Ich finde es gut, dass Sven Regener sich zu seinen Erinnerungen an die Bunderwehr äußert und dass er seinerzeit zumindestens den Versuch gemacht hat, bei der Bw Dienst zu leisten. Die Erinnerungen stammen natürlich aus einer "anderen Welt", aus dem Jahr 1980 mitten im Kalten Krieg. Selbst damals habe ich nie gesehen, wie Kameraden leiden mussten, weil ihr Wille gebrochen wurde. Diese "Erinnerung" kann nicht teilen; die Metapher vom "gebrochenen Willen" finde ich unpassend und irreführend.
Ich kann auch die negativen Erfahrungen hinsichtlich der Kameradschaft nicht nachvollziehen. Es ist immer ein Problem, wenn sich Einzelne nicht in die Gruppe einfügen können oder wollen oder wenn sie eigene Interessen verfolgen. Da könnte es vor 27 Jahren durchaus einen Zusammenhang mit den kommunistischen Idealen von Regener gegeben haben. Ausgrenzung durch die Gruppe, da wo sie vorkommt, ist meist die Folge von Abgrenzung durch Einzelne...
Auch mit Regeners Auffassung, dass in einer Wehrpflichtarmee ein großer Teil der Freiwilligen damit beschäftigt ist die Wehrpflichtigen "zu schurigeln", kann ich kaum etwas anfangen. Das finde ich so pauschal dahin gesagt wie falsch.
Die Passage über die öffentlichen Gelöbnisse muss im Geiste der Zeit betrachtet werden. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen um solche Veranstaltungen fand am 6. Mai 1980 das öffentliche Gelöbnis von 1200 Rekruten im Bremer Weserstadion statt. Bundespräsident Carstens, Verteidigungsminister Apel und Bürgermeister Koschnick mussten mit dem Hubschrauber ins Stadion geflogen werden. Rund 300 Menschen wurden bei den Krawallen rund ums Weserstadion verletzt. Im Anschluss an das Gelöbnis gab es Straßenschlachten zwischen 7000 Demonstranten und der Polizei. Bundeswehrfahrzeuge gingen in Flammen auf (und ganz nebenbei: ich saß in der Nähe der Sielwall-Kreuzung in einem Fahrzeug mittendrin und hatte zwischen brennenden "Barrikaden" natürlich ein bisschen Angst).
Heute findet nicht nur Sven Regener den damaligen Streit um öffentliche Gelöbnisse ziemlich absurd.
Fazit: Für mich war der 1. Tag, und waren alle folgenden Tage als Soldat kein Schockerlebnis... Wenn Sven Regener das so erlebt hat, finde ich das schade.