Grundsätzlich ist die AusbOrg derzeit sehr stark belastet und in Teilen überlastet. Das ist leider aber auch logisch und nachvollziehbar und dem Problem ist nur schwer zu begegnen.
AusbOrg ist immer auf die Bedarfe der SollOrg (je nachdem was man betrachtet, Einstiegsausbildung, das sind es dann die Laufbahngruppen oder bei der Fachausbildung auf die Werdegänge/AVT etc.) ausgerichtet. Die Lehrerhörsaalbedarfsberechnung (LHBR) bezieht auch das ein, was in der Vergangenheit real abgeschult wurde. Machte ja auch Sinn, wenn man Strukturen reduziert, da dann weniger abgeschult werden muss, als es SollOrg mäßig gibt (klar, denn da fällt ja zukünftig das eine oder andere weg, dafür stellt man keine Menschen mehr ein).
Wächst man auf, so hat man auch noch diese niedrigen Zahlen der Vorjahre.
Hier ist eigentlich anzukreiden, dass mit Beginn der Trendwende Personal Frühjahr 2016 das System nicht angepasst wurde. Das sagt sich mal so einfach, ist es aber nicht. die LHBR ist eine haushalterisch und sollorganisatorisch anerkannte Berechnungsmethode. Das ändert man mal nicht eben so, denn daraus erwachsen noch weitere Auswirkungen: Infrastruktur, Material, Simulatoren, Luftfahrzeuge, Verträge mit Firmen, Betriebskosten, Fahrzeuge etc. Und auch das braucht seine Zeit bis alles da ist: die zusätzlichen Ausbilder müssen erst einmal eingestellt werden (oder halt die Regeneranten für das Personal, dass nun (gegen seinen Willen und seiner Stärken, denn auszubilden muss einem auch liegen, ggf. gezwungen), Gebäude müssen gebaut werden (große Baumaßnahme? 7 Jahre?) etc. Und "draußen" lässt sich nunmal auch nicht alles einkaufen: soldatische Expertise schon mal gar nicht.
Und das alles ohne die entsprechende finanzielle Ausstattung!
Und das alles bei einem jährlich (derzeit) wachsenden Bedarf. Seit 2016 erhöhen sich die Zahlen des Personalbestandes jährlich.
Schrumpft man, ist es einfach. Überspitzt und provokativ könnte man sagen, hatte die AusbOrg jahrzehntelang ein gutes Leben, weil sie weniger Menschen bekommen hat, als sie eigentlich abschulen musste.
Der Vorwurf, wenn man den überhaupt machen kann ist, dass ein Aufwuchs eigentlich nur dergestalt reibungsloser funktionieren kann, wenn man zuerst einige Jahre die AusbOrg wachsen und sich auf den zukünftigen Bedarf (wer kennt den, da er rein durch die Politik von Jahr zu Jahr bestimmt wird?) einstellen lässt und dann die "anderen" Bedarfe einstellt und das Nest gemacht ist.
Das funktioniert natürlich nicht und deswegen ist das Problem wie es ist.
Also müssen ablauforganisatorische Dinge gemacht werden: Hörsäale werden vergrößert, Stuben mehrfach belegt, Ausbilder an die Grenzen der SAZV (oder darüber) gebracht, Unterkünfte, Container angemietet, Ausbildungen verkürzt odre sogar streicht (das muss dann im Verband per AAP gemacht werden, da "freuen" sich auch alle drüber) usw. Oder halt auch eben Ausbildungsunterstützung aus den Vbde abgefragt. Das geht bis zu einem gewissen Grad aber halt auch nicht darüber hinaus.
Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir da noch nicht im tiefsten Tal sind, sondern sich das noch verschärfen wird.
Ich mach das ja nun schon alles fast 3 Jahrzehnte, weiß aber keinen Weg außer "Güte braucht Zeit" und diese gibt niemand einem System. Alles muss immer ganz schnell und am besten gestern. Das geht ja nicht nur der Bw so, damit stehen wir ja nicht alleine. Der BuPo u.ä. geht es genauso. Politisch müssen die Erfolge innerhalb einer Legislaturperiode her und am besten noch so früh, dass sie wahlwirksam werden. Und die Öffentlichkeit fordert das umso stärker. Wenn man sich die Berichte in den Medien anschaut, da ist doch eine gewisse Hähme dabei, dass die Bw den Aufwuchs nicht schafft. Man muss nur mal die ganzen Kommentare zu den Berichten (die ja auch genau deswegen geschrieben werden, weil man damit den Nerv vieler trifft) anschauen. Verständnis lese ich da nicht, sondern war ja klar, dass eine "Hausfrau", "die Uschi", "Flintenuschi" oder wie auch immer man die BM'in dort tituliert, das nicht hinbekommt.
Ich glaube nicht, dass ein anderer Minister/ Ministerin das hätte anders machen können. Mit der Einstellung in der Bevölkerung zum Militär, den daraus erwachsenen finanziellen "Möglichkeiten" und den Strukturen und Vorgängen, wie sie in DEU und auch im Europarecht vorgegeben sind und auch die Gründlichkeit, die den Deutschen immanent ist (man brauch ja nur zu schauen, wie lange es dauert, wenn Großprojekte gebaut werden [und den BER meine ich damit nun nicht exemplarisch], lässt sich m.E. das alles nicht viel verbessern.
So wird halt jeder innerhalb des Systems sein kleines Scherflein beitragen (müssen) und die Konsequenzen mittragen. Die einen arbeiten länger und mehr, andere warten auf Lehrgänge, andere haben keine Einzelstube usw. Natürlich kann jeder sein individuelles Recht dann auch per Rechtsmittel durchsetzen (macht zwar anderen nur noch mehr Arbeit, aber so ist es halt).
Und unser System ist da ja wirklich gutmütig: steht ein Lehrgang nicht bereit, kann ich mich beschweren und werde ggf. trotzdem befördert. Jeder sagt dann, na der Dienstherr muss doch und wie kann er nur nicht usw usw. Der böse Dienstherr!
Fliege ich aber durch einen Lehrgang aufgrund Leistungsmangel, Unfall in der Freizeit (ja, man springt ja gerne Fallschirm oder rast mit dem Motorrad oder Fahrrad durch die Wälder) durch, wird mir aufgrund der nunmehr später zur Verfügung gestellten Arbeitskraft kein Gehalt abgezogen oder was auch immer für persönliche Nachteile, bis auf eine spätere Beförderung und selbst da gibt es Beschwerden wie "ich kann doch nichts dafür, dass ich in meiner Freizeit einen Sportunfall hatte und mir das Kreuzband gerissen habe (na wer denn sonst wenn nicht DU!). Da fällt man als Verursacher dann sehr sehr weich und bekommt Mitleid. Wer hat denn Mitleid mit der zukünftigen Einheit, in der nun die anderen die Arbeit mitmachen müssen? Und man darf nicht vergessen, selbst wenn man in der Ausbildung ist, bekommt man kein Ausbildungsgehalt, sondern volle Bezüge.
Warum schreibe ich das alles? Weil ich dafür Verständnis wecken will, das es ist wie es ist. Dass man zwar sein individuelles Recht einfordern kann, aber nicht mit einer Hähme oder einem Grummeln, dass einige vorsätzlich oder fahrlässig ihren Aufgaben nicht nachgekommen sind und er nun deswegen darunter leiden muss. Das mag zwar auch mal der Fall sein, jedoch in der Masse nicht.
Der geflügelte Spruch "wenn der Dienstherr das will, dann muss er das auch bereitstellen" stimmt zwar weiter, funktioniert aber halt auch eben nicht immer. Also wenn der TE sagt "die wussten ja seit 3 Jahren dass ich komme" dann stimmt das zwar im Ansatz, ist aber nun "ein wenig" vielschichtiger und mehrdimensionaler.