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Autor Thema: MFG 5 Kiel/ Holtenau  (Gelesen 11606 mal)

Mariner

  • Gast
MFG 5 Kiel/ Holtenau
« am: 06. März 2007, 04:40:26 »

Hallo,

auch in Kiel gibt es ein Marinefliegergeschwader. Eine kleine Historie hierzu.

Marinefliegergeschwader 5

Die Geschwadergeschichte 
 
Obschon die Marineflieger insgesamt auf 75 Jahre zurückblicken können, bedeutet das Jahr 1988 lediglich das 30jährige Jubiläum für das Marinefliegergeschwader 5. Am 1. Januar 1958 wurde Fregattenkapitän H. Seebens mit der Aufstellung der Marine-Seenotstaffel beauftragt. Der Grundstein für das Marinefliegergeschwader 5 war somit gelegt.

Bereits ein halbes Jahr zuvor begann in Memmingen im Allgäu die Ausbildung der ersten Hubschrauberpiloten für den Marine-Seenotdienst auf dem Typ BRISTOL-SYCAMORE.

Die Ausbildung der Piloten dauerte ein Jahr, und Mitte des Jahres 1958 wurden die ersten vier SYCAMORE für die Seenotstaffel bei Bristol abgeholt. Im Herbst des gleichen Jahres kam der Hubschrauber SKEETER hinzu, ebenfalls ein englischer Typ. Er flog jedoch nur eineinhalb Jahre für die Marine und brachte es dabei auf ganze 46 (!) Flugstunden.

Im Frühjahr 1959 bekam die Marine einen weiteren Luftfahrzeugtyp, das Amphibienflugzeug HU-16 ALBATROS. Fünf ALBATROS wurden zu diesem Zeitpunkt durch einen pensionierten Colonel der US Air Force von Long Island/USA nach Kiel-Holtenau überführt.

Ein erster Flug mit der ALBATROS unter deutscher Besatzung wurde am 18. Juni 1959 durchgeführt. Die Vergrößerung des Flugzeugparks durch die Propellerverbindungsflugzeuge PEMBROKE und DO 27 führte unausweichlich zur Umbenennung der Staffel. Aus ihr wurde am 16. Juli 1959 die Marine-Dienst- und Seenotgruppe, was gleichzeitig die Aufstellung des Gruppenstabes und der Technischen sowie Horststaffel bedeutete. Die damalige Gruppe wurde größer und die Aufgaben umfangreicher.

Den ersten Seenotfall bekam die Staffel am 13. November 1959. Einsatzbefehl für SC-103: Eine Luftnotmeldung einer HAWKER HUNTER 6 der RAF ging ein. Trotz der schlechten Wetterlage wurde ein Blindstart vom Wasser aus durchgeführt, da vermutet wurde, dass der Pilot noch am Leben sei.

Bei der Motorflug GmbH in Koblenz begann bereits im September 1959 die Ausbildung von zwölf Unteroffizieren. Sie galt dem Nachfolgemodell der SYCAMORE, der SIKORSKY H 34.

Vorläufig hatte die Marine jedoch noch keine Verwendung für diese Piloten, und daher wurden sie zunächst bei den Heeresfliegern eingesetzt.

Eine eigenständige Einheit erfuhr ihre Aufstellung im November 1959, die Flugbetriebsstaffel.

Mit der Aufstellung des Stabes der Horstgruppe sowie der Sanitäts- und Nachschubstaffel kam es am 1. Oktober 1961 zu einer erneuten Namensänderung in Kiel. Aus der Marine-Dienst- und Seenotgruppe wurde das Marine-Dienst- und Seenotgeschwader.

Der Flugplatz in Westerland auf Sylt wurde von den Engländern geräumt und an die Bundeswehr übergeben, es entstand hier am 15. Oktober 1961 die erste Außenstelle des Kieler Geschwaders.

Weitere Eigenschaften eines Geschwaders bekamen die Holtenauer im Juli 1962 mit der Aufstellung der Technischen und Fliegenden Gruppe. Im gleichen Jahr folgten die Stäbe dieser beiden Gruppen und die Staffel für Kraftfahrzeuge, Wartung und Elektronik.

Bis zur Gründung der SAR-Leitstelle in Glücksburg am 12. Dezember 1967 hatte sie ihre Heimat in Kiel-Holtenau.

Seinen ersten großen Katastropheneinsatz bekam der SYCAMORE im Februar 1962 an der Westküste bei der Sturmflut. Zum Jahreswechsel 1962/1963 im „Eiswinter“ versorgte er die eingeschlossenen Nordfriesischen Inseln mit dem Lebensnotwendigen.

Zur Erfüllung der vielseitigen Aufgaben reichten bisherige Hubschrauber nicht mehr aus, und im Sommer 1963 kamen dann die leistungsstarken Hubschrauber S-58 und H 34 als Ablösung. Von Bremerhaven wurden sie nach Kiel überführt.

Die ersten, beim Heer diensttuenden Marinepiloten der Dienstgradgruppen „Unteroffizier mit und ohne Portepee“ konnten nun endlich die SIKORSKY für die Marine in der Seenotstaffel fliegen.

Eine neue Komponente kam im gleichen Jahr am 1. September hinzu, die der Uboot-Jagd sowie Minensuch- und -räumaufgaben. Übernommen wurden diese Aufgaben von einer neu gegründeten, eigenständigen Einheit, der ersten Staffel des Marinefliegergeschwaders 4. Administrativ, technisch und wirtschaftlich war die 1./MFG 4 dem Marinefliegergeschwader 5, wie sich die Kieler Marineflieger seit dem 25. Oktober 1963 bezeichnen dürfen, angegliedert. Mit dieser Staffel, die lediglich fünf Jahre bestand, wurden erste taktische Einsätze zusammen mit den schwimmenden Einheiten geflogen. Als Luftfahrzeuge bekam die 1./MFG 4 die Hubschrauber SH 34J und SU 34D zugeteilt, die knapp 4300 Flugstunden im Einsatz waren. Nicht nur im Hoheitsgebiet der Bundesrepublik flogen sie, europaweit waren ihre Manöver.

Für kurze Zeit, aber immerhin stolze 1276 Flugstunden, waren die Verbindungsflugzeuge PIAGGIO P-149 D auf dem Fliegerhorst Kiel-Holtenau anzutreffen.

Zur Sicherung des Horstes wurde dem Geschwader im Juli 1964 eine Bodendienstverteidigungsstaffel unterstellt, die mit Einführung der „FK 20“ in die Marinesicherungskompanie umbenannt wurde.

Seine zweite Außenstelle, diesmal auf der Nordseeinsel Borkum, bekam das Geschwader Ende 1964.

Das SAR-Kommando Nordholz war vor der Errichtung der Außenstelle Borkum schon ein Jahr mit einer H 34 besetzt.

Vier Jahre später, also Ende 1968, wurde die SAR-Bereitschaft in Husum eingestellt.

In den Jahren 1971 bis 1975 zeichnete sich ein erneuter Wechsel in der Luftfahrzeuggeneration ab. Die in Kiel beheimateten Luftfahrzeuge wurden nach und nach außer Dienst gestellt.

Zwischenzeitlich, bis Ende 1971, bestand das Geschwader für vier Jahre aus drei Staffeln. Jeweils eine für die H 34, ALBATROS und PEMBROKE. Der Spätsommer 1971 bedeutete das Ende für die Kieler ALBATROS. Die letzte Maschine fand ihre Außerdienststellung am 30. September 1971, zu dessen Anlass der damalige Kommodore des Geschwaders, Kapitän zur See H. Kampe, zu einem Empfang im Offiziersheim des Fliegerhorstes Kiel-Holtenau einlud.

Ein Vierteljahr später erlebte die Zweite Staffel des Geschwaders eine Änderung in ihrer Nummernbezeichnung, seit Neujahr 1972 nennt sie sich die Erste.

Für die PEMBROKE schlug im April 1972 die Stunde. „5424“, die letzte, überführte man von Kiel nach Mönchengladbach und übergab sie dort ihrer Erbauerfirma, der Fa. Rheinflugzeugbau.

Für den Transport- und Verbindungsdienst erhielt das Geschwader im Anschluss an die Außerdienststellung der PEMBROKES das von der Firma Dornier erbaute Flugzeug DO 28 SKY SERVANT.

Für das Geschwader bedeutete das Jahr 1972 eine weitere Bereicherung, der neue Tower wurde in Dienst gestellt.

Nachdem der letzte Hubschrauber des Typs SIKORSKY „H 34“ an das Deutsche Museum in München überführt wurde, übernahm am 1. April 1975 einer der modernsten Hubschrauber der Welt den Flugbetrieb im Such- und Rettungsdienst.

Der englische SEA KING MK 41, der „Seekönig“, steht seither auf dem Fliegerhorst in Kiel-Holtenau.

Alle Seefahrer wird es stutzig machen, aber das Marinefliegergeschwader 5 flog nicht nur, sondern es fuhr auch zur See. Die Flieger wurden bis 1975 durch sieben Flugsicherheitsboote, von 45 bis 70 Tonnen Verdrängung, in Kiel und List bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützt. Als einziges Geschwader der Bundeswehr verfügte das in Kiel stationierte über schwimmende als auch fliegende Einheiten. Das letzte dieser Flugsicherheitsboote, „FL 11“, wurde Ende September 1975 außer Dienst gestellt. Einige Boote kamen jedoch noch im Marinestützpunkt Kiel-Wik für mehrere Jahre zum Einsatz.

Insgesamt zehn SEA KINGS kamen 1976 bei der nächstgrößeren Sturmflut in Hamburg und an der Niederelbe zum Einsatz. In ihren 36 Flugstunden konnten sie bei dieser Katastrophe über 45 Personen das Leben retten.

Ein besonderes und erfreuliches Geschehnis ereignete sich 1978. Das Geschwader erhielt aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins, Dr. Gerhard Stoltenberg, das Fahnenband des Landes. Auf Helgoland entstand 1979 die dritte und vorerst letzte Außenstelle des Geschwaders.

Aber schon der Beginn dieses Jahres bedeutete Großeinsätze für das Geschwader. Allen im Gedächtnis geblieben sind die Schneekatastrophen vom Dezember 1978 und Februar 1979. Im gesamten norddeutschen Bereich flogen die SEA KINGS in über 250 Flugstunden 93 Einsätze und versorgten die vom Schnee eingeschlossene Bevölkerung mit Lebensmitteln oder wichtigen Medikamenten.

Ebenfalls im Jahre 1979 wurde der Flug- und Taktiksimulator für den Hubschrauber SEA KING zur Umschulung und Fortbildung der Piloten an das Geschwader übergeben.

Die Modernisierung des Geschwaders erschien mit der Umrüstung auf den neuen englischen Hubschrauber SEA KING vorerst abgeschlossen. Eine Erneuerung zeichnet sich jedoch schon wieder ab. Die Hubschrauber werden derzeit bei der Firma Messerschmitt Bölkow Blohm in Bremen kampfwertgesteigert.

Vielleicht schon ab dem nächsten Jahr dürfen sich demzufolge die Kieler Marineflieger auch als „kämpfende Truppe“ bezeichnen. Für die Angehörigen des Marinefliegergeschwaders 5 ebbt die Aufgabenerweiterung jedoch nicht ab. Anfang des Jahres 1986 kam dann noch eine neue hinzu. Zwei der Flugzeuge „DO 28“ wurden mit Sensoren erweitert und insoweit umgerüstet, dass sie zur Ölbekämpfung und Überwachung über der Nord- und Ostsee eingesetzt werden können.

Das Geschwader erlebte aber nicht nur Katastrophen, zu denen es eingesetzt wurde. Seit Bestehen gab es auch erfreuliche Ereignisse bei den Kielern zu verzeichnen.

So bekamen sie 1970, 1980 und 1986 den Flugsicherheitspokal und in den Jahren 71, 73, 74, 75, 78 und 79 die Flugsicherheitsurkunde.

In den Jahren seit seiner Gründung veranstaltete das Marinefliegergeschwader 5 in ungefähr sechsjährigen Abständen fünf Tage der offenen Tür.

Stolze Besucherzahlen kann es vorweisen, jedes Mal schwankten sie zwischen 25000 und 30000. 


Gruß Mariner
 
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