Tag 1 (Prüftag)Früh aufstehen war wegen erwähnter Nervosität kein Problem, außerdem war unsere Stube direkt neben den Duschen, und die waren schon ab 0400 sehr laut…
0545 Frühstück in der TruppenkücheIch hab dank den Erfahrungsberichten hier auf Kaffee verzichtet (einfach dran vorbeigehen!) und mich lieber am reichhaltigen Buffet bedient.
0610 AufsatzAuch hier zuerst wieder eine ausführliche Einführung. Wie in der Schule hatte die Dame vorne Probleme, die Folien auf den Beamer zu bringen, und wie in der Schule hab ich ihr dann dabei geholfen
Dann kriegt man eine von zwei Gruppen zugeteilt (immer abwechselnd, um Abschreiben unmöglich zu machen) und hat jeweils zwei verschiedene Wortpaare zur Auswahl.
In der anderen Gruppe stand z.B. das hier schon öfter erwähnte „Krieg und Terrorismus“ zur Wahl. Ich habe mich für „Tabu und Verbot“ entschieden und eine lockere Seite dazu geschrieben. Man kriegt nur ein unliniertes Blatt, wer damit Probleme hat, kann liniertes Papier zum Unterlegen mitbringen oder vorher üben! Notizen auf Schmierpapier sind übrigens nicht erlaubt, man muss also direkt aus dem Kopf schreiben!
Auf den Aufsatz sind die Prüfer später bei mir nicht eingegangen, scheint also ok gewesen zu sein.
0645 Computer Assisted Test (CAT)Direkt nach dem Aufsatz gings zum CAT, wo in einem Durchlauf die drei bekannten Tests mit Zusammenhang in Wortpaaren, Mathe Textaufgaben und der Matrizentest durchgeführt wurde. Pro Frage hat man drei Minuten Zeit die Antwort aus fünf Möglichkeiten auszuwählen.
Für den Mathetest kriegt man vorne bei der Aufsicht Schmierpapier, was sich auch empfiehlt!
Ich musste den Mathetest im Kopf machen, weil ich kein Papier hatte und das war doch nicht ohne (Dreisatz, Prozentrechnung, Flächen- und Volumen, dazu Kommazahlen).
Persöhnlichkeitsmerkmale Offiziersbewerber (PMO)Dierkt nach dem CAT wechselt die Prüfsoftware auf den PMO Fragebogen. Da hat man 116 Fragen in 40min zu beantworten. Themen (in dauernd wiederholter aber variierter Formulierung) waren soweit ich mich erinnern kann die Einstellung zu Drogen, Alkohol, Ausländer, Selbstorganisation, Durchsetzungsfähigkeit, Gewaltanwendung und Schusswaffeneinsatz. Wie bereits erwähnt: ehrlich antworten!
~0800 ArztDa ich CAT/PMO schnell und sicher beantworten konnte, hatte ich noch ca. eine Stunde Zeit vor dem GSV und wurde direkt zum Arzt geschickt. Dort durchläuft man nacheinander mehrere Stationen zu Sehstärke, Sehfeld, Hörtest, Gewicht & Größe, Urinprobe, Pulsmessung bei Ruhe und nach 20 Kniebeugen sowie eine generelle Befragung nach Vorerkrankungen, Erbkrankheiten etc. Wer regelmäßig Blutspenden geht, kann das runterrattern
Hab T2 mit Auschluss Wachbataillon gekriegt (Größe und Brille).
0900 Gruppensituationsverfahren (GSV)Hier ist man seiner jeweiligen Prüfkommision zugeteilt, bestehend aus einem Prüfoffizier (meistens im Rang Major) und einem Psychologen in Zivil (oder zwei, wenn einer davon in Ausbildung ist). Gruppengröße bei uns waren zwischen drei und fünf Bewerber. Ich war mit zwei anderen in der Gruppe, was gut war. Von anderen hab ich mitgekriegt, dass es in einer Fünfergruppe logischerweise deutlich schwerer ist, ausreichend zu Wort zu kommen.
Wie bei allen Tests wird man erstmal ausführlich in die Problematik eingeführt und das ganze Verfahren im Detail erklärt.
Unser Thema für die Krisenbewältigung war eine Wattwanderung. Wir waren drei Touristenführer mit insgesamt 12 Touristen und hatten im Watt getrödelt. Um der anrückenden Flut zu entkommen, hatten wir drei Möglichkeiten: sitzen bleiben, und einen Gezeitenzyklus abwarten, den kurzen Weg zurück aufs Festland (Abbruch) und den längeren Weg weiter auf die Insel (Ziel). Hier habe ich eine schlechte Bewertung gekriegt, weil ich mich mit dem Plan weiterzulaufen nicht durchsetzen konnte und zu schwach argumentiert hab. Außerdem wollen sie sehr viel Teamarbeit sehen (Lösungen für die ganze Gruppe) und Gegenargumentation, wenn ein Teilnehmer surreale Annahmen macht.
Man hat zwei Minuten stille Vorbereitung und zwölf Minuten Diskussionszeit.
Die knappe Ressource war bei uns ein All-Inclusive Partyurlaub, zu dem kurzfristig eine Karte ungültig wurde (Doppelbuchung). Ich bin gut eingestiegen mit dem Argument, meinen Jahresurlaub nicht kurzfristig umplanen zu können. Da die Diskussion sehr stockend verlief, habe ich gegen Ende den Lösungsvorschlag gebracht, auf die Reise zu verzichten, wenn die anderen mir ein gemeinsames Partywochenende zum runden Geburtstag organisieren. Diesmal hab ich besser abgeschnitten (die Bewertungen der anderen kenne ich leider nicht), allerdings war noch zuwenig Teamaspekt drin.
Mein Vortragsthema war Jackpot: Ich musste als Vorstand eines Handball-Vereins einen Ersatz für die abgebrannte Halle finden. Zur Auswahl stand die billige, aber überbelegte und alte Stadthalle, sowie eine moderne, teure private Halle. Neben den vorgegebenen Argumenten habe ich noch auf die aktuellen Erfolge der deutschen Nationalmannschaft verwiesen, die zu steigenden Mitgliedszahlen führen, weshalb die teure, große Halle die eindeutige Wahl war. Außerdem hab ich den Vortrag knapp (ca. 4-5min) und ohne Whiteboard gehalten und mit Vereinsvokabular ausgestaltet.
1130 Mittagessen1230 InterviewDas wichtigste im Interview ist eindeutig eure Motivation! Warum wollt ihr zur Bundeswehr? Am besten Zuhause mal vorfomulieren, damit man keinen wichtigen Punkt vergisst. Ich bin hier ins Schwimmen gekommen, weil ich das in der Situation nicht mehr gut rüberbringen konnte. Ansonsten wird man zu einigen der Angaben im PMO und im Eingangsfragebogen von Tag0 befragt. Ein weiteres Thema war noch Tagespolitik, wobei der Prüfoffizier gleich die Flüchtlingskrise als überdominantes ausgeschlossen hatte. Wir haben dann über Syrien, den IS und Counter Daesh geredet.
Insgesamt bin ich mit keinem guten Gefühl aus dem Interview gegangen, letzten Endes habe ich die Voreignung aber erhalten!
Man kriegt von den Prüfern auch gesagt, wie man sich in den Einzeldisziplinen im Vergleich zum Bewerberjahrgang geschlagen hat (unteres/mittleres/oberes Drittel) und kann noch nach differenzierterem Feedback fragen. Habe ich teilweise auch erhalten, schließlich will ich an meinen Schwächen weiter arbeiten.
Da meine Stube schon komplett fertig war und wir noch Zeit hatten, sind wir kurz aus der Kaserne raus und haben uns im ca. 5min entfernten Aldi mit etwas Nervennahrung eingedeckt
Die Wache hat uns ohne Kontrolle wieder reingelassen, allerdings nochmal der Hinweis, dass man immer
Perso und Einladungsschreiben bei sich führen sollte!
1600 AbendessenWieder in der Truppenküche, jetzt mit viel Ruhe, das Meiste war schließlich überstanden.
1645 EinplanungsvortragInteressant, auch wenn mich die meisten Inhalte nicht betroffen haben. Für „normale“ Bewerber absolut wichtig!
Da am nächsten Tag keine kritischen Tests mehr waren, habe ich die Gelegenheit genutzt, abends nochmal mit den Betreuungsoffizieren im Griechen ein Kölsch zu trinken.