Lieber StierNRW, Ihre Frage ist natürlich berechtigt, warum die Bundeswehr nicht bereits mehr einsatzfähiges Material hat.
Einmal vollkommen unabhängig von handwerklichen Fehlern im Beschaffungsvorgang und auch völlig unabhängig davon, dass bei völliger Neuentwicklung von Produkten/Systemen IMMER Verzögerungen entstehen, weil es nicht, wie gewünscht klappt (man denke an Projekte wie Toll Collect, das auch erst im zweiten Anlauf Jahre später als geplant an den Start geht oder an die grundsätzlich verspätete Bereitstellung neuer Lokomotiven/Waggons/Züge and die Bahn durch entsprechende Verzögerungen bei der Herstellerindustrie), dauert die Beschaffung von Wehrmaterial von der Planungsphase, über die Herstellungsphase bis zur Auslieferung an die Truppe mindestens 5-10 Jahre. Selbst wenn man in der Lage wäre, diese Phasen zu verkürzen, würde die Beschaffung sicher nicht unter fünf Jahren dazu führen, dass Waffen/Systeme bei der Truppe auf dem Hof stehen.
Wenn Sie sich einmal anschauen, welchen Investitionsanteil an Waffen/Munition/Systemen die Bundeswehr bis zu den Trendwenden ab 2016/17 hatte, dann werden Sie schnell feststellen, dass da so viel noch gar nicht auf dem Hof stehen kann und selbst der Ergänzungsauftrag zum Bau der Korvetten, der im letzten Jahr erfolgte, bedeutet noch nicht, dass heute auch nur ein Werftarbeiter an den neuen Booten arbeiten würde.
Und weil der Investitionsanteil eben so gering war und die Beschaffungsvorhaben so teuer sind, führte es dazu, dass Bestellungen für neues Wehrmaterial seit knapp 20 Jahren grundsätzlich ohne Ersatzteilpakete erfolgten, dass Munition nicht entsprechend der SollOrg der Truppe beschafft wurde, sondern nur als Mindestausstattung für die vorhandenen Systeme (Stichwort Pooling) und die Ausbildung an den Systemen in den AusbZ.