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Bundeswehr und Familie

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BSG1966:
Naja. Auf der einen Seite ist es vollkommen richtig und wichtig, die Gefahr nicht zu überdramatisieren, da statistisch tatsächlich nicht vielen was passiert - wir reden aber nicht nur von Toten sondern auch anderweitig versehrten, sprich: körperliche UND seelische Schäden, dazu kommt dass mancher sich doch verändert, sei es in Sachen Persönlichkeit oder in Sachen Werte, Ansichten, wenn er aus einem Auslandseinsatz zurückkehrt (nicht immer zum Schlechteren, natürlich!) Die Schwierigkeit, das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten, dass kaum einer aus dem Umfeld ein adäquater Gesprächspartner diesbezüglich ist, weil er es eben nicht nachvollziehen kann, oder schlichtweg das Interesse nicht besteht oder gar eine Abwehrhaltung da ist.

Dazu kommt, dass die Risiken, in einem Auslandseinsatz geschädigt zu werden ZUSÄTZLICH zu den "allgemeinen" Todes- und Unfallursachen besteht. Sprich, Krebs kann man hüben wie drüben kriegen, das Gefecht hat der Auslandseinsatz (relativ) exklusiv.

So oder so, was wäre mein Rat...

Zunächst, es kommt ganz darauf an, was genau Ihr Liebster denn bei der Bundeswehr anstellen will. Nicht jeder Soldat macht im Auslandseinsatz das Gleiche. Der eine sitzt den ganzen Tag im klimatisierten Container und tut Dinge am Coomputer - der andere fährt außerhalb des Camps umher und ist statistisch gesehen einer höheren Gefahr ausgesetzt.

Was noch, ich denke, wenn man eine Familie gründen will, sind die Abwesenheiten (4-6 Monate im Ausland) allein schon eine recht hohe Belastung für die Familie und auch für die Partnerschaft. Sprechen Sie darüber, versuchen Sie Ihre Sorgen diesbezüglich darzulegen, vielleicht sind da ein paar Aspekte, mit denen er soch so noch gar nicht auseinandergesetzt hat.

Auch die Hintergründe, warum es denn jetzt ausgerechnet die Bundeswehr sein soll, sind zu hinterfragen - geht es um "Abenteuerlust" und "mal was anderes"? Dann sollte man schon überlegen, ob es nicht auch andere Wege gibt, für Abwechslung zu sorgen.

Was Sie für sich gedankenmäßig durchspielen könnten - stellen Sie sich vor, Sie beide hätten sich kennengelernt und er wäre schon von Anfang an Soldat. Wäre das für Sie ein Hindernis gewesen? Also, hätten Sie sich trotzdem verliebt usw und irgendwann Richtung Familie und Co. geplant? Wären die Abwesenheiten und die Gefährdung für Sie von vorneherein ein No-Go gewesen oder hätten Sie sich trotzdem auf den Menschen eingelassen weil er es wert gewesen wäre?

Letztendlich sollten Sie beide einfach offen darüber miteinander sprechen und die Sorgen und Vorbehalte ebenfalls thematisieren. Und, das muss man jetzt leider auch so hart sagen, wenn es daraufhinausläuft dass er sagt "ist mir egal, ich will das jetzt machen" - dann muss man schon auch überlegen, ob das mit der Familie, Hochzeit usw. so eine gute Idee ist.

BSG1966:
Ach und - ich habe jetzt keine Zahlen, was in welcher Häufigkeit vorkommt, aber:

Es gibt Partnerschaften und Familien, die an der Einsatzbelastung kaputtgehen. Das muss man so einräumen und kann man nicht wegdiskutieren. Auf der anderen Seite sind das teilweise auch Partnerschaften, die sonst an anderen Dingen zerbrochen wären, sprich: wo die Substanz einfach nicht ausgereicht hat.

Genauso gibt es aber viele viele viele Partnerschaften/Familien, die das packen!

So individuell wie die Menschen sind, sind es auch deren Beziehungen. Leider kann man das nicht immer voraussehen, klar. Aber nicht jede Belastungsprobe läutet automatisch das Ende der Beziehung ein und es kann gut sein, dass Ihre eine der letztgenannten ist.

F_K:
Ich sehe das wie der PersFw - ca. 1.000.000 Tote in Deutschland jährlich - so 3000 pro Tag.
Tote im Auslandseinsatz und Terror spiele da keine signifikante Rolle.

BSG1966:
Ich möchte mal einen anderen Vergleich bemühen.

Tauchen.

Statistik: Tauchunfälle (und das sind jetzt nicht nur die Tödlichen, sondern alle) Risiko 1:5000, also von 5000 Tauchgängen geht einer schief. Und das ist einfach nur die stumpfe Zahl, nicht bereinigt um medizinische Probleme, die bereits VOR dem Tauchen bestanden (Epilepsie, Herzkreislauferkrankungen etc. pp.), nicht bereinigt um menschliches Versagen oder das der Ausrüstung (sprich: Regeln nicht eingehalten, "selbst schuld").

Dennoch ist es eine Risikosportart, weil man sich bewusst und unnötig in eine Umgebung begibt, die gefährlich sein kann.

Ähnlich verhält es sich für mich mit dem Einsatz in Krisengebieten. Es wäre fahrlässig, das Risiko herunterzuspielen oder zu ignorieren, deshalb fährt man in geschützten Kfz, deswegen hat man einen oder mehrere Meinungsverstärker am Mann, deswegen bekommt man Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt. Wenn ich mich recht irre, wurde in der Geschichte der Bundeswehr noch kein Soldat durch ABC-Kampfstoffe geschädigt, trotzdem hat man die persönliche Schutzausrüstung, trotzdem steht jedes Jahr ABC beim IGF aufm Plan.

BSG1966:
Um o.g. Beispiel hier aber vollständig zu berücksichtigen muss man natürlich AUCH fragen:

Würden Sie sich auch so sorgen, wenn Ihr Liebster tauchen geht oder den Motorradführerschein macht?

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