Hallo zusammen,
frisch aus dem AC, wollte ich gerne meine Erlebnisse aus diesen 3 Tagen schildern, um zukünftigen Bewerbern der Offizierslaufbahn eine weitere Vorlage zu geben, mit der sie sich vorbereiten können. Für mich persönlich war das Lernen mit den Erfahrungsberichten, die in diesem Forum zu finden sind, definitiv die beste und wichtigste Vorbereitung auf das Testverfahren.
Zunächst eine zeitliche Übersicht zwischen Abgabe der Bewerbung und Erhaltung des Einladungsschreibens:- Einreichen der Bewerbung: 22.09.
- Eingangsbestätigung: 08.10.
- Einladungsschreiben: 27.10.
- Teilnahme am Verfahren: 29.11. - 01.12.
AnreisetagDie Anreise verlief wirklich entspannt für mich. Ich bin mit dem PKW angereist, war dementsprechend glücklich dass meine Anreise an einem Sonntag erfolgte und war im Endeffekt noch früher an der Kaserne als erwartet. Der Wächter dort empfing mich sehr freundlich und händigte mir, nach Vorzeigen meines Personalausweises, auch meinen Parkausweis aus.
Nachdem ich meinen PKW abgestellt und den Parkausweis sichtbar hinter der Windschutzscheibe verstaut hatte, ging ich los zur Bewerberunterkunft. Ich musste noch kurz mit anderen Bewerbern in einem Warteraum platznehmen, bevor wir unsere Bettwäsche und unser Schloss entgegennehmen durften, mit denen wir uns dann Richtung Stube bewegten.
Während wir unsere Taschen/Koffer entleerten und unseren jeweiligen Schrank damit füllten, ergriffen wir die Möglichkeit uns ein wenig besser kennenzulernen. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und mir war von Anfang an klar, dass die Kameraden auf meiner Stube sich ausführlich mit der Offizierslaufbahn und dem Beruf eines Soldaten auseinandergesetzt haben. Somit unterhielten wir uns sehr lange über unsere Studien-/Verwendungswünsche und eventuelle Alternativen.
Nach einiger Zeit durften wir uns nun endlich zum angekündigten Vortrag eines Offizieres (in unserem Fall Dienstgrad Major) begeben, der uns zunächst unsere drei Betreuungsoffiziere (Offz. des Heeres, Offz. der Marine, Offz. der Luftwaffe) vorstellte und anschließend noch einmal etwas grundlegendes über den Beruf als Offizier und den Verlauf der anstehenden Tage erzählte. Zum Ablauf des Vortrags gehörte außerdem der "biografische Fragebogen", den jeder Bewerber ausfüllen musste. Hier wurden Fragen gestellt wie:
- Haben Sie in Ihrem Leben schon einmal Verantwortung übernommen? (Wenn ja, weiter ausführen)
- Wie viel Zeit verbringen Sie in der Woche mit dem Lesen?
- Wie informieren Sie sich über das aktuelle Geschehen?
- Haben Sie schon einmal ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen? (Wenn ja, weiter ausführen)
- 3 Stärken/Schwächen
- Hobbys damals/heute
Wer noch nie Aufgaben hatte, in denen er Verantwortung o.ä. übernommen hat,
nicht tragisch! Sowas ist natürlich immer gern gesehen, ist jedoch nicht zwingend nötig um die Eignung zu bekommen.
Außerdem bekamen wir noch einen Fragebogen bzgl. unserer gewünschten Studiengänge mit auf die Stube. Diesen sollten wir Abends ausfüllen, ihn am nächsten Morgen mit zum Aufsatz bringen und dort abgeben. Wer hier plötzlich ganz andere Studiengänge angibt, als zuvor beim Karriereberater, darf sich defintiv auf Rückfragen im Interview gefasst machen.
Nach dem Vortrag gingen wir noch mit unseren Betreuungsoffizieren zum "Griechen" (ein internes Restaurant), wo wir alle zu Abend essen konnten und den Offizieren all unsere offenen Fragen stellen durften.
Nutzt diese Chance! So schnell werdet ihr so eine Gelegenheit nicht wieder bekommen.
Nach dem Essen und anschließendem Ausfüllen des Studienfragebogens gingen wir bereits gegen 21 Uhr ins Bett, da unser Wecker auf 04:30 Uhr gestellt war.
1. PrüftagAls der Wecker klingelte, fühlte ich mich wundersamerweise sehr fit und habe mir direkt die passende Kleidung (ich lief jeden Tag im Hemd + anständiger Hose herum), einen Stift und meinen Laufzettel (auf diesem steht der individuelle Ablauf des Tages) herausgelegt, um nach dem Duschen schnell unterwegs sein zu können.
Um 05:45 Uhr gab es dann Frühstück. Da um 06:10 Uhr bereits der Aufsatz anfängt, bleibt beim Frühstück maximal Zeit für ein Brötchen und eine Banane. Ihr könnt euch allerdings auch ein Brötchen fertig belegen und einpacken, das nötige Papier wird euch dafür zur Verfügung gestellt.
Übersicht meines Laufzettels:- 06:10 Uhr: Aufsatz
- 07:00 Uhr: CAT
- 08:15 Uhr: Arzt (Voruntersuchung)
- 09:00 Uhr: GSV
- 10:45 Uhr: PMO
- 11:30 Uhr: Arzt (Hauptuntersuchung)
- 12:30 Uhr: Mathetest
- 14:45 Uhr: Interview
06:10 Uhr: AufsatzHier bekommt man ein Wortpaar, welches man zunächst definieren, anschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede filtern und abschließend vergleichen soll.
Dieser Test sollte keine große Hürde darstellen, da es hier wirklich nicht großartig um den Inhalt geht, sondern um eure Sprache und euer Gefühl für die Sprache. Schreibt einen anständigen Aufsatz, wie ihr es aus der Schule kennt (Einleitung - Hauptteil - Schluss) und achtet auf Rechtschreibung/Zeichensetzung.
Mehr kann man hier nicht sagen.
Wen es interessiert: mein Wortpaar war "Neugier und Interesse".
07:00 Uhr: CATDer CAT ist ein Test zur Ermittlung eures allgemeinen Potentials, bestehend aus den Teilen Mathematik, Wortanalogien und Matrizentest.
Die Mathematik in diesem Test ist weitestgehend grundlegend, sprich Potenzen, Brüche, Dreisatz, Geometrie, Wurzeln. Wenn ihr euch halbwegs anständig darauf vorbereitet, solltet ihr euch davor keine großartigen Sorgen machen müssen.
Wortanalogien kennen die meisten, schätze ich. Ansonsten findet ihr dazu jede Menge im Internet.
Der Matrizentest hingegen war durchwachsen in meinen Augen. Auch diese Art von Test kennen vermutlich die meisten, jedoch kurz zur Erklärung: Es war ein Quadrat mit 9 Feldern, welche mit Mustern befüllt waren, gegeben. Eins dieser Felder war leer und die Aufgabe bestand darin, die Logik, die sich hinter den Zeilen bzw. Spalten versteckte, zu erkennen und somit das letzte Feld zu ermitteln. Es gab 5 Antwortmöglichkeiten, im Zweifelsfall wurde geraten.
08:15 Uhr: Arzt (Voruntersuchung)Man nimmt im Warteraum platz und wird diverser Male aufgerufen um folgende Stationen zu durchlaufen: Hörtest, Sehtest, Urinprobe, Vermessung + Wiegen.
Die Zwischenzeiten im Warteraum konnte man immer wieder nutzen, um die anderen Bewerber zu befragen, wie denn bei ihnen der vorherige CAT Test (bzw. manche hatten stattdessen zuvor den Mathetest) war.
09:00 Uhr: GruppensituationsverfahrenDie einzelnen Gruppen beinhalteten immer zwischen 3 und 5 Bewerbern und jede Gruppe hatte ihre eigenen "Prüfkommission", in der Regel bestehend aus einem Offizier und einem Psychologen. Ich war in einer Gruppe mit 2 weiteren Bewerbern.
Unsere erste Aufgabe bestand darin, eine Problemlösung für ein gegebenes Szenario zu finden und diese bestmöglich auszuarbeiten.
Wir hatten das Szenario, dass wir zu dritt die Leiter einer ca. 14 Mann großen 12-14 jährigen Gruppe sind und eine Wanderung unternehmen. Da auf unserem geplanten Weg leider die Brücke zusammengestürzt ist, haben wir zwei Optionen, zum Zielort zu gelangen. Eine Option beinhaltete ein höheres Risiko, war dafür in nur 30 Minuten zu bewältigen, die andere Option beinhaltete ein geringeres Risiko, dafür einen 4 stündigen Umweg. Sehr schnell waren wir uns einig, welche der beiden Optionen wir wählen wollten und so kamen an dieser Stelle wenig Diskussionen zwischen uns Bewerbern auf. Die restlichen 10 Minuten verbrachten wir also damit, eine möglichst ideale Planung auf die Beine zu stellen. Hier ist es von Vorteil, wenn man auch mal kreativ ist! Beispielsweise bedeuteten die 4 stunden Umweg für uns das Laufen durch die Dunkelheit, jedoch hatten wir dank unserer Kreativität ja Taschenlampen und eine Ortskarte eingepackt (
). Kreativ sein ist hier also von Vorteil, solange es natürlich realistisch bleibt.
Die zweite Aufgabe war der Ressourcenengpass.
Seit 6 Monaten hatten wir uns für einen Zoo ehrenamtlich tätig gemacht und nebenbei ein Projekt großgezogen. Dieses Projekt war so erfolgreich, dass wir zwei Tickets für eine Reise nach Namibia gewonnen hatten. Die Aufgabe bestand darin, eins der beiden Tickets in einer Debatte für sich zu gewinnen. Meine Empfehlung hier bedeutet erneut: seid kreativ! Niemand kann euch verübeln, dass ihr für die Schülerzeitung bereits seit 6 Monaten eure ehrenamtliche Tätigkeit niederschreibt und somit der Ausflug nach Namibia nicht nur persönlich wichtig für euch ist, sondern auch im Interesse eurer Schule steht! So würdet ihr also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Zuletzt gab es dann noch den Kurzvortrag.
Es waren 25 Minuten Vorbereitungszeit und ein zufälliges Thema gegeben.
Ich kann hier nur den Tipp geben, euch wirklich in die Geschichte hineinzuversetzen. Bei mir war ich Vorsitzender eines Vereins und musste eine Mitgliederversammlung führen, dementsprechend begrüße ich die Menschen auch mit einem "Herzlich Willkommen zur diesjährigen Mitgliederversammlung" o.ä. und nicht mit "Hallo liebe Mitbewerberinnen und Mitbewerber"!
Seid einfach freundlich, sprecht NICHT zu dem Offizieren/Psychologen, sondern zu eurem "Publikum"(Mitbewerber), und strukturiert euch vorher deutlich euren Ablauf, dann kann auch hier nicht viel schiefgehen. Die Tafelnutzung war jedem selbst überlassen, uns wurde aber zu Beginn gesagt dass wir sie nicht einbinden sollen, wenn wir den Umgang mit einer Tafel nicht gelernt hätten. Ich selbst habe die Tafel nicht genutzt.
Nach dem GSV ging es jeweils für einen aus jeder Gruppe noch vor dem Mittagessen zum Interview, für alle anderen erst irgendwann gegen Nachmittag. Mein Termin stand um 14:00 Uhr.
10:45 Uhr: PMODer "Persönlichkeitsmerkmale Offizier"-Test ist ebenfalls, wie der CAT, am Computer zu absolvieren und besteht aus 116 Fragen, die sich mit dem Umgang an der Waffe, Einstellung zu Ausländern, Alkohol-/Drogenkonsum und ähnlichem beschäftigen.
Zum PMO kann man nur sagen: antwortet spontan und aus dem Bauch heraus. Sich hier etwas zusammenzulügen ist schwierig, da jede Frage in abgeänderter Form einige Male auftritt und somit schnell Differenzen auftreten, wenn man nicht ehrlich ist.
Dieser Test dient unter anderem als Grundlage für das bevorstehende Interview.
11:30 Uhr: Arzt (Hauptuntersuchung)Bei der Hauptuntersuchung sind sämtliche Verletzungen, Allergien und Co. anzugeben und ggf. Attests dazu vorzulegen. Da ich mit einigen Allergien, Skoliose und auch schon mehreren Knochenbrüchen zu kämpfen hatte/habe, habe ich mir bereits zu Hause einen Zettel ins Portemonnaie gesteckt habe, auf dem ich alle kleineren und größeren Übel aufgeschrieben habe.
Anschließend wird hier noch der Blutdruck vermessen und ein bisschen die Beweglichkeit getestet.
Ich wurde mit T2 gemustert und bin für einige Verwendungen wie fliegerischen Dienst, einige Verwendungen in der Infanterie und Instandsetzungstruppe rausgefallen, jedoch nicht für meine Wunschverwendung Fernmelder (Eloka).
12:30 Uhr: MathetestThemen:
- Integrale
- Vektoren im 3 dimensionalen Raum
- Stochastik
- Geometrie
- Bruchrechnungen
Kein Hexenwerk, allerdings schon einige Fragen auf höherem Niveau dabei. Insgesamt hat man hier 85 Minuten Zeit.
Wenn ihr etwas technisches((Wirtschafts)Informatik, Maschinenbau, Luft-/Raumfahrttechnik, Elektrotechnik, etc.) studieren wollt, bereitet euch gut auf diesen Test vor und schneidet hier bestmöglich ab! Eure Studieneignung ergibt sich am Ende aus den Noten von den für das Studium relevanten Fächern in der Oberstufe und aus den Ergebnissen aus den Tests. Solltet ihr bspw. Informatik studieren wollen, seid aber in der Oberstufe schlecht in Mathematik gewesen und schneidet dann auch noch unterdurchschnittlich im Mathetest ab, wird euch mit Sicherheit keine Studieneignung gewährt!