Hallo zusammen!
Ich habe hier, seit ich dieses Forum entdeckt habe, viel Zeit mit Lesen und Recherchieren verbracht. Habe außerordentlich viele Tipps und hilfreiche Antworten bekommen.
Als Dankeschön und natürlich als Hilfe für andere Bewerber, möchte ich meine Erfahrungen von meinem Bewerbungsprozess mit euch teilen.
Zu meiner Person:
- 23 Jahre alt
- Abitur
- abgeschlossene Berufsausbildung zur Ergotherapeutin (nicht von der Bw anerkannter Beruf)
Mein erstes Gespräch mit dem Wehrdienstberater hatte ich im Juli 2013.
Ich hatte mich vorher über meine eventuellen Möglichkeiten informiert und bin zu allererst mit dem Wunsch für den freiwilligen Wehrdienst nach Lübeck gefahren.
Dort konnte ich alle Fragen klären und wurde sehr gut beraten. Der WDB nahm sich sehr viel Zeit, war geduldig und ging mit mir meinen langen Fragenkatalog durch.
Ich rate jedem dazu, sich vorher richtig zu informieren und sich alle Fragen unbedingt aufzuschreiben. Das erleichtert vieles und im Gespräch wird nicht die Hälfte vergessen.
Nach dem Gespräch und vielen Gesprächen mit der Familie, dem Partner und Freunden, jeder Menge neuer Informationen und Recherchen habe ich ein paar Monate später erneut einen Termin vereinbart und habe die letzten Fragen zu meiner neuen Entscheidung gestellt und wurde diesmal in Mölln ebenfalls so gut beraten wie zuvor.
Aus dem FWD-Wunsch wurde die Feldwebellaufbahn im Sanitätsdienst mit der ZAW zum Notfallsanitäter angepeilt.
Im Februar 2014 gab ich meine Bewerbung beim WDB (in Lübeck) ab und wartete auf eine Rückmeldung. Die Zeit des Wartens vertrieb ich mir mit Vorbereitungen.
Ich frischte meine dürftigen Mathekenntnisse auf, lernte mit einem Buch speziell für den Computertest die verschiedenen Aufgabentypen und begann mit Freeletics um mich fit zu machen.
Ich wurde Ende März telefonisch benachrichtigt, dass ich zum Test nach Hannover ins Karrierecenter eingeladen werde. Da der Termin auf eine meiner Examensprüfungen fiel, wurde der Testtermin problemlos auf Anfang Mai verlegt.
Am 04.05.14, einem Sonntag, machte ich mich dann von Hamburg auf nach Hannover. Für die Hin- und Rückfahrt wurden Gutscheine der Deutschen Bahn in die Einladung gelegt.
Ich kam Sonntag an, Bettwäsche, Spindschlüssel und Laufmappe wurden ausgegeben. Dazu jede Menge Papierkram zum Unterschreiben in sämtlichen Ausführungen.
Der erste Testtag
Montag ging es dann los. Begrüßung durch einen freundlichen Hauptmann, dieser erklärte nochmal den Ablauf, die Hausordnung und allgemeines über die Bundeswehr. Worauf wir uns einlassen, und worüber wir uns im Klaren sein sollen. (Bundesweite Versetzungen, Einsätze, Verwundung etc.).
Im Anschluss der Begrüßung füllten wir einen persönlichen Fragebogen aus.
Die ersten Fragen waren zum Ankreuzen zum Thema Einsatz und der eigenen Einstellung dazu.
Im zweiten Teil ging es um die elterliche Erziehung und was uns diese gebracht hat, was wir aus der Schulzeit und der Ausbildung mitgenommen haben, was wir uns unter dem Arbeitgeber Bundeswehr vorstellen und was unsere Pläne sind, wenn es nicht bei der Bundeswehr klappen sollte. (Falls ich etwas vergessen habe: Verzeihung). Der zweite Teil soll in ganzen Sätzen beantwortet werden.
Für uns war dann erst mal Mittagessen angesagt. Anschließend sammelten wir uns im Raum vor dem CAT-Test. Der Computertest beinhaltet je nach Laufbahnwunsch und (vermutlich) auch Vorbildung speziell an euch angepasste Fragen.
Zur Vorbereitung rate ich zu Büchern über Einstellungstests, damit man die Fragen und deren Hintergrund und Sinn versteht. Es ist einfacher, wenn man den Aufgabentypus bereits kennt und weiß, was von einem erwartet wird.
Falls Fragen während des Tests auftreten, sind Testleiter in der Nähe und helfen gerne. Aber die Aufgaben werden auch immer wieder ausreichend gut erklärt und mit Beispielaufgaben vorgestellt.
Nach dem Wissenstest kommen noch Fragen zu Einstellungen und Werten. Fragen wie: Haben sie Vorbilder, kann man einem Ausländer genauso vertrauen wie einem Deutschen etc.
Nach dem Computertest ging es zum ärztlichen Dienst und bei mir wurde ein Hörtest und ein Drogentest (Urin) gemacht. Dazu wird man noch gewogen und gemessen.
Das war der erste Testtag.
Der zweite Testtag
Am zweiten Tag ging es wieder zum Arzt. Erst hatte ich noch einen Sehtest. Anschließend wurden bei einem anderen Arzt alle möglichen Krankheiten abgefragt, auch von Eltern und Großeltern. Der Blutdruck wird gemessen, 20 Kniebeugen, erneute Messung und nochmal nach einer kurzen Pause.
Als Frau steht man nicht völlig nackt vor dem Arzt, falls es die eine oder andere interessiert, BH und Höschen bleiben (vorerst) an. Es wurde am Ende kurz die Brust abgetastet, wenn gewollt auf Wunsch von einer Ärztin, anstatt des Arztes.
Es wird kurz alles durch bewegt, abgeklopft und abgehört. Der Rücken wird angeschaut und die Füße begutachtet. Damit war das auch durch.
Nach dem Arzt ging es dann zum Sporttest.
Drei Disziplinen.
1. 11x10m Sprint
2. Klimmhang
3. 3000m Ergometer fahren
Ich fand es jetzt nicht allzu schwer, die anderen in meiner Gruppe hatten ein bisschen zu kämpfen.
Einfach mal zu Hause ab und zu den Sprint und den Klimmhang üben.
Da ich nebenbei noch Sport mache und ab und an Laufe, war der Sporttest kein Hindernis.
Nach dem Sport ging es unter die Dusche und dann zum Vorstellungsgespräch zu einem Prüfoffizier und einem Psychologen.
Leute: zieht euch BITTE vernünftig an! Man kann es hier überall lesen, nehmt es euch zu Herzen. Hemd ist Pflicht. Mindestens.
Ich habe eine schwarze Hose, hellblaue Bluse und schwarzen Blazer getragen. Gab ein großes Lob vom Prüfoffizier im Anschlussgespräch. Sie bedauerte, dass sich viel zu wenig so zu einem Vorstellungsgespräch kleiden. Ich war teilweise selber erschrocken wie einige dort auftraten… Kurze Hose, Band- T-Shirt, (dreckige) Turnschuhe. Das geht nicht.
Das Gespräch lief bei mir so ab, dass der Offizier Fragen von meinem persönlichen Test aufgriff und wir uns unterhielten. Zwischendurch wurden politische Fragen eingebaut, Einsatzgebiete sowie Daten und Fakten zur Bundeswehr im Allgemeinen. Der Psychologe fragte im Anschluss auch noch ein paar persönliche Sachen. Wie meine Familie mit der Entscheidung umgeht etc.
Dann wurde ich raus gebeten und die beiden haben sich beraten.
Als ich wieder rein kommen durfte, wurde ich nach meiner eigenen Einschätzung gefragt und anschließend wurde mir das Ergebnis mitgeteilt. Bedanken, verabschieden und ab zum Einplaner.
Danach noch zum Berufsförderungsdienst und die Sache war durch.
Alles in Allem waren es drei tolle Tage, ich hatte Spaß, habe viele nette Leute kennengelernt, viel gekickert im Aufenthaltsraum und ein ganz klein wenig in das Leben in der Gemeinschaft hinein geschnuppert.
Ich habe bewusst keine genauen Zeiten in den Bericht geschrieben. Einerseits ist das nur semiinteressant, andererseits hab ich das sowieso nicht mehr genau im Kopf.
Aber eines steht fest, gewartet hab ich oft. Ob es nun vor dem Arzt war, zwischen den verschiedenen Untersuchungen, oder auf den Einplaner, bzw. die Dame vom BFD. Die Zeit ließ sich jedoch wunderbar mit lesen vertrödeln. Überall in den Warteräumen liegen Bundeswehrzeitschriften und Zeitungen. Ansonsten gibt es einen Aufenthaltsraum mit Kicker und Fernseher.
Zum Schluss noch zwei, drei wichtige Tipps: Lasst das Handy im Spind und grüßt die Leute die da rumlaufen. Macht auch zwischen den verschiedenen Testungen einen vernünftigen Eindruck.
In diesem Sinne, vielen Dank an das Forum für eure Unterstützung!
Und für diejenigen die es interessiert:
Ich habe meine Feldwebeleignung erhalten und werde am 01.07.14 in Seeth meine GA beginnen. Anschließend geht’s nach Kiel. Ich werde wie gewünscht Fw im Sanitätsdienst mit der ZAW zum Notfallsanitäter.
(Der Text ist vielleicht etwas zu ausführlich und zu lang geworden, als eigentlich geplant).
Cheers,
Rukar