Da ich in meiner Bewerbungs und Vorbereitungsphase sehr oft in diesem Forum nach Infos gesucht und gefunden habe, möchte ich mit meinem im Anschluss folgenden Erfahrungsbericht aus dem KC Mainz/Wiesbaden auch ein Teil beitragen.
So wie mir die Erfahrungsberichte von euch geholfen haben, hoffe ich das ich mit meinem Erfahrungsbericht anderen, eventuell Zukünftigen Kameraden ebenfalls helfen kann.
Zunächst ein paar Infos zu mir und der Vorgeschichte:
Ich bin 24 Jahre alt und bin ausgelernter Fachinformatiker für Systemintegration.
Mein erstes Gespräch beim Wehrdienstberater war Anfang September 2013, mitte Oktober hatte ich den zweiten Termin bei dem auch die Bewerbung versandt wurde.
Ich bekam kurz darauf auch direkt eine Bestätigung das die Bewerbung einging.
Anfang Dezember bekam ich dann wieder Post mit der Einladung zur Eignungsfeststellung in Mainz vom 06.01-08.01.14
Tag 1
Anreise:
Ich bin Wohnhaft im Saarland und habe mich dafür entschieden mit dem Zug anzureisen. Vom Hauptbahnhof in Mainz fahren im 10-15 Minuten Takt S-Bahnen (Linie 50 und 52 ab Haltestelle K Richtung Hechtsheim) An die Kurmainz Kaserne.
Die Haltestelle nennt sich auch Kurmainz Kaserne.
Von dieser Haltestelle sind es dann noch ca 200 Meter Fußmarsch bis zur Wache.
Diese Wache überprüft kurz die Einladung und erklärt dann auch direkt den Weg zum Gebäude 37.
Bewerber die mit dem Auto angereist sind durften sogar in die Kaserne einfahren und direkt vor dem Gebäude 37 parken.
Im Gebäude 37 angekommen wird man sehr nett empfangen und auch gleich auf die Stube gebracht und darauf hingewiesen das sich im Erdgeschoss ein Raum mit Tischtennis, Billiard und Kicker befindet. Des weiteren wurde ich informiert das im ersten OG ein Fernsehraum ist der genutzt werden darf.
Nachdem ich mich in der Stube etwas eingerichtet hatte kamen auch schon die anderen Bewerber (ich war sehr früh da) und man unterhielt sich natürlich über die Vorgeschichte und Ziele der anderen Bewerber.
Gegen 16:00 gab es dann auch schon das erste mal etwas zu essen, es gab Spagetti Bolognese (war völlig ok, sah aber nicht jeder so) und jeder sollte sich vorstellen und etwas über sich und seine Ziele erzählen.
Gegen 20:00 wurde dann der Biografische Fragebogen ausgefüllt.
Bei diesem sind mehrere fragen dabei die nur angekreuzt werden müssen mit "ja" , "nein" oder "?" Das Fragezeichen steht für "noch nicht sicher"
Die fragen sind alle sehr simpel und sollten keinen vor größere Probleme stellen.
Beispiel:
Sind sie bereit wenn es nötig ist Gewalt anzuwenden um ihre Ziele zu erreichen?
Die Antwort kann sich hier jeder denken.
Des Weiteren kommen 6 Fragen die ausführlich und mit bedacht beantwortet werden sollten. Ihr habt für die Beantwortung pro Frage fast eine halbe Seite platz. Daher ein kleiner Einzeiler genügt nicht.
Eine Beispielfrage (nicht ganz wortwörtlich)
Wie wurden sie erzogen und was hat es ihnen gebracht und wo können sie diese Eigenschaften einsetzen?
So in der Art war die frage. Leider kann ich sie nicht mehr genau wiedergeben.
Wir waren beim ausfüllen des Fragebogens ohne Aufsicht, ob dies normal ist kann ich jedoch nicht sagen.
Tag 2
Nachdem Frühstück (große Auswahl) wurden wir von einem Bus abgeholt und nach Wiesbaden verlegt.
Dort wurde der Cat Test durchgeführt und wir wurden gemustert.
Musterung: Sehtest, räumliches sehen, Farbenblindheit, Hörtest, Urinprobe, Gewicht und Größe messen, Gespräch mit dem Arzt und diverse kleinere Untérsuchungen mit dem Arzt (unter anderem Untersuchung der Genitalien und Blutdruckmessen)
Cat Test:
Mathe: Brüche, Flächen,Wurzeln, 3 Satz, Prozentrechnen
Deutsch: Grammatik, Rechtschreibung
Englisch: Sätze vervollständigen
Matritzentest: logische Bild Ergänzungen finden.
Räumliches Denken: diverse 3 D formen mit anderen Formen vergleichen und auswählen welche gleich sind.
Reaktionstest: Blauer Pfeil zeigt die Richtung, Roter Pfeil die Position. Beides muss im unteren Bereich schnellstmöglich angegeben werden.
Test mit den Chinesichen Zeichen: Zahlen von 0-9 sind mit verschiedenen Zeichen verknüpft und es muss unter Zeitdruck damit gerechnet werden.
Technisches Wissen: typische Aufgaben wie "welches Zahnrad dreht in welche Richtung"
Elektro Test: Dioden,Kondensatoren,Transistoren,Wechselstrom,Gleichstrom.... Rechnen und verstehen. Meiner Meinung nach war das der Anspruchsvollste Teil des Tests. Jedoch muss ich auch gleich dazu sagen das dieser Teil des Test nicht jeder Bewerber machen muss. Ich habe mich für den Feldwebel im Fachdienst beworben, andere die eine ZAW machen wollen mussten diesen Elektro Test ebenfalls absolvieren.
Des Weiteren mussten noch mehrere Fragen mit "trifft zu" oder "trifft nicht zu" beantwortet werden.
Ein Beispiel: würden sie einem Menschen mit Integrationshintergrund ebenso Vertrauen wie einem deutschen?
Die Antwort dürfte jedem klar sein.
Gegen Mittag wurden wir wieder zurück nach Mainz verlegt und wurden verpflegt.
Es gab Hühnchen Toscana Art was meiner Meinung nach auch sehr lecker war. Jedoch gibt es immer und überall Nörgler.
Anschließend Sporttest, es wurde der BFT geprüft.
Beim Sprinttest haben alle Bewerber zwischen 25 und 35 Sekunden gebraucht.
Beim Klimmhang wurden Zeiten zwischen 20 Und 75 Sekunden erreicht.
Der Ergometer wurde ebenfalls von jedem geschafft, die Zeiten der anderen kenne ich leider nicht genau. Ich habe 220 Watt gewählt und war in 3:45 fertig.
Den Sporttest haben alle bestanden, jedoch mussten ein Paar am Tag darauf nochmal zum Ergometer Test antreten, bzw einem Belastungs Ekg unter ärztlicher Aufsicht. Es wurde behauptet das dies geschah weil manche zu schwer waren.
Jedoch kann ich das nicht belegen und gebe hier nur dieses Gerücht weiter.
Nachdem Test gab es Abendessen (überbackener Toast, ich empfand es als lecker)
Anschließend hatten wir Freizeit bis 21 Uhr.
Tag 3
Nachdem Frühstück wurden wir erneut nach Wiesbaden verlegt um die Psychologischen Prüfgespräche zu absolvieren.
Der Psychologe interessiert sich für eure Gründe zur Bundeswehr zugehen und möchte wissen was ihr bei der Bundeswehr machen wollt.
Des weiteren wurde ich noch ein Paar fragen zur Bundeswehr gefragt (Auslandseinsätze und Mandate, Sinn der Auslandseinsätze)
Auf euer Persönliches Umfeld wird ebenfalls sehr eingegangen.
Wenn ihr euch vorbereitet und dem Psychologen diese Fragen beantworten könnt ist der auch nett zu euch. Wenn er aber merkt das ihr ein Stück faules Fleisch seid, das es nicht für nötig hielt sich minimal vorzubereiten dann könnt ihr davon ausgehen das die fragen sehr sehr unangenehm werden. Ich persönlich empfand das Gespräch als sehr angenehm. Durch Gespräche mit den Mitbewerbern weis ich aber das das auch anders sein kann.
Nachdem Gespräch werdet ihr kurz aus dem Raum gebeten und kurz darauf wieder hereingerufen.
Dann kommt der Moment in dem sich eure weitere Zukunft entscheidet.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf eure Kleidung hinweisen.
Ich habe mich morgens frisch rasiert, eine moderne Sakko, Hemd, Hose, Lederschuhe Kombi angezogen und wurde von meinen Mitbewerbern schwer belächelt.
Ein anderer Bewerber hat das ebenso getan.
Die meisten anderen Bewerber hielten es nicht einmal nötig sich zu rasieren!
Leute egal ob ihr von den anderen belächelt werdet. Ihr habt euch auf eine Führungsposition beworben die eine gewisse Reife und Professionalität erfordert. Das solltet ihr bereits bei der Kleidung zeigen !
Und grüßt gefälligst alle Leute die ihr im KC seht. Sowas muss man normal nicht sagen, aber es ist nicht bei jedem selbstverständlich (wie ich feststellen musste)
Okay zurück zum Ablauf.
Nach dem Psychologen erhaltet ihr eure Eignung (oder eben nicht) und werdet dann zum Einplaner Geschickt.
Ich empfehle euch hier etwas Zeit zu lassen. Immerhin geht es um eure Zukunft.
Wenn dann alles geklärt ist unterschreibt ihr noch diverse Unterlagen in 2 facher Ausführung. Ich habe direkt mein Einberufungsbescheid und ein Bahnticket für die Anreise zur AGA erhalten.
Anschließend werdet ihr noch zum BFD geschickt. Hier bekommt ihr Infos wie es nach der Bundeswehrzeit für euch weiter geht, bzw gehen kann (mögliche Fortbildung usw......) will darauf nicht genauer eingehen da es reine Form Sache ist.
Die Bewerber die schon alles hinter sich hatten wurden dann wieder nach Mainz verlegt und es gab Mittagessen. Ein Teil der Bewerber saß jedoch immer noch in Wiesbaden und warteten auf ihre Psychologen Gespräche und Einplaner usw....
Nach dem Essen haben wir die Stuben in Originalzustand versetzt und wurden verabschiedet.
Für mich persönlich waren es 3 tolle Tage in den ich viele Erfahrungen gesammelt habe.
Meine Vorbereitung hat sich gelohnt, und ich kann es jedem nur empfehlen vorbereitet dort aufzutauchen.
Eine Statistik wieviel die Feldwebel Eignung erhalten haben kann ich leider nicht geben da noch nicht alle fertig waren wie ich abgereist bin.
Der Stand bis dahin waren jedoch nur 2 mal Feldwebel Eignung bei ca 10 geprüften Bewerbern (ich und der andere Bewerber mit Anzug)
Ob ein Anzug ein Garant für die Feldwebel Eignung ist möchte ich nicht behaupten, jedoch sagt es viel über euch aus und wird sicher nicht negativ gewertet.
Am Ende dieser 3 Tage habe ich erreicht was ich wollte.
Werde ab 01.04.14 in Sondershausen meine AGA absolvieren und anschließend werde ich in Kastellaun in meine Stammeinheit versetzt als Stabsunteroffizier FA im S6 Bereich.
Wer Rechtschreibfehler findet darf diese behalten ;-) mit dem Handy schreibt es sich echt schlecht.