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Autor Thema: Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?  (Gelesen 2347 mal)

Kartoum

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Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« am: 20. Juni 2018, 15:38:27 »

Hallo liebes Bundeswehrforum,

dies wird wahrscheinlich ein etwas längerer Text, trotz dieser Tatsache wäre ich sehr Dankbar, wenn sich ein in diesen Themen Bewanderter  die Zeit nehmen könnte ihn vollständig zu lesen und mir die ein oder andere Frage zu beantworten. Vielen Dank im Voraus.

In genau 8 Tagen habe ich einen Termin in einem Karriereberatungsbüro der Bundeswehr in Berlin. Mein Wunsch ist es Fallschirmjäger, Gebirgsjäger oder Jäger zu werden. ‘Wunsch’ ist höchstwahrscheinlich untertrieben, bereits als Kind hatte ich den Traum Soldat zu werden. Allerdings bin ich mir mehr als unsicher, ob ich überhaupt eine Chance habe in eine Kampfeinheit der Bundeswehr aufgenommen zu werden:

Ich bin 27 Jahre alt und stamme aus einem komplett antiautoritärem Elternhaus, nicht ‘lange Leine’, eher ‘keine Leine’. In meiner Pubertät hatte ich sehr viele Probleme, musste mehrmals die Schule wechseln, eine Klasse wiederholen (die ich dann wieder übersprungen habe) und habe mein Abitur eher schlecht als recht bestanden. Ich gehörte dem letzten Jahrgang an, der sich noch einer obligatorischen Musterung unterziehen musste. Damals, mit 17, hatte ich bereits ein starkes Verlangen mein Interesse für alles Militärische zu meinem Beruf zu machen, wurde jedoch von meinem Umfeld (Eltern, Familie, ‘linker’ Freundeskreis) mit diversen Mitteln davon überzeugt, dass das ‘nicht das Richtige’ sei. Selbstverständlich übertrug sich die Verachtung meines Umfelds gegenüber dem Beruf des Soldaten irgendwann auf mich. Ich wurde aufgrund meiner Brille T2 gemustert. Bei dem anschließenden Ärztegespräch habe ich wahrheitsgemäß auf alle Fragen geantwortet: Ich war damals in psychologischer Behandlung, habe in unregelmäßigen Abständen gekifft und war definitiv kein Musterschüler. Das Resultat am Ende lautete: T5 !
Was die Ärztin nicht erwähnte war, dass das alles in eine Akte eingetragen wird, die mir später vielleicht Steine in den Weg legen könnte (siehe Frage 1).
Nach meiner Schulzeit bin ich ein Jahr lang durch Südamerika und 2 Jahre lang durch Australien gereist und habe nebenbei gearbeitet, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Zurück in Deutschland studierte ich Geschichte and der Humboldt Universität zu Berlin.
Meinen Interessen entsprechend habe ich versucht den Fokus meines Studiums auf Militärhistorik zu legen, musste jedoch rasch feststellen, dass auch meine Professoren, Dozenten und Kommilitonen diesem Interesse sehr viel Abneigung entgegenbrachten. Aufgrund eines Krankheitsfalls in der Familie unterbrach ich mein Studium für längere Zeit und fand danach keinen Anschluss mehr, unter Anderem musste ich mir die Frage stellen, ob die Tätigkeiten, die ich mit einem Bachelor of Arts ausüben kann wirklich meinem Naturell entsprechen.
Die Antwort lautet: NEIN !

Ich bin gerne Draußen, ich liebe physische Herausforderungen und stelle mich gerne auf neue Situationen ein. Mich reizt ein gewisses Risiko und vor allem: Ich würde gerne etwas tun, statt eeewig über Probleme zu reden will ich Lösungen formen.

Daher habe ich mein Studium vor einem halben Jahr abgebrochen und bin nun dabei mich ‘umzuorientieren’, wie es so schön heißt …

Gegen den Willen aller Freunde und vieler Verwandter möchte ich nun die Gelegenheit wahrnehmen und mir meinen Kindheitstraum erfüllen.
Mir ist allerdings klar, dass mein Lebenslauf so aussieht, als hätte ich nicht den nötigen Biss. Ich persönlich sehe das ganz anders, ich habe sehr viele extreme Situationen Erleben dürfen, vor allem während meiner 3 jährigen Reise (ich war meistens zu Fuß, ohne Geld und Abseits der Tourismusrouten unterwegs), aus diesen habe ich mich immer aus eigener Kraft und ohne Hilfe herausgekämpft. Ich kann ohne Selbstüberschätzung sagen, dass ich ein unvoreingenommener, verantwortungsbewusster, erwachsener Mann bin, der sich selbst erzogen hat, weil er es musste. Ich würde mich mit all meiner Kraft bemühen ein guter Soldat zu werden, weil mir bewusst ist, wie groß die Verantwortung über Menschenleben ist.
Meine Zweifel rühren hauptsächlich daher, dass mir klar ist, das die Bundeswehr eine bürokratische Institution ist, die sich nicht mit jedem Schicksal einzeln befassen kann und ich auf dem Papier definitiv kein geeigneter Kandidat bin.



Meine Fragen:

Frage 1: Welche Rolle spielt meine Musterungsakte, bzw.  Ausmusterung aus dem Jahr 2008 ? (G-Akte ?)

Frage 2: Ich wurde 2015 zu einer Geldstrafe unter 90 Tagessätzen verurteilt für einen Diebstahl, den ich nicht absichtlich begangen habe, ist das ein Ausschlusskriterium ?

Frage 3: Wenn ich für die Offiziers und/oder Feldwebellaufbahn abgelehnt werde, besteht die Möglichkeit mich in den Mannschaftsgraden zu profilieren und es zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu versuchen ?

Frage 4: Kann man sich beim MAD bewerben ?

Frage 5: Wie überzeuge ich den Karriereberater von meinem Willen und meiner Befähigung trotz meines chaotischen Lebenslaufes ?



Ich Danke euch ganz herzlich für eure Zeit und bin auf die Antworten sehr gespannt.

Liebe Grüße, M.
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wolverine

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #1 am: 20. Juni 2018, 15:58:03 »

Zu 1): Aktuell sind Sie auf Grund dieses Ergebnisses schlicht untauglich. Sie müssen erst jemanden überzeugen, dieses Ergebnis zu ändern; ansonsten ist keine Einstellung möglich.
Zu 2): Eine Verurteilung in dieser Höhe ist kein Ausschlussgrund, jedoch gibt es keinen "unabsichtlichen Diebstahl". Insgesamt wirft das natürlich wiederum ein eher schlechtes Licht auf den Bewerber und widerspricht dem dargestellten Reifungsprozess.
Zu 3): Bei Nichteignung zu einer höheren Laufbahn kann man sich in der Mannschaftlaufbahn verpflichten und während der Dienstzeit - meistens nach zwei Jahren - wieder neu bewerben. Aber man ist dann für eben verpflichtet und wenn es mit der Eignung wieder nichts wird, bleibt man 4, 8 oder 12 Jahre Mannschafter.
Zu 4): Bewerben kann man sich überall. Als Soldat ist die Eingangsvoraussetzung wohl die abgeschlossene Fw-Ausbildung (hatten wir erst kürzlich hier).
Zu 5): Durch gute Testergebnisse, Ehrlichkeit und klare, offene Aussagen.
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BSG1966

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #2 am: 20. Juni 2018, 16:07:02 »

Den Antworten von @wolverine ist nicht so viel hinzuzügen.

Was mir aufgefallen ist, sowohl vom "Lebenslauf" her, als auch aus dem was Sie bzgl Ihrer "Motive" und Gedankengänge verfasst hatten - Sie scheinen ja schon geistig nicht so ganz auf Sparflamme laufen und Ihr Horizont ist auch ein etwas größerer.

Damit in meinen Augen sowohl was Mentalität aber eben auch intellektuelle Kapazität angeht etwas "überqualifiziert" für die Mannschaftslaufbahn. Nicht zuletzt WEIL Sie eben früher oder später doch das ein oder andere Frustrationselement in der Situation, in der Sie sich dann befänden, entdecken würden.

Für zB eine Offizierslaufbahn - in der man sich ja zB auch der Militärhistorie widmen könnte - sieht es auf dem Papier eben nicht so gut aus.

Überlegen Sie es sich gut - aber beißen Sie sich nicht dran fest, prüfen Sie auch noch die ein oder andere Alternative.
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F_K

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #3 am: 20. Juni 2018, 16:11:20 »

Der Karriereberater muss ja nicht überzeugt werden - dies muss im Auswahlverfahren geschehen.

Mit dem schlechten Abitur und "nichts" wird vermutlich keine Einladung für eine OffzBewerbung möglich sein - bleibt die Feldwebellaufbahn (und ggf. später der Aufstieg).

(Geldstrafe beim ersten Diebstahl ist ungewöhnlich - gibt es da auch noch eine Vorgeschichte?)

Viel Erfolg.
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Trongo

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #4 am: 20. Juni 2018, 16:13:01 »

Zu 4.) derzeit gibt es keinen Bedarf an externen Bewerbern.
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KlausP

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #5 am: 20. Juni 2018, 16:22:28 »

Zitat
Frage 5: Wie überzeuge ich den Karriereberater von meinem Willen und meiner Befähigung trotz meines chaotischen Lebenslaufes ?

Gar nicht, der KB hat damit nämlich nichts zu tun, der berät Sie nur und unterstützt Sie beim Erstellen Ihrer Bewerbungsunterlagen. Von sich überzeugen müssen Sie ganz am Ende der Eignungsfeststellung den Prüfoffizier und besonders den Psychologen.
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StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

slider

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #6 am: 20. Juni 2018, 16:27:02 »

Zu 4.) derzeit gibt es keinen Bedarf an externen Bewerbern.

Innerhalb einer militärischen Laufbahn, wie schon gesagt wurde, nicht möglich. Als Beamter oder Angestellter, ja.
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Kartoum

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #7 am: 20. Juni 2018, 16:35:08 »

Vielen Dank für die Antworten !

Der Karriereberater muss ja nicht überzeugt werden - dies muss im Auswahlverfahren geschehen.

Mit dem schlechten Abitur und "nichts" wird vermutlich keine Einladung für eine OffzBewerbung möglich sein - bleibt die Feldwebellaufbahn (und ggf. später der Aufstieg).

(Geldstrafe beim ersten Diebstahl ist ungewöhnlich - gibt es da auch noch eine Vorgeschichte?)

Viel Erfolg.

Dazu: Ich habe definitiv keine kriminelle Vorgeschichte, meine Fall war tatsächlich das klassische 'Vergessen zu bezahlen', zu der Verurteilung kam es nur weil ich einem äußerst aggressivem Security gegenüberstand, der darauf bestand die Polizei einzuschalten, welche in meinem Rucksack ein Taschenmesser entdeckte, von dem ich selbst nichts wusste. Daher lautete die Anklage ärgerlicherweise: 'Diebstahl mit Waffen'. Der Richter hat es heruntergestuft auf einen 'normalen' Diebstahl. Da ziemlich offensichtlich war, dass ich die Kassiererin nicht mit einem Zahnstocher aus den untiefen meines Rucksacks bedrohen wollte.

Außerdem: Ich dachte mir schon, dass ich den Karriereberater nicht überzeugen muss. Ich gehe davon aus, dass ich meine Bewerbung in Papierform einreichen muss, was mir ja die Möglichkeit nimmt mich persönlich vorzustellen. Daher meine Sorgen ...



Damit in meinen Augen sowohl was Mentalität aber eben auch intellektuelle Kapazität angeht etwas "überqualifiziert" für die Mannschaftslaufbahn. Nicht zuletzt WEIL Sie eben früher oder später doch das ein oder andere Frustrationselement in der Situation, in der Sie sich dann befänden, entdecken würden.


Danke für das Kompliment, ich möchte dazu nur sagen: Ich bin der Meinung, dass man im Leben an der ein oder anderen Stelle immer auf Frustration trifft, man muss sich durchbeissen.
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BSG1966

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #8 am: 21. Juni 2018, 07:51:05 »

Damit in meinen Augen sowohl was Mentalität aber eben auch intellektuelle Kapazität angeht etwas "überqualifiziert" für die Mannschaftslaufbahn. Nicht zuletzt WEIL Sie eben früher oder später doch das ein oder andere Frustrationselement in der Situation, in der Sie sich dann befänden, entdecken würden.

Danke für das Kompliment, ich möchte dazu nur sagen: Ich bin der Meinung, dass man im Leben an der ein oder anderen Stelle immer auf Frustration trifft, man muss sich durchbeissen.

Nö. Ich muss mir den ein oder anderen Anzug nicht anziehen, wenn ich von vornherein weiß dass er mir nicht passt. Aber hey, Ihr Ding. Sie haben ja auch die Möglichkeit innerhalb der ersten 6 Monate von Ihrem Widerrufsrecht Gebrauch zu machen - aber ist halt Ihre Zeit.
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lennble

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Antw:Meine Bewerbung, habe ich eine Chance ?
« Antwort #9 am: 21. Juni 2018, 08:28:14 »

Dein Lebenslauf erinnert mich in Stücken an meinen eigenen, abgesehen von der Vorverurteilung.
Ich hatte auch keinen roten Faden im Lebenslauf, bin viel gereist und habe oft den Job gewechselt, da das in meiner vorherigen Branche einfach üblich ist.
Das Reisen hat definit meinen Horizont und meine interkulturelle und sprachliche Kompetenz gefördert und ausgeprägt, welches ich dann auch so in den Prüfgesprächen mit dem Psychologen und dem Prüfoffizier so dargelegt habe.
Ich glaube aber auch, dass die Prüfer sehr genau merken, was für eine Art Charakter vor Ihnen sitzt und je nach dem die Gangart des Gespräches festlegen. Bei mir glich das eher einer Art Smalltalk wo über das Reisen, Musik machen und andere "Belanglosigkeiten" geredet wurde.
Ich kann mir vorstellen, dass es bei dir ähnlich laufen könnte, wäre da nicht die Verurteilung gewesen. Da wird sicherlich nochmal genauer nachgehakt werden.

Viel Glück bei deiner Bewerbung :)
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