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AUS AKTUELLEM ANLASS:

in letzte Zeit häufen sich in  Beitragen einige identifizierbaren Daten:

 Standorte, Dienstposten, Dienstpostennummern und detailierten Beschreibungen welche angegeben werden

Denkt bitte an OPSec - und veröffentlicht nur das was allgemein ist - wir werden dies in nächster Zeit besser im Auge behalten und gegebenenfalls auch löschen

Autor Thema: Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen  (Gelesen 62731 mal)

Kiepenkerl

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #75 am: 07. Mai 2017, 15:50:02 »

Können sie gleich anfangen die Kaserne in Reichenhall neu zu streichen...  :o :o
Warum sollte man Dinge entfernen die keine strafrechtliche Relevanz haben und/oder nicht eindeutig rechtsradikales Gedankengut transportieren?
Interessant wie jetzt diese Art der Dekoration als wahsinniger Zufallsfund verkauft wird. Diese Art Dinge müsste m.M.n. jeder kennen der mal eine Kaserne von Innen sah. Auch unsere IBUK.

@migu: Regelt diese Vorschrift auch die dahingehende persönliche Dekoration auf Stube oder im Uffzraum? Oder geht es da nur um  offizielle Traditionsräume?
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miguhamburg1

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #76 am: 07. Mai 2017, 16:22:46 »

Kiepenkerl, der Traditionserlass regelt alle diese Dinge sehr ausführlich.

Nach diesem noch heute gültigen Erlass begründet die Wehrmacht als Armee des nationalsozialistischen Deutschlands keine Tradtion für die Bundeswehr. Die Begründung steht dazu sehr ausführlich im Erlass.

Es ist auch nicht verboten, Miltaria (also militärhistorische Exponate) in einem Truppenteil zu sammeln. Allerdings dürfen sie nur in einem Rahmen gezeigt werden, der den geschichtlichen Zusammenhang erkennbar aufzeigt und der den Richjtlinien entspricht. Dieser Erlass wurde Mitte der 1990er Jahre noch dahingehnd ergänzt, dass das damalige MGFA - heute seine Nachfolgedienststelle - bei der Gestaltung der Ausstellung derartiger Exponate mit seinen Fachleuten zu begleiten ist, so dass der vorgeschriebene Rahmen einzuhalten ist.

Der Erlass gilt für die gesamte Bundeswehr, also sämtliche Liegenschaften und schwimmenden Einheiten.
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bayern bazi

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #78 am: 07. Mai 2017, 18:34:43 »

Können sie gleich anfangen die Kaserne in Reichenhall neu zu streichen...  :o :o


zwecks dem Wandgemälden  - oder dem Adler mit Edelweiß ???



gut das der Bereich unter Denkmalschutz steht :D
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wolverine

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #79 am: 07. Mai 2017, 18:43:05 »

Na, da warte mal die nächsten Wochen ab.
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SCPO

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Kiepenkerl

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #81 am: 08. Mai 2017, 01:37:49 »

@Bazi: Beides ;D Wer weiß ob das als Schutz reicht wenn die Aktionismuswelle erstmal durch die Liegenschaften rollt. Zunächst kann man gespannt die kommenden Tage abwarten. Dank der Vorankündigung in den Medien könnte es morgen früh wohl in einigen Einheiten kreiseln.Da wird dann schnell  das ein oder andere Landserbild samt "kernigem" Spruch von der Wand gerissen. Wenn man diese ganze Aktion wirklich ernst meinen würde hätte man für die nächsten Jahre noch ordentlich Arbeit...Kasernennamen-Disskusionsrunde-Teil 35, Liedgut, Verbandsabzeichen (*hust* PzGrenBtl 33 *hust*) usw.  ;D ;D

Viel interessanter ist doch die Frage warum es dieses Bedürfnis nach Wehrmachtskram eigentlich gibt? Die Antwort einiger Medien ist aktuell denkbar einfach und kommt wie aus der Pistole geschossen: rechtsextreme Tendenzen, flächendeckend. Optional wird dann noch die ausgesetzte Wehrpflicht als fehlendes staatsbürgerliches Korrektiv angeführt.
 
Früher mag man ja gedacht haben , dass dieses Zeug deswegen in den Einheiten vorhanden ist weil es keine eigenen Kampferfahrungen gab. Heute gibt es Gefallene, Gefechte, Krieg. Und dennoch gibt es noch diese "Wehrmachtsdevotionalien".

Vllt. könnte man sogar auf den Gedanken kommen, dass nach Erfahrungen wie ISAF für die Kampftruppe, die tatsächlich im Gefecht stand, getötet hat und wurde, die alte "Kalte-Kriegs-Mentalität" nicht mehr sinnstiftend sein kann? Dass der viel diskutierte "Krieger-Ethos"  diesen Soldaten näher steht, als der für manche abstraktere Staatsbürger in Uniform oder das teilweise ungewollt (?) vermittelte Bild vom "Verteidigungsfachangestellten". Insofern vllt. auch kein Zufall dass es sich bei den bekannten Fällen um InfBtl handelt... Man könnte   herausbeurteilen, dass es für diese Soldaten scheinbar nicht genügend   ausreichende Anknüpfungspunkte gibt da quasi das angebotene Muster nicht angenommen wird. Darüber gibt es bereits einen Diskurs..Armee im Aufbruch etc. 

Das sind zumindest Gedanken die mir in dieser Frage durch den Kopf schwirren. Wobei ich unabhängig davon recht sicher bin , dass es hier eh nicht um die Sache geht, sondern nur um Besänftigung, Profilierung und puren Aktionismus. Er lässt sich nach außen einfach gut verkaufen.    ::) :-X

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LwPersFw

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miguhamburg1

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #83 am: 08. Mai 2017, 07:52:10 »

Ja, das, was der Nutzer vor dem Personälerkameraden schrieb, ist ja tatsächlich ein eichtiger Punkt: Warum haben solche Wehrmachtsmilitaria und -darstellungen eine solche Attraktion für junge Soldaten?

Allerdings sollte die Antwort hierauf nicht vorschnell erfolgen. Denn dieser Wehrmachtskult wird weder in der Marine ganzheitlich, noch im Seebataillon, den SEKM, noch beim KSK gepflegt, mithin also dort nicht, wo man es vermuten würde.
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Andi

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #84 am: 08. Mai 2017, 09:23:04 »

Na ja, ich denke die Frage, warum "junge Kameraden" von Wehrmachtsdevotionalien angesprochen werden greift zu kurz und wie schon richtig gesagt haben militärhistorische Ausstellungen/Sammlungen ja nichts mit Tradition zu tun. Der richtige Umgang mit solchen Sammlungen allerdings durchaus (ich denke hier liegt in Zeiten in denen Vorgesetzte nur noch mit Verwaltung gebunden werden das größere Fragezeichen).
Dass mit Illkirch und Donauwörth Standorte der Deutsch-französischen Brigade auffallen überrascht mich dabei übrigens wenig. Gerade unsere französischen Kameraden leben ja ein sehr ausschweifendes Traditionsverständnis und gehen auch sehr offensiv mit der Frage an deutsche Kameraden heran, warum sie dies nicht tun. Und das die Antworten und gegenseitiges Verständnis auf Ebene der Mannschaften und Unteroffiziere da durchaus nicht ganz so differenziert ausfallen, wie auf Ebene der Offiziere ist wohl klar.

Aber die eigentliche Problematik greift doch viel tiefer und das ist die letztlich - trotz Erlass - ungelöste Verhältnisfrage der Bundeswehr zur Wehrmacht.
Dass die Wehrmacht mit Ausnahme des militärischen Widerstandes nicht traditionsstiftend für die Bundeswehr ist, ist im Erlass eindeutig geregelt und unzweifelhaft richtig.
Aber was machen denn jetzt ganze Truppengattungen, wie z.B. die Fallschirmjägertruppe oder die Panzergrenadiertruppe, die ihre tatsächlichen historischen Wurzeln in der Wehrmacht haben? Was machen wir mit Vorschriften, Taktiken und Erfahrungen, die eben ihre Wurzeln in der Wehrmacht und ihren Erfahrungen haben? Was macht ein PzGrenBtl (ehemals PzBtl) 33, dass im ganz offiziell in der Wappenrolle stehenden Verbandswappen noch die Palme des Afrikakorps hat? Was macht die Gebirgsjägertruppe, die nach wie vor aus alpenländisch-landsmännischem Verständnis heraus und regelmäßig auch aus familiärer Verbundenheit vieler Angehöriger durchaus eine Identifikation mit den Gebirgsjägern der Wehrmacht praktiziert - übrigens auch grenzüberschreitend mit den österreichischen Gebirgsjägern? Was macht das Wachbataillon in Berlin, dass in seinem traditionsraum durchaus auch das wohl kaum von der Hand zu weisende Erbe der Wehrmacht und damit auch der Niederschlagung des Aufstands vom 20. Juli 1944 thematisiert? Was machen wir mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der sich - insbesondere auch mit Unterstützung der Bundeswehr - im staatlichen Auftrag um die Gräber der deutschen Kriegstoten - also auch von Angehörigen der Wehrmacht und der Waffen-SS - weltweit kümmert? Was machen wir mit den diversen Liegenschaften in denen offensichtlich architektonische Überbleibsel des NS-Unrechtsregimes erkennbar sind?

Das Ausblenden einer so relevanten Episode deutscher Geschichte - insbesondere für auch die Militärhistorie - ist wohl kaum die richtige Antwort! Eigentlich gibt die Innere Führung uns ja die Antwort: Verantwortungsvoller Umgang, Fördern des Staatsbürgers in Uniform durch Information und Mündigkeit. Dafür müssen aber alle Beteiligten auch die Zeit haben und explizit dafür trägt die Leitung im BMVg die Verantwortung.
Mündigkeit durch Verbote und Ignoranz halte ich zumindest für einen unmöglichen Weg. "Tradition" durch Befehl ebenso. Verantwortung und Verantwortlichkeit für eigenes Handeln ist das, was hier den Unterschied ausmacht und genau das, was jeder Bürger von den Angehörigen der Bundeswehr erwarten darf.

Die Bundeswehr - auch die Verteidigungsministerin - kann keine Diskussion für beendet erklären, die die Gesellschaft bisher noch nicht mal annähernd geführt hat, nämlich die nach dem Umgang der Bundesrepublik mit ihrem geschichtlichen Erbe und ihrer Verantwortung. Und so läuft die Bundeswehr seit ihrem Bestehen dem opportun erscheinenden medialen und/oder politischen Mainstream nach.
Zur Erinnerung: Der erste Traditionserlass von 1965 von Verteidigungsminister von Hassel (CDU) war eigentlich nur eine ungeeignete Zementierung von der in der Truppe (und weiten Teilen der Gesellschaft) unreflektierten Praxis des - oftmals ja noch persönlichen - Bezuges zu Wehrmachtstruppenteilen und auf diese und zog die Grenze vielmehr nur beim Bezug auf die Waffen-SS. Die wirkliche Frage nach dem sinnstiftenden Element von Tradition und ihren Quellen wurde dabei tatsächlich sogar vernachlässigt.
Der zweite Traditionserlass von 1982 von Verteidigungsminister Apel (SPD) war eine der umstrittensten Entscheidungen aus dem Kabinett "Schmidt II" (neben dem Nato-Doppelbeschluss) überhaupt und wurde gesellschaftlich und medial kurz breit diskutiert. Er wurde auch erst in den letzten Amtstagen dieser Regierung in Kraft gesetzt und noch vor der Amtsübernahme des Kabinetts "Kohl I" kündigte der designierte Verteidigungsminister Wörner (CDU) an, dass er diesen Erlass nach Amtsübernahme sofort aufheben werde. Er tat es aber nie. Er änderte ihn auch nie. Genauso wie alle nachfolgenden Minister. Und deswegen blieb die Truppe unter anderem mit den von mir obig skizzierten Fragen alleine.
Natürlich hat man innerhalb der Bundeswehr immer wieder versucht Lösungen zu finden, die den Erlass umsetzbar machen, konnte aber sein Grunddilemma der fehlenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung und Entscheidung nicht lösen. Dem Erlass von 1982 ging auch tatsächlich eine kurze "Traditionsdebatte" voraus, das Ergebnis aber dann mit Inkraftsetzung vorweg genommen wurde.

Den Ansatz mit Innerer Führung und unterstützt durch das MGFA die Umsetzung anzugehen halte ich für absolut folgerichtig, nur zeigen uns eben Entwicklungen wie z.B. die ewige Diskussion um das Buch "Kriegsnah ausbilden" (später "Einsatznah ausbilden"), dass die öffentliche Diskussion nur medial und rein politisch geführt wird und etwaige militärische Erfordernisse oder Realitäten dabei genauso wenig betrachtet werden, wie die mangelnde gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung. Und wir stellen immer wieder fest, dass aus medialem und politischem Druck Entscheidungen getroffen werden, die ganz klar machen, dass dem Soldaten eben trotz aller Inneren Führung und trotz des "Staatsbürgers in Uniform" nicht zugetraut wird als mündiger demokratisch verwurzelter Bürger eigenverantwortlich zu handeln.

Zugegeben: In Zeiten wo Vorgesetzte aller Ebenen keine Zeit mehr haben den Diskurs über Historie und Politik mit ihren Untergebenen zu führen und oder aufrecht zu erhalten habe ich durchaus meine Zweifel daran, dass es wirklich noch möglich ist mit diesem "Wehrmachtserbe" sauber umzugehen. Aber das Problem löst sich nicht durch Verbote und es löst sich nicht durch Affekthandlungen.
Was ich mir wünschen würde wäre tatsächlich mal eine breite Diskussion darüber, wie die Gesellschaft ihr Erbe sieht und wie die Gesellschaft mit diesem Erbe zukünftig verantwortungsvoll umgehen will. Diese Diskussion kann und sollte die Verteidigungsministerin aus guten Gründen einleiten. Es reicht m.E. aber gerade in Zeiten von Gefährdungen vom rechten Rand durch AfD und Co. nicht einfach "Lösungen" vorzugeben und durch Druck Ergebnisse zu erzwingen. Dass die Wehrmacht elementarer Bestandteil und Erfüllungsgehilfe eines verbrecherischen und menschenverachtenden Terrorregimes war ist eine Binse. Die obig aufgeworfenen Fragen werden durch sie aber nicht wirklich gelöst. Und wenn sie gelöst werden heißt das noch lange nicht, dass dies jeder auch versteht und nachvollziehen kann. Eben hier liegt die Verantwortung der Medien und der Politik: Den Bürger in den Dialog bringen und den Bürger im demokratischen System der Bundesrepublik Deutschland hören und beteiligen - und Bürger sind dabei natürlich eben auch die Soldaten.

Und ich traue den heutigen Generationen da moralisch bei weitem mehr zu als den verdrängenden Generationen der Täter und der anklagenden Generation der 68er. Auch vor dem Hintergrund eines mittlerweile multikulturellen Staates, wie des unseren, der fest in die EU eingebettet ist. Ich bin dabei sogar der Meinung, dass diese Diskussion um unserer geschichtliches und moralisches Erbe und den Umgang damit in einem offenen Europa durchaus auch europäisch geführt werden kann. Wir können damit nur gewinnen.

Gruß Andi
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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #85 am: 08. Mai 2017, 11:05:47 »

Lieber Andi, Chapeau, das ist eine sehr gute Zusammenfassung, die ich in großem Umfang teile!

Ich schrieb ja bereits, dass es nicht nur die beiden von Ihnen genannten Truppengattungen sind, die ihre Geburtsstunde in der Wehrmacht hatten - auch dieser Aspekt springt aus meiner Sicht zu kurz, denn die gegenständliche Erinnerung an die kaiserliche Armee und Reichswehr kommt ja bei älteren Truppenteilen auch nicht im selben Rahmen vor, wie bei den von Ihnen genannten bezüglich der Wehrmacht.

Ich glaube auch nicht, dass die von Ihnen genannten Beispiele ausreichen, um zum Schluss zu kommen, dass die Verhältnisfrage zur Wehrmacht nicht geklärt wäre. Aus meiner Sicht wurde sie geklärt, aber eben nur von der Spitze des Ministeriums in dem von Ihnen beschriebenen Umfang. Sie wurde aus meiner Sicht insgesamt nicht konsequent mit den Mitteln, die uns die Innere Führung gibt, in die Truppe heruntergrbrochen - und das seit 1982. Deshalb fehlt vielerorts die Sensibilität, was bereits an Ausbildungseinrichtungen beginnt und sich dann hindurchzieht. Die über Gebühr mit Administrationsaufgaben, nach "Unten" durchgereichten Aufträge für Stellungnahmen, völlig nebensächlichen Aufträgen wie BGM etc. in Verbindung mit der völlig ungeeigneten Gestaltung der SAZV im Grundbetrieb mit Schreibtischarbeit zugestopften DV 1 und 2 können schlicht ihrer Führungs-/Dienstaufsichts- und Unterrichtungsverantwortung, was die IF anbelangt, allenfalls rudimentär nachkommen.

Insofern hoffe ich, dass diese Gelegenheit dafür genutzt wird, nicht nur in den Liegenschaften ungewünschte Devotionalien/Militaria wegzuschaffen und vor den bestehenden Problemen wieder einmal wegzuschauen, sondern das Übel an der Wurzel zu packen.

Im übrigen, lieber Kamerad, mir ist nicht ganz klar, inwiefern Sie "den Traditionsraum" des WachBtl überhaupt kennen, wo Sie ihn schon erwähnen. Es gibt nämlich zwei davon: Die militärhistorische Sammlung des Semper Talis Bundes im "von-Möllendirf-Saal". Hier findet sich kein einziges Exponat aus Wehrmachtszeiten, sondern ausschließlich ein geschichtlicher Abriss über das Erste Garderegiment zu Fuß und seine Truppenteile. Dieser Saal wurde unter Federführung des MHM eingerichtet und ausgestattet und zeigt die - genehmigte(!) - Traditionslinie  des WachBtl auf. Und derBesprechungsraum des Bataillons heißt zwar "von-Tresckow-Saal", zeigt aber mit Masse Militaria und Exponate aus dem Bestand des WachBtl BMVg seit seiner Gründung und ordnet an einer Wand die im Zusammenhang mit dem deutschen Widerstand gegen Hitler verstorbenen/hingerichteten Angehörigen des IR 9 - selbst in der Tradition des Ersten Garderegiments zu Fuß stehend - auf. Diese Einordnung ist ja ebenfalls explizit mit dem Traditionserlass von 1982 konform.

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Andi

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #86 am: 08. Mai 2017, 11:36:23 »

Ja, da habe ich tatsächlich zwei Räume im Gedächtnis miteinander vermischt. Letztlich geht es mir beim Beispiel des Wachbataillons aber explizit darum, dass im Falle dieses Verbandes der "lange Arm der Geschichte" eben besonders lang ist, da die Gegenwart hier eben nicht ohne die Vergangenheit betrachtet werden kann.
Und eben die Tatsache, dass die Sammlung erlasskonform ist, ist ja das, was derzeit irritiert - mich jedenfalls. Denn bei allen "Durchsuchungen" wird man wohl kaum Sammlungen finden, die nicht durch das MGFA betreut wurden. Die frage ist halt, wie man verantwortungsvoll mit Geschichte umgeht.

Ich schrieb ja bereits, dass es nicht nur die beiden von Ihnen genannten Truppengattungen sind, die ihre Geburtsstunde in der Wehrmacht hatten - auch dieser Aspekt springt aus meiner Sicht zu kurz, denn die gegenständliche Erinnerung an die kaiserliche Armee und Reichswehr kommt ja bei älteren Truppenteilen auch nicht im selben Rahmen vor, wie bei den von Ihnen genannten bezüglich der Wehrmacht.

Ich denke dieser primäre Bezug zur Wehrmacht lässt sich wohl davon ableiten, dass die Masse der heutzutage denkbaren Einsatzszenarien der Bundeswehr bereits bei der Wehrmacht tagesaktuell waren, während alle Vorgänger-Streitkräfte eben noch nicht den hochtechnologisch geführten Krieg zu Wasser, Land und in der Luft führten. Als Beispiel trägt halt nur, was dem eigenen Erleben am nächsten ist.

Das es wo dies nicht zum Tragen kommt haben wir aber ja durchaus auch Traditions-/Brauchtumslinien die Jahrhunderte zurückreichen, wie z.B. bereits geschildert beim Wachbataillon oder eben auch in meiner orangenen Zunft. Wobei ich da dann immer überlege ob dies überhaupt Brauchtum oder Tradition ist, denn mit welchen Werten wurde denn zu Zeiten des alten Fritz eigentlich geführt, gekämpft und gestorben...
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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #87 am: 08. Mai 2017, 11:46:36 »

Lieber Andi, bei den derzeitigen Überprüfungen geht es nun ja auch nicht um die in aller Regel begleiteten und genehmigten militärhistorischen Sammlungen in den Bundeswehrliegenschaften. Sondern es geht vielmehr um sonstige Bereiche, Flure, Dienstzimmer, Aufenthalts- und Besprechungsräume, die von Soldaten der Truppenteile eigenständig und ohne historisches Konzept "dekoriert" wurden. Und ich bin mir ziemlich sicherm dass dabei so Manches ins Bewusstsein gelangt, was dort nicht unkommentiert und nicht eingeordnet hingehört.

Ihrer Argumentation bezüglich der denkbaren Einsatzszenarien und deren erster historischer Ursprünge in der Wehrmacht ist schoin zutreffend. Allerdings würde sich dieser "Wehrmachtskult" dann auch durchgehend in vielen Truppenteilen aller TSK/milOrgBer (wenn ich jetzt mal CIR herauslasse) in Form von Dekoration mit Militaria aus/über Wehrmachtszeiten wiederfinden. Dies tut es aber nicht in dem Maße, wie im Heer vorwiegend in Infanterietruppenteilen. Insofern muss es hier andere/weitere Gründe geben.
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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #88 am: 08. Mai 2017, 17:22:38 »

Gehört vielleicht nicht ganz zum Thema, aber wenn wir schon bei Tradition sind:

Ich habe in einigen Gesprächen feststellen müssen, dass es einigen (alle Dienstgradebenen) ein wenig schwer fällt, Bundeswehr und Tradition überhaupt in Einklang zu bringen.

Wenn Traditionsgeschwader nach 50 Jahren aufgelöst werden, die OSLw nach über 40 Jahren aufgrund einer Kosten-Nutzen-Analyse nach Roth verlegt wird, Einheiten alle paar Jahre umbenannt und neu strukturiert werden oder man von Überlegungen hört, die Gorch Fock auf Grund hoher Reparaturkosten außer Dienst zu stellen (so sinnvoll all diese Maßnahmen vielleicht auch sein mögen), so ist der Traditionserlass für viele nur ein zwar wichtiges, aber fernes Dokument, welches den erlebten Alltag nicht unbedingt widerspiegelt.

Auch wenn ich die Meinung nicht teile, kann ich es verstehen, dass bei manchen ein Eindruck entsteht, der Bundeswehr sei ihre eigene Tradition vielleicht doch nicht ganz so wichtig.
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"Ich stehe vor der Bundeswehr, zu der ich seit 22 Jahren auch "meine Armee" sagen kann. Und bin froh, weil ich zu dieser Armee und zu den Menschen, die hier dienen, aus vollem Herzen sagen kann: Diese Bundeswehr ist keine Begrenzung der Freiheit, sie ist eine Stütze unserer Freiheit." Joachim Gauck

StOPfr

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Antw:Soldat wegen Terrorverdacht festgenommen
« Antwort #89 am: 08. Mai 2017, 18:14:18 »

Auch wenn ich die Meinung nicht teile, kann ich es verstehen, dass bei manchen ein Eindruck entsteht, der Bundeswehr sei ihre eigene Tradition vielleicht doch nicht ganz so wichtig.
Den Eindruck kann man in der Tat haben, auch wenn er keine Entschuldigung sein kann für weiter rückwärts gewandte "Traditionspflege".
Es gibt ein verbreitetes Bewusstsein mindestens für den Teil der Geschichte, an dem man selbst beteiligt war. Viele positive Erinnerungen an Kameradschaft, gemeinsame Werte und gemeinsames Erleben sind damit verbunden und stützen diesen Rückblick.
Gelingt es im Alltag nicht, diese Emotionen aufzugreifen oder lehnt man sie gar ab, dann kann es passieren, dass nach Ersatz gesucht wird. Mit einem leichtsinnigen Blick auf den Teil der Historie, den man für unbelastet oder aufgearbeitet hält, werden dann Dinge zur Schau gestellt (ausgestellt), die man, bei kritischer Betrachtung, eigentlich nicht vertreten kann und nicht vertreten möchte.
Der politischen Bildung kommt wohl etwas mehr Bedeutung zu, als vielfach geglaubt wird. 
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