Der Wunsch zu dienen, sich selbstlos für das Vaterland einzubringen, kommt das aus ganz reinem Herzen? Oder gilt es, keinesfalls illegitim, auch etwas für sich selbst zu erreichen? Die Frage nach einer Möglichkeit zum Einsteig ganz oben legt zumindest den Verdacht nahe, daß schon auf Anhieb Eichenlaub und möglichst viele Sterne das eigene Ego dekorieren sollen. Vielleicht wäre es angebracht, gerade bei bisher Ungedienten, die Sache mit ein bißchen Respekt und Demut anzugehen. Denn selbst wenn die beschriebenen Verfahren es erlauben, daß bei Zusammentreffen von akademischen Titeln, Berufserfahrung und verfügbarem Dienstposten ein hoher Dienstgrad herausspringt, und man durch zivilen Beruf bemerkenswerte Erfahrungen in Menschenführung, Unternehmensführung, Projektleitung usw. gesammelt hat, gilt es vor allem eine Uniform zu füllen, und je höher der Dienstgrad, desto höher der Anspruch, der daran gestellt wird. Militärisch ist man erstmal eine Null, jeder Gefreite hat viel mehr drauf, und eventuell sollte man die Peinlichkeit fürchten, wenn es dem neuen Umfeld ein Grinsen entlockt, weil man die Dienstgrade der Kameradinnen und Kameraden nicht unfallfrei erkennt oder beim Zerlegen des G36 scheitert. Als Oberst einzusteigen bedeutet zudem, sich nie mehr auf eine Beförderung freuen zu können, denn Generale der Reserve gibt es schon sehr lange nicht mehr.
Auch solche Gedanken haben mich dazu motiviert, als RO(A) nicht den Einstieg mit höherem Dienstgrad anzustreben, sondern vom bisherigen Hauptgefreiten die Treppe Stufe für Stufe zu erklimmen. Ein kleines Fest wird es geben, wenn eines Tages, und hoffentlich auch verdientermaßen, der Fahnenjunker geschafft ist.