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Autor Thema: Artillerie: MGRS-Koordinaten und Feuerbefehl  (Gelesen 3691 mal)

BodoHH

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Artillerie: MGRS-Koordinaten und Feuerbefehl
« am: 11. Mai 2017, 05:02:35 »

Hallo zusammen,

mal eine Frage an die Artilleristen. Wie läuft/lief Aufklärung, Zielzuweisung und Feuerkommando in der Praxis ab?

Lage: Jg- oder PzGrenKp verteidigt am VRV.
Feind: vermutl. Mot-SchützenKp im Vorgelände im Dreieckswald.
Auftrag: Feind vernichten/zerschlagen
Punkt A: Was steht mir an Steilfeuerwaffen überhaupt zur Verfügung? Wie ist das geregelt? Kann ich als KpChef nur die PzMrs meines Btl (5./PzGrenBtl 162) anfordern oder auch die PzHbz M-109 (PzArtBtl 165) der Brigade? Wann kommen die Feldhaubitzen zum Einsatz und wann der LARS der RakArt. Ich vermute, letzere nur auf Befehl von Brigade/Division. Wenn nicht gerade Schwerpunkt des Gefechtes im eigenen Vorgelände, müssen wahrscheinlich die Mörser reichen. Wer kann dazu etwas sagen?

Der VB befindet sich mit der Kampftruppe und beobachtet am VRV. Wie beobachtet er aus seinem MTW M-113 heraus? Mit DF über Luke oder unter Luke mittels optischer Geräte? Welche Geräte – außer einem leistungsfähigen SEM – hat der VB Artillerie überhaupt zur Verfügung?

Ziel aufgeklärt. Planzeiger 32U PE 0813 3222 Zielraum Dreieckswald Ausdehnung 150 x 200m
Planzeiger 32U PE 0813 3222 nach MGRS-Koordinaten auf Karte. MGRS: Military Grid Reference System zur Punkt-/Zielbestimmung

VB nimmt Verbindung mit Feuerleit auf.
VB: „HAMMER, hier AUGE. Feuerbefehl. Wirkungsschießen, kommen.“
Feuerleit wiederholt Auftrag
VB: „Planzeiger 0813 3222. Schützen im Wald. Vermutlich Kompaniestärke. Zielachse 3500. 150 mal 200. Splitter und Sprengbrand, 3 Geschützgruppen. Feuerbereitschaft und Flugzeit melden, kommen.“
Feuerleit wiederholt Auftrag und meldet nach einiger Zeit Feuerbereitschaft
VB: „Ich zähle: drei, zwo, eins, FEUER, kommen!“

VB beobachtet Einschläge und korrigiert das Feuer
„50 abbrechen (zu lang), 100 zulegen (zu kurz), 75 links, 30 rechts“

Punkt A: Ich will ja den Dreieckswald bestreichen, reicht Planzeiger 0813 3222 denn aus? 0813 ostwärts und 3222 nordwärts. Muss ich nicht mehrere Koordinaten eingeben? Feuerschlag Planzeiger 0813 3222 bis 0813 3223? Ich habe doch ein Flächenziel und kein Punktziel.
Wie wird die Zielachse berechnet?

Punkt B: Mischung von Sprengbrand/HE und Splitter überhaupt üblich? Welche Wahl des Zünders gibt es? Aufschlagszünder am Boden oder Verzögerungszünder? Oder bei Splitter 2 Meter über Bodenhöhe?

Ich würde mich freuen, wenn die Praktiker unter Euch etwas dazu sagen könnten?
Vielen Dank und Gruss,
Bodo

PS: Von modernen autarken Artilleriewaffen wie der PzHbz 2000 mit eigenständigem Feuerleitsystem ist nicht die Rede, sondern nur von einem klassischen Artilleriegefecht.
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BodoHH

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Antw:Artillerie: MGRS-Koordinaten und Feuerbefehl
« Antwort #1 am: 11. Mai 2017, 05:14:19 »

Ach so, noch etwas.
Nach dem Feuerschlag muss die Geschützgruppe / Batterie verlegen, um nicht von fdl. Konterbatterie aufgeklärt und vernichtet zu werden. Entweder in vorbereitete Wechselstellungen oder bei neuen Feuerstellungen beginnt das Theater dann wohl von vorn: Ausmessen der neuen Feuerstellung, Abtarnen mit Tarnnetz, neue Schusstafel, etc. Ordentlich Stress für die Jungs ;)
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miguhamburg1

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Antw:Artillerie: MGRS-Koordinaten und Feuerbefehl
« Antwort #2 am: 11. Mai 2017, 07:50:17 »

Lieber BodoHH,

dieses klassische Artilleriefeuergefecht gibt es so ja lange nicht mehr. Aber grundsätzlich haben Sie es zutreffend beschrieben.

"Ihr" PzGrenBtl verzögerte/verteidigte ja nicht allein, sondern im Verbund der Brigade und der überstellten Division. Die Operationsplanung der Division koordinierte ja auch den übergeordneten Einsatz der Divisionstruppen - und hierbei spielte dann auch das gesamte Artillerieregiment der Division (je ein Feldartilleriebataillon, ein Raketenartilleriebataillon sowie ein Beobachtungsartilleriebataillon) eine Rolle. Diese Kräfte waren natürlich im Schwerpunkt der Operationsführung der Division eingesetzt, und der Kommandeur des Artillerieregiments als Divisionsartillerieführer plante und koordinierte nicht nur den Einsatz seiner drei Bataillone, sondern war in seiner Funktion auch den Brigadeartillerieführern (Kommandeure der PzArtBtl) fachlich vorgesetzt, denn es mussten ja Feuerräume und -zeiten festgelegt und eingehalten werden, damit nicht irgendwelche Truppenteile wild in de Pampa schossen und damit Friendly Fire auf eigene, verzögernde und aufzunehmende Kräfte beispielsweise richten.

Im Rahmen der befohlenen Operation der Brigade wiederum beriet der Kommandeur des PzArtBtl seinen Brigadekommandeur bei der Operationsplanung seiner Artilleriekräfte, die grundsätzlich natürlich im Schwerpunkt der Operationsführung der Brigade eingesetzt waren. Die VB der PzArtBtl wurden sodann den Kompaniechefs der Kampfbataillone (und Spähtruppführern der PzAufklBtl als Kampfverbände) auf Zusammenarbeit angewiesen. Die VB wiederum schlugen den KpChefs ihre Stellungen und Ausweichstellungen vor, von denen aus sie dann arbeiteten. Je nachdem, ob der Brigadeartillerieführer die Mörserkompanien der PzGrenBtl anderweitig einsetzen wollte, standen sie den Kommandeuren dieser Truppenteile zur Verfügung und setzte die Mörserkräfte seines Bataillons im Rahmen seiner Operationsführung nach Beratung mit dem Chef als "Bataillonsartillerieführer" ein.
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Beobachter

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Antw:Artillerie: MGRS-Koordinaten und Feuerbefehl
« Antwort #3 am: 11. Mai 2017, 10:06:55 »

Der VB befindet sich mit der Kampftruppe und beobachtet am VRV. Wie beobachtet er aus seinem MTW M-113 heraus? Mit DF über Luke oder unter Luke mittels optischer Geräte? Welche Geräte – außer einem leistungsfähigen SEM – hat der VB Artillerie überhaupt zur Verfügung?
Ab 1979 war der M113 Optronic in der Truppe. Dieser hatte eine optische Zielvermessungsanlage, d.h. man konnte eine kleines Periskop ausfahren und Ziele anlasern, um so die Koordinaten zu ermitteln.
Der M113 Optronik hatte zwei SEM 80/90 und ein SEM 70 an Bord. Eines davon war für den Datenfunk vorgesehen. Die Daten wurden mittels DEA 64 (Datenein- und Ausgabegerät / 64 steht für die max. nutzbaren Zeichen)verarbeitet. 

Zitat
Punkt A: Ich will ja den Dreieckswald bestreichen, reicht Planzeiger 0813 3222 denn aus? 0813 ostwärts und 3222 nordwärts. Muss ich nicht mehrere Koordinaten eingeben? Feuerschlag Planzeiger 0813 3222 bis 0813 3223? Ich habe doch ein Flächenziel und kein Punktziel.
Wie wird die Zielachse berechnet?
Zur Koordinate: Die Koordinate ist der Zielmittelpunkt. Um diesen Zielmittelpunkt bildet man dann das gedachte Rechteck der Zielgröße.
Die Zielachse ist die Linie anhand der das "Rechteck" der Zielgröße ausgerichtet wird.
Beispiel: Fdl. Kräfte haben sich hinter einem Bahndamm verschanzt. Die Bahnlinie verläuft in diesem Bereich genau von Ost nach West, also hätte man hier eine Zielachse von 16-0-0 oder 48-0-0. Welche Zielachse man in diesem Fall dann wählt, wäre eine artilleristische Spitzfindigkeit und hängt davon ab aus welcher Richtung die eigene Artillerie auf das Ziel wirkt.

Zitat
Punkt B: Mischung von Sprengbrand/HE und Splitter überhaupt üblich? Welche Wahl des Zünders gibt es? Aufschlagszünder am Boden oder Verzögerungszünder? Oder bei Splitter 2 Meter über Bodenhöhe?
Eine Mischung von Zündereinstellungen / von verschiedenen Zündern in einem Feuerkommando ist bei der Artillerie eher unüblich. (Bei den Mörsern hingegen werden im selben Feuerkommando durchaus Sprengeschosse sowohl mit Aufschlagzünder, als auch Annäherungszünder verschossen)
Gegen Infanterie setzt man Sprenggeschosse (HE) ein. Je nachdem wie sich die Infanterie verhält, bzw wo sie ist, wird das Sprenggeschoss mit verschiedenen Zündern bzw. Zündereinstellungen eingesetzt.
Grober Anhalt:
1. Infanterie ohne Deckung: HE mit Annäherungszünder oder Doppelzünder, um das Sprenggeschoss über den Köpfen explodieren zu lassen, um so maximale Splitterwirkung zu erzielen. Diese Variante kommt auch bei Schützenmulden oder offenen Kampfständen zum Tragen.
2. Infanterie in Deckung (ausgebauter Stellung): HE mit Aufschlagzünder mit Verzögerung, damit das Sprenggeschoss sich in eine Bedeckung "bohrt" bevor es auslöst und so größere Wirkung hat, oder wenn das Geschoss sich neben der Stellung in den Boden bohrt, dass eine Chance besteht die Stellung "einzudrücken".
3. Infanterie im Wald: HE mit Aufschlagzünder: Die Chance einen Baum zu treffen ist sehr hoch, also explodiert das Geschoss über der Infanterie mit der entsprechenden Splitterwirkung des Geschosses und außerdem produzieren die getroffenen Bäume noch zusätzliche Splitter.  ;) 
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BodoHH

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Antw:Artillerie: MGRS-Koordinaten und Feuerbefehl
« Antwort #4 am: 11. Mai 2017, 17:12:50 »

Großartig!!! An die beiden meinen herzlichen Dank! Das hilft mir sehr für ein besseres Verständnis!
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