Als Neueinsteiger bin ich über die Berichterstattung in den Medien auf diese Seite gestoßen. Ich freue mich, dass hier mit Ulli ein erfahrener Experte im Forum schreibt. Dass es laut ihm keine Probleme gibt, ist natürlich schön zu hören. Ich habe trotzdem einige Fragen:
Zuerst schreibst du, Ulli, dass die Malariavorbeugung bei der Bundeswehr der bei Zivilisten entspricht. Nun ist es so, dass zivile Reisende über die drei zur Verfügung stehenden vorbeugenden Malariamedikamente (Lariam, Malarone, Doxycyclin) ausführlich informiert werden. Nach intensiver Aufklärung über Vor- und Nachteile, Abwägung von Kontraindikationen usw. erhalten sie schließlich in aller Regel selbst die Wahl, welches der Medikamente sie nehmen möchten. Auch die Möglichkeit einer Standby-Behandlung wird gerade in Regionen mit einem geringeren Risiko und/oder überwiegenden Infektionen des Typs Plasmodium Vivax (z.B. Afghanistan) in Erwägung gezogen. Natürlich bekommen Patienten auch Informationen darüber, dass Malarone in Deutschland im Gegensatz zu anderen Länden keine Zulassung zu einer lange Zeit andauernden Prophylaxe hat. Ebenfalls bekommen sie Informationen darüber, dass Doxycyclin in Deutschland zwar seit langer Zeit für diverse Indikationen zugelassen ist, formal aber keine Zulassung zu Malariavorbeugung hat, während diese in vielen anderen Ländern vorliegt. Gleichwohl betonen die Empfehlungen der zuständigen Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V., dass beide Medikamente - auch für längere Zeit - durchaus hierzulande zur Malariaprophylaxe eingesetzt werden können. Die Bundeswehr weiß das natürlich nur zu gut, denn schließlich gibt sie Tauchern und Piloten Doxycyclin. Erhalten auch alle anderen Soldaten nach ausführlicher Information die freie Wahl, welches Medikament sie nehmen möchten?
Du schreibst weiterhin, dass Soldaten schriftlich über Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Wo kann man den entsprechenden Aufklärungsbogen einsehen? Kannst du ihn eventuell sogar einscannen und ins Netz stellen?
Dass in der ARD ein Angehöriger der Bundeswehr angegeben hat, keine Information über Nebenwirkungen erhalten zu haben, ist nach deiner Meinung ein Fehler des entsprechenden Arztes gewesen. Wie konnte es deiner Ansicht nach zu so einem Fehler kommen? Wie oft kommt es nach deiner Einschätzung zu solchen Fehlern? Und was kann man tun, damit diese Fehler in Zukunft vermieden werden?
Du schreibst hiernach, dass beim Auftreten von Problemen das Medikament umgestellt wird. Wie genau findet man heraus, ob es zu Problemen kommt? Gibt es standardisierte Nebenwirkungsfragebögen? Wenn ja, wie oft werden diese ausgegeben und wo kann man sie einsehen?
Hiernach schreibst du, dass es deines Wissens bislang keinen Vorfall an der Waffe gegeben hat, der mit Lariam in Verbindung stand. Das ist schön zu hören. Dennoch wurde von der Bundeswehr im ARD-Bericht eingeräumt, dass es durchaus bei einigen Soldaten zu psychotischen Symptomen gekommen ist. Wie oft war das genau der Fall? Und wie häufig kam es zu weniger schweren neuropsychiatrischen Symptomen?
Schließlich schreibst du noch, dass fliegendes Personal und Taucher keine Prophylaxe mit Lariam erhalten. Wenn das Medikament tatsächlich so unproblematisch ist, würde mich interessieren, warum man bei diesen Personengruppen dennoch Doxycyclin bevorzugt. Auch wüsste ich gerne, warum bei kurzen Einsätzen in Malariagebieten bei der Bundeswehr Malarone bevorzugt wird.
Ebenfalls wäre es toll, wenn du uns sagen könntest, warum andere Armeen (USA, Niederlande, Norwegen, etc.) kein Lariam mehr verwenden. Gerade die US-Armee hat ja als Erfinder des Medikaments die mit Abstand größte Erfahrung mit dem Mittel. Mit dem Walter-Reed-Institute hat sie auch ein eigenes Forschungsinstitut, das sich mit entsprechenden Thematiken befasst, während es eine vergleichbare Einrichtung der Armee in Deutschland nicht gibt. Handelt es sich bei dem Verzicht auf Lariam in der US-Armee trotzdem nur um eine unnötige, unbedachte Handlung? Und hast du eine Vermutung, wie jemand wie die von der ARD befragte Dr. Elspeth Ritchie, die immerhin über lange Jahre führende Psychiaterin der US-Armee war, zu ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Lariam kommt?
Schon jetzt danke ich dir sehr herzlich dafür, dass du dir die Zeit nimmst, auf diese wichtigen Fragen zu antworten, um so zur Aufklärung und Beruhigung besorgter Fernsehzuschauer beizutragen.