Tag 2Punkt 5 Uhr klingelte der Wecker. Schnell duschen (in der Gemeinschaftsdusche), danach zum Frühstück. Bedenkt, dass ihr für das Frühstück nur 25 Minuten Zeit habt (bei 30-40 Bewerbern). Wer also auf seinen Morgenkaffee beharren möchte, der ist gut beraten sehr früh aufzutauchen, sprich gegen halb 6.
6:10 Uhr - AufsatzDer Morgen beginnt damit, dass ihr zwei Begriffe definieren und voneinander abgrenzen müsst. Dafür habt ihr 30 Minuten Zeit. Ihr könnt zwischen zwei Wortpaaren wählen, ich habe Verbot und Tabu genommen. Nehmt euch die Zeit, den Aufsatz im Kopf vorzustrukturieren und dann sauber aufzuschreiben.
Danach - PMOEin computergestützter Persönlichkeitstest mit knapp 120 Aussagen, bei denen ihr von "stimmt voll zu" bis "stimme gar nicht zu" die Auswahl habt. Im Grunde sind es die 5 gleichen Fragen, nur immer anders formuliert. Hier ganz wichtig: Ehrlich sein! Wer sich etwas zusammenlügt, weil er glaubt, dass es einen besseren Eindruck macht, der wird damit im Interview zerpflückt.
Danach - Ärztl. UntersuchungEinmal das übliche Prozedere durch: wiegen, messen, gucken, hören, schiffen. Anschliessend zum Arzt, der euren Körper einmal kurz auf Links dreht und zu allem fragt, was es so an Krankheiten gibt. Auch hier: Ehrlich sein!
Danach (ca 10:30) - GruppensituationsverfahrenIch war in meiner Prüfgruppe zu dritt. Wir wurden von einem sehr netten jungen Prüfoffizier in den Prüfungsraum gebeten. Da er noch in der Ausbildung zum Prüfer war, war neben ihm, dem Psychologen, noch ein erfahrener Fregattenkapitän anwesend, der ihn beaufsichtigte.
Das anschliessende Testverfahren beruht auf 4 Säulen: Das GSV mit den Szenarien Krisenmanagement und Ressourcenmangel, der Vortrag und das Interview.
KrisenmanagementEs geht darum eine Krisensituation im Team zu bewältigen. Hier solltet ihr euch zum einen als Führungsperson, aber auch als Teamplayer beweisen.
Nachdem jeder einen Zettel mit dem Szenario bekommen hatte, durfte jeder erst lesen und sich dann im stillen seine Gedanken machen, danach wird für 12 Minuten diskutiert. Wichtig: Es wird nicht abgebrochen, bevor die Zeit nicht rum ist.
Ihr dürft euch hier auch selber Umstände ausdenken, sofern sie nicht absolut unrealistisch sind, oder als "schummeln" zu werten sind.
Bei uns war es folgende Lage: Als Urlaubergruppe in Skandinavien hatten wir einen Berg erklommen. Von der Spitze sahen wir wie ein Reisebus von der Straße abkam und in einen Graben rutschte. Aufgrund der topographischen Lage gab es keinen Handyempfang. 4km die Straße runter war ein bewohntes Haus, von dem man aus Hilfe rufen kann. In 2km Entfernung, senkrecht zur Straße war ein weiteres Haus, zu dem der Weg aber über eine möglicherweise einsturzgefährdete Brücke führte und wo nicht erkennbar war, ob das Haus bewohnt ist. Der Abstieg über den einzigen Pfad vom Berg zur Unfallstelle dauert 12 Minuten, in denen wir unser weiteres Vorgehen planen sollten.
Denkt hier besonders an die Gesprächsetikette.
RessourcenmangelHier wird explizit die Lösung für ein bestehendes Problem gefordert. Es gibt von einer Ressource eine Einheit weniger als ihr Teilnehmer seid. Also muss am Ende einer von euch nachgegeben haben. Ihr müsst euren Standpunkt durchsetzen, warum gerade ihr die Ressource bekommen solltet, dabei aber auch versuchen den Gruppenzusammenhalt zu wahren. Auch hier habt ihr wieder die Möglichkeit euch Aspekte auszudenken.
Solltet ihr an den Punkt kommen nachzugeben, handelt eine Entschädigung aus. So zeigt ihr, dass ihr bereit seid zugunsten der Gruppe zurückzutreten, euch aber trotzdem vor den anderen behaupten zu können.
KurzvortragJeder bekommt einen Zettel mit einem Problem, zu dem es zwei Lösungen gibt. Ihr habt 25 Minuten Zeit euch in die Problemstellung einzuarbeiten und anschliessend eure Lösung vorzustellen und zu
begründen!Kein Hexenwerk. Wenn ihr keine gelernten Vorträger und Tafelbildzeichner seid, dann lasst die Tafel weg. Das kostet euch unnötig Zeit und schafft unglaublich viel Leerlauf in eurem Vortrag. Notiert euch eure Argumentation und tragt sie dann vor.
InterviewJetzt kommt der interessanteste und für mich auch der schönste Teil. Das Gespräch indem ihr euch selber verkaufen könnt und auch müsst, denn das ist eure einzige Chance euch persönlich den Prüfern vorzustellen.
Ich war direkt als erster mit dem Interview dran. Zunächst stellte bei mir der junge Prüfoffizier die Fragen.
Warum wollen sie zur Bundeswehr? Was ist für einen Offizier wichtig? Wie zeichnet er sich aus? Haben sie diese Eigenschaften schon selbst an sich feststellen können? Wenn ja, wann?
Wie steht es mit Auslandseinsätzen? Warum wären sie bereit ins Ausland zu gehen?
Wichtig ist: Ihr habt hier mit euren Antworten die Chance, das Gespräch zu lenken. So kam ich mit meinem Prüfer recht schnell auf das Thema Arzt/Soldat und den Konflikt zwischen soldatischem und hippokratischem Eid, auf welches ich mich besonders gut vorbereitet hatte. Das Endergebnis dieser Diskussion war, dass ich noch gar nicht wusste, wie ich reagieren würde, wenn ich einmal in diesen Konflikt geraten würde. Da ich mit der Frage aber gerechnet hatte und das auch gut begründen konnte (sind ja immerhin noch mind. 8 Jahre bis dahin), war er damit zufrieden.
Eine Frage ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Welches Buch haben sie zuletzt gelesen? Wenn ihr Titel und Autor genannt habt, sollt ihr ihm das Buch verkaufen. Wenn man ein bisschen Leute begeistern kann, dann ist aber auch das kein Problem.
Danach übernahm der Psychologe das Wort. Hier wurde ich besonders über mein ehrenamtliches Engagement ausgefragt, über meine Vorausbildung (wer aufmerksam war: Rettungsassistent) und den großen Unterschied zwischen den Noten in meinem Abi und denen in der Ausbildung (Abitur 2,7 - Ausbildung 1,3). Wer hier gute Antworten findet, der sammelt wirklich Punkte. Ich erklärte, dass sich mein Lernverhalten deutlich verändert hatte und auch meine Motivation viel größer ist, wenn ich an etwas arbeite, was mir richtig Spaß macht. Außerdem wurde ich darauf angesprochen, dass ich ausgebildeter RettAss bin, aber nur als RettSan bezahlt werden. Der aufmerksame Leser merkt wieder: Die hinterfragen wirklich alles, was man ihnen an Material und Ergebnissen bei der Bewerbung und während des Verfahrens bietet. Auch das konnte ich sehr gut erklären. Zu guter letzt sprachen wir noch über die psychische Belastung und wie ich damit umgehen würde, wenn ich mit etwas nicht fertigwerden würde. Hier keine professionelle Hilfe annehmen zu wollen ist mit Sicherheit die falsche Antwort.
Anschliessend wurde ich kurz aus dem Zimmer gebeten, nach kurzer Beratungszeit wurden mir meine Ergebnisse präsentiert. Ich war tatsächlich geeignet ein Offizier bei der Bundeswehr zu werden. Ihr habt hier die Möglichkeit Feedback zu euren bisherigen Ergebnissen im Detail zu bekommen. Verlangt die auf jeden Fall, damit ihr wisst wo ihr steht und wodran ihr arbeiten müsst.
Pause - MittagessenNachdem ich diesen Riesenhammer hinter mir hatte und die erste große Hürde genommen war, merkte ich endlich mal, dass ich riesigen Kohldampf hatte. Also flugs rüber zum Mittagessen. Nutzt diese Zeit um mal kurz runterzukommen, durchzuatmen und euch dann wieder auf die kommenden Aufgaben zu konzentrieren.
Danach - SanTestDer SanTest ist ein an den Medizinertest angelehntes Testverfahren. Er besteht aus 2x20 Aufgaben. Der erste Teil sind mathematische Aufgaben: Dreisatz, Formeln umstellen, Einheiten umrechnen. Hier gilt: Vorbereitung ist alles, aber nur dann was wert, wenn ihr sie wirklich intensiv betreibt. Setzt euch mit naturwissenschaftlichen Problemen auseinander und rechnet bis euch der Kopf qualmt. Oder tut nichts, alles dazwischen hat keinen Mehrwert.
Der zweite Teil besteht dadrin, aus Texten zu medizinischen Sachverhalten die richtigen Aussagen abzuleiten. Die Texte sind lang und die Sachverhalte kompliziert. Lest mit Bedacht, checkt eure Antworten bevor ihr sie absendet.
Für den San-Test gilt: Es ist unmöglich alle Aufgaben in der Zeit zu schaffen. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht und fühlte mich, als könnte ich ja auch direkt nach Hause fahren. Dass ich im ersten Teil 18/20 geschafft hatte und im zweiten 20/20, hab ich zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr realisiert.
Normal ist im ersten Teil ca die Hälfte zu schaffen, beim zweiten zwischen 12 und 15. Der Test soll euch gezielt zeitlich unter Druck setzen. Seid euch dessen bewusst, kontrolliert eure Antworten und sendet sie dann ab. Lieber weniger richtig machen, als viele falsch.
Danach - San-VortragIch wusste eigentlich gar nicht mehr, was ich hier sollte, war ich ich doch fest davon ausgegangen es tierisch verkackt zu haben.
Aber da das Unterhaltungsprogramm ja umsonst war, genau wie das Essen, ging ich trotzdem zum Vortrag.
Hier sitzen jetzt alle San-Bewerber mit Offizierseignung zusammen (also ca. eine Handvoll bei uns) und hören sich an, was sie bei Einstellung erwartet:
AGA, Studium, Klinik, Truppenarztzeit, Fortbildungen, Lehrgänge, etc. All das wisst ihr ja jetzt, es ist also nicht Teil der Studienberatung.
Auch das wird explizit erwähnt: Das morgige Prüfgespräch dreht sich ausschliesslich um eure Motivation, medizinische Kenntnisse und Wissen in Chemie, Biologie, Mathematik. Ich hatte das Gefühl ich könnte einpacken.
16:00 AbendbrotIhr sitzt jetzt nur noch mit all denen zusammen, die auch eine Offizierseignung bekommen haben. Die Stimmung ist entspannter, der erste Tag ist geschafft.
Das Essen war, wie immer, völlig in Ordnung.
Danach - EinplanunsvortragHier gibt es eine Menge Zahlen zu hören. Die Quintessenz: Nicht jeder, der zum Offizier und zum Studium geeignet ist, wird am Ende auch eingestellt.
Es ist halt eine Bestenauslese und da kann die generelle Eignung auch schonmal nicht best genug sein.
Für die Zahlen schaut am Besten mal in den Erfahrungsbericht von Jolinar, der abgesehen von den reinen Zahlen auch im ganzen absolut lesenswert ist:
http://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php?topic=55116.msg571686#msg571686Anschliessend ging es noch kurz zum Griechen, danch zügig ins Bett.