Der plötzliche Wechsel mehrer Taliban wurde kaum kommentiert geschweige denn hinterfragt.
Das sehe ich komplett anders: es wurden mindestens drei (oder mehr?) Statements ebendieser Ex-Taliban gebracht, in welchen sie ihre Beweggründe für den Seitenwechsel darlegen. Die monotone Einheitlichkeit der genannten Umstände („bei den Taliban haben wir nur gezwungenermaßen mitgemacht, und sind so froh jetzt bei Euch mitzumachen“) musste einfach jedem denkenden Menschen das Grinsen ins Gesicht treiben. Man kann auch subversiv hinterfragen, ohne ein Wort zu sagen.
das der Kamerad der das Fahrzeug hinter dem Bus auf welchen 2003 der Anschlag verübt worden ist, fuhr, seine eigene Sicht der Dinge hat und den zeitlichen Ablauf anders sieht ist nur allzu verständlich. Trotzdem wurden seine Aussagen ungeprüft und unkommentiert hingenommen
Ich weiß was Du meinst, der Teil ist mir auch übel aufgestoßen.
Insgesamt gab es für mich nicht viel neues
Du warst ja auch selbst in Afghanistan und bist deswegen (vermutlich) wesentlich interessierter und informierter als Otto Normalverbraucher. Ich habe gestern Abend auch nichts „Neues erfahren“ – aber neu ist eben, dass zu guter Sendezeit auf namhaftem Sender die Fakten jüngeren Datums so aufbereitet dem Zuschauer präsentiert werden, das ist leider viel zu selten und deswegen notwendig.
der Sinn und Zweck wurde kaum herausgestellt, der Zusammenhang das wir dort aufgrund eines Auftrages der UNO/NATO/Deutschen Bundestages sind und somit letzendlich im Auftrag des deutschen Volkes, wurde kaum herausgestellt.
Das war nicht der Schwerpunkt, richtig, allerdings wurde auf diese Problematik z.B. bei den Szenen des Besuchs von Frau Hoff (Zielsetzung, Erwartung, politische Erklärung) und Guttenbergs (politische Wahrnehmung) durchaus eingegangen. Hätte auch mehr sein können, dafür hätte man andere Szenen streichen können, ohne Zweifel. Aber das ist eben Geschmackssache…
Wenn man wenigstens noch deutlich gesagt hätte das der Beschluß für den Abzug ab nächstem Jahr sich zwar schön auf dem Papier macht, aber im Einsatzland als nicht durchführbar angesehen wird, könnte man dem Abend wenigstens etwas positives abgewinnen.
Das wurde zum Ende (dritter Teil) durchaus angebrochen (Zweifel an Machbarkeit des Abzuges) – vielleicht war es wieder zu subversiv?
Insgesamt ist mein Urteil zu diesem Beitrag daher wesentlich positiver als Deines – diverse sachliche Fehler (vom falschen Dienstgrad Gefallener über falsche Entstehungsgeschichte der Taliban, etc) sind offensichtlich drin, das ist richtig. Auch sind einige Stellen mit sehr subjektiver bzw. tendenziöser Darstellung (die von Dir genannte subjektive Sicht auf den Anschlag in Kabul, die Vorwürfe des Vaters eines gefallenen Soldaten, der Teil mit der vom Swedish Commitee finanzierten Schule…) unkommentiert präsentiert. Aber das ist m.E. normale Meinungsvielfalt, die man eben hinnehmen muss, und kleinere Fehler passieren eben mal. Insgesamt ein solides Stück Arbeit, besser als das meiste was man dazu in Deutschland präsentiert kriegt.
Diverse Punkte hätten mehr oder deutlicher zur Sprache kommen können. Neben den von Dir bemängelten Lücken könnte man z.B. noch das Fehlen von PTBS etc etc anführen – aber man kann eben nicht alles in drei Stunden packen, man muss hier oder da Abstriche machen, und wo die Prioritäten gesetzt werden ist eben Sache des Produzierenden. Wenn ich den in meinen Augen perfekten Afghanistan-Beitrag sehen will, muss ich ihn wahrscheinlich selbst drehen