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Allgemeine Fragen vor der Bewerbung zum SanOA (Humanmedizin)

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Forumsgast:
Hallo zusammen,

da ich mir Gedanken darüber mache mich als Sanitätsoffizier ausbilden zu lassen/ Humanmedizin bei der Bundeswehr zu studieren hatte ich vor kurzem ein Beratungsgespräch in einem der Bundeswehr-Karrierecenter.

Hierbei wurde leider lediglich recht oberflächlich auf die Dinge eingegangen, die ich auch auf Wikipedia bereits nachlesen konnte (Verpflichtungsdauer, Auslandseinsätze, Gehalt,...).

Auf Nachfrage wurde auch kurz das Punktesystem zur Bewilligung einer Facharztweiterbildung eingegangen, jedoch wurde die Thematik nicht in dem Umfang beantwortet wie ich mir das erhofft hatte.

Die Suchfunktion habe ich bereits genutzt. Teils sind jedoch noch Teilfragen offen bzw. weiß ich nicht inwiefern sich da seit 2010 auch bereits etwas geändert hat.

Fragen:

 1.) Wenn ich es recht verstanden habe ist eine vollständige Facharztausbildung (5+ Jahre) nur möglich wenn man sich um weitere 3 Jahre verpflichtet. Bleibt es bei den 3 Jahren auch wenn es eine 6 jährige Facharztausbildung ist oder wird dann auf 4 Zusatzjahre erhöht? Kann/Darf/Muss man sich bereits von vornherein für die 20 Jahre Verpflichtungszeit entscheiden oder kann man das noch bis kurz vor der Approbation entscheiden? Früher war ja nur eine geteilte Facharztweiterbildung möglich. Hat sich daran inzwischen etwas geändert?

2.) Typischer Ablauf NACH dem Studium: (Unter der Annahme ich würde unter den Top 10-20% des Jahrganges abschließen und hätte auch fleißig +Punkte durch Zusatzfarmulaturen, Märsche etc. gesammelt)
Mein Wunsch wäre es einen Facharzt in der Chirurgie o.Ä. (ich weiß da kann und wird sich vermutlich noch viel während des Studiums der Farmulaturen ändern) an einem BWKH zu machen und dort zu arbeiten. Ist es richtig, dass alle Studenten nach der Approbation erstmal für ~3 Jahre alls "allgemein"-Truppenärzte an einem zufällig ausgewählten Sanitätszentrum arbeiten? In einigen themenähnlichen Threads wurde von der Möglichkeit eines schnellen FAs gesprochen wenn man im "BAT-Pool" ist. Was ist das? Ich vermute man erklärt sich bereit bevorzugt in den Auslandseinsatz zu gehen ?und/oder? dort im BAT eingesetzt zu werden und bekommt dafür recht zügig einen vollständigen (oder nur den halben?) Facharzt für Notfallmedizin? Kann man da auch einen andern "Wunsch-Facharzt" angeben (natürlich nur etwas fürs Feldlazarett relevantes).

3.) Im Internet zeichnen viele ein negatives Bild von den Arbeitsbedingungen als SanO (z.B. hier: https://www.aerzteblatt.de/archiv/65516/Aerzte-bei-der-Bundeswehr-Mehr-Last-auf-weniger-Schultern). Hat sich an der dort geschilderten Situation (viele offene Stellen, hohe Arbeitsbelastung, Unzufriedenheit mit Weiterbildungsmöglichkeiten, Unflexibilität,..) seit dem Erstellungsdatum in 2009 bereits etwas verbessert? Einer der genannten Ärzte hat wohl ~2500 Überstunden angesammelt. Bekommt er die ausbezahlt oder bekommt dafür Freizeitausgleich (>1 Jahr komplett frei) oder gibt es bei der Bundeswehr irgendeine Regel das Überstunden irgendwann verfallen?


Danke fürs Durchlesen und die Beantwortung im Voraus!

Pericranium:

--- Zitat von: Forumsgast am 24. April 2018, 15:20:02 ---
Fragen:

 1.) Wenn ich es recht verstanden habe ist eine vollständige Facharztausbildung (5+ Jahre) nur möglich wenn man sich um weitere 3 Jahre verpflichtet. Bleibt es bei den 3 Jahren auch wenn es eine 6 jährige Facharztausbildung ist oder wird dann auf 4 Zusatzjahre erhöht? Kann/Darf/Muss man sich bereits von vornherein für die 20 Jahre Verpflichtungszeit entscheiden oder kann man das noch bis kurz vor der Approbation entscheiden? Früher war ja nur eine geteilte Facharztweiterbildung möglich. Hat sich daran inzwischen etwas geändert?
--- Ende Zitat ---

Man bekommt für die 17 Jahre Regelverpflichtungszeit 3 Jahre Facharztweiterbildung. Will man einen FA machen, der 6 Jahre dauert (fast alle), muss man sich für weitere drei Jahre verpflichten.
Nein, muss man nicht vorher entscheiden bzw ich glaube, dass das gar nicht geht. Das entscheidet sich erst, wenn man schon in der FA-Weiterbildung ist.
Was verstehst du unter geteilt? Die Facharzt-Ausbildung wird in den allermeisten Fällen durch die Zeit als Truppenarzt unterbrochen.
Die Wenigsten (bzw vllt sogar gar keiner) schaffen es, komplett ihren FA in der Klinik am Stück durchzuziehen.
FA für Allgemeinmedizin schaffen ihren Facharzt glaub relativ schnell, wenn sie Glück haben und sie Truppenarzt an einem Standort sind, an der Chef ne Weiterbildungsermächtigung für Allgemeinmedizin hat.


--- Zitat von: Forumsgast am 24. April 2018, 15:20:02 ---2.) Typischer Ablauf NACH dem Studium: (Unter der Annahme ich würde unter den Top 10-20% des Jahrganges abschließen und hätte auch fleißig +Punkte durch Zusatzfarmulaturen, Märsche etc. gesammelt)
Mein Wunsch wäre es einen Facharzt in der Chirurgie o.Ä. (ich weiß da kann und wird sich vermutlich noch viel während des Studiums der Farmulaturen ändern) an einem BWKH zu machen und dort zu arbeiten. Ist es richtig, dass alle Studenten nach der Approbation erstmal für ~3 Jahre alls "allgemein"-Truppenärzte an einem zufällig ausgewählten Sanitätszentrum arbeiten? In einigen themenähnlichen Threads wurde von der Möglichkeit eines schnellen FAs gesprochen wenn man im "BAT-Pool" ist. Was ist das? Ich vermute man erklärt sich bereit bevorzugt in den Auslandseinsatz zu gehen ?und/oder? dort im BAT eingesetzt zu werden und bekommt dafür recht zügig einen vollständigen (oder nur den halben?) Facharzt für Notfallmedizin? Kann man da auch einen andern "Wunsch-Facharzt" angeben (natürlich nur etwas fürs Feldlazarett relevantes).
--- Ende Zitat ---

Nach dem Studium geht man erst Mal für die PUMA etc. nach München und dann im Regelfall zwei Jahre an ein BWK.
Direkt Truppenarzt wäre sinnlos, da man so ja kaum/keine klinische Erfahrung hat.
BAT-Pool ist meines Wissens nach so, dass man mehr als zwei Jahre in der Klinik am Stück ist, aber dafür öfters in den Auslandseinsatz geschickt werden kann.

Einen Facharzt für Notfallmedizin gibt es nicht. So gut wie jeder Arzt der Bundeswehr bekommt aber schnellstmöglich die Fachkunde Rettungsdienst/Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, damit er als Notarzt arbeiten kann.
Dafür braucht man zwei Jahre Kliniktätigkeit, weshalb man die ersten zwei Jahre nach dem Studium auch in der Klinik ist und nicht Truppenarzt.
Man kann mehrere Wünsche äußern, welchen FA man machen will und laut Hörensagen bekommen auch so um die 90% ihre Wunschweiterbildung.


Forumsgast:
Danke für die schnelle Antwort.


--- Zitat von: Pericranium am 24. April 2018, 18:00:41 ---Was verstehst du unter geteilt? Die Facharzt-Ausbildung wird in den allermeisten Fällen durch die Zeit als Truppenarzt unterbrochen.
Die Wenigsten (bzw vllt sogar gar keiner) schaffen es, komplett ihren FA in der Klinik am Stück durchzuziehen.

--- Ende Zitat ---
Genau was du anschließend ausgeführt hast verstehe ich als "geteilt". Bei einem zivilen Studium wäre es ja der Standard die 6 Jahre am Stück abzuleisten. Mit kaum einer "schafft" es meinst du schlichtweg, dass man vorher versetzt wird / die Truppenarztzeit beginnt?!


--- Zitat von: Pericranium am 24. April 2018, 18:00:41 ---Nach dem Studium geht man erst Mal für die PUMA etc. nach München und dann im Regelfall zwei Jahre an ein BWK.

--- Ende Zitat ---
PUMA? Die Abkürzung ist mir nicht geläufig bzw. nur als Schützenpanzer bekannt.

ulli76:
Das ist quasi der Remilitarisierungslehrgang nach dem Studium.

Der Regelweg ist, dass man 2 Jahre an ein BWK geht- in seiner Fachrichtung. Dann Truppenarztzeit und dann wieder in die Klinik.
Es gibt Möglichkeiten, die Truppenarztzeit zu verkürzen oder zu umgehen- eine ist z.B. der BAT-Pool- wenn es den dann überhaupt noch gibt, wenn du soweit bist.

Zur Zeit machen überwiegend Allgemeinmediziner, Internisten, Anästhesisten und Chirurgen die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. Liegt an der Intensiv- bzw. Anästhesiezeit die dafür notwendig ist.

Nein, man kann nicht direkt länger verpflichten und die Facharztzusage bekommen. Das System dahinter ist nämlich ein anderes. Dein Antrag auf volle Weiterbildung gegen Dienstzeitverlängerung ist kein Automatismus und kann abgelehnt werden.

In den BWKs geht es im Wesentlichen genauso zu wie in zivilen Kliniken was Überstunden angeht. In manchen Abteilungen mehr, in manchen weniger. So viele Überstunden sind aber eigentlich nicht die Regel.

Pericranium:

--- Zitat von: Forumsgast am 24. April 2018, 18:51:42 ---Danke für die schnelle Antwort.


--- Zitat von: Pericranium am 24. April 2018, 18:00:41 ---Was verstehst du unter geteilt? Die Facharzt-Ausbildung wird in den allermeisten Fällen durch die Zeit als Truppenarzt unterbrochen.
Die Wenigsten (bzw vllt sogar gar keiner) schaffen es, komplett ihren FA in der Klinik am Stück durchzuziehen.

--- Ende Zitat ---
Genau was du anschließend ausgeführt hast verstehe ich als "geteilt". Bei einem zivilen Studium wäre es ja der Standard die 6 Jahre am Stück abzuleisten. Mit kaum einer "schafft" es meinst du schlichtweg, dass man vorher versetzt wird / die Truppenarztzeit beginnt?!


--- Zitat von: Pericranium am 24. April 2018, 18:00:41 ---Nach dem Studium geht man erst Mal für die PUMA etc. nach München und dann im Regelfall zwei Jahre an ein BWK.

--- Ende Zitat ---
PUMA? Die Abkürzung ist mir nicht geläufig bzw. nur als Schützenpanzer bekannt.

--- Ende Zitat ---

Ich meinte damit, dass mir zumindest keiner bekannt ist, der die FA-Ausbildung komplett am Stück durchgezogen bekommen hat, da die Bundeswehr ja auch ein Interesse daran hat, dass man als Truppenarzt arbeitet.
Aber da es vielleicht Ausnahmen gibt, habe ich mich nicht zu 100% festgelegt. Aber der Regelfall ist, dass man den Facharzt nicht am Stück durchziehen kann.

Postuniversitäre modulare Ausbildung. Mehrere Wochen/Monate verbringt man da an der Sanitätsakademie in München.
Da gibt es dann so Sachen wie einen Englisch-Lehrgang und eine Auffrischung militärischen Handwerks wie Schießen etc.

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