Autor: MissyS
« am: 01. März 2015, 18:39:45 »
26.2.
Um punkt 5 Uhr klingelten die Wecker. Nach der Morgentoilette und mit allen nötigen Unterlagen trafen wir uns um 5.45. zum Frühstück. Hier hat man nicht sonderlich viel Zeit, also schmiert euch lieber das zweite Brötchen zum Mitnehmen.
Um 6.10 saßen wir alle wieder in dem Raum vom Vorabend, wo uns eine zivile Mitarbeiterin in zwei Gruppen einteilte. Jede Gruppe erhielt zwei Wortpaare, von welchem man sich eines aussuchen durfte. Dann musste man in 30 Minuten einen Kurzaufsatz schreiben, in welchem man diese Begriffe definiert, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeitet und zum Schluss ein Fazit zieht. Ihr dürft euch vorher keine Notizen machen, also schreibt am besten nicht gleich drauf los, sondern überlegt genau, wie ihr das Ganze gestalten wollt.
Sobald man fertig ist, darf man sein Blatt abgeben und zur nächsten Station gehen. Die nächste Station ist IMMER der Personalberater, egal was auf eurem Laufzettel steht. Erst der Personalberater schickt euch weiter. Es kommt nämlich auch vor, dass sich der Verlauf ändert und zwischendurch noch zum Arzt müsst.
Das war dann auch meine zweite Station nach dem Aufsatz. Beim Arzt durchlauft ihr zunächst aller Voruntersuchungen: Wiegen, Messen, Urinprobe, Hörtest, Sehtest (räumliches Sehen, Farbsehen, Nacht- und Blendsehen). Dann kommt ihr zur Hauptuntersuchung, wo eure gesamte Anamnese erhoben wird, auch von Eltern und Großeltern. Dann folgt die körperliche Untersuchung, Blutdruckmessung in Ruhe und nach Belastung (20 Kniebeuge). Zum Schluss wird euch dann vom Arzt offenbart, welchen Tauglichkeitsgrad ihr erreicht habt und ob ihr für eure Wunschverwendung geeignet seid. Ich muss leider noch einen Facharztbefund nachreichen, aber sonst spricht nichts gegen meinen Wunsch als SanOA.
Nach dem Arzt wurde ich zum PMO geschickt, einem Computertest für Persönlichkeitsmerkmale eines Offiziers. Das sind insgesamt 116 Fragen, hauptsächlich über Drogen und Alkoholmissbrauch, Rassismus, Arbeitseinstellung und Umgang mit anderen. Es ist eigentlich immer wieder die selber Frage, nur minimal anders formuliert. Also seid einfach aufrichtig bei der Beantwortung, dann kann nichts passieren.
Und nein, als SanOA braucht man keinen Mathetest machen, wenn man sich ausschließlich für medizinische Studiengänge beworben hat.
Um 9.00 Uhr ging es dann für alle geschlossen ins Gruppensituationsverfahren. Die Gruppen bestehen aus 3 bis 5 Bewerbern und werden von 2 bis 3 Offizieren/Psychologen geprüft.
Zunächst gibt es zwei Planspiele. Beim ersten müssen alle gemeinsam eine Krisensituation bewältigen, beim Zweiten geht es um einen Ressourcenengpass.
Wie man dort am besten besteht ist Thema in vielen Büchern, dazu schreibe ich hier nichts weiter (empfehlen kann ich das Buch von Hesse/Schrader zu Testverfahren bei Polizei und Feuerwehr).
Der letzte Punkt war ein Kurzvortrag, der jeder Bewerber selbst zu erarbeiten hatte. Jeder hat ein anderes Thema und 25 Minuten Zeit für die Vorbereitungen. Dabei geht es um ein Problem, für das zwei unterschiedliche Lösungen vorgeschlagen werden, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen. Ihr müsst euch da für eine Möglichkeit entscheiden und diese Entscheidung nachvollziehbar begründen. Hierbei geht es vor allem darum, zu schauen, ob ihr frei und verständlich reden und euch ausdrücken könnt.
Wichtig hierbei ist, dass von den anderen Prüflingen kein bewertendes Urteil abzugeben ist. Ihr dürft also weder klatschen, lächeln, Fragen beantworten und schon gar nicht reden, wenn ihr nicht vorne steht.
Anschließend werden von den Prüfoffizieren eure Termine für das Interview bekannt gegeben. Ihr werdet also von den gleichen Leuten befragt, die euch auch schon im GSV bewertet haben. Ich war als zweites an der Reihe und habe so lange im Warteraum... nun ja, gewartet. Die Betreuungsoffiziere haben dort für eine lockere Atmosphäre gesorgt und versucht, mit letzten Tipps ein wenig die Anspannung zu lindern.
Zum Interview sei so viel verraten, dass jedes Gespräch hoch individuell ist. Die Prüfer wollen euch als Bewerber besser kennenlernen und schauen, wie ihr in die Bundeswehr passt. Ich persönlich empfand das Gespräch als ziemlich angespannt und musste mich oft rechtfertigen für bestimmte Aussagen, die ich vorher im Fragebogen getroffen habe. Nach dem Gespräch wird man ein paar Minuten vor die Tür gebeten, damit die Prüfer sich beraten können, und ich hatte schon ein ziemlich mulmiges Gefühl. Im Endeffekt hat es dann doch gerreicht und man bekommt den Bescheid über die Offizierseignung. Damit war die zweite Hürde (nach der gesundheitlichen Tauglichkeit) geschafft und ich war so erleichtert, dass ich leider vergessen habe, mir bei den Prüfern mein Feedback abzuholen. Das kann ich nur empfehlen. Lasst euch sagen, wo die Prüfer noch eventuelle Schwächen bei euch sehen, und wie ihr im Gruppensituationsverfahren abgeschnitten habt, damit ihr noch weiter an euch arbeiten könnt.
Mit einem sehr guten Gefühl ging es dann also zum Mittagessen, da ich heute auf jeden Fall noch hierbleiben würde. Beim Essen erfuhr man dann schon von den ersten Ausfällen. Einige, mit denen ich gerechnet hatte, andere wiederum überraschten mich.
Danach ging es für mich weiter mit dem Sanitätstest. Nach dem Mittagessen leider zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt gelegen, da die Konzentration nach dem Essen einfach nicht mehr so hoch war.
Der SanTest wird am Computer gemacht und ist ähnlich aufgebaut wie der TMS (Test für medizinische Studiengänge). Auf den kann man sich sehr gut vorbereiten, insofern wusste ich in etwa, was auf mich zu kommt. Es waren 2x20 Fragen, für die man je 40 Minuten Zeit hat. Nehmt euch auf jeden Fall eine Uhr mit, da weder auf dem Bildschirm noch im Raum eine Uhr hängt, an der man sich orientieren kann. Ansonsten kommt es hierbei wirklich auf Konzentration an. Man braucht absolut keine medizinischen Vorkenntnisse, allerdings schaden sie einem hier auch nicht.
Danach war ich recht froh über die eine Stunde Pause, in der ich noch mal kurz auf der Stube die Augen zu gemacht habe. Eine Mitbewerberin aus der Stube war schon abgereist, daher war es recht ruhig und man konnte sich vom Prüfungsmarathon des Vormittags erholen.
Für die Bewerber, die im Karriere Center noch kein CAT-Test gemacht haben, die müssen ihn dementsprechend hier noch nachholen. Der CAT-Test ist ein einfacher Intelligenztest, bestehend aus Wortanalogien, Mustererkennung und einfachen Matheaufgaben.
Um 15.15 gab es für die vier SanOAs in unserem Durchgang einen Vortrag von einer jungen Stabsärztin über die Ausbildung und den Beruf des Sanitätsoffiziers. Man kann sagen, dass uns sämtliche Illusionen genommen wurden und dass sie uns ungeschminkt erzählte, was auf uns zukommen würde. Wenn man sich vorher gut informiert hat, dann erfährt man hier wenig neues, aber man hat die Möglichkeit, noch mal sämtliche Fragen und Unklarheiten zu klären.
Im Anschluss gab es Abendessen und danach noch einen Einplanungsvortrag. Dieser freundliche Marine Offizier hat uns dann detailliert erklärt, wie eine eventuelle Einstellung zu Stande kommt. Welche Vorraussetzungen erfüllt werden und, was für mich am wichtigsten war, mit welcher Wahrscheinlichkeit man überhaupt ein Zusage bekommen würde. Alleine im Sanitätsdienst gab es dieses Jahr 10 mal mehr geeignete Bewerber als Plätze. Und nur wenn man in der Rangliste der Bewerber im ersten Drittel, besser noch Viertel platziert ist, kann man mit einer Sofortzusage rechnen. Das gab der Euphorie nach der bestandenen Offizierseignung schon einen Dämpfer.
Nach diesem Vortrag ging es für die meisten dann noch mal in die Kantine, für mich allerdings sofort ins Bett, da ich mir eine Erkältung eingefangen hatte und für den Sporttest am nächsten Morgen einigermaßen fit sein wollte.
27.2.
Bis 6.15 Uhr sollten die Betten abgezogen und die Wäsche bei der Heimleitung abgegeben worden sein. Also standen wir entsprechend früh auf und waren dann gegen 6 Uhr beim Frühstück. Diesmal konnten wir uns Zeit lassen, da wir erst um 7 in Sportsachen im Prüfgebäude sein sollten. Dort gab es noch mal eine kurze Einweisung von unserem Personalberater, der auch die Sportprüfung mit uns machen würde.
In der Halle durften wir uns erstmal erwärmen und die ersten zwei Stationen aufbauen. Dann wurden wir in 3 Gruppen eingeteilt, die erste begann mit dem Sprinttest, der Rest musste in den Umkleidung warten. Da wir nur noch 6 Frauen waren, verhielten wir uns relativ ruhig und versuchten, in der Wartezeit nicht wieder kalt zu werden. Wenn ihr in die Halle gerufen werdet, denkt dran, keine Getränke, Handtücher oder Jacken mitzunehmen, wenn ihr euch nicht einen streng tadelnden Blick vom Stabsfeldwebel einfangen möchtet. Ich hatte meine Sportjacke angelassen (wegen der Erkältung) und musste sie zum Sprinten ausziehen, allerdings hatte das bis auf erwähnten Blick keine weiteren Konsequenzen. Auch darf man seine Kameraden weder anfeuern oder klatschen oder sonst irgendwas. Man darf einfach nur da stehen und atmen, was ich ein wenig schade fand. Mit einer gewissen moralischen Unterstützung hätte der ein oder andere bestimmt noch mehr Leistung aus sich herausholen können.
Der Ablauf des Sporttests (BFT) sollte jedem bekannt sein, deswegen gehe ich jetzt nicht weiter darauf ein. Nur so viel, dass alle diesen Test bestanden haben.
Danach durften wir in der Unterkunft duschen und unsere Stuben räumen, alles bei der Heimleitung wieder abgeben und die Koffer im Prüfgebäude im Keller einschließen.
Dann hieß es warten. In unserem Durchgang waren noch knapp 30 Leute übrig, die jetzt auf die Studienberatung oder direkt auf den Einplaner warteten.
Bei den SanOAs ist die Studienberatung obligatorisch. Hier wir geprüft, ob man auch wirklich für ein Medizinstudium geeignet ist. Die Stabsärztin, die gestern den San-Vortrag gehalten hatte, holte jeden von uns einzeln in ihr Büro und unterhielt sich mit uns über unsere persönliche Motivation und unsere Vorkenntnisse. Dabei ging sie einmal quer Beet durch sämtliche Themenbereiche auf Abiturniveau. Biologie, Physik, Chemie... dabei durfte man sich ein Thema aussuchen, das einem besonders liegt, und darüber ein wenig referieren und Fragen beantworten. Dann wird man kurz vor die Tür gebeten und die Stabsärztin trägt ihre Ergebnisse in den PC, der dann die individuelle Studieneignung ausdruckt. Im Anschluss erhält man noch ein kurzes Feedback und darf dann wieder im Warteraum Platz nehmen. Mittlerweile waren nur noch knapp 10 Leute da, die auf ihre Einplanung warteten. Viele aus unserem Durchgang haben eine Direktzusage bekommen. So auch 3 von den 4 SanOAs.
Beim Einplaner bekam man dann eine wunderhübsche Bundeswehr-Armbanduhr und eine Urkunde. Dann wird einem offenbart, wie die Ergebnisse der einzelnen Prüfungen waren und wo in etwa auf der Rangliste man sich befindet. Wäre da bei mir nicht die Facharztauflage gewesen, wäre ich sofort auf eine Stelle eingeplant worden, so bekam ich erstmal nur eine vorläufige Zusage. Hier muss man sich als SanOA für eine Uniform entschieden.
Trotzdem fiel mir ein riesengroßer Stein vom Herzen, da ich Angst hatte, wegen der Erkältung den Sporttest nicht zu bestehen (man bekommt beim Test direkt keine Zeiten angesagt). Doch hier war alles gut und ich ging mit einem Hochgefühl aus dem Büro des Einplaners, das ich wirklich jedem wünsche, dort zu erfahren.
So ich hoffe ich konnte noch die eine oder andere offene Frage beantworten.
Euch und Ihnen noch einen schönen Abend.