Auch ich möchte hier meine Erfahrungen zum Besten geben.
Vorab sei gesagt, dass ich seit meiner Kindheit Pilot werden möchte, mich für Flugzeuge interessiere und Segelfliegen betreibe.
Aufgrund der Tatsache, dass mein Fluglehrer mir dazu riet, auf jeden Fall eine fliegerische Laufbahm einzuschlagen und meinem Interesse am Militär im Allgemeinen, habe ich mich dann für den Fliegerischen Dienst/Militärische Flugsicherung beworben (ich bin uneingeschränkt flugtauglich (Fliegerärztliches Zeugnis)).
Mein Abiturschnitt ist 2,3 (Bayern).
1 Tag
Anreise:
Ankommen, Betten beziehen, Vortrag mit ausfüllen des "Biografischen Lebenslaufes"
Befremdlich ist, dass jene, welche bei der Frage "Sind sie in der Lage auf Menschen zu schießen" dieses mit "Weiß ich nicht" beantworteten auch demnächst im Range eines Offizieranwärters stehen, das verstehe wer will (durch meinen Bruder (Polizeieinstellungsberater) weiss ich, dass bei der Polizei diese Antwort, verständlicherweise, sofort zum Ausschluss führt).
2 Tag
Die ersten Tests durchlaufen, ärztlich keinerlei Bedenken.
Gruppensituationsverfahren:
Wir hatten das Thema zwei Fußballkarten, drei Bewerber.
Als Argument brachte ich ein, dass ich für eine Fußballzeitung schreiben würde und darum eine der Karten dringend bräuchte, ich aber versuchen würde für ein nächstes Spiel Freikarten zu organisieren und Spielerautogramme mitbringen würde.
Meine Mitbewerber gaben an: 1. Meine Freundin ist nicht da und ich habe Langeweile.
2. Ich bin großer Fan und will da hin.
Beide meiner Mitstreiter lagen interessanterweise goldrichtig, da ich "zu" zielstrebig argumentiert hätte. Ich hab immer gedacht Zielstrebigkeit wäre eine Grundvoraussetzung, wohlgemerkt ohne die anderen zu "Überreden") und jetzt kommts: Mich gleichzeitig gegenüber den Anderen zu kompromissbereit gezeigt hätte.
Persönliches Gespräch:
Was die militärischen Belange anging, war alles völlig in Ordnung (Auslandseinsatzbereitschaft (gegeben),etc.; der Offizier war sehr angetan von meinen Argumenten und was meinen Berufswunsch angeht.
Dann kam der zweite "Befrager" und damit das Ende.
Es handelte sich um eine Person, welche selber "Praktikant" war und schlichtweg mochte er mich augenscheinlich nicht.
Er meinte, dass ich ja mit meiner Segelfliegerei die Schule vernachlässigen würde (Abi-Schnitt: 2,3) und ohnehin nur studieren wolle (wie das jetzt mit meiner schulischen Nachlässigkeit zusammenpasst erklärt sich auch nicht zwingend) und dann ab in die Wirtschaft.
Als ich angab, dass ich auch ohne Studium zur Luftwaffe gehen würde, da ich Berufssoldat werden möchte, verschlug es ihm ersteinmal die Sprache (der erste Befrager lächelte leise zu meinen Gunsten).
Dann teilte mir Befrager 2 mit, das mein Zeugnis nicht ausreichend wäre (bei 2,3 ist das ja wohl der Lacher, vor allem vor dem Hintergrund, dass Bewerber mit Note 5 in Mathe, es bis zum 2. Tag geschafft und die Mitbewerber wahrlich nicht alle besser waren).
Außerdem mein Zeugnis war ja vorher bekannt, wieso dann die Einladung?
Ich gab dann an, dass mein Abiturschnitt in Ordnung wäre (sprich gut) und es auch auf die wesentlichen Talente eines Offiziers ankäme (wie Kameradschaft, Zielstrebigkeit, Motivation, Selbstsicherheit und Bereitschaft sich auch einsatzbedingt Einzufügen)).
Dies alles ruhig und konzentriert vorgetragen ohne Phrasen zu dreschen.
Genau darauf schien es aber nicht anzukommen, vielmehr hatte ich das Gefühl, dass der Befrager 2 sich zunehmend ärgerte, dass er mich nicht aus der Fassung bringen konnte und mir im Anschluss mitteilte, Offizier ginge nicht, aber Feldwebel das wäre doch auch was.
Bei allem Verständnis, welches Ansehen genießt eigentlich das Unteroffizierkorps bei der Bundeswehr und bei einem Abiturienten kann die Frage ja wohl nicht ernst gemeint sein, ohne Überheblichkeit .
Diese hatten aber Mitbewerber (z.B. "Wenn ich erstmal Offizier bin, kann ich die ganzen Dummköpfe von Uffzen schön rumschubsen", usw., hoffe die bekommen die Quittung).
Toll, was für ein Offiziernachwuchs sich da anbahnt.
Mein fliegerisches Talent (mehrere Auszeichnungen) fand übrigens keine Beachtung, aber das ist für einen Piloten wahrscheinlich aus Sicht der Bundeswehr auch nicht sooo wichtig.
Klar bin ich enttäuscht und kann das Nichtbestehen (könnte mich in 6 Monaten nochmal bewerben) nicht nachvollziehen, aber ich möchte nur die vorwarnen, welche meinen, das wenn sie motiviert und mit Überzeugung Soldat werden möchten, die Prüfung mit links bestehen.
Die Wahrheit will auch hier nicht immer gehört werden und es geht schlichtweg wie so oft darum, wen man als Prüfer hat, egal wie gut man ist.
Auf jeden Fall drücke ich allen die Daumen!
Ach ja, die Aufnahmprüfung bei der Lufthansa sowie bei der Bundespolizei habe ich bestanden, werde mich dann entscheiden.