Die Sache ist relativ einfach, wenn an der besonderen Altersgrenze geschraubt wird, dann wird die Bundeswehr reihenweise BS-Personal frühzeitig an den öffentlichen Dienst im Rahmen eines Dienstherrenwechsels bzw. Verlangen der Entlassung und Einstellung im Öffentlichen Dienst verlieren. Bei den Ärzten wären wir dann vermutlich innerhalb kürzester Zeit in einem Bereich, der jegliche Einsatzbereitschaft der Truppe ausschließt.
Wer ist denn so unintelligent und bleibt bei einem Dienstherren, der ihn regelmäßig quer durch die Republik verschiebt, in Auslandseinsätze schickt, die Laufbahnperspektive regelmäßig bei A9 bzw. A14 endet und dann trotz erheblicher körperlicher Mehrbelastung eine normale Zurruhesetzung vergleichbar mit dem öffentlichen Dienst mit 67 ansteht?
- Richtig, da geht jeder, der gehen kann. Und da der Öffentliche Dienst in den nächsten Jahren 50% seines Personals regenerieren und von ca. 20% Mehreinstellungen schultern muss ist das genau der richtige Zeitpunkt, um frustrierten Berufssoldaten den Abschied von ihrem derzeitigen Dienstherrn so leicht wie möglich zu machen.
Warum soll ich denn bei der Bundeswehr bitte mit so einer Perspektive weitermachen, wenn ich z.B. beim BAMF oder der Bundesagentur für Arbeit direkt mit A15 einsteigen kann und keine beschränkte Laufbahnperspektive habe?
Aber das hier:
Warum sollten dann Portepees auf warmen Bürodienstposten mit 55 in den Ruhestand versetzt werden, wenn die Krankenschwester mit 67 noch arbeiten muss?
ist genau die "Denke", der wir zum Beispiel auch das neue unpraktikable und völlig am Bedarf der Truppe vorbeigeschriebene Soldatenbeteiligungsgesetz verdanken.
Wir haben
derzeit eine Bundeswehr in der ein großer Teil der Soldaten sich in administrativen Aufgaben in Ämtern, "Zentren" und diversen Ministerien wiederfinden. Gleichzeitig ist die operative Einsatzfähigkeit der Bundeswehr mangels Verbänden und Ausrüstung (vor allem fliegender) stark beschränkt, bzw. nicht vorhanden. Dadurch wird der "Amtstäter" unter den Soldaten offenbar für viele Personen mit arg beschränktem Horizont und ausschließlichem Kurzzeitgedächtnis zum Prototypen des deutschen Soldaten.
Letztlich ist dieser desolate Zustand der Bundeswehr aber nur eine Momentaufnahme und es wird - da bin ich mir absolut sicher - in den nächsten 10 Jahren dank der europäischen und weltweiten Sicherheitslage ein massives Rückorientieren zu Landes- und Bündnisverteidigung, eine massive personelle Aufstockung und mit Sicherheit auch eine Aktivierung der Wehrpflicht geben. Anders ist mit den bereits jetzt schon bestehenden sicherheitspolitischen Herausforderungen gar nicht umzugehen. Mal kurz der Hinweis: Die Bundeswehr ist eigentlich dafür da, um im Fall der Fälle eingesetzt zu werden und kein nur zum Selbsterhalt gegründeter Verwaltungsapparat.
Und wenn wir wieder eine streitkräftegemäße Struktur und angemessene personelle soldatische Stärke in der Bundeswehr haben brauchen wir über die "Amtstäter" gar nicht mehr reden, denn die sind dann wieder eher die Ausnahme und vor allem dann auch zumeist Soldaten, die auf Grund ihrer Vorverwendung in der Truppe nur noch eingeschränkt verwendungsfähig sind. Und zugegebener Maßen haben wir mittlerweile zehntausende Dienstposten, die eigentlich tatsächlich von Angehörigen der Verwaltung wahrgenommen werden müssten. Egal ob z.B. in der Logistik oder der Personalführung oder Dienstposten, die kein Mensch braucht, wie der Führung des ZSanDstBw - weil den insgesamt keiner braucht.
Aber es ist schon interessant mit was für einer Borniertheit immer wieder die gleichen Fehler im Umgang mit einer ehemals einsatzfähigen Streitkraft, wie der Bundeswehr gemacht werden - nie perspektivisch, sondern immer nur tagesbezogen betrachten.
Gruß Andi