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Erfahrungsbericht AC der Bundeswehr in Köln - Seiteneinstieger 06.03-08.03.22

Begonnen von Goldgelber, 20. März 2022, 20:31:50

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Goldgelber


Erfahrungsbericht Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr in Köln - Seiteneinsteiger

06.03 - 08.03.2022

  Da mir dieses Forum und besonders die Erfahrungsberichte enorm weitergeholfen haben, möchte ich mich jetzt bedanken in Form meines Erfahrungsberichtes. Dieser wird sehr lang und ausführlich sein - aber je mehr Infos desto besser, denke ich mir! Er ist unterteilt in die Kapitel: ,,Zu mir", ,,Allgemeine Vorbereitung", ,,Bewerbung", ,,Vorbereitung", ,,Das Asses-sment" und ,,Wie es jetzt weiter geht" Viel Spaß beim Lesen!

  Zu mir: Ich bin ein 23-jähriger Student eines ingenieurwissenschaftlichen Masters an einer Fachhochschule. Abitur 2017, Bachelorabschluss 2021. Ich wollte eigentlich schon lange zur Bundeswehr, aus verschiedenen Gründen habe ich mich entschieden, erst ein ziviles Studium abzuschließen.
Allgemeine Vorbereitung: Meiner Überzeugung nach reift der Entschluss zur Bundeswehr zu gehen, besonders in die Offizierlaufbahn nicht über Nacht. Deshalb zähle ich auch vieles zur Vorbereitung, was ich die letzten Jahre, vor meiner Bewerbung, gemacht habe:
-   zwei Praktika
-   Tage der Bundeswehr (leider in den letzten Tagen nur online)
-   Videos und Artikel über die BW gelesen
-   Bücher und Zeitschriften
-   Gespräche mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten
-   auch viele amerikanische und britische Videos/Texte zum Themenbereich Militär, Führung, Krieg, Offizier, Einsatz, usw.
-   Sport
-   Podcasts (z.B. ,,Funkkreis" oder ,,Sicherheitshalber")

Dadurch hat sich der Wunsch herauskristallisiert, dass ich Offizier in den Kampftruppen oder Kampfunterstützern des Heeres werden möchte. Aber ich war auch bis zum Einplaner offen für andere Iden - aber es hat dann alles so geklappt wie gedacht! :)

  Bewerbung: Ich habe per Instagram Kontakt mit einer befreundeten Karriereberaterin auf-genommen, die mich dann an eine Karriereberatungsbüro verwiesen hat. Nach einem Tele-fonat ging ab dann der Kontakt und die komplette Bewerbung direkt mit dem AC Köln von-statten. Ich wurde von Anfang an als Seiteneinsteiger bzw. Akademiker als Offizier geführt. Einmal die Daten als Tabelle:
-   Kontakt mit Karriereberatung aufgenommen: 01.11.2021
-   Beratungsgespräch per Telefon mit Karriereberatung: 02.11.2021
-   ab dann nur noch direkt mit Köln per Mail in Kontakt
-   besprochene Unterlagen nach Köln geschickt: 15.11.2021
-   Eingangsbestätigung: 15.11.2021
-   Antwort aus Köln mit Formularen, die ich ausfüllen sollte: 15.12.2021
-   meine Antwort mit ausgefüllten Formularen nach Köln: 23.12.2021
-   Eingangsbestätigung: 05.01.2022
-   positive Antwort aus Köln (ich solle anrufen zur Terminabsprache): 11.02.2021
-   Telefonat: 14.02.2022
-   Unterlagen aus Köln kommen per Post an (Einladung, Bahn-Gutscheine, Regeln, usw.): 18.02.2022
-   Assessment vom: 06.03.2022 bis zum 08.03.2022


Vorbereitung: Zur konkreten Vorbereitung habe ich jeden Tag die Tagesschau gesehen, einen Nachrichten-Podcast sowie über die BW-News-Radar App die Neuigkeiten aus der Bundeswehr verfolgt.
   Außerdem habe ich für mich schriftlich ausformuliert: ,,Warum will ich Soldat werden?", ,,Warum will ich Offizier werden?" ,,Warum will ich meinen Erst-, Zweit- und Dritt-wunsch?" Das hat mir sehr weitergeholfen, nicht im Sinne eines Auswendiglernens einer Geschichte, sondern um die eigenen Gedanken und Gründe zu ordnen und auch so darzule-gen, dass andere Personen sie nachvollziehen können.
  Dann habe ich mir ganz altmodisch in der Stadtbibliothek etwa 10 Bücher ausgeliehen zu dem Thema ,,Einstellungstest, Logikrätsel, Bundeswehrtest, Mathetest, Rechtschreibung" und da täglich ein paar Seiten geübt. Besonders das Buch und die Webseite von Ausbil-dungspark kann ich wärmstens empfehlen! Ganz wichtig: ihr müsst für eine erstklassige Vorbereitung genau 0 Euro ausgeben! Lasst Euch nicht von irgendwelchen Firmen hinters Licht führen. Man findet auch sehr viel Lernstoff im Internet.
  Außerdem habe ich alte Abiturklausuren aus Bayern gerechnet (auch kostenlos im Internet verfügbar sogar mit kompletten, ausführlichen Lösungen). Besonders wichtig fand ich die Wiederholung des schriftlichen Rechnens, denn auch als Ingenieursstudent benutzt man das quasi nie. Auch Zinsrechnung lohnt sich anzugucken.
  Zusätzlich habe ich mir Lernzettel geschrieben (so wie für eine Klausur), zu den Themen Bundeswehr (Allgemein, wichtige Personen, Geschichte, Rechtliches, Auslandseinsätze, Teilstreitkräfte, Auftrag), Politik (UN, EU, NATO, BRD) und Offizier (Motivation, Vorteile, Nachteile, Ausbildungsgang, meine Stärken und Schwächen, Belastungen). Diese habe ich dann einfach auswendig gelernt, was nicht geschadet hat.
  Als konkrete Lektüre zur Beschäftigung mit der Bundeswehr kann ich empfehlen:
-   Deutsche Krieger von Sönke Neitzel
-   Y-Magazin (kostenlos im Internet erhältlich als pdf)
-   Zielbild Offizier des Heeres (extrem gut meiner Meinung nach)
-   Grundgesetz
-   Weißbuch
  Darüber hinaus habe ich viele Gespräche geführt mit Bekannten, Verwandten und Freunden geführt - auch zu Themen wie meinen Stärken und Schwächen!

Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

Goldgelber

Das Assessment:
1. Tag (Anreise)
- Am Anreisetag bin ich früh losgefahren, um rechtzeitig in Köln anzu-kommen. Vom Hbf bin ich mit dem Taxi gefahren, rechnet mit circa 40€. Auf dem Einla-dungsschreiben steht 14:30 - ich empfehle wärmstens DEUTLICH früher anzureisen. Denn dadurch könnt ihr die Mitbewerber kennenlernen, Eure Stube einrichten und kommt ent-spannt an. Nach der Ankunft wurde man über die Regeln informiert und jeder bekam eine Stube für sich. Um 14:30 mussten wir dann nur mit einem Stift bewaffnet vor dem Gebäude stehen und sind zum ersten Infovortrag zu einem Oberstleutnant der Luftwaffe gegangen. Dort erhielt man nochmal in Kurzform ein paar Infos zu den Prüfungen, den Verwendungs-möglichkeiten und einen großen Infoblock zum Studium bei der Bundeswehr- für mich eher uninteressant. Wir erhielten dann unseren Laufzettel, mit den Zeiten und Orten für die nächsten Tage - diesen immer mitführen. Insgesamt waren wir 27 Leute in der Prüfgruppe.
  Nach dem Vortrag erhielten wir einen vierseitigen Bogen ausgeteilt, den wir im Raum in einer halben Stunden ausfüllen mussten. Fragen darin sind: ,,Warum wollen Sie Soldat wer-den?", ,,Warum wollen Sie Offizier werden?", ,,Wo haben Sie Führungsverantwortung über-nommen?", ,,Haben Sie Auszeichnungen und Preise erhalten?", ,,Wie viel Sport machen Sie?", ,,Was für Probleme/Herausforderungen können Sie sich als Offizier vorstellen?", Stärken, Schwächen, ,,Wie und wie lange informieren Sie sich pro Woche mit welchen Me-dien?" Ich rate jedem, sich Antworten auf diese Fragen vorher zu überlegen. Denn Unklar-heiten oder unüberlegte Schnellschüsse werden spätestens im Interview angesprochen wer-den! Nach der Abgabe des Bogens und der mitzubringenden SÜ war der offizielle Teil des Anreisetages auch vorbei.
  Danach ging es mit unserem Betreuungsoffizier in die Kantine zum Empfang der Lunchpa-kete und ab da war dann ,,Freizeit". Ich selbst habe noch das Lunchpaket gegessen und mich mit anderen Leuten ausgetauscht. Generell empfehle ich Euch - geht auf die anderen zu! Keiner beißt und besonders im GSV am nächsten Tag wird Euch das Helfen. Manche waren sehr schweigsam und zurückhaltend - einige von denen mussten dann am nächsten Tag nach Hause fahren. Nach dem Essen bin ich fünf anderen Bewerbern noch eine große Runde über das Kasernengelände gegangen, um einfach mal frische Luft zu schnappen und sich die Bei-ne nach so viel Gesitze zu vertreten.
Wann ihr duscht, ist Euch freigestellt. Ich ging als einer der einzigen noch an diesem Abend und nicht am nächsten Morgen, um keinen Stress in der Beziehung zu haben. Dann bereitete ich schon alles für morgen vor und ging gegen 21:00 schlafen.

   2. Tag (Prüfungen) - Der zweite Tag begann für mich früh um 04:30. Ich räumte alles auf, machte mich fertig und packte die Taschen. Den Schlüssel und einen Zettel werft Ihr in den Briefkasten im Unterkunftsgebäude und müsst um 05:30 vor dem Gebäude mit Eurem kom-pletten Zeug stehen. Für den Prüftag habe ich mein Handy ausgeschaltet in meine Reiseta-sche gepackt - diese wurden in den Keller des Prüfgebäudes getan. Für den Tag über hatte ich eine Jacke mit (es war noch recht kühl auch tagsüber) und eine Umhängetasche mit mei-nen ganzen Unterlagen, Schreibzeug, Wasser und einigen Snacks. Das war praktisch und würde ich wieder so machen.
   Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es für uns unterschiedlich weiter, da wir zur Ent-zerrung in Gruppen mit unterschiedlichem Ablauf unterteilt wurden. Für mich ging es als erstes um 06:15 zum PT / Vstab / CAT-Test. Jeder hat seinen schon individuell eingerichte-ten PC. Als erstes wurden einem Fragen zu persönlichen Themen mit den fünf Antwortmög-lichkeiten ,,stimme sehr zu, stimme zu, teil teils, stimme nicht zu, stimme überhaupt nicht zu" gestellt - achtet dabei drauf, möglichst schnell und aus dem Bauch heraus zu antworten. Denn Betrügereien bringen hier nichts. Lest trotzdem aufmerksam und ruhig die Fragen, denn ein Verklicken müsst Ihr möglicherweise beim Interview erklären. Danach folgte direkt der Vstab-Test. Dabei gibt es nur die Antwortmöglichkeiten ,,stimme zu, stimme nicht zu". Erstaunlich viele Fragen zu Rechtsextremismus, Rassismus und Verhalten gegenüber ande-ren Religionen. Direkt danach kommt der CAT-Test. Ihr habt für jede Frage drei Minuten Zeit und am Anfang jedes Aufgabenblockes wird mithilfe einer Beispielaufgabe die Bearbei-tung erklärt. Ich hatte die Themen Sprachanalogien, einfache Mathematikaufgaben (maxi-mal 6. Klasse Gymnasium) - was mich TOTAL überrascht hat, ich hatte mit viel schwierige-ren Berechnungen gerechnet und ja auch entsprechend geübt, Zahlenreihen, Matrizen und andere Logikrätsel. Die Matrizen fand ich recht schwierig. Der Test ist adaptiv - macht Euch also keinen Stress, wenn die letzten Aufgaben des Blocks sehr schwer sind - das zeigt näm-lich, dass Ihr gut abschneidet.
   Nach den Computertests ging es für mich um 07:00 zum Ärztlichen Assessment. Nach der Anmeldung musste ich in einem Warteraum Platz nehmen und wurde dann mehrmals zu verschiedenen Untersuchungen herausgebeten. Ich wurde gewogen, gemessen und musste eine Urinprobe abgeben. Danach ging es zum Sehtest und Hörtest. Der Sehtest bereitete mir im Vorfeld Sorge, doch obwohl ich gefühlt sehr wenig erkennen konnte, sagte die Mitarbei-tern: ,,Kein Problem!" Im Anschluss ging es zum Arzt. Diese nahm ausführlich meine Kran-kengeschichte auf, das musste ich alles unterschreiben. Danach bis auf die Unterhose aus-ziehen und er untersuchte Rücken, Füße, Gelenke. Musste dann auch 20 Sit-Ups machen und danach und davor nahm er Blutdruck und Puls. Am Ende noch einmal die Unterhose auszie-hen und er tastete Hoden und Leiste ab. Danach wieder anziehen.
  Er gab schon alles in den PC ein und danach eröffnete er mir mein Ergebnis: Für alles ge-eignet bis auf die Fallschirmjäger und Panzertruppe. Ich war total glücklich und ein großer Stein fiel mir schon vom Herzen. Denn für die medizinische Untersuchung kann man sich ja praktisch nicht vorbereiten.
   Danach ging es um 08:30 zum GSV (Gruppensituationsverfahren). Auf Eurem Laufzettel findet Ihr oben rechts eine Prüfungskommissionssnummer - die anderen Leute mit derselben Nummer werden im GSV arbeiten. Findet diese also möglichst früh am Tag, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und Sachen zu besprechen, bevor der Prüfungsstress losgeht. Ich hatte meine Beiden schon am ersten Abend getroffen und mit Ihnen einen kleinen Plan auf-gestellt - wir hatten uns alle durch Bücher und Erfahrungsberichte schon einen Eindruck der Aufgaben gemacht. Wir nahmen Platz an einem Tisch und unsere Prüfkommission stellte sich vor: Ein Hauptmann als Prüfoffizier und ein ziviler Psychologe. Beide total sympa-thisch!
   Als Erstes starteten wir mit der Ressourcenknappheit. Dazu zogen wir aus einem Schuber ein einlaminiertes Blatt, auf dem die Situation geschildert war: Wir drei waren die Leiter der drei Abteilungen eines Autohauses und für das neue Kalenderjahr gab es nur einen Auszu-bildenden, jeder sollte sich diesen "sicher". Auf dem Blatt standen Argumente für und gegen meine Position und auch jeweils ein Pro- und Contra-Argument für die Position der beiden anderen. Nach etwa vier Minuten begann die Diskussion, welche nach neun Minuten abge-brochen wird. Ich begann die Diskussion mit dem Hinweis, dass ich eine Stoppuhr gestartet habe und während des Gesprächs auf die Zeit achten werde. Dann schlug ich vor, dass erst einmal jeder seine Position kurz vorstellt, bevor wir in die Diskussion gehen. Wir diskutier-ten dann sachlich und lösungsorientiert und fanden auch nach etwa acht Minuten eine Lö-sung. Ich erhalte den Auszubildenden, einer erhält einen finanziellen Ausgleich und dem anderen wird vertraglich zugesichert, dass er im nächsten Jahr den Auszubildenden erhält.
   Danach ging es zur zweiten Aufgabe, der Planungsaufgabe. Dazu zogen wir aus demselben Schuber das nächste einlaminierte Blatt, auf dem die Situation geschildert war: Wir sollen Personal für die nächsten zwei Tage im Autohaus einplanen. Eine Zeittabelle war vorgege-ben, darunter Aufgaben, die wir unterbringen mussten, und Aufgaben, die freiwillig waren. Hier waren jetzt Notizen erlaubt, auch wieder vier Minuten Vorbereitung und neun Minuten Spielzeit. Ich habe die Tabelle auf das Notizblatt abgeschrieben und dann startete auch schon die Diskussion. Ich achtete wieder auf die Zeit. Wir einigten uns, dass ich den Zeitplan für unsere Gruppe aufschreibe. Zuerst ordneten wir die Pflichtaufgaben ein. Danach priorisier-ten wir die freiwilligen Aufgaben und begannen diese einzuplanen. Wir wurden aber im Lau-fe der Zeit nicht fertig, alle Aufgaben einzuplanen.
   Danach ging es zur dritten Aufgabe, dem Vortrag vor der Gruppe. Dazu zogen wir aus demselben Schuber das letzte einlaminierte Blatt, auf dem die Situation geschildert war: Als Chef der Personalabteilung eines Autohauses ist mir bekannt geworden, dass viele Mitarbei-ter mit der Kinderbetreuungssituation unzufrieden wäre. Nun gibt es zwei Optionen: Buche in einer externen Kita buchen oder einen eigenen auf dem Firmengelände errichten. Argu-mente für und gegen die Möglichkeiten waren gegeben. Ich sollte die Möglichkeiten vorstel-len, eine Entscheidung fällen, begründen und einen Drei-Monats-Plan aufstellen. Die Vorbe-reitungszeit beträgt 25 Minuten. Ich machte mir Notizen, entschied mich für eine Lösung und stellte den 3-Monats-Zeitplan auf. Nach den 25 Minuten hatte ich alle Infos auswendig gelernt und sollte aufstehen. Ich hielt dann von meinem Platz aus stehend den Vortrag vor der Gruppe. Man hat 7 Minuten Zeit, ich brauchte etwa 6 Minuten. Nachdem jeder seinen Vortrag gehalten hatte, war das GSV beendet und wir sollten in einen Warteraum gehen.
  Als letzter und wichtigster Punkt stand für mich das Interview auf dem Plan, um 12:30 nach der Mittagspause. Die Prüfungskommission war dieselbe wie beim GSV. Man darf lei-der die Maske nicht abnehmen und die beiden Prüfer sitzen einem hinter einer Plexiglas-scheibe gegenüber. Zuerst erläuterte der Prüfoffizier den Ablauf und dann begann das Inter-view. Zuerst stellt mir der Offizier Fragen wie:
-   Warum wollen Sie Soldat werden?
-   Warum denken Sie, dass Sie den Herausforderungen gewachsen sind?
-   Sie wollen zu den Aufklärern als Erstwunsch - warum?
-   Sie haben geschrieben, Sie hätten Webinare organisiert - wie sind Sie dabei vorge-gangen?
-   Wenn Sie Offizier wären, was würde Sie ausmachen?
-   Wie würden Sie mit Soldaten umgehen, die Ihren Befehlen nicht folgen wollen?
-   Halten Sie die Waffenlieferungen an die Ukraine für richtig?
Danach übernahm der Psychologe und stellt mir Fragen wie:
-   Was zeichnet Sie aus?
-   Wie gehen Sie mit Stress um?
-   Wie gehen Sie mit privaten Problemen um?
-   Wie haben Sie Ihr gutes Studienergebnis erreicht?
Danach hat man immer die Chance zu einem Abschlussstatement, die man aber nicht nutzen muss. Ich betonte dabei, dass mir die Verantwortung für Menschenleben als Offizier im Krieg/Einsatz absolut bewusst ist. Und meine Soldaten bei schlechter Führung/Ausbildung durch mich fallen können - ,,Schlechte Führung kostet das Blut der Untergebenen". Danach wurde ich wieder zum Warteraum geschickt. Das Gespräch war sehr ruhig und höflich. Auf alle Fragen konnte ich umfassend antworten - die Vorbereitung hatte sich bezahlt gemacht. Atmet ruhig einmal tief durch, bevor Ihr antwortet, um Euch nicht zu verhaspeln.
   Nach endlos langen 5 Minuten wurde ich vom Psychologen abgeholt und mir im Prüfraum das Ergebnis mitgeteilt: ,,Geeignet OffTrD" - Ich war überglücklich! Mein jahrelanges Ziel größtenteils erreicht. Auf Nachfrage teilte mir die Prüfkommission meine bisherigen Ergeb-nisse mit: mittleres bis oberes Drittel bei den Tests. Und das Interview sei extrem gut gewe-sen, da ich eine enorme Ernsthaftigkeit und Idealismus an den Tag gelegt hätte! Genauso wie es ja auch ist. Achtet bei allen Gesprächen immer darauf: freundlich und höflich sein, immer sachlich bleiben, Augenkontakt, gute Körpersprache und gerade sitzen. Und fummelt nicht mit irgendwas in den Händen herum und legt sie auf den Tisch. Ruhe bewahren!
   Absolut entspannt redete ich jetzt mit den Mitbewerbern, von denen fast alle ihre Offizier-eignung erhielten. Nur 5 von 27 mussten gehen und 2 hatten keine gesundheitliche Eignung. Dann folgte noch ein Einplanungsvortrag zu dem Verhältnis Stellen-Bewerber vom Hee-reseinplaner. Aber keine Entscheidung und keine Tests. Euch wird dort ans Herz gelegt, Euch Alternativen zu Euren Studien- und Verwendungswünschen zu überlegen, wenn nicht schon getan. Danach wurden wir 20 um 16:00 mit dem Bus zum Hotel Steigenberger in der Kölner Innenstadt gefahren. Den Abend verbrachte man natürlich entsprechend glücklich und gesellig!
Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

Goldgelber

   3. Tag (Einplanung und Sicherheitsberater): Um 06:15 mussten wir die Schlüssel an der Rezeption abgegeben haben und mit gepackten Koffern vor dem Hotel warten. Wir wurden dann wieder zur Kaserne gefahren und es gab erstmal Frühstück. Für die meisten meiner Mitbewerber ging es morgens zum Studienberater und danach zu Ihrem jeweiligen Einpla-ner.
   Für mich hingegen ging es direkt zum Einplaner-Seiteneinstieg. Erst musste ich haufen-weise Formulare ausfüllen und Erklärungen unterschreiben. Ich war sehr gespannt, denn gleich würde sich entscheiden, ob sich meine Vorstellungen mit dem Bedarf der Bundeswehr unter einen Hut bringen könnten!
   Um 07:45 ging es dann zum Einplaner - ein total freundlicher, witziger und sympathischer Infanterieoffizier aus der Fallschirmjägertruppe. Wir waren sofort ,,auf einer Wellenlänge" und er verstand sofort meine Wünsche und Vorstellungen. In dem über zweieinhalbstündi-gen Gespräch erklärte er mir dann meine Möglichkeiten.
  Ich werde aufgrund des (neuen) §26 Absatz 4 eingestellt werden mit dem Dienstgrad Ober-fähnrich. Die Beförderungszeiten werden entsprechend angepasst, zum Leutnant werde ich nach einem Jahr befördert. Die Ausbildung ist EXAKT diesselbe wie bei den normalen OAs - bloß ohne Studium. Genau das, was ich will!
  Das Studium wird angerechnet, sodass man mit einer höheren Erfahrungsstufe als 1 an-fängt. Die Verpflichtungszeit beträgt 13 Jahre und man hat 5 Jahre BFD Anspruch (der bei den normalen OAs entfällt, da sie ja ein Studium finanziert kriegen). Nach etwa 36 Monaten werde ich meinen ersten Dienstposten haben und voll ausgebildet sein.
   Da man im Vergleich zu den meisten anderen Lebensläufen mehr Zeit in der Truppe ist, wird auch die BS-Auswahl einfacher werden - natürlich nur, wenn man von Tag 1 an Vollgas gibt. Mein Ausbildungsgang wird sein:
-   3 Monate AGA (in der TrpGtg)
-   3 Monate SGA (in der TrpGtg)
-   6 Monate Fahnenjunkerlehrgang mit Überreichung des Offizierpatents (an der Schule der TrpGtg)
-   2 Monate Englischausbildung in Dresden (SLP 3332)
-   1 Monate Grund- und Führungspraktikum (in der TrpGtg)
-   1 Woche Modul ,,Heeresprägung" an der OSH in Dresden
-   4 Monate Offizierlehrgang an der OSH
-   8-9 Monate Zugführerlehrgang (an der Schule der TrpGtg)

  Das einzige Problem: Das Heer stellt nur (und ohne Ausnahme) zum 01.07 ein! Da ich da aber noch meine Masterarbeit schreibe und auch den Master auf jeden Fall abschließen will, werde ich erst am 01.07.23 einsteigen können. Ich habe aber insgesamt extrem überdurch-schnittlich abgeschnitten - von 200 Bewerbern sind 2 so gut wie ich! Das Prüfergebnis ist 2 Jahre gültig. Ich kann mir also die Truppengattung frei aussuchen.

  Danach ging es kurz noch zum Sicherheitsberater, ich hatte über ELSE schon alles erstellt und eingeschickt. Die Damen und Herren werden das jetzt prüfen. Und damit ging es für mich nach Hause!

Wie es jetzt weiter geht:  Als nächstes steht also der Abschluss des Masters mit möglichst guten Noten an - danach melde ich mich beim Einplaner und er kann mich dann konkret ein-planen für meine Truppengattung. Ich will nur zu den Kampftruppen und Aufklärern des Heeres. Bisher tendiere ich stark zur ,,Kavallerie"!

Ein Abschlusstipp: Nehmt Handcreme mit (wegen des ständigen Desinfizierens beim Betre-ten eines Gebäudes) und mehrere eigene Coronamasken, um die während der Tage mal aus-zuwechseln.

Ich hoffe, dass der Erfahrungsbericht Euch weiterhelft. Besonders für den Fall - ziviles Stu-dium, normale Offizierlaufbahn - findet man ja wenig Infos im Internet. Fragt mich gerne, wenn etwas unklar ist oder so - ich helfe gerne! Grüße!  8)
Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

Ralf

Danke für den ausführlichen Bericht, habe ich entsprechend in der FAQ verlinkt.
Dass mit dem Diensteintritt nur zum 01.07. ist in der Tat ein Problem mit dem Heer. Ich kann da nur hoffen, dass genügend Leute an die Wehrbeauftragte schreiben und damit den Druck auf das Heer erhöhen und damit auch von extern dem Heer zeigen, dass hier Handlungsbedarf besteht. Das ist wenig bewerberfreundlich.
Bundeswehrforum.de - Seit 23 Jahren werbefrei!
Helft mit, dass es so bleibt.

Ralf

Thema abgetrennt, da nicht zum Erfahrungsbericht passend (das komt davon, wenn man den thread mit einer artfremden Frage kapert)  8)

https://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php/topic,71724.0.html
Bundeswehrforum.de - Seit 23 Jahren werbefrei!
Helft mit, dass es so bleibt.

Chern187

Danke für deinen Bericht! Dennoch möchte ich den kommenden Bewerbern etwas die Angst nehmen. Deine Vorbereitung ist schon extrem ambitioniert und in diesem Ausmaß nicht notwendig. Das erweckt ein völlig falsches Bild.

Selbstverständlich sollte man sich gut auf das Assessment vorbereiten und sich mit den Aufgaben vertraut machen, aber man muss dafür nicht x Altklausuren rechnen, um am Ende genommen zu werden.

Viel wichtiger ist, dass man die Methoden dahinter versteht, denn das ist es auch was letztlich abgefragt wird. Man schreibt nicht nochmal eine Matheabi.

Ebenso ist es wichtig, dass man sich entsprechend im Interview und dem Gruppensituationsverfahren präsentiert. Insbesondere im Letzteren gilt nicht, dass derjenige, der am meisten gesagt hat, auch am besten abschneidet. Hier ist es wichtig kluge Argumente zu formulieren, aber auch zuzuhören!

Zusammengefasst lässt sich Golgendes sagen:

Man sollte sich mit den Aufgabentypen vertraut machen, darin vorhandene Schwächen analysieren und verbessern. Das gilt nicht nur für die schriftlichen Aufgaben.

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