In Deutschland war und ist es unüblich die Ausweise zu kopieren. Das Abschreiben der Daten wie Name, Vorname, Geburtsdatum , Geburtsort und Ausweisnummer etc. reicht vollkommen aus.
So wurde auch PostIdent jahrelang gehandhabt. Wenn der Kunde also der Anfertigung einer Kopie für die Nebenunterlagen widerspricht, dann muß halt händisch abgeschrieben oder ausgefüllt werden. Dies ist auch wesentlich sicherer.
Ich verstehe da momentan immer noch nicht den Unterschied. Wenn man ein neues Konto eröffnet bei einer Bank (als Beispiel, wo wir schonmal dabei sind) ist es doch erstmal völlig egal, ob der Personalausweis kopiert wird, oder ob man die Daten per Hand abschreibt. Das einzige was evtl. fehlt ist das Foto, aber im Endeffekt werden alle Daten sowieso elektronisch abgespeichert und gehandhabt. Da ist manuelles schreiben auch nicht viel sicherer.
Danke für die Nachfrage,
CER10TY!
Ich sehe die schrittweise Einführung eines Informations- und Handlungsmonopols, wie es beispielsweise schon in Indien oder auch Malaysien der Fall ist. Bisher sind staatliche ID-Dokumentfunktion und Zahlungsverkehr und Informationssammlung privater Unternehmen getrennt. Wenn Du jetzt beispielsweise selbst simple Verträge wie ein Fitness-Studio-Abo oder einen größeren Einkauf nur noch mit Personalausweis tätigen kannst, dann vermischen sich Informationen des Staats- und des privaten Sektors.
Bis heute stellt das Personalausweisgesetz eindeutig klar, wer ein Ausweisrecht hat und wer nicht. Gibst Du ein elektronisches Gerät beispielsweise bei einem Elektronikmarkt zurück, so muss er Dir das Geld auf dem gleichen Weg zurückgeben, wie Du bezahlt hast. Und darf den Ausweis nicht einscannen.
Weiteres Beispiel: Im traditionellen Verfahren kannst Du beispielsweise Lufthansa-Inlandsflüge ohne Ausweis einscannen nutzen, bei Flügen nach London darf maximal der maschinenlesbare Streifen ausgelesen werden.
Keine Privatperson hat ein Ausweisrecht, es sei denn sie hat eine spezielle Funktion. Oder eines der neuen, schleichend eingeführten Gesetze hebelt diesen Grundsatz aus.
Dieser Grundsatz gibt Dir als Verbraucher eine sehr starke Stellung. Wenn jetzt jedermann grundlos den Ausweis verlangen darf, dann wird das Wesen des Personalausweises komplett verändert. Bis heute und aus Erfahrungen nicht demokratischer Staaten hat die Bundesrepubliker auf eine "Mitführpflicht im Inland" verzichtet. So kann es Dir nicht passieren, dass auf dem Weg zu einer bedeutenden Sehenswürdigkeit jede Person nach dem Personalausweis gefragt wird, wie es beispielsweise auf dem Weg nach Weimar vor 1990 der Fall war. Um eventuelle Melde- und Bewegungsauflagen durchzusetzen.
Zudem könnte eine Regierung aus rechten Parteien (AfD & Co. - man weiß ja nicht was kommt) plötzlich die Bewegungsrechte bestimmter Bürger einschränken wollen. Wenn dann Bahntickets nur noch mit staatlichem ID-Dokument ausgestellt werden, dann sitzt der "gesperrte" Bürger fest. Dazu kommt, dass über den Umweg über die Ausweisverwendung bei jeder Transaktion dann doch so etwas wie eine einheitliche Personenkennziffer eingeführt wird. Dann würde es reichen wenn die Privatindustrie diese Nummer einmal speichert und dann alle zehn Jahre wechselt. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist hin. Odre man druckt einfach die Steuernummer mit auf.
Ähnliches befürchtete die SZ ja schon 2010:
http://www.sueddeutsche.de/digital/datenschutzrechtlich-problematisch-eine-nummer-fuer-jeden-1.625241Das Selbstbewusstsein der Kontrollierenden steigt, weil sie ja hoheitlich gegenüber dem Bürger auftreten, obwohl sie Privatindustrie sind.
Durch meine "gelbe" politische Sozialisation bin ich in Bezug auf Datenschutz sensibilisiert.
Es steht also die Grundsatzfrage heute zur Abstimmung, ob die Datenströme von Privatindustrie und Staat in dieser Art und Weise verknüpft werden sollen oder nicht.
Der behauptete Gewinn von Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit ist da ja eigentlich nur ein Tarnargument. Werden wirklich verschiedene Zahlkarten-Funktionen auf diesem einen Dokument
zusammengefasst, dann kostet dies Arbeizsplätze bei Produktion und Versand der Karten.
Der Unterschied liegt also darin, ob Du bei einem der wenigen berechtigten Unternehmen (Banken)
einmal den Ausweis vorzeigen musst oder ob jedermann (=Unternehmen, juristische Person) jederzeit die kompletten Daten einscannen darf.
Ich würde beispielsweise als Ausgebombter irakischer Flüchtling, der hier mehr als 8 Jahre wohnt und eingebürgert worden ist, in keiner Unternehmensdatenbank als "Kunde mit Migrationshintergrund" geführt werden wollen.
Ich hoffe das meine Beweggründe zumindest halbwegs nachvollziehbar sind.
Liebe Grüße und danke für die Frage
Gerd