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Autor Thema: Erfahrungsbericht "GoRuck" / Normandie / D-Day  (Gelesen 2446 mal)

Gast999

  • Gast
Erfahrungsbericht "GoRuck" / Normandie / D-Day
« am: 21. November 2019, 10:36:24 »

Tach zusammen,

ich habe mir überlegt diesen Thread für diejenigen zu erstellen, die mal eine Herausforderung und ein klein wenig Abenteuer suchen. Vorab: Ich hoffe ich komme nicht mit den Forenregeln bzgl. Werbung ins Gehege, ansonsten bitte darauf hinweisen. (edit Bazi: gelesen und genehmigt - da es sich hierbei anscheinend um eine was offenbar nicht (nur)kommerziellen Zwecken dienende Veranstaltung handelt  - PolBil durch eigne Schmerzen erlehrnen ;) )


Wie man dem Thread Titel schon entnehmen kann habe ich an einem GoRuck Event teilgenommen. Genauer gesagt war es anlässlich des 75. Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie. Da ich auch seit Jahren an diversen "Schlammläufen" teilnehme und ich schon immer mal in die Normandie wollte, habe ich mich dann dazu entschlossen, in so einem Event die nächste Herausforderung zu suchen. GoRuck hat sich darauf spezialisiert, allerlei Geschichtliche Ereignisse in ein sportliches Event zu verpacken. Es wird also enorm an historischen Schauplätzen geackert und dabei gibt’s noch ne tolle Geschichtsstunde. Lesezeit ist in etwa 10Minuten.

Es gab die Möglichkeit, an zwei Strandabschnitten verschiedene Läufe durchzuführen. Ich habe den „Omaha Beach Tough“ gewählt (Zur Auswahl standen noch das gleiche am Utah Landungsabschnitt, ein StarCourse 50Miler quer durch die Landungsabschnitte sowie ein LightCourse der mehr wie eine Wanderung für Anfänger ist, aber es sollte eig. ein Familienurlaub werden). Es gibt noch die „Heavy“ Challenge, aber die wurde leider nicht für die Normandie Angeboten. Hintergrund ist halt, dass man der „Greatest Generation“ seinen Tribut geben möchte, viel Flagge zeigt usw usw… Also alles Dinge mit denen wir Deutsche an sich gar nicht viel anfangen können.

Das Unternehmen vertraut dabei voll auf seine Cadres - Ehemaligen Special Forces, Navy Seals, Ranger usw. die einem während des Laufs „begleiten“. Von Insgesamt 75 Teilnehmern aus den USA, Kanada, England und Frankreich waren mit mir eingerechnet nur 2 Deutsche dabei. Die „Cadres“ sind Körperlich enorm Fit und wahnsinnige Motivatoren. Ich wusste nicht genau worauf ich mich bei diesem Lauf einlasse, nur das er anstrengend wird. Wohlbemerkt bin ich ehemaliger SaZ Infanterist, habe den Nimwegen Marsch 2 mal hinter mir und bin aktiver bei der Freiwilligen Feuerwehr – eine gewisse Fitness habe ich. Der Lauf war zwei Tage nach dem ich den Tough Mudder in Arnsberg absolviert habe.

Mit Frau und Kind ging es dann auf die 800km Reise quer durch Frankreich um dann unsere Ferienwohnung im Kanadischen „Juno Beach“ Abschnitt zu beziehen. Nach zwei Tagen Urlaub und unzähligen(!) Sehenswürdigkeiten – dazu am Schluss etwas – bin ich dann mitten in der Nacht um 0300 zum ca 30km Entfernten Treffpunkt direkt am Omaha Beach gefahren. Zuvor habe ich meinen alten BW Rucksack möglichst komprimiert zusammengepackt und mit einem 15kilo Sandsack versehen – was sich wie bei nahezu jedem später als eine schlechte Wahl erwies aber Thats Life. Dazu kommt noch was zum Essen und Trinken und schon ist man bei 20-23Kg.

Am Treffpunkt angekommen habe ich direkt mit ein paar Amis Kontakt unterhalb des Denkmals der First Infantry Devision gemacht und konnte mir mit Ihnen zusammen am 5.Juni.2019 um 0400, also 364 Tage und 74 Jahre später, den seichten Sonnenaufgang in den Resten vom Widerstandsnest 62 erleben. Ein wirklich prägendes Gefühl am Horizont die Küste von England mit seinen Lichtern zu erkennen während Stück für Stück der Kanal sichtbarer wird. Es war so beeindruckend, dass unsere kleine Gruppe für bestimmt fünf Minuten einfach nur in Stille dort stand…

Wir setzten uns in Bewegung zum eigentlichen Treffpunkt. Dort wurde zunächst ein großer Kreis gebildet und es wurde eine Vollzähligkeit sowie eine Überprüfung der Ausrüstung und der erforderlichen Gewichte gemacht. Ab diesem Moment waren wir „Combat ready“ und der Ton wurde schlagartig rauer. Es folgte ein 30 Minütiges intensives Aufwärmprogram, bei dem auch der Rucksack eine große Rolle spielte. Danach wurde die berühmte Ansprache von Eisenhower vorgelesen. Um 0500 ging es für uns dann an den berühmten Omaha Beach. Wir wurden in 3 Gruppen eingeteilt und sollten uns so ins wirklich eiskalte Wasser bis oberhalb der Hüfte begeben und dort die Formation eines Higgins Boat zu bilden. Es wurde im eiskalten Wasser dann 15minuten der geschichtliche Hintergrund dieser Boote erzählt bis wir dann noch einmal in Reih und Glied gegenüberstehend eine Art Schwur ableisteten, das wir keinen zurück lassen werden usw. 

Recht unbemerkt wurden 2 Veteranen zu uns gebracht welche ihre Erlebnisse schilderten. Mit einem „GET YOUR ASSES IN THE WATER“ wurden wir dann wieder in die Formation beordert. Was dann folgte war eines der epischsten Moment die ich erleben durfte. Begleitet mit einem Bagpiper, (eine Anspielung bzw Ehrung an Bill Millin, der am D-Day die Truppen mit seinem Dudelsack motivierte) welcher „Scotland the Brave“ spielte, erstürmten wir dann den Omaha Beach.

Angepeitscht durch unsere Cadres sollten wir uns immer wieder auf Befehl „TAKE COVERRRR“ hinschmeißen und über den Sand gleiten. Das wurde einige Male wiederholt, doch nach 50metern ging bei uns allen schon die Kondition sowas von in den Keller. Der 15kg mit Sandsack wurde mittlerweile zu 25kg, der Sand ging in jede erdenkliche Ritze und das ständige Auf-und-Ab war anstrengender als jeder Finnentest der Feuerwehr. Unvergessen wie ich in einer Sandmulde im Wasser lag und mein Cadre mit einem lauten „INCOOOOOOMING“ mit beiden Füßen neben mir landete und das Wasser in alle Richtungen flog. Der Strand ist weitaus länger (etwa 250meter) als ich je gedacht habe und weitaus länger als er z.b. in „Der Soldat James Ryan“ dargestellt wird. Die große Strecke die man am Strand überwinden musste ohne Deckung ist wirklich beklemmend gewesen. Manch einer wurde vom Cadre als Verwundet bzw tot erklärt. Die mussten wir dann noch bis zum Sammelpunkt, dem „Casualty collection Point“ Felsen, unter größter Anstrengung schleppen. Dazu kommt noch ein gewisses „Team Weight“, was in unserem Fall ein großer Sandsack war der 30Kilo trocken, und locker 40Kilo mit Wasser wog.

Als dann alle mal am CCP angekommen sind wurde dort noch eine kleine Geschichtsstunde durchgeführt. Ein paar Teilnehmer hatten selbst Verwandte die an der Invasion teilnahmen und erzählten ihre persönliche Geschichte. Da ich selbst sehr Geschichtsinteressiert bin ließ ich es mir nicht nehmen und trug meinen Teil bei und erzählte die bedrückende Geschichte von Heinrich Severloh, welcher im Widerstandsnest 62 für eine extrem hohe Anzahl an Verlusten beitrug. Die Geschichte war den Teilnehmern nahezu unbekannt, was zur Folge hatte, dass man mich nun auf dem Rest des Marsches geradezu durch die Gruppen durchgereicht hatte um mich über allerlei Dinge über Deutschland auszufragen – und das ich auch die US Flagge tragen „durfte“… und das ich bei der darauffolgenden zweiten Angriffswelle die Teilnehmer auf Deutsch zur Sau machen sollte die zu langsam waren. Das war mit das lustigste an diesem Tag, da ich die ersten 30Minuten von Full Metal Jacket und allerlei Bundeswehrsprüche runtergespult habe. Ich habe noch nie so viele eingeschüchterte Gesichter auf einmal gesehen…

Es folgte anschließend die zweite Angriffswelle auf den Strand. Also wieder alle ins Wasser, wieder den Strand erstürmen. Obwohl ich meinen Rucksack mit Beckengurt möglich eng am Körper getragen habe schlackerte der an meinem Rücken beim Gleiten durch den Sand hin und her. Ein unangenehmes Gefühl wenn man bedenkt, was bei der Invasion für Umstände um einen herum waren. Diesmal mussten wir bis zu den Dünen laufen, welche in der Vergangenheit mit S-Draht und Sperren undurchdringlich gemacht wurden. Die Dünen sind in der Szene mit den Bangalores in „Der Soldat James Ryan“ zu finden. Von dort aus durften wir dann in zweier Trupps gleitend vorrücken. Ich hatte das Pech, zusammen mit meinem Partner ein Teamgewicht zu ziehen. Ab einem bestimmten Punkt ging es dann in geduckter Haltung hoch zu den wohlbekannten Artillerie Observationsbunkern. Die Dinger stehen noch heute dort und sind auch begehbar. Oben auf dem Bunker gab es dann ein kleines Frühstück und wieder eine Geschichtsstunde. Noch während der Geschichtsstunde überflogen einige moderne Kampfjets, Hubschrauber, aber auch ältere Museumsmaschinen in extremen Tiefflug den Strand und haben dabei diverse male einen ihren ganz persönlichen Gruß an uns gerichtet. Highlight war eine Formation aus ca 20 C-47 Maschinen samt Geleitschutz die über uns sehr niedrig hinwegflogen.
Gegen 0900 sollten wir uns dann noch einmal ins Wasser stürzen um uns grob zu reinigen, da wir uns für ca. eine Stunde auf die Gedenkstätte – welche ich auch schon einen Tag zuvor besucht habe – begeben wollten. Das Gerödel haben wir an einer Hecke abgelegt und dann ging es zunächst ins Museum und anschließend über den Friedhof. Die beigelegten Bilder lasse ich mal ganz für sich allein sprechen.

Da am nächsten Tag die große Gedenkfeier stattfinden sollte zu der auch Trump geladen war, durften wir leider nicht alle Teile vom Friedhof besuchen. Es war jedoch beeindruckend zu sehen wer so alles dort ist. Ganze Kompanien vom 75th Ranger Regiment, der 1. Infantry Division, Kanadier, Briten usw. Dazu noch viele Veteranen und deren Familien (sehr kurios: viele der Familienmitglieder trugen extra T-Shirts mit Aufdruck „PROUD MEMBER OF A OMAHA BEACH VET“) Amis eben... In regelmäßigen Abständen erfolgten noch donnernde Salutschüsse aus alten Kanonen. Das Zeitfenster für die Besichtigung war auf ca eine Stunde begrenzt und anschließend begaben wir uns wieder an den Sammelpunkt, wo wieder aufgerödelt wurde.

Ziel unseres Marsches war mit einigen Umwegen das Point du Hoc. Das Teamgewicht und die zahlreichen Wasserreserven (die großen 3 Gallonen Kanister..) wurden abwechselnd durch die Gruppen von vorne nach hinten und von hinten nach vorne gereicht. Gleichzeitig wurden noch die Fahnenmasten der an der Invasion teilnehmenden Nationen mitgeschleppt. Es gab also ordentlich was zu tun… wir marschierten entlang des Strandes bis wir zum Omaha Beach Memorial „Les Braves“ ankamen, welches sich glaube ich im Landungsabschnitt „Easy Red“ befindet. Es setzt sich aus drei Elementen zusammen: „The Wings of Hope“ (Flügel der Hoffnung), „Rise, Freedom!“ (Erhebe dich, Freiheit!) und „The Wings of Fraternity“ (Flügel der Brüderlichkeit).
Von dort aus ging es dann weiter quer durch den Ladungsabschnitt. Erst einen steilen Pfad hoch auf die Klippen, durch hohe Felder, enge Straßen und vorbei an Bauernhöfen die noch wie früher aussahen und verlassenen Bunkern. Das Wetter spielte mit und es waren gerade in den Feldern etwa 30 Grad. Die geführten Konversationen untereinander waren sehr interessant und dienten definitiv der Völkerverständigung. Die Landschaft ist dort wirklich sehr schön und ständig fühlt man sich an „Der Soldat James Ryan“ bzw. „Band of Brothers“ erinnert. An einem Treffpunkt wurden dann die „GoRuck Light“ Gruppe mit unserer zusammengeführt. Kurz vorm Point du Hoc haben wir dann noch ein schönes Gruppenfoto in einem der Granattrichter gemacht und noch eine Geschichtsstunde bekommen. Am Ziel angekommen wurde dann eine Art Abschlusszeremonie der Cadres durchgeführt, die selbst beim 75 Ranger Regiment waren. Es wurde das Ranger Credo vorgetragen, da das Point du Hoc über die Klippen von eben diesen Rangern erstürmt wurde. Es wurde Bier ausgegeben und das ersehnte Patch verteilt. Anschließend wurde noch die Gegend mit seinen zahlreichen großen Granattrichtern erkundet.

Nachfolgend habe ich mich mit meinem Fahrrad, welches ich einen Tag zuvor dort abgestellt habe, auf den Rückweg gemacht. Das ganze Event ging ca 14 Stunden.

Hier noch ein paar sehr interessante Links mit Bildern und Videos vom Event sowie ein Best of Fotoalbum.
https://imgur.com/a/a3k5aOa

Star Course:
https://blog.goruck.com/rucking-training/75th-anniversary-normandy-star-course-aar-by-emily-mccarthy/
Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=j16QCZlPwgg
https://www.youtube.com/watch?v=9o5B_Pt3kdM
https://www.youtube.com/watch?v=9AAdiq-4vcI ( bei 0:44 laufe ich durchs Bild)
https://www.youtube.com/watch?v=REULfLZ8bs8

Blog:
https://blog.goruck.com/travel/normandy-the-most-american-place-on-earth/
https://blog.goruck.com/rucking-training/d-day-75th-anniversary-omaha-utah-beach-normandy-challenges/
Ich kann es nur empfehlen mal dort hin zu fahren. Die gesamte Gegend ist während der D-Day Festlichkeiten extrem mit alten Militärmaterial überfüllt. Das war insgesamt sehr beeindruckend und hat Spaß gemacht, mit verschiedenen Nationen zusammen zu arbeiten.
« Letzte Änderung: 21. November 2019, 17:02:22 von bayern bazi »
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Antw:Erfahrungsbericht "GoRuck" / Normandie / D-Day
« Antwort #1 am: 21. November 2019, 11:59:50 »

Sehr interessantes Event.
werde ich mal in die Planung aufnehmen.
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