Morgen,
ich wollte die Gelegenheit nutzen um von meinem Auswahlverfahren zu berichten, welches vom 16.01-18.01 in Berlin stattfand.
Zu meiner Person, ich bin 25 Person Jahre jung, Abitur und stehe kurz vor Abschluss meines Studiums. Habe mich für die Laufbahn des Feldwebels beworben in der Verwendung als Jäger.
Anreise/EinführungVorab kann ich euch sagen, bringt Geduld mit wenn ihr euch bei der Bundeswehr bewerbt. Ich habe mich im September beworben und wurde Mitte Januar letztlich zum Test geladen. Nutzt die Zeit für etwas Sport und geht schon einmal alle möglichen Fragen durch die auf euch zukommen könnten, dazu findet ihr auf dieser Seite jede Menge Informationen. Während der letztlich zwei Tage habe ich so viele Leute kennengelernt und erlebt die keinen blassen Schimmer hatten was hier eigentlich getestet wird, was als nächstes dran ist und und und. Ich sag nur Vorbereitung ist das A und O.
Ja zur Anreise kann ich sagen, dass ich um 16:30Uhr in der Kaserne sein sollte. Für die Berlin-Brandenburger, ihr bekommt vorab kein Gutschein für ein Zugticket aber ihr könnt es bei Ankunft abrechnen lassen oder eure gefahrenen Kilometer mit dem Auto angeben (mehr als 10€).
Ich traf um 14:30Uhr in der Kaserne ein, da das Wetter nicht so Bombe war und ich keine Verspätung riskieren wollte und natürlich meine Nervosität viel zu groß war um noch länger zu Hause zu sitzen und zu warten. Letztlich hat sich die frühe Ankunft natürlich insofern „gelohnt“, da man in Ruhe seine Leidensgenossen kennenlernen konnte auf dem Zimmer.
Um 17:30Uhr war die Einführung, uns wurde erzählt was alles auf uns zukommt die nächsten Tage, welche Tests anstehen, wie diese aussehen und dass die Tauglichkeitsstufe nicht mehr ein T hat, sondern ein D. Zum Schluss gab es dann den wunderschönen biographischen Fragebogen mit all den tollen Fragen die ihr
http://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php?topic=47335.msg480138#msg480138 nachlesen könnte. Ich habe mit drei anderen leider mehr als eine halbe Stunde gebraucht, was letztlich aber überhaupt kein Problem war. Wir wurden noch in zwei Gruppen eingeteilt, die erste sollte sich um 06:30Uhr bei der ärztlichen Untersuchung einfinden und die zweite 7Uhr beim CAT-Test. Ich war zum Glück in der zweiten.
Danach war Freizeit und letztlich später Nachtruhe. Gerade im Winter kommt euch 19Uhr in dieser Kaserne unglaublich spät vor, da niemand unterwegs ist, die Bewerber alle in ihren Zimmern sitzen/ hocken und kaum einer spricht, außer mein Zimmer. Größte Chaotenhaufen der Kaserne, aber ein unglaublicher Spaß und ein gutes Beispiel wie es später einmal in der GA ablaufen könnte.
CAT-Test/Ärztliche Untersuchung/SporttestUm Punkt 4:06Uhr war ich wach und wusste mit meinem Leben nichts mehr anzufangen, schlafen ging nicht mehr, Handy war eine Vergewaltigung meiner Augen um diese Zeit und das Schnarchen meines Zimmerkameraden war kontraproduktiv. Irgendwann um 4:30Uhr flogen auch Süßigkeiten durch die Gegend und der Lärm machte alles zunichte.
Zum Glück klingelte um 5:45Uhr endlich ein Wecker und ich konnte mich erheben, interessanterweise waren 3 von 4 Bewohner des Zimmers schon genauso lange wach wie ich.
Gut danach wurde geduscht, gefrühstückt und ab zum CAT-Test. Ich durfte einen wunderschönen Platz direkt neben der Prüfaufsicht einnehmen, was sich später als der schlimmste Platz überhaupt herausstellen sollte. Wir nahmen also an unseren Plätzen platz und wurden kurz eingewiesen und dann ging es auch schon los. Die ersten drei Aufgabenbereiche mussten pro Aufgabe innerhalb von 3min gelöst werden. Alle anderen Aufgabenblöcke in einer Zeit von 12min, da musste man dann soweit kommen wie man kann. Die ersten drei Blöcke bestanden aus Matrizen, Mathe und Analogien, wenn ich mich nicht irre. Die anderen aus Deutsch, Englisch, Mechanik, Reaktionstest und Fragebogen. Was genau dort gefragt wird findet ihr hier überall im Forum. Die lustigste Frage war eigentlich, „Haben Sie sich vorgenommen ihren Alkoholkonsum zu reduzieren?“. Die Frage suggerierte eigentlich schon das man trinkt oder eben keine Veranlassung hat weniger trinken zu wollen. Beim Reaktionstest meinte dann eine Kollegin der Prüfaufsicht dieser einen Kaffee zu bringen, ist durchaus nett und überhaupt nicht verwerflich, denn ich habe absolut nicht damit gerechnet das diese Damen dann aber die Nettigkeit besitzen hinter meinen Rücken ihren Kaffeeklatsch zu erzählen, mit allen schmutzigen Details der Angestellten hier. Der Reaktionstest war dementsprechend wundertoll ausgefallen.
Gut nach dem Test ging es zur ärztlichen Untersuchung, vor der ich mich eigentlich mit am meisten gefürchtet habe, da ich vor 7-8 Jahren eine Innenmeniskushinterhornresektion hatte und jede Stelle der Bundeswehr erzählt dir, dass Verletzungen an Gelenken und dergleichen nicht sehr gut und eher kontraproduktiv sind. Naja die Sache ging dann mit in den Becher pinkeln los, Hörtest, Sehtest mit 3D Sehen und Farben und und und. Zwischendurch immer mal wieder im Warteraum platznehmen und Däumchen drehen. Während des Wartens Eindrücke austauschen. Der eine Bewerber hat dann gemeint sich über die Fragen des Fragebogens im CAT-Test lustig zu machen, weil dort recht offensichtlich nach rechter Gesinnung gefragt wird und als sein Kumpel ins Zimmer kam wurde dann eben mal die rechte Hand zum Gruße erhoben und ich wollt nicht begreifen warum man dies an diesem Ort und in dieser Situation tun musste. Der Junge will Feldwebel werden und muss da so eine Nummer abziehen. Wurde dann schon zum Arzt aufgerufen und bin dann los.
Da saß ich nun im Zimmer der Entscheidung, hier sollte sich also entscheiden ob ich weiter darf oder gleich gehen kann. Der Arzt war unglaublich relaxt und nett. Erstmal wurde 10min Smalltalk über mein Studium geführt, fand den Studiengang wohl recht interessant. Danach wurden die Fragen runtergeleiert, was für Erkrankungen waren, was war in der Familie, mal was gebrochen und und und. Dann kamen wir zu meinem Knie, er las in Ruhe den Befund und den Bericht durch, dann sollte ich mich ausziehen und hinlegen. Er spielte an den „kaputten“ Knie etwas intensiver rum und lies es dann mit den Worten „Sieht alles gut aus“. Dann hinstellen und bisschen Anfassen und Abklopfen überall, währenddessen weitere Fragen zu einem selbst, dann wieder hinter den Vorhang und Unterhose runter, zur Seite schauen und Husten, vorbeugen und Pobacken spreizen und dann war man durch. Ich wollte jetzt aber nicht 5-10min unten im Warteraum auf mein Ergebnis warten, sondern hab gleich gefragt wie es aussieht. „Könnte ein solides D2 werden“ meinte der Arzt, ich wollte dann wissen ob Jäger geht und dann meinte die Schwester ich soll ihr kurz 2min geben und dann wissen wir mehr. Sie gab alle Infos in ihr Dokument ein, drückte einen Knopf, der Drucker sprang an und rauskam ein solides und für mich absolut nicht fassbares D1 (T1). Das war dann das erste Dauergrinsen an diesem Tag. Danach warten auf die Akte und rüber zur Steuerorganisation.
Dort dann warten und zur Vorbesprechung, man ging die Bewerbung nochmal durch ob sich was geändert hat. Danach wurde mir gesagt das ich zum Sporttest soll, es war 11:20Uhr und um 11:30Uhr soll es losgehen, ich also ins Zimmer gestürmt Sportsachen gegriffen und rüber gerannt zur Turnhalle und umziehen… war der erste und durfte dann mit 3 anderen 25min auf 5 andere Bewerber warten die aber nicht wussten das sie kommen sollten… war ein Spaß.
Dann ging es los, Erwärmung, 11x10m Pendellauf. Es sieht wirklich einfach aus und jeder denkt sich, warum wird der Typ jetzt nach der 3-4 Runde so langsam, der bewegt sich ja kaum noch. Jeder Bewerber hat sich nach der 3-4 Runde bewegt wie ein Rentner auf dem Überholstreifen. Ihr werdet stark an eure Grenzen geführt. Ich bin mit 40,9s durchs Ziel gekeucht und durfte mich dann erstmal wieder akklimatisieren. Danach Klimmhang. Ich gebe euch jetzt ein paar Tipps die ich vom Oberstabsgefreiten bekommen habe, während die anderen Bewerber einen, für ihn, Fehler nach dem anderen machten. Erstens, lasst eure Beine nach unten hängen, nicht vor euch anheben und halten, dass geht auf die Bauchmuskeln und macht die Sache nur schwerer. Zweitens, ATMEN, ihr dürft nicht wie die Presswürste dort hängen und die Luft anhalten, dass bringt gar nichts. Drittens, auf Zehenspitzen an die Stange und dann vom Hocker lösen, ihr seid dadurch höher und könnt zur Not etwas absinken und seid nicht gleich mit dem Kinn unter der Stange. Durch die Tipps kam ich auf 63,5s. So zum Schluss ging es dann auf das Ergometer. Ende des Liedes, ich hatte 4:35s, war happy und konnte keinen Schritt mehr gehen. Krebsgang war angesagt, der Bewerber neben mir blieb gleich am Boden.
So dann gab es den Laufzettel zurück und die erste „tolle“ Nachricht erreichte mich. Morgen geht’s erst wieder um 8Uhr weiter. Es war gerade 12Uhr also hatte ich bis morgen 8Uhr Freizeit. Laune war dann ziemlich weit unten. Ging dann zum Mittag und hab dann mit meinen Zimmermitbewohnern entschieden zum Alexanderplatz zu fahren und etwas die Seele baumeln zu lassen.