TAG 2:
Aufgestanden wurde um 05:00 Uhr, ab 05:45 Uhr gab es Frühstück und um 06:10 Uhr ging es schon an die erste Prüfung.
Aufsatz:
Wie die meisten Leute sicher schon irgendwo gelesen haben bekommt man bei diesem Aufsatz zwei Wortpaare vorgesetzt. Man sucht sich EIN Wortpaar aus und bearbeitet dieses in Hinsicht auf Definition, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Hierfür hat man 30 min. Zeit.
Unsere möglichen Wortpaare waren:
-Widerstand und Streik
-Recht und Gerechtigkeit
Bei diesem Aufsatz geht es vorallem darum eine Struktur erkennen zu lassen: man sollte den Aufsatz gliedern und auch auf die äußere Form achten. Inhaltlich muss man keine neuen Erkenntnisse hervorbringen, aber es sollte irgendwo schon ein Sinn erkennbar sein.
Als Vorbereitung hierauf habe ich mir eine Mustereinleitung und eine Mustergliederung überlegt, die man auf alle Begriffe anwenden konnte. Geschrieben habe ich ca. 1,5 Seiten, da ich keinerlei Feedback zu diesem Aufsatz bekommen habe, kann ich leider nicht sagen ob das etwas gebracht hat.
PMO:
Gleich im Anschluss ging es zur PMO, diese kann man sich wie einen Persönlichkeitstest vorstellen. Es handelt sich um knappe 120 Fragen, welche man recht schnell beantworten sollte. Hierzu hat man die Auswahl von "Stimmt vollkommen" bis zu "Stimmt gar nicht".
Hier sollte man einfach ehrlich sein und nicht zu lange überlegen. Wenn man lügt finden die das im Interview sowieso heraus.
Die Fragen erstrecken sich von möglichem Drogenkonsum bis zur Einstellung gegenüber fremden Kulturen.
Im Grunde kein Hexenwerk.
Ärztliche Untersuchung:
Hier wird einfach alles an eurem Körper mal durchgecheckt.
Sehtest, Hörtest, Wiegen, Messen und Urinprobe gehören zur Voruntersuchung.
Die Hauptuntersuchung besteht aus einer sehr sehr SEHR gründlichen Anamneseerhebung, einer körperlichen Untersuchung und dem Blutdruck messen vor und nach 20 Kniebeugen.
Wer sich evtl. vom Sporttest befreien lassen möchte um diesen wegen z.B. einer Erkältung nachzureichen kann das hier tun.
Es lohnt sich wirklich alle alten Atteste die man irgendwo hat mitzubringen und abzugeben. Ich hatte zum Beispiel ein augenärztliches Attest von vor über einem halben Jahr dabei und musste kaum noch Tests durchführen.
Gruppensituationsverfahren:
Gegen 10:30 Uhr ging es in den Test, der allen wohl am meisten Sorgen bereitet: dem GSV.
Dieses wird in Gruppen aus 3-5 Leuten absolviert und besteht aus 3 Einzeltests.
1. Krisenmanagement:
Man bekommt ein Szenario vorgesetzt, in dem man sich in einer Krisensituation befindet und welches man als Gruppe bearbeiten soll.
Hierbei ist es wichtig, dass man sich mit guten Gedankengängen einbringt, aber auch auf die der anderen eingeht.
Der Grad zwischen selbstsicher und zu dominant ist hier sehr schmal. Allerdings wenn man die anderen ausreden lässt, sich aktiv am Gespräch beteiligt und eigene Ideen einbringt, kann das Ganze sogar Spaß machen.
Für die Lösungsfindung hat man 12 min. Zeit.
Unsere Situation bestand darin, dass wir als Betreuer mit einer Gruppe von ca. 30 12-14 jährigen Kindern auf einer Kanutour sind und eigentlich einen Ruhetag auf einer Insel einlegen wollten. Allerdings gab es eine Sturmwarnung und der Weg zum Festland ist zu weit als dass man mit den Kindern vor Einbruch des Sturms in Sicherheit wäre.
2. Ressourcenknappheit:
Bei diesem Test geht es darum, dass eine begehrte Ressource nicht für alle Gruppenmitglieder ausreicht. Alle haben augenscheinlich den gleichen Anspruch auf die Ressource und keiner möchte darauf verzichten.
Nun muss man Argumente finden, warum man die Ressource für sich beansprucht und vllt. ein Anderer darauf verzichten sollte.
Hierfür hat man 8 min. Zeit, dann wird die Diskussion abgebrochen.
Bei unserem Bespiel ging es darum, dass wir als Gruppe bei einer Internetausschreibung 4 VIP Karten für einen Party-Urlaub auf den Bahamas gewonnen hatten, wir allerdings 5 Leute waren.
Ich kann euch leider keine Tipps geben, da wir zu keiner Lösung gekommen sind. Keiner von uns wollte nachgeben aber insgesamt waren alle Argumente viel zu schwach als dass sich ein Verlierer dargestellt hätte.
3. Vortrag:
Man zieht ein Thema, hat dann 25 min. Vorbereitungszeit und muss dann vor der Gruppe sein Ergebnis vortragen. Die Themen bestehen zumeist aus zwei Wahlmöglichkeiten, die beide Vor- und Nachteile haben. Man wurde von einer Gruppe ausgesucht um sich für eine der beiden Möglichkeiten zu entscheiden und muss diese nun nachvollziehbar vortragen.
Bei mir ging es um eine Studienabschlussfahrt, die entweder nach Teneriffa oder nach Paris gehen sollte. Ich hatte mich für Paris entschieden, da Teneriffa für einige Studienkollegen zu teuer gewesen wäre.
Versucht möglichst frei zu sprechen, nicht zu oft auf euer Konzeptpapier zu schauen und eure Entscheidung zu begründen. Wenn man sich wirklich in die vorgegebene Situation einfühlt, ist der Vortrag wirklich kein Problem.
Interview:
Für mich ging es gleich nach dem GSV in das Interview. Persönlich hatte ich hiervor am meisten Angst und hatte zur Vorbereitung alles über die Bundeswehr und die Auslandseinsätze gelernt.
Im Nachhinein war das total überflüssig: macht euch bewusst, dass dieses Interview eure Chance ist die Prüfungsoffiziere von euch zu überzeugen und euch gut zu verkaufen. Das Gespräch lässt sich sehr gut in verschiedene Richtungen lenken und wenn man sich mit der Materie "Bundeswehr" auseinandergesetzt hat, sich bewusst ist was auf einen zukommen kann und weiß was man will, macht es sogar wirklich Spaß.
Wie bereits erwähnt haben sich die Fragen in meinem Interview stark auf meinen biographischen Fragebogen bezogen und auch sonst ging es sehr stark um mich als Person und um meine bisherigen Erfahrungen.
Nachdem mich beide Prüfer mit ihren Fragen durchlöchtert hatten wurde ich nochmal in den Wartebereich geschickt. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich wieder zurückgeholt und bekam meine Offizierstauglichkeit bestätigt.
Nun hat man zum allerersten Mal die Gelegenheit nach einem Feedback zu fragen, dies kann ich jedem nur empfehlen.
Sanitätstest:
Nochmal für alle, die wie ich keine Mathegenies sind: Für Sanitätsbewerber gibt es KEINEN extra Mathetest.
Stattdessen gibt es den Sanitätstest, dieser besteht aus zwei Teilaufgaben:
1. Quantitative und formelle Probleme
2. Naturwissenschaftliches Leseverstehen
Beide Bereiche entsprechen ziemlich genau den Aufgaben aus dem TMS (Test für medizinische Studiengänge), ich kann nur empfehlen sich hierauf ein bisschen vorzubereiten bzw. sich mal die Aufgabentypen anzuschauen.
Im 1. Bereich bekommt man leichte Rechenaufgaben die in irgendeinem Bezug zu einem medizinischen Thema stehen. Meist müssen nur Formeln (die gegeben sind) umgestellt werden oder auf ihre Einheiten geprüft werden.
Im 2. Bereich kriegt man einen Text und verschiedene Aussagen vorgesetzt. Es geht darum die Aussagen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, hierzu hat man den Text die ganze Zeit vor der Nase und kann im Zweifelsfall nochmal alles nachlesen.
Beim San-Test geht es wiedermal darum euch unter Zeitdruck zu setzen, ich glaube nicht, dass man alle Aufgaben schaffen kann. Wenn ihr eine Aufgabe nicht beantworten könnt, dann geht einfach weiter, ihr bekommt sie am Ende (wenn noch Zeit übrig ist) nochmal vorgesetzt.
Beim Leseverstehen solltet ihr ganz gewissenhaft lesen, manche Aussagen lassen sich allerdings auch durch gesunden Menschenverstand ausschließen.
Sanitäts-Vortrag:
Der Sanitätsvortrag ist eine rein informative Veranstaltung für die Sanitätsbewerber, die eine Offizierseignung bekommen haben. Bei uns waren es noch 5 Leute (2 für Humanmedizin; 3 für Pharmazie).
Der Vortrag wird von den Studienberatern gehalten und greift eigentlich alles nochmal auf was man sich selbst schon angeschaut hat, als man sich vorbereitet hat: AGA, Studium, Truppenpraktika, etc.
Außerdem bekommt man noch Informationen zum Sanitätsgespräch, welches am nächsten Tag durchgeführt wird und die letzte Hürde vor dem Einplaner darstellt.
Einplanungsvortrag:
Nach dem Abendessen und als letzter Punkt am 2. Tag steht noch für alle Bewerber der Einplanungsvortrag an. Hier geht es vorallem um die harten Zahlen, man bekommt nochmal aufgezeigt, wie viele Bewerber sich auf die unterschiedlichen Stellen bewerben und wie klein im Endeffekt die Chance ist eine Sofortzusage zu bekommen.
Spätestens nach diesem Vortrag macht sich eigentlich keiner mehr Hoffnungen auf eine Sofortzusage.
Nur mal die Zahlen für die San-Bewerber:
Bewerbungen: 2290; Bedarf: 275
Nach dem Einplanungsvortrag ist auch der zweite Tag geschafft und man kann ein bisschen zur Ruhe kommen.