Moin.
Da ich quasi frisch aus dem KC Wilhelmshaven komme, wollte ich meine Erfahrungen schildern um zukünftigen Bewerbern etwas die Nervosität zu nehmen.
Anreise und die ersten StundenAus dem Süden der Republik war die Reise nach Wilhelmshaven natürlich etwas länger. Nichts für Reisekranke^^
Da der Fahrgutschein der Bundeswehr aber auch den ICE beinhaltet gestaltet sich die Reise ziemlich angenehm. Ich rate jedoch dringend dazu sich bei längeren Strecken einen Platz im ICE reservieren zu lassen. Das bezahlt ihr zwar aus eurer eigenen Tasche aber es lohnt sich. Ich habe bereut es nicht getan zu haben. Denn 2 Stunden stehen auf einem Streckenabschnitt weil der ICE mit Leuten vollgestopft war ist nur was für Kenner (stellt euch die Bilder von Zügen vor die in Indien fahren
).
Jedenfalls wurden dann alle Bewerber von einem Bus der Bundeswehr abgeholt. Ein ziemlich alter Kasten dessen Glanzzeiten vermutlich in den 80ern lagen. Da man aber nicht zur Kaserne laufen musste, was eine ordentliche Strecke ist besonders da kein Bus über die Schleuse fahren kann, ist das zu verkraften.
Ein netter Hauptgefreiter (mit dem ich noch eine Menge Spaß hatte) nahm uns im Bus in Empfang und nach einer kurzen Tour durch Wilhelmshaven und natürlich den Marinehafen ging es auch schon zum Karrierecenter.
Dort führte man uns in einen Saal in dem ein weiterer Hauptgefreiter und eine sehr nette (und hübsche) Frau Oberleutnant auf uns warteten.
Man händigte uns schonmal unsere Infobroschüren und die Laufzettel aus und erklärte uns die organisatorischen Feinheiten der kommenden Tage. Selbstverständlich auch die Hausordnung.
Dann ging es auf die Stuben deren Nummer man auf der letzten Seite der Infobroschüre findet.
Ich meine hier im Forum gelesen zu haben, dass man seine Bettwäsche abholt. Diese lag bei uns schon auf den Kojen.
Nach dem Beziehen der Stube ging es dann zum Abendessen.
An dieser Stelle ein Wort zum Sonntag (und das Donnerstags): Die Truppenküche in WHV ist leider die schlechteste in der ich je gespeist habe. Das muss ich blöderweise so direkt sagen. Auch wenn es mir dort sonst gefallen hat
Aber der Hunger treibt es rein. Sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt.
Weiter im Text. Nach dem Mittagessen hat man uns zurück zum Gebäude des Karrierecenters geführt und uns nochmal eingeschärft keinen Sport zu treiben, immer und überall ehrlich zu sein und auf keinen Alkohol zu trinken. Was auch völlig richtig ist. Es ist immer noch eine Vorstellung seiner Person bei einem Arbeitgeber und kein Urlaub.
Danach war Freizeit bis 22 Uhr, dann Zapfenstreich.
1. wirklicher TagWecken war um 5:10 Uhr. Ich, sowie jeder Offizier der dort arbeitet, empfehle seinen Wecker auf 4:50 Uhr zu stellen. Es gibt nur 4 Duschköpfe in den Duschen. Und das für die ganze Mannschaft (wir waren 33 Mann und 3 Frauen, die jedoch ihre eigene Dusche haben). Duscht, rasiert euch und zieht euch annehmbare Klamotten an.
Danach ging es zum Frühstück....naja. Mir wären für die 3 Tage einfache EPAs lieber gewesen.
Nach dem Frühstück gab es ein wenig Zeit zum Rauchen um dann zum Steuerkopf zu laufen. Das ist das Büro das eure Bewegungen während der Eignungsfeststellung steuert. also wo ihr wann hin müsst.
Das läuft bei vielen unterschiedlich daher folgt ab jetzt meine Version der Reihenfolge.
Ich ging zuerst zum Arzt was ganz gut war denn ich musste eh aufs Klo. an dieser Stelle noch eine Randnotiz. Geht am ersten Tag morgens NICHT aufs Klo und NICHT rauchen bevor ihr nicht beim Arzt wart. Ersteres nicht weil ihr dort eine Urinprobe abgeben müsst und mit leerer Blase gestaltet sich das schwer, zweiteres nicht weil ihr dort einen Lungenfunktionstest machen müsst. Dazu gleich mehr.
Nach einer kurzen Wartezeit beim Arzt ging es für mich zum Sehtest. da ich zum Fahren eine Brille trage, nahm ich sie mit uns setzte sie auf. Ihr schaut in einen Apparat in dem 3 Reihen mit Kreisen zu sehen sind. Diese Kreise haben Öffnungen die ihr erkennen müsst. Dann folgt der Test auf die Rot-Grün Schwäche (Farbenblindheit). Rote Zahlen auf grünem Grund erkennen. Dann 7 Bilder mit jeweils 4 Kreisen drauf. Einer der Kreise ist in 3D gehalten. Er springt euch quasi an. Den müsst ihr erkennen. Im selben Raum wird ein Hörtest gemacht. Sobald ihr es piepen hört einfach einen Knopf drücken den ihr in der Hand haltet.
An alle die gerade reinkommen wenn der Hörtest gemacht wird. Macht die Türen um Himmels willen LEISE zu. Es nervt einfach höllisch in der Kabine für den Hörtest zu Sitzen und draußen verwechselt einer die Türe mit einer Panzerluke.
Nach diesen beiden Tests musste ich Urin abgeben (Hurra, endlich pullern).
dann kam der Lungenfunktionstest. Ihr bekommt einen Klipp auf die Nase und steckt euch einen Plastikschlauch in den Mund. Dann atmet ihr kurz ganz normal bis ihr, unter Anfeuerung der Ärztin, tief einatmet und alles mit einem Satz wieder ausatmet. Dies musste ich jedoch zweimal machen da ich beim ersten Mal aufgrund der Anfeuerung ziemlich dreckig lachen musste^^
Danach wurde ich gewogen und vermessen.
Dann ging es zur eigentlichen Untersuchen mit Griff in die Kronjuwelen, Test des Gleichgewichtssinns (Augen zu und Hände auf den Boden bei durchgestreckten Knien), Blutdruck messen, Kniebeugen, erneutes Blutdruck messen, Prüfung der Gelenke indem eure Knie und Ellbogen gestreckt und gebeugt werden und der Besprechung eurer Krankengeschichte. Und er kennt sie KOMPLETT !!!! Wenn ihr je beim Arzt wart wegen was auch immer dann weiß der Arzt dort das auch. Also nichts verschweigen.
Nach dem Arzt ging es wieder zum Steuerkopf.
Dieser schickte mich zum Aktualisierungsgespräch. Schnell erklärt. Ein Gespräch mit einer netten Dame ob sich denn etwas geändert hat seit ihr euch beworben habt und fehlende Unterlagen werden von euch gefordert. Bürokratischer Humbug also. Nix spannendes.
Danach kam ich zum CAT. also dem Computertest bei dem eigentlich alles geprüft wird(Konzentration, Aufmerksamkeit, Mathe, englisch Deutsch, Mechanik, Elektrotechnik, Morsen Ton, Morsen Licht, Fragen die man mit
trifft zu oder
trifft nicht zu beantwortet usw). Sie sehen es ist nichts wildes. Fächer wie Mathe, Deutsch und Englisch sind Dinge die man in der 6ten oder spätestens 7ten Klasse gelernt hat
Nach einer ewigen Pause von immerhin zweieinhalb Stunden begann die Informationsveranstaltung mit der Unterzeichnung verschiedener wichtiger Zettel. Unter anderem die Erklärung dass ihr treu zum Grundgesetz steht. Als zukünftiger Soldat natürlich nur eine Formalie.
Themen der Informationsveranstaltung sind unter anderem der Berufsförderungsdienst, die Laufbahnen und ihre Verpflichtungszeiten und die widerrufliche/unwiderrufliche Verpflichtungserklärung. Wir Wiedereinsteller hatten die unwiderrufliche da wir natürlich wissen worauf wir uns einlassen.
Das ganze Ding geht 2 Stunden mit einem netten und überaus komischen Stabsbootsmann.
Danach ist der Besuch einer Fregatte vorgesehen. Bei uns war es die "Karlsruhe". eine betagte alte Dame mit einer Menge Feuerkraft. Ihr werdet durch den Wachhabenden begrüßt und dann wohl in 2 Gruppen aufgeteilt. Das war bei uns zumindest so. ein junger Obermaat führte uns herum und erzählte uns alles was wir wissen wollten. Tut euch und eurer Gruppe einen Gefallen. Stellt Fragen! Die Damen und Herren auf der Fregatte sind wirklich heiß darauf sie zu beantworten, egal wen ihr was fragt, und ihr erfahrt somit einiges über das Leben an Bord, nicht nur das was man im Internet sowieso nachlesen kann. Einfach nur genial dieser Besuch dort. Informativ und lustig zugleich.
Nach diesem leider viel zu kurzen Besuch ging es wieder in die Kaserne und zum Schweinetrog....ich meinte natürlich in die Kantine. Verzeihung.
2.TagSPOOOOOORT meine Damen und Herren. Nach dem obligatorischen Wecken und der Zufuhr von Nährstoffen ging es in die Sporthalle in der wir den Sporttest abgeliefert haben. Als Sportler sage ich es ist leicht. Nicht so sportliche Mitbewerber sagten aber auch es wäre nix wildes. Also macht euch wegen keiner Disziplin verrückt. Sie sind alle schaffbar. Ich werd sie hier nicht hinschreiben da jeder weiß was der Sporttest beinhaltet.
Danach wurde natürlich ausgiebig geduscht und es kam wie es kommen musste.
Das Interview. auch genannt Vorstellungs- bzw. Prüfgespräch.
Je nachdem wie sie lustig sind werdet ihr entweder von einem Psychologen, einem Prüfoffizier oder beiden gleichzeitig befragt.
Ich weiß natürlich nicht was die anderen Bewerber gefragt wurden.
Als Wiedereinsteller verzichtete man darauf mich etwas zur Bundeswehr zu fragen. Schade. Stattdessen befragte man mich zu meinem Lebenslauf und den allgemeinen Erlebnissen die man im Leben so hatte. Auch hier gilt: Wer ehrlich ist fährt am Besten.
Sollten die Prüfer zu dem Schluss gekommen sein ihr wärt geeignet für die Bundeswehr werdet ihr zum Einplaner geschickt bei dem euch diverse Stellen angeboten werden. Sucht euch eine aus bei der ihr ein gutes Gefühl habt und er meldet euch dort und gibt euch einen Zettel mit: Bezeichnung der Einheit, Verpflichtungszeit, höchster Dienstgrad der für euch erreichbar ist und Dienstantrittsdatum.
Eine Einberufung erhaltet ihr gesondert per Post.
Danach fährt man euch zu bestimmten Zeiten zum Bahnhof bevor es auf Bundeswehrkosten wieder nach Hause geht.
Ich hoffe dieser Beitrag war informativ und hilfreich.
Horrido Joho (mein zukünftiger Schlachtruf
)