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Ameriaca's Army 3 ?? sinnvoll oder sinnlos

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F_K:

--- Zitat ---Was wohl auf jede Armee der Welt zutrifft
--- Ende Zitat ---


Lieber Army Strong,

in diesem Fall einfach mal: NEIN.

Die Musterungsvorschriften der Bw (und viele andere Armeen) läßt eine Einstellung mit solchen "Gewichten / BMIs" nicht zu - die US Army stellt diese Kameraden erstmal ein  (und versucht dann, das Gewicht zu reduzieren - eine Weiterverpflichtung ist erst danach möglich).

D. h. hier gibt es "dicke" Kameraden in doch erheblicher Anzahl, die es so in anderen Armeen (in der Anzahl) nicht gibt.

Gleiches gilt für das Bildungsniveau - zumindest bisher konnte die Bw stolz darauf sein, auch im Schnitt (erst Recht in der Spitze) sehr "clevere" Mannschafter zu haben.

... ich habe mit US Kameraden (Mannschaftssoldaten) gesprochen - deren aktiver englischer Wortschatz war deutlich geringer als meiner - und so gut ist mein aktiver Wortschatz nicht.

In der US Army gibt es tatsächlich "Schreib - Lese Kurse", um bei manchen Soldaten ein Mindestmass an "Ausbildbarkeit" zu erreichen (da gibt es inzwischen sogar Spielfilme drüber - ich meine, mich an einem mit Danni Divito erinnern zu können - als Literaturlehrer).

(Selbstverständlich gibt es auch in der Bw mal weniger gebildete Kameraden - aber es geht hier ja nicht um den Einzelfall - sondern um einen Querschnitt).

schlammtreiber:

--- Zitat von: F_K am 10. Oktober 2011, 09:20:54 ---Gleiches gilt für das Bildungsniveau - zumindest bisher konnte die Bw stolz darauf sein, auch im Schnitt (erst Recht in der Spitze) sehr "clevere" Mannschafter zu haben.

--- Ende Zitat ---

Ist das denn notwendig? Ich meine, gerade in der Mannschaftslaufbahn?
Mir ist schon aufgefallen, dass gerade von unseren Offizieren hier im Forum des öfteren der drohende oder bereits vorhandene niedrige Bildungsstand (SaZ Mnsch) angemahnt wird. Mag sein, dass dies statistisch-objektiv belegbar ist, mir geht es aber mehr um die Frage: wenn es so ist, ist das überhaupt ein Problem?

Ich denke, als Offizier hat man vielleicht eine etwas verzerrte Perzeption dessen, was ein "normaler" Mensch im Kopf hat... haben sollte. Denn i.d.R. habt Ihr ein Gymnasium oder eine ähnliche Schule besucht, danach Offizierschule und Studium, die anschliessende Verwendung war ebenfalls gehobenes Niveau, und auch die peer group am Arbeitsplatz (zum Gutteil eben andere Offiziere) dürfte dem entsprochen haben. Nicht unwahrscheinlich ist auch, dass Euer privates soziales Umfeld ein ähnliches Bildungsniveau aufweist. Ergo habt Ihr Euer Leben hauptsächlich unter Personen zugebracht, welche zum oberen Drittel, mindestens zur oberen Hälfte der Bildungspyramide zu zählen sind. Und dementsprechend mehr erwartet Ihr evtl auch von Eurem Gegenüber.

Als Mannschafter mit infanteristischer Verwendung hatte ich naturgemäß eine andere empirische Prägung. In der AGA (Hochsommer, d.h. Abiturientenquartal) gehörte ich ohne Abi zu den "ungebildetsten" circa 20% der Kompanie, habe eben die LK-Anekdoten nicht verstanden und konnte eben nicht über lateinische bonmots lachen. Geschadet hat es nicht, ich habe trotzdem gelernt unfallfrei eine Handgranate zu werfen und das MG zu handhaben. In der Vollausbildung habe ich es eben nicht gerafft, wenn der Zugführer süffisant irgendwelche Zitate von Goethe, Schiller, Lessing einbaute. Geschadet hat es nicht, ich habe trotzdem gelernt ein Haus freizukämpfen oder einen Panzer zu knacken. Als ich dann selbst ausbilden sollte und wieder Abiturienten vor mir hatte, habe ich eben wieder dieses oder jenes nicht verstanden, aber geschadet hat es nicht, ich konnte ihnen trotzdem beibringen wie man eine Feldlafette einrichtet oder ein BiV bedient. Unter dem Strich habe ich mich als einfach gestrickter Stoppelhopser unter (oft) einfach gestrickten Stoppelhopsern wohl gefühlt und war ein guter bis sehr guter Soldat (so die Einschätzung meiner Vorgesetzten) der auch das Vertrauen und die Anerkennung seiner Kameraden genoss. Höhere Bildung habe ich dafür nie benötigt, zumindest nicht in meiner Verwendung, denn da war das komplizierteste Stück Technik ein SEM-52 oder ein BiV-Aufsatz. Mir ist bewusst, dass das in anderen, technischen Verwendungen bspw anders sein mag, aber ich denke in den meisten Gebieten kommt man auch ohne humanistische Bildung zurecht.

Ich muss nicht wissen, wer Cicero war, um eine Mörserstellung in der Flanke zu fassen...

miguhamburg1:
Lieber Schlammi,

Sie beschreiben hier sicher ganz viel Zutreffendes. Doch neben dem Abitur gibt es die mittlere Reife und Hauptschulabschluss - und Beides häufig sogar noch mit qualifizierter Berufsausbildung. Und das sollten wir nun mal nicht vergessen beim Blick darauf, mit welchem Bildungsniveau die überwiegende Anzahl der Soldaten in den Streitkräften dienen. Einmal ganz davon abgesehen, wieviel ZugführerOffz lateinische Bonmots oder andere intellektuelle Höhenflüge in ihre Umgangssprache auch in der Ausbildung einflechten:

Die Bundeswehr hat als Führungsprinzip - im Übrigen entgegen den Streitkräften der USA, Großbritanniens und anderer Verbündeter! - das "Führen mit Auftrag" oder die so genannte "Auftragstaktik". Genau dies(e) erfordert von den Untergebenen ein Mindestmaß an Intelligenz, Bildung und praktischem Verstand, um diesem Führungsprinzip gerecht zu werden. Hierauf wird bei der Rekrutierung geachtet, und dies ist auch einer der großen Vorteile, die die Bw mit ihren Mannschaftsdienstgraden auch immer realisieren konnte. Genau diese Menschen gehören allerdings zur Mittelschicht unserer Bevölkerung, und um die ging es bei der Diskussion hier.

In den US-Streitkräften (und anderen Armeeen, die die längere Zeit ihres Bestehens Freiwillgenarmeen waren) gibt es seit jeher unverändert das Führungsprinzip "Führen per Befehl" oder die Befehlstaktik. Im Gegensatz zur Auftragstaktik brauchen die Soldaten einfach nur das zu tun, was ihnen im Einzelnen befohlen wird. Dementsprechend ist auch das Ausbildungsprinzip (vereinfacht ausgedrückt) ganz einfach an den abverlangten Antworten der Soldaten abzulesen: "Yes Sir" oder "No Sir". Da den Unterstellten kein Mitdenken im Sinne "Freiheit innerhalb der Grenzen bei der Auftragsdurchführung" abverlangt werden, brauche ich im Schnitt - und gerade auch bei den Mannschaften - kein durchschnittliches Bildungsniveau. Und demzufolge rekrutiert die US-Armee vorwiegend im Unterschichtsmilieu ihres Landes.

StOPfr:
Schöner, vielfach zutreffender Text   ;)! Trotzdem ein Hinweis:


--- Zitat von: schlammtreiber am 10. Oktober 2011, 10:54:21 ---Ich muss nicht wissen, wer Cicero war, um eine Mörserstellung in der Flanke zu fassen...
--- Ende Zitat ---

Mit Cicero im Hinterkopf macht es noch mehr Spaß  :D! 

schlammtreiber:
Die Notwendigkeit von praktischem Verstand, um Aufträge gut ausführen zu können, möchte ich gar nicht in Abrede stellen - allerdings hat das m.E. nichts oder sehr wenig mit formaler Bildung zu tun. Das Gelände lesen können, das richtige Fingerspitzengefühl haben, auf Lageänderungen schnell reagieren können... all das lernt man nicht an der Schule. Manche "haben es" einfach, andere lernen es in der Ausbildung, durch Erfahrung, unabhängig vom Realschulabschluss oder der Mechatronikerlehre.
Auch aus bildungsfernen Menschen kann man gute Soldaten machen. Charaktereigenschaften wie Durchhaltevermögen ("stumpfsinnig", "dickköpfig"), Aggressivität ("gewaltbereit", "latent gefährlich"), Risikobereitschaft ("leichtsinnig", "unbedacht") und natürliches Führungsvermögen ("vorlaut", "Anstiftertyp") halte ich für wesentlich wichtiger. In Klammern übrigens die negativ konnotierten "zivilen" Vokabeln für die entsprechenden Indikatoren, deren Vorhandensein sich im Bildungsbetrieb eher hinderlich bemerkbar machen dürfte.

Es soll Leute geben, die als Jugendliche ganz (!) weit den bad boy raushängen lassen, wegen Schlägereien erstmal ´ne Zelle von innen sehen, von der Schule fliegen, dann ohne erlernten Beruf eingezogen werden, in der AGA zuerst wegen großer Fresse auffallen und entgegen vorheriger Einplaung zur Fußtruppe "strafversetzt" werden, sich überhaupt erst nach ihrer aktiven Dienstzeit mal durch eine Lehre etc quälen, aber trotzdem vier Jahre lang gute Soldaten waren. Daher plädiere ich dafür, den bildungsfernen Wilden eine Chance zu geben.

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