Mir ging es auch so. Nach vielen, vielen Jahren suchte ich nach dem Begriff "Reitzensteinkaserne" im Internet.
Was finde ich? Nur noch Beiträge, wie diese Kasernenanlage plattgemacht werden soll.
Mir schleicht sich auch etwas Traurigkeit ein. Ich war dort als Soldat so ab 1960 stationiert. Ja, richtig gelesen = 1960.
Statusbezogen wohnte ich ein einem Zimmer unter dem Dach, es war ja keine Kaserne im eigentlichen Sinn. Es war ein Dienstgebäude. Abends nach Dienstende waren wir insgesamt vielleicht so an die 30 Soldaten in der gesamten Kaserne, außer den Diensttuern in den Gebäuden. Wir waren einsam in dem riesigen Komplex der Reitzensteinkaserne.
An den zwei Wachen saßen zivile Wachleute. Wir brauchten praktisch keine Truppenausweis. Die paar Kaserneninsassen dort waren auch so bestens bekannt. An der Wache wurde ein Schwätzchen gehalten.
Es war eine angenehme, wenn auch anstrengende und verantwortsvolle Dienstzeit für mich. Überhaupt waren dort tagsüber viele Zivilbeschäftigte tätig.
Die paar sehr hohen Dienstgrade kamen morgens teils mit ihren Fahrrädern von irgendwo angeradelt. Teils quer durch die Stadt. Natürlich in Uniform. Es war noch nicht richtig die Zeit, daß jeder ein Auto besaß. Niemand schämte sich derzeit seiner Uniform.
Stellt euch heute mal einen Captain in Uniform auf einem Fahrrad in der Düsseldorfer Stadt vor. Jeder würde auf den Kalender schauen, ob denn wohl schon wieder Karneval ist.
Erst ab 8 Uhr war wieder Leben in der Reitzensteinkaserne; eben dann wieder bis 17 Uhr.
Trotzdem hatten wir jegliche Logistik in der Reitzensteinkaserne. Kam ich von der Lenaustrasse her am Statistischen Landesamt vorbei, lag links die Standortverwaltung. Mit Kleiderkammer / Kleiderkasse. Innerhalb der Kaserne dann auch links die Kantine, Casino und Messhall. Ganz am Ende der Durchgangsstraße der Kaserne, auch links, die große Halle für unsere Spezialfahrzeuge und die reichlich vorhande zivile Fahrzeuge.
Wir hatten sogar noch Land Rover und den bildhübschen Auto-Union 1000 mit dem Gänsepopoheck natürlich auch die Sonderfahrzeuge "NATO-Ziege" mit Koffer und Spezialaufbau.
Dann waren wir auch schon wieder draussen, durch die zweite Wache.
Und dann? Ok, dort war eine Strassenbahnhaltestelle. Wir konnten in die Stadt. Aber wir zogen es häufig vor, kurz mit den Feldjägern zu telefonieren und Treffpunkte auszumachen. Sie lagerten damals jenseits des Mörschenbroicher Weg. Meistens blieb es dann bei einem Gasthaus in der Nachbarschaft. Ich meine es hieß "Honigheim" oder war es nur der Spitzname?
Von einer Ansammlung von Soldaten war also damals nichts in der Reitzensteinkaserne zu sehen. Es war mir nicht bekannt, daß dort später mal eine Panzerdivision ihre Heimat fand. Ich selbst trug eine blaue Uniform, also Airforce, viele graue Uniformen gab es dort nicht. Es waren vorwiegend integrierte Stäbe und Einheiten.
Gehaust habe ich rechts in dem Kasernengebäude mit der riesigen UKW-Antenne auf dem Dach. Taktische Antenne nennt man sowas heute wohl.
Wie alte ich bin? Will es jemand wissen? Ich habe meinen 65'ten Count auf meiner Uhr stehen.
Viele Grüße von jemandem, der die Reitzensteinkaserne mochte. Es ist alles nur noch Nostalgie.