Stimmt, die Neutralität/Besonnenheit mit der ich/wir diese Aktion betrachten kann man leider nicht von den Menschen in Afghanistan erwarten. Sie hatten nicht die Chance in einem friedlichen Umfeld sowie allg. Wohlstand aufzuwachsen bzw. zu leben.
Eine solche Erklärung greift, meiner Meinung nach, allerdings zu kurz ...
Ein Polizist erschießt bei einem Einsatz eine Person. Noch am selben Tag ist die Rede von einer gezielten Tötung und hunderte Personen greifen Polizeistationen an. Passiert gerade erst in den letzten Tagen in Italien -
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,516899,00.html.
In Kopenhagen wurde Anfang des Jahres, nach jahrelangem Streit, ein Jugendhaus abgerissen. Ergebnis waren Straßenschlachten, die letzte vor nicht einmal einem Monat.
In Amerika wird ein Bürger Opfer von Polizeibrutalität, die Beamten werden jedoch im Rahmen geltenden Rechts freigesprochen. Ergebnis sind wochenlange Unruhen mit über 50 Todesopfern und einer knappen dreiviertel Milliarde Euro Sachschaden.
Eine derartige "Aufarbeitung" der Ereignisse hat also kaum etwas mit dem Land, einem "friedlichen Umfeld" oder Wohlstand zu tun - diese mögen entsprechend radikale Reaktionen begünstigen, aber auch im "friedlichen" und "reichen" Europa oder den USA kann eine wie auch immer geartete Aktion der "Obrigkeit" extreme Reaktionen nach sich ziehen.
Zumal es durchaus menschlich ist, bei der Verarbeitung eines Todesfalls nach Schuldigen zu suchen - in einer Phase kann das der Angehörige/whatever selbst sein, in anderen Phasen sind es andere Personen, Fremde. Und wenn Polizisten oder Soldaten den tödlichen Schuss abgegeben haben, dann liegt es natürlich nahe, dass sie als die Schuldigen auserkoren werden, auch wenn sie vielleicht in Notwehr gehandelt haben oder es sich um "Kollateralschäden" handelt, die nicht vermieden werden konnten.
("Neutralität" oder "Besonnenheit" und Menschen bzw. Ansammlungen von Menschen - wäre ich der Zyniker, der ich manchmal bin, würde ich das als "schließt sich gegenseitig aus" bezeichnen ...)