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An die Ärzte hier, Fragen zur Arbeit im BWK

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Pericranium:
Ich habe mal ne Frage an die hier angemeldeten Ärzte wie ulli, BSG, Andi, miT etc.
Nach dem Studium gehts ja erst mal an die SanAk, zwei Jahre in die Klinik (wenn man nicht in den BAT-Pool geht) und dann mehrere Jahre Truppenarzt und dann wieder Klinik.
Habe bisher keine Famulatur im BWK in der Chirurgie gemacht und deswegen auch noch keine Möglichkeit gehabt, Chirurgen persönlich zu fragen,
aber wie sehr verliert man seine Operationsfertigkeiten, wenn man mehrere Jahre nicht operiert hat?
Anästhesisten sagten mir, dass sie in den paar Jahren Truppenarzt viel verlernt hatten und dann zurück im BWK quasi wieder Anfänger waren.

Bei Chirurgen ist das ja bestimmt noch gravierender und deshalb habe ich das Gefühl, dass man kein so guter Chirurg wird wie jemand, der zivil den FA komplett am Stück durchziehen kann.
Ich meine, dass es als SanOffz länger bis zum Facharzt dauert, ist klar und nicht schlimm, aber wenn man vielleicht nicht so gute Medizin "abliefern" kann, weil die Erfahrung fehlt, dann ist das ja schon nicht so optimal.
Oder sind meine Bedenken da etwas falsch?

Was sagt Ihr Chirurgen dazu?

BSG1966:
Ich sage dazu dass ich viele hervorragende Kolleginnen kennengelernt habe, die

1. handwerklich sicherlich ne Weile raus waren aber da auch wieder sehr gut reingekommen sind. Wenn man "aus der Übung" gerät, heißt das ja nicht mehr dass man nicht weiß, wie rum man ein Skalpell anfässt. Desweiteren wird man ja weiterhin ausgebildet, niemand erwartet dass man im dritten Jahr Facharztausbildung operiert wie ein junger Gott.
2. außerhalb des OP-Saals (wo ja sogar bei Chirurgen (man höre und staune) hin und wieder sowas wie ärztliche Tätigkeit stattfindet) von der Zeit in der Truppe profitieren konnten, sei es die hinzugekommene geistige Reife, Format, funktionale Kompetenz, Planung/Organisation etc. pp.

außerdem stimmt die Rechnung insofern nicht:
3. der BW-Chirurg braucht vllt länger für den Facharzt - deswegen kann man ihm mitnichten fehlende Erfahrung vorwerfen, im Gegenteil! Er hat nicht stumpf den Facharzt durchgezogen, sondern eher zusätzliche Erfahrungen gemacht, über den Tellerrand geschaut, nochmal nen Wiedereinstieg in die Chirurgie gehabt und sich da nochmal neu sortiert und Dinge vertieft, die beim "zivilen" Facharzt schon gar nicht mehr aufm Schirm sind.

Und schließlich:

4. die Bedenken falsch/richtig: das kann man nicht so einfach beantworten. Falsch sind Bedenken nie. Aber in gewissem Maße zweckfrei weil - der Weg ist doch eh schon vorgezeichnet. Als SanOA, der Chirurgie machen möchte, gibt es ja keine Alternative :)

Conclusio: Wenn man ein guter Chirurg werden will - und das gilt im Zivilen wie in der Bundeswehr - muss man halt seine Hausaufgaben machen. Wenn man sich sorgt, dass man kein guter Chirurg werden könnte, muss man seine Hausaufgaben umso gründlicher machen. Dann klappt das schon mit dem Geschnippel.

Pericranium:
Ich danke dir, BSG :)
Ja, das die Gedanken ein wenig sinnfrei sind, ist klar, weil den Weg werde ich so oder so gehen, aber die Bedenken sind halt aufgekommen, auch wenn sie, wie du ja schön erklärt hast, unbegründet sind.

ulli76:
Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten- für den Durchschnittschirurgen wird das nicht das riesige Problem sein und viele sind im nachhinein froh um die Truppenarzterfahrung.
Für die etwas ambitionierteren gibt es die Möglichkeit des BAT-Pools oder sie halten sich über Honorardienste und Hospitationen in Übung.
Und es gab zumindest mal die Möglichkeit der Spitzenförderung.

Pericranium:
Wie genau funktioniert das eigentlich nochmal mit dem BAT-Pool? Wie lange ist man dann da drin und wie lange in der Klinik? Habe nämlich auch vor, in den BAT-Pool zu gehen.
Einige Ärzte meinten, dass sie zwar im BAT-Pool waren, aber dann doch nicht mehr Klinikzeit am Anfang bekommen hätten, weil in der Truppe Mangel herrschte und sie dann dennoch als Truppenarzt eingesetzt wurden etc.

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