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[Niederbayer]

Hallo liebe Forumsgemeinschaft!  

Ich habe mich angemeldet, weil ich vermute, hier Antworten auf meine Fragen zu bekommen.
Erst mal zu meiner Person:
Ich bin 24 Jahre alt und Student. Im Jahre 2006 wurde ich bei der Musterung mit T2 bewertet, wog allerdings zum damaligen Zeitpunkt noch um die 10 kg mehr. Auch von der Fitness her müsste ich im Gegensatz zu damals jetzt deutlich besser aufgestellt sein. Heuschnupfen und eine Penicillinallergie schienen kein Hinderungsgrund zu sein. Bisher habe ich keinen Wehrdienst abgeleistet (habe allerdings nie verweigert). Nach meinem Fachabitur habe ich eine Ausbildung beim Finanzamt begonnen. Deswegen wurde ich vom Kreiswehrersatzamt zurückgestellt. 2008 habe ich mich umentschieden und in Regensburg ein BWL-Studium mit hohem Auslandsbezug (3 Semester im Ausland) begonnen. Mittlerweile bin ich in meinem letzten Semester in England und kurz davor, den englischen Bachelor (Honours) zu erhalten.
Nun zum Eigentlichen:
Kann es von Erfolg gekrönt sein, sich in meinem Alter noch bei der Bundeswehr für die Offizierslaufbahn zu bewerben, wenn man noch keinen Grundwehrdienst abgeleistet hat, aber einen Hochschulabschluss einer zivilen Universität vorweisen kann? Oder braucht man es gar nicht erst zu versuchen?
Weiterhin ist die Frage, ob es ein Problem darstellt, dass mein Abschluss von einer englischen Universität kommt.
Nach diesem Semester habe ich dann noch die Möglichkeit, in Regensburg weitere zwei Semester bis zum Diplom-Betriebswirt (FH) zu studieren oder mich für ein Masterprogramm zu bewerben. Da ich mich hauptsächlich für Logistik interessiere, habe ich mir überlegt, einen Master in dieser Richtung zu machen. Das wäre unter anderem ein Grund für mich, mich bei der Bundeswehr zu bewerben, weil ich dort gerne in einem logistischen Bereich arbeiten möchte und ich mich damit, so glaube ich, stark identifizieren kann.
Einen interessanten Master im Logistikbereich hätte ich an einer schwedischen Universität entdeckt. Die Vorteile sind dort auch, dass es keine Studiengebühren gibt und man ihn schneller als in Deutschland absolvieren kann. Dennoch stellt sich hier wieder das schon genannte Problem, dass ich nicht weiß, ob die BW ausländische Abschlüsse anerkennt.
Ein Gespräch mit einem Berater werde ich nach meinem Englandaufenthalt führen, aber vielleicht wissen hier Leute auch genaueres?
Ich zweifle halt, ob ich in meinem Alter (nach dem Master wäre ich ja noch älter), mit ausländischen Abschlüssen und als Wirtschaftler für die Offizierslaufbahn in Frage kommen könnte. Gut, Erfahrung im Ausland und mit Sprachen würde ich dann nach Kanada, England und evtl Schweden ausreichend haben als Plus für Auslandseinsätze.
Im PFT kann ich eigentlich gut mithalten, allerdings ist er jetzt durch den BFT ersetzt worden, oder?  

Was meint ihr?

Beste Grüße

Niederbayer

[BulleMölders]

Das Problem wird eher sein, dass die Bundeswehr selbst genug Offiziere in diesem Studiengang ausbildet. Da braucht sie keine Quereinsteiger.
Warum sollte man Quereinsteiger einstellen wenn man genug Leute hat in die man schon einen Haufen Geld und Zeit für die Ausbildung investiert hat.

Außerdem arbeitet man als Offizier in den wenigsten Fällen in dem Bereich den man Studiert hat, außer in absoluten Spezialstudien.

[miguhamburg1]

Sie müssen Ihre Dienst als Offizieranwärter bis zum 25. Lebensjahr angetreten,  sich vorher beworben und das Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen haben.

Insofern scheint mir unabhängig von Ihrer studienfachlichen Frage der Zug für Sie bereits abgefahren zu sein. Zum Thema "Anerkennung von Studienabschlüssen" gibt es her in diesem Unterforum bereits viele Antworten.

[Niederbayer]

Hmmm, das ist natürlich etwas bitter.
Zur Sicherheit frage ich wohl trotzdem noch im KWEA nach, aber ich befürchte, da wird sich nichts machen lassen.

[Andi]

Es gibt kein Höchstalter für Offizierbewerber mit wissenschaftlicher Vorbildung!

[miguhamburg1]

Nur muss die für die Bw interessant sein. Und BWLer werden an den BwUni en masse ausgebildet, so dass kein Bedarf für Seiteneinsteiger besteht.

[Andi]

Das kann man so pauschal nicht sagen. Ich kenne auch einen Fall eines Masters in Politikwissenschaften der als Hauptmann für die Heeresaufklärungstruppe (Spähoffizier) eingestellt wurde.
Die Wege des (Diens-) Herrn sind unergründlich.

[Niederbayer]

Hört sich interessant an!
Und fragen kostet ja auch nichts.
Ich denk mir halt, wenn sie die Wahl haben zwischen einem fertig Ausgebildeten, der kein Geld mehr kostet und einem, den sie erst auf die Uni schicken müssen ohne Erfolgsgarantie, würde manch Personaler in der "freien Wirtschaft" sicherlich zu der schnellen Lösung tendieren.
Bin auf alle Fälle dankbar für alle Antworten und nachfragen werd ich einfach mal. Kann dann der Herr/die Dame im Kreiswehrersatzamt (wenn es denn noch so heißt) darüber Auskunft geben oder ist das so ein seltener Fall, dass ich mich da an eine spezielle Stelle wenden muss?

[miguhamburg1]

Und dennoch komme ich noch einmal zurück auf diesen Fall:

1)  Bedarf es bei der Einstellung eines Bewerbers mit wissenschaftlicher Vorbildung der Tatsache, dass der erworbene Abschluss mit denen der deutschen Hochschulabschlüssen übereinstimmt - bzw. anerkannt ist. Da unser Fragensteller einen britischen Abschluss besitzen wird, müsste dies erst einmal geprüft werden.

2)  Darüber hinaus wird geprüft werden, inwiefern in der undeswehr der Bedarf für einen Offz besteht, der einen BWL-Abschluss an einer zivilen Hochschule erworben hat. Hier sieht die Angelegenheit nun wesentlich anders aus, als bei den Studienfachrichtungen, die an den UniBw ein zahlenmäßig begrenztes Dasein fristen, wie Andis Beispiel vom Ploitikwissenschaftler. Bei BWLern besteht im Allgemeinen dieser Bedarf NICHT, so dass es nur im absoluten AUSNAHMEFALL zu einer Einstellung kommen dürfte.

3)  Sollte also eine Einstellung als wissenschaftlich ausgebildeter Offuz aus den zuvor genannten Gründen nicht infrage kommen, gilt ganz normal die Zugangsvoraussetzungen mit den 25 Lebensjahren als Einstellungsalter für OA.

[schlammtreiber]

Ich kenne auch einen Fall eines Masters in Politikwissenschaften der als Hauptmann für die Heeresaufklärungstruppe (Spähoffizier) eingestellt wurde.
Die Wege des (Diens-) Herrn sind unergründlich.

Nein, seine Wege sind logisch. Dieser Politologe hat sich so intensiv mit Carl Schmitt und dessen "Unterscheidung von Freund und Feind" beschäftigt, dass er eben jene rein optisch kategorisieren kann. "Melde jehorsaamst: im Bunga-Bunga Tal 251 männliche Personen gesichtet. Davon 47 Taliban, Rest unbeteiligte Zivilisten. Von den 47 sind 21 Mitläufer und leicht reintegrierbar, weitere 14 sind ideologisch nicht überzeugt und käuflich, der rest Hardcore Dschihadisten, bis auf einen, der ist eigentlich Kommunist mit eher trotzkistischer Ausrichtung. Keine Ahnung wie der sich zu den Taliban verlaufen hatte, wir haben ihn eingesackt."

Alternativ kann mann Politiologen noch bei der Artillerie einsetzen, wo sie Granaten mit Aristoteles-Zitaten beschriften und danach behaupten können, man bombardiere den Feind nur mit Argumenten.

Warum allerdings Quereinsteiger ist mir auch schleierhaft, da das an den Bw Unis ja auch gelehrt wird...

[Andi]

Warum allerdings Quereinsteiger ist mir auch schleierhaft, da das an den Bw Unis ja auch gelehrt wird...

Weil die Bundeswehr mit der Einstellung von Akademikern einen gangbaren Weg hat Vakanzen in der Truppe schnell und kostengünstig auszugleichen. Die Art des Studiums ist hier regelmäßig zweitrangig - das ist reines Personalmanagement.

Gruß Andi

[Bonobo]

Lese ich richtig dass es keine Altersgrenze dafür gibt?

War da nicht immer mal was mit um die 30 für Absolventen die nach zivilem Studium in den Truppendienst wollen? Oder gilt der (behauptete) Wegfall der Altersgrenze nur für berufsbezogene Offz-Posten wie Ärzte, MilGeo usw.?

[Andi]

Lese ich richtig dass es keine Altersgrenze dafür gibt?

Richtig.

War da nicht immer mal was mit um die 30 für Absolventen die nach zivilem Studium in den Truppendienst wollen? Oder gilt der (behauptete) Wegfall der Altersgrenze nur für berufsbezogene Offz-Posten wie Ärzte, MilGeo usw.?

Nein, das gilt für alle Absolventen eines Hochschulstudiums mit einem entsprechenden Abschluss für den Truppendienst.

Gruß Andi

[Bonobo]

Ok, aber das berühmte 40. Lebensjahr und die möglichen Verpflichtungszeiträume schränken es dann doch wieder ein - von der EinstellungsPRAXIS mal ganz abgesehen. Dennoch war mir das in dieser Form neu, wann ist das denn geändert worden?

[Andi]

Das war schon immer so. Hat etwas damit zu tun, dass ein Hochschulstudium unabhängig vom Alter den Zugang zum höheren Dienst ermöglicht - die Bundeswehr ist da ein wenig großzügiger und stellt entsprechend im gehobenen Dienst bzw. im soldatischen Äquivalent ein.

Gruß Andi