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Hitzeschäden

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ulli76:
Es gibt 3 Arten von Hitzeschäden:
Sonnenstich, Hitzeerschöpfung und Hitzschlag.
Oft liegt eine Mischung vor.
So ziemlich am häufigsten dürfte die Hitzeerschöpfung sein- also körperliche Betätigung und zu wenig getrunken. Das Bild ist meist vergleichsweise harmlos. Nach etwas Ruhe, Abkühlen und FLüssigkeitszufuhr hat sich das meist erledigt.

Der Sonnenstich hat auch in den meisten Fällen einen harmlosen Verlauf. Es kommen aber auch schwere Formen mit Hirnschwellung und Bewusstlosigkeit vor.

Der Hitzschlag ist am gefährlichsten. Hintergrund ist, dass der Körper überhitzt und die Wärme nicht mehr los wird. Das kann z.B. bei sehr schwülem wetter und nicht-adäquater Bekleidung vorkommen. Irgendwann sind die körpereigenen Regulationsmechanismen überlastet und es kommt zur unkontrollierten Temperaturerhöhung und die wiederum irgendwann zur Zerstörung von Proteinen.

Gerade weil man das Vollbild eines Hitzschlags nicht soo oft sieht, kommt es immer wieder vor, dass man das Krankheitsbild übersieht.
Ich war ja lang genug bei dem Verein mit 2 Sommerkontingenten im Einsatz. Ja, die Bundeswehr hat zwar Hitzeschäden bei den Ersthelfern als Thema drin- aber das bringt nicht soo viel, wenn man es nur einmal gehört hat und dann nie wieder was damit zu tun hat.
Ich hab schon rettungsdienstler gesehen, die es nicht auf dem Schirm hatten.

Jetzt kommt noch dazu, dass es sich um ein spezielles Ausbildungsprogramm handelt, bei dem die Teilnehmer ja explizit an ihre Grenzen gebracht werden.
Meiner persönlichen Meinung nach gehören die Ausbilder regelmäßig auch in dem Thema geschult und angehalten, sich die Leute genauer anzuschauen, wenn sie ausfallen. Übrigens sollte auch eine Schulung zum Thema "Elektrolytverschiebungen" dazu gehörten.
Und das für alle Ausbilder, insbesondere wenn sie in Grenzbereichen agieren aber auch vor Auslandseinsätzen etc.

Die Amis sind da deutlich weiter - da hab ich vor mehr als 15 Jahren schon was über Work-Rest-Cycles, Trinkwassermengenberechnungen etc. gelernt.

ulli76:
Achso- der Betroffene merkt es oft nicht, dass er in einen kritischen Bereich kommt. Aber ja, die Sensibilisierung sollte dazu gehören.

Unterscheiden kann man es in eindeutigen Fällen ohne wesentliche Hilfsmittel:

Sonnenstich- Verursacht von direkter Sonneneinstrahlung auf den Kopf. Oft Kopf- und Nackenschmerzen, schon früh Sehstörungen und Übelkeit. Hochroter Kopf, aber auch kalter Schweiss und Kreislaufprobleme. Ist eher das Thema bei Sportveranstaltungen. Das Tragen von Kopfbedeckungen verhindert oft Sonnenstiche bei Soldaten.

Hitzeerschöpfung- das ist der typische kollaptische Patient. Üblich bei Wärme und längerer körperlicher Belastung, starkes Schwitzen, was dann irgendwann aufhört. Der Patient ist eher bleich, schwindlig, schwitzig. Man kann z.B. nach Trinkmengen und Urinmenge fragen. Oft schnelle Erholung nach Pause und Kühlen. Grundlage ist ein Missverhältnis von Flüssigkeitsverlust und Flüssigkeitszufuhr. Aber auch Erschöpfung.

Hitzschlag- schwüles oder auch sehr heisses Wetter. Ineffektives Schwiten (z.B. aufgrund von Einsatzbekleidung). Die Haut fühlt sich trocken, warm, fiebrig an. Oft sehr schnelle bzw. plötzliche Verschlechterung. Typisch ist die Bewusstseinsstörung. Das ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Der Patient gehört sofort mit allen Mitteln runtergekühlt (Mitführen von Coolpacks bringt zumindest ein bisschen was) und ein Notruf mit dem Stichwort "Hitzschlag" abgesetzt.

Ausgeruhter Zustand, körperliche Belastbarkeit, gesunde Ernährung, Verzicht auf Koffein, Nikotin und Energy-Zeugs, frühzeitige Maßnahmen zum Kühlen, Pausen helfen gegen Hitzschäden. Ein Teil hat der Soldat selber in der Hand, einen anderne der Vorgesetzte.

F_K:
.. und das "Schlimme" bei diesem Szenario ist ja, der Teilnehmer "will ja weitermachen" und erkennt seine Grenze nicht - wie soll der Ausbilder das merken (müssen!)?

Ist mir auch schon passiert, das mir sehr warm war - aber es ging noch - mein "Buddy" hat es "zerlegt", irgendeine Mischform von Sonnenstich, Hitze Erschöpfung  / Schlag - da lag er dann "danieder ..."

Aufgrund seiner sehr guten Kondition war er nach 30 Minuten Pause wieder eingeschränkt "kampffähig".

Also kurz: Grenze oft schwer erkennbar - Folgen oft nicht abschätzbar.

(Die Amis hier setzen "black flag" und machen nichts mehr draussen - schränkt gewisse Operationen / Ausbildungen natürlich massiv ein.)

MMG-2.0:
@F_K:

"Aufgrund seiner sehr guten Kondition war er nach 30 Minuten Pause wieder eingeschränkt "kampffähig"."

In den 30 Minuten war er für den Gegner "kampfunfähig". ;)

Soweit muss es ja nicht kommen. Auch ich bin bei 30 Grad schon Marathon gelaufen, zwar nicht in "Eins",
musste einige Pausen einlegen, war aber immer "kampffähig" - das Reserven vorhanden waren.

Trennung

Es scheint mir als ob die Flüssigkeitszufuhr im Gruppenrahmen wieder kontrolliert werden muss.

F_K:
@ MMG:

Es war eine Art Wettkampf - die Reserve hatten wir in Form von Zeit, die halbe Stunde Pause war "drin".

Mein Punkt: Die Grenzen sind schwer einzuschätzen, die Folgen oft überraschend ...

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