Wenn man aber ehrlich ist, sind diese wenigen Anteile kaum das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind. Noch dazu kann man es als Techniker durch geschicktes Wählen hinkriegen, keine Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaftlichen Anteile belegen zu müssen, sondern den Schwerpunkt in Richtung der Wirtschaftswissenschaften zu legen. Und wie der eine Kurs über die Geschichte des antiken Mesopotamiens hier meine Fähigkeiten in dem Hinblick entwickelt haben, darf bezweifelt werden. Aber gut, als Techniker bin ich dem ganzen eh ein wenig voreingenommen gegenüber eingestellt.
Dieser geringe geistige Horizont hinsichtlich des Wertes von Studienangeboten ist tatsächlich vielen Studenten technischer Studiengänge gemein. Das hat mit der reell zugenommenen Belastung durch die zu absovlierenden Studienanteile in den Bachelor- und Masterstudiengängen durchaus auch noch zugenommen, da neben dieser Grundbelastung dann eben noch die als "Zusatz" empfundenen ISA-/Studiemplus-Anteile zu absolvieren sind.
Letztlich haben wir uns aber durch Bachelor und Master ziemlich vollständig vom humanistischen Grundgedanken des Studiums entfernt und das macht sich selbstverständlich noch verstärkt in der aktuellen Generation von Studenten bemerkbar. Ein weiterer durch mich wahrgenommener Aspekt dieser Entwicklung ist, dass viele der Studenten sich an den Bundeswehruniversitäten ausschließlich als eine Art Konsument sehen, der selber weder etwas zu leisten, noch etwas zu verantworten hat.
Da die Bundeswehr in ihrer Außen- und Innenkommunikation selbst offenbar vollständig vergessen hat, wieso unsere Offiziere studieren wundert mich es eigentlich dass mir nicht ständig die Frage nach eben diesem Sinn des Studiums gestellt wird. Aber das setzt vermutlich schon wieder zu viel Eigenreflexion und Eigeninitiative voraus.
Was aber zum Teil auch daran liegt, dass z.B. in HH diese Fakultäten den größten Anteil an Studenten stellen und auch aus diesem Kreis überdurchschnittlich viele den Wunsch haben, Berufssoldat zu werden.
Faszinierende These. Ich halte sie für grundfalsch. Aber ich stelle - mitunter sicherlich auch auf Grund der Kommunikationsstrategie der Bundeswehr - zunehmend fest, dass die Identifikation mit dem Offizierberuf kaum noch vorhanden ist. Bei Geisteswissenschaftlern kann man das studienbegleitend noch ein wenig drehen, bei technischen Studiengängen ist das auf Grund der Studienbelastung kaum möglich.
Aber bis sich der Hauptteil der jungen Leute überhaupt mal die Frage stellt: Wozu mache ich das ganze hier eigentlich? Muss offenbar viel passieren. Ich entnehme deiner retrospektive zum ISA-Anteil des Studiums, dass das auch bei dir noch nicht geschehen ist bzw. du noch keine befriedigende Antwort im humanistischen Sinne finden konntest.
Unsere ersten ISA Kurse waren vorgeschriebene „Nachhilfemodule“ für die klassischen Rauswerffächer Mathe, Technische Mechanik und Thermodynamik. Wählen könnten wir da nichts.
Dann stellt sich die Frage, wie das als ISA akkreditiert werden kann oder ob deine Erinnerung einfach etwas kreativ war.
Gruß Andi