mich über eine meiner Schwächen aus. Ich hatte angegeben, dass eine meiner Schwächen wäre unfertige Aufgaben abzugeben. Das hatte ich etwas ungünstig ausgedrückt. Ich meinte damit, dass ich es absolut nicht mag wenn ich unfertige Aufgaben abgeben muss. Wenn ich etwas angefangen habe, dann bring ich das auch zu Ende. Anschließend sprachen wir über meine nicht ganz so überragenden Noten im Fachabitur und wie ich während des Studiums lernen könnte.
Danach sollte ich den Raum verlassen.
Nach ca. 5 Minuten (gefühlte drei Tage) durfte ich wieder rein. Am Tisch saß nur noch der Psychologe und der Offizier saß etwas abseits am Computer. Der Psychologe sagte den Standartsatz, dass die Entscheidung feststeht und nicht mehr geändert werden kann. Dann drehte er die Blätter um, die auf dem Tisch lagen und gab mir die vorläufige Eignung zum Offizier. Da fiel mir ein Stein (nein ein echter Berg) vom Herzen. Es gab noch ein kleines Feedback und ein paar kurze Tipps.
Das Gespräch war wirklich sehr angenehm und locker. Es wurde auch nicht zu persönlich und es wurde nicht versucht mich aus dem Konzept zu bringen. Ihr braucht da also absolut keine Angst vor zu haben.
Jetzt hatte ich an diesem Tag nur noch den Mathetest vor mir. Der Test vor dem ich am meisten Angst hatte, weil Mathe und ich keine gute Kombination sind. Der Test war richtig schwer und ich musste sehr viel raten. Die Antworten sind oft in Brüchen verschlüsselt gewesen. Die Themen könnt ihr anderen Berichten entnehmen, je mehr ich darüber schreibe desto mehr stehen mir die Haare zu Berge
.
Nach dem Mathetest konnte ich mich ca. eine Stunde erholen. Dann ging es um 16 Uhr (ja wirklich) zum Abendessen. Es gab Gulasch, komischerweise war das Gulasch exakt das gleiche was heute Mittag noch Geschnetzeltes gewesen war. Aber es hat geschmeckt.
Um 16:45 stand noch der Einplanungsvortrag an. Inhalt waren Bewerberzahlen, Anzahl der Stellen (10.000 Bewerber, 6000 Einladungen, 1850 Einstellungen) und der Ablauf des nächstes Tages.
Gegen 18 Uhr bin ich mit meinem Stubenkamerad zum Griechen gegangen. Wir haben uns an den Tisch mit den Sesselartigen Stühlen gesetzt. Später saßen wir mit 15 Leuten um den Tisch rum und haben uns unterhalten und etwas getrunken. Als die heute neu angekommen Bewerber weg waren haben sich auch die Betreungsoffiziere zu uns gesetzt und wir haben etwas Smalltalk gehaltent und über den Tag geredet. Heute musste 14 von uns wieder nach Hause, weil sie es nicht geschafft haben.
Um 22 Uhr haben wir wieder das Licht ausgemacht. Diese Nacht habe ich schon viel besser geschlafen.