Bevor gestern die (zum Teil berechtigte, zum Teil überzogene) Reaktion auf das Video begann, erschien es schon in einem anderen Forum (BW-Forum). Dort habe ich kommentiert:
Problem mit „jungen“ Ausbildern
Um es gleich zu sagen: Ein Verhalten wie in dem Video darf nicht hingenommen werden!
Gott sei Dank sind solche Vorfälle bei der großen Zahl von Ausbildern, die die Bundeswehr hat, Ausnahmen. Aber auch die sind noch zu viel.
Das Problem junger (=unreifer?) Ausbilder ist nicht neu, das gab es schon Anfang der 60er Jahre in der Bundeswehr [meine AGA II. Quartal 1961, nach 9 Monaten im I. Quartal 1962 - gerade 20 Jahre alt geworden - war ich bereits zum ersten Mal Gruppenführer in der AGA, im I. Quartal 1963 bereits Zugführer/Lehrgangsleiter für einen U-Lehrgang ohne vorher einen normalen Zug geführt zu haben!!] war seither immer mehr oder weniger deutlich vorhanden und wird auch weiter bestehen.
Ausbilder gerade in der AGA sollten „gestandene Männer sein“. Aber aufgrund
• der gegebenen Möglichkeiten der Nachwuchsgewinnung (Alter und Anzahl der Bewerber im Verhältnis zu offenen Stellen und Auswahlverfahren),
• der gegebenen Dienstgradstruktur (die leider auch mit der Bezahlung nach Dienstgrad und nicht nach Funktion zusammenhängt und damit nur schnelle Beförderungen auch höhere Bezüge ermöglichen) und
• der zu recht geforderten körperlichen Leistungsfähigkeit (der ebenso wie die Rekruten bepackte Ausbilder/Gruppenführer soll schnell an jeder Stelle seiner Gruppe sein) in der Ausbildung
sind die Ausbilder (in allen Armeen) noch jung und damit vielleicht gerade erwachsen, haben aber noch wenig Lebenserfahrung. Das gilt für die meisten Gruppenführer, zum Teil aber auch noch für die Zugführer.
Und da wir an uns selbst erleben konnten, wie das - häufig unbewusste - Nachmachen der Vorgänger (Eltern, Lehrer, Ausbilder/Vorgesetzte im Beruf und auch bei der BW) unser eigenes Verhalten beeinflusste, ist klar, dass sich schlechtes Verhalten (und dumme Sprüche) von Ausbildern auch in der BW sich selbst immer wieder reproduziert.
Was ist zu tun durch die BW?
1. Nicht nachlassen mit der Sorgfalt bei der Auswahl und bei der Ausbildung der Ausbilder/Vorgesetzten.
2. Dienstaufsicht + Dienstaufsicht + Dienstaufsicht + … durch KpChefs und Kommandeure und dadurch letztlich dafür sorgen, dass gute Beispiele vorgelebt werden. Aber hier stellt sich die BW wieder selbst ein Bein, indem sie durch Überbürokratisierung + Papierkrieg (und dessen Gewichtung – ein Fehler dort wirkt sich in der Beurteilung stärker aus als ein Fehler bei der Dienstaufsicht!) gerade diesen Personenkreis zu sehr an die Schreibtische bindet.
3. Schlechte Beispiele sofort auswerten und daran anknüpfend Maßnahmen ergreifen, die zur Reflexion über das eigene Verhalten der Ausbilder/Vorgesetzten aller Ebenen führen und somit zur Verbesserung des Verhaltens führen.
Ich bin überzeugt, dass dies auch erkannt ist (bis auf den Papierkrieg) und entsprechend gehandelt wird.
Und ganz nebenbei gefragt: Was soll das Geschrei des Schützen vor Feuereröffnung?
@ mailman
Veröffentlichungen negativ?
Im ersten Augenblick reagieren wir häufig wie oben, weil wir die negativen Auswirkungen in der Öffentlichkeit sehen in Bezug auf eine Sache / ein Thema / eine Institution, die bei uns persönlich positiv besetzt sind und die wir nicht beschädigt sehen wollen. Bei auch von uns negativ gesehenen Tatsachen sind wir dann schnell mit der Aussage „Das hätte man doch intern regeln / abstellen können!“ bei der Hand.
Betrachten wir die Sache aber mal etwas allgemeiner:
Freuen wir uns nicht, wenn Medien [Zeitungen - nicht unbedingt Bild -, TV „Frontal21“, „Report“, „Kontraste“ usw.] sonstige Missstände aufdecken? Vor allem dann, wenn wir persönlich der Institution kritisch gegenüberstehen?
Also: Das „Öffentlichmachen“ von Missständen gehört nun einmal zu einer offenen Gesellschaft / zur Demokratie, auch wenn es uns persönlich nicht immer in den Kram passt. Das müssen wir eben aushalten! Damit will ich keineswegs Veröffentlichung um der reinen Sensation willen gut heißen, im Gegenteil.
Selbstverständlich müssen erkannte Missstände zuerst und sofort innerhalb einer Institution / des eigenen Verantwortungsbereiches abgestellt und bereinigt werden und nicht gleich immer öffentlich verkündet werden. Wenn sie dann - durch wen auch immer - an die Öffentlichkeit gelangen, kann man durch Darstellung der bereits erfolgten Reaktion zeigen, dass nicht alles faul ist.
Erst wenn innerhalb der eigenen Institution keine Reaktion erfolgt, kann oder muss man nach außen gehen, aber dann an die richtige Stelle – und das ist sicher nicht die Bildzeitung oder das Internet! Aber wenn man eine Spielzeug / Werkzeug [Handy mit Kamera] jedem in die Hand gibt und ihm nicht zeigt, wie man damit umgeht, ist von vorn herein sicher, dass damit auch Mist produziert wird. Und das Internet, in dem man sich so nett anonym verstecken kann (siehe auch die Profile in diesem Forum!), verleitet dazu.