Verhüllen der Fahnen besiegelt Abzug der Soldaten
Ein feierlicher Auflösungsappell auf dem Rathausplatz setzte den Schlusspunkt unter die Transportbataillone 801 sowie 493 und Lippstadt als Garnisonsstadt
Verhüllen der Fahnen besiegelt Abzug der Soldaten
Brigadegeneral Harry Richter und Bürgermeister Sommer schritten schritten zu Beginn die Front der Soldaten ab.
LIPPSTADT Das Verhüllen der Truppenfahnen hat am Samstagabend das Ende der Garnisonsstadt Lippstadt besiegelt. „Hiermit stelle ich das Transportbataillon 801 und das Transportbataillon 493 außer Dienst“, verkündete Brigadegeneral Harry Richter von der Logistikbrigade 100 beim Auflösungsappell vor dem Rathaus.Vor den Augen von über 400 angetretenen Soldaten (darunter auch eine Abordnung des belgischen Patenbataillons aus Marche en Famenne und das Heeresmusikkorps 7) rollten Bürgermeister Christof Sommer und Oberstleutnant Wolfgang Scherler sowie Brigadegeneral Richter und Oberstleutnant der Reserve Hans Wenninger die Fahnen beider Bataillone ein, ehe zwei Geländewagen sie symbolisch aufnahmen – mit dem neuen Standort Delmenhorst als Ziel.
Viele hundert Bürgerinnen und Bürger verfolgten das Zeremoniell in seiner schlichten Feierlichkeit, etwa 300 Ehrengäste nahmen auf Tribünen Platz. Als ranghöchster Soldat war Generalmajor Hans-Georg Keerl als Befehlshaber des Wehrbereichskommandos I erschienen. In Vertretung des Ministerpräsidenten besuchte Staatssekretär Karl Peter Brendel aus dem Innenministerium Stadt und Truppe, zudem weilten die Parlamentarier Bernhard Schulte-Drüggelte aus dem Bund sowie Marlies Stotz und Werner Lohn aus dem Land unter den Gästen.
Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft (nicht zuletzt die Fahnenabordnungen mehrerer Schützenvereine, die die Rathaustreppe säumten) sowie aus Rat und Verwaltung bekundeten leibhaftig die viel beschworene enge Bindung zwischen der Kommune und „ihren“ Bataillonen. Die Anwesenheit von Landrat Wilhelm Riebniger sowie der Bürgermeister und ihrer Stellvertreter aus den umliegenden Gemeinden belegte noch einmal die Strahlkraft, die der Standort Lipperbruch in die Region besessen hatte.
390 Jahre war Lippstadt Garnisonsstadt gewesen, seit 1958 Heimat einer demokratischen Armee, zuerst für die Instandsetzungskompanie 7. Dem Fernmeldebataillon 7 verlieh man 1973 das Stadtbürgerrecht, über das Transportbataillon 801 übernahm man vor zwei Jahren die Patenschaft. Seit Samstagabend ist dies alles Geschichte.
„Lippstadt blickt mit großer Verbundenheit zurück auf eine segensreiche und überaus gute gemeinsame Vergangenheit“, resümierte Bürgermeister Christof Sommer. „Ich will ehrlich sein, wenn ich sage, dass wir Sie nicht gerne gehen lassen.“ Hilfe vor Ort wie beim Hochwasser 1965 oder den jährlichen Benefizkonzerten, die etwa zum Bau von Hallenbad und Stadttheater beigetragen sowie zahlreiche karitative Einrichtungen gefördert hätten, und Einsätze in der Ferne wie die Balkan-Missionen habe die Bevölkerung zugleich aufmerksam verfolgt und geschätzt.
Der Kommandeur der Logistikbrigade 100, Brigadegeneral Richter, revanchierte sich gern: Allen Einwohnern wolle er „für die Art und Weise danken, wie sie die Mitbürger in Uniform, unsere Soldaten, beispielgebend in das tägliche Leben der Kommune eingebunden haben“. Die Bundeswehr verlasse Lippstadt daher „nur mit schwerem Herzen“. Zugleich aber bekräftigte er, dass die bestehende Patenschaft auch nach dem Umzug nach Delmenhorst und der Aufstellung des neuen Transportbataillons 165 erhalten bleiben solle.
Die Soldaten verabschiedeten sich dann auf ihre Weise von der Bevölkerung: mit Getränken und Erbsensuppe an der Marienkirche. Zuvor aber schallte ein letztes Mal die Parole der Bataillone, ein dreifaches „Transport rollt!“, über den Rathausplatz und wurden zwei Plakate an der Rathaus-Fassade entrollt. „Danke, Lippstadt!“, stand darauf. Und: „Auf Wiedersehen!“
http://www.patriot.de/index.php?content=lokal_artikel&ID=PP-217345&RESSORT=LP&PHPSESSID=cf8bd2212c1d2096d9d9ea0a814827e4Tja, das wars