Welche europäische Industrie meinen Sie denn konkret, die Wehrmaterial herstellt?
Natürlich geht es hier um die Luftfahrtindustrie, um was denn sonst? Genauso wie beim Nachfolger für den Tornado wird zur Zeit plötzlich festgestellt, dass wir Ersatz brauchen. Seit wann wissen wir das denn? Gefühlt schon ewig, aber Anforderungen an Neuentwicklungen sind nie gekommen und dann wundern wir uns, dass keine Muster marktverfügbar in Europa vorhanden sind. Die Politik hat hier etwas verschlafen was sie jetzt auf die Industrie abwälzt, aber ja es ist bereits zu spät.
wohl eher nicht damit positiv aufgefallen, bestellte Luftfahrzeuge auch nur annähernd zeitgerecht und überwiegend nutzbar auszuliefern.
Was würden Sie als Hersteller denn machen, wenn mitten in Ihrer Entwicklung die gesamten Konzepte und Forderungen mehrmals über den Haufen geworfen werden (pol. Wende 1990, Afghanistaneinsatz etc) und die Anzahl der bestellten Hubschrauber auf einen Bruchteil schrumpft? Die ursprüngliche deutsche Bestellung beinhaltete über 200 Hubschrauber, von denen wir jetzt nur an die 70 gekauft haben (Prototypen, Ausbildungsgerät etc. enthalten). Bei so geringen Stückzahlen und gleichzeitiger hoher Modellvielfalt (HAP, HAC, UHT, etc.) braucht man sich über viele Kinderkrankheiten nicht wundern. Das ist in dem Fall meines Erachtens weniger die Herstellerschuld, als das Ergebnis eines gescheiterten Rüstungsmanagements.
Ich bin ja kein Heeresflieger aber was kann man denn bei einem Transporthubschrauber noch neu entwickeln oder verbessern?
Ich bin ja kein Panzermann, aber was könnte man an einem Kampfpanzer schon neu entwickeln? Hätte man bei einem Leopard 1 auch sagen können.
Diese Aussage zeugt, mit Verlaub, von wenig weitreichender Kenntnis vom Bereich der Hubschraubertechnik. Allein der NH-90 hat ungemein viele Neuerungen eingebracht (Fly by Wire, Faserverbundwerkstoffe, Autopilot, Glascockpit etc, die bisher so nicht in einem Hubschrauber verbaut waren.
Vor allem die Gewichtsersparnis ist bei dieser Neuentwicklung der entscheidende Faktor gewesen und von der profitieren Tiger und NH-90 zu gleichen maßen.
Warum forderten wohl selbst verbündete Staaten in Afghanistan eher den Tiger als den Apache? Weil dieser eine deutlich längere Stehzeit in der Luft hat und damit die eigenen Truppen viel länger unterstützen kann.
Und genauso würden sich heute Neuentwicklungen wieder auswirken können. Eigentlich müsste schon jetzt der Tiger-Nachfolger in Auftrag gegeben werden, und in zehn Jahren der erste Prototyp bereitstehen. Man muss als Bundeswehr und auch als Industrie aus den Fehlern der Vergangenheit lernen können. Gibt man der Industrie in Europa jetzt keine Chance mehr, verlieren wir die aufgebauten Kompetenzen wieder und begeben uns zurück in das althergebrachte Abhängigkeitsverhältnis zu fremden Herstellern.
NH90 (schon die Bezeichnung als Mittlerertransporthubschrauber ist etwas übertieben )
Der NH-90 ist bei der Bundeswehr als leichter Transporthubschrauber in Nutzung, und kommt auch definitiv nicht als Ersatz in Betracht.
Es gibt tatsächlich auf dem europäischen Markt keinen verfügbaren Hubschrauber, das stimmt.
Aber woran liegt das? Weil die Bundesrepublik Deutschland seit Jahren spart und die CH-53 ähnlich wie beim Tornado immer weiter verlängert hat.
Es ist ein Versäumnis der Politik diese Entscheidungen so weit herauszuzögern, bis es keine andere Möglichkeit mehr gibt als marktverfügbare Muster anderer Nationen zu kaufen. Das kann doch aber nicht der Anspruch an uns als Europäer sein.