Ich sehe hier zum Teil tatsächlich auch das Problem, dass sehr viel administrative Tätigkeit von Soldaten und eben nicht von Zivilangestellten geleistet wird. Und gerade das fehlende militärische Unterstützungspersonal im ZSanDst - neben den sowieso schon arg knappen Fachärzten - immer wieder dazu führt, das viele Abläufe gelähmt sind und das vorhandene Personal belastet und zum Teil auch überfordert wird.
Wenn ich mir z.B. das BwK Ulm anschaue könnte man fast heulen. Wir haben eine grundsätzliche Personalstruktur nach dem sich jedes (!) deutsche Krankenhaus die Finger lecken würde. Haben aber alleine in Ulm weit über hundert unbesetzte Stellen im Bereich des militärischen Assistenz/Unterstützungspersonals. Das führt dazu, dass diejenigen, die noch da sind, völlig überlastet sind, der Krankenstand steigt und bei BS reihenweise Kündigungen in Erwägung gezogen werden. - Da reden wir noch nicht von Ärzten.
Ich halte die Bewertungen des Wehrbeauftragten oftmals für zu kurz greifend, weil sie regelmäßig nur eine Momentaufnahme sind und nur auf angesprochene Teilaspekte eingehen. Liegt aber eben daran, dass der Wehrbeauftragte den Bericht nicht selber als Person schreibt, sondern seine unterstellten Dezernate jeweils ihren Teilbereich aufarbeiten und das am Ende zusammengeführt wird.
Ich glaube vor zwei Jahren war es, als im Bericht in drei unterschiedlichen Kapiteln festgestellt wurde:
1) die Disziplinarvorgesetzten allgemein setzen ihren Schwerpunkt zu wenig auf das Erstellen guter, aussagekräftiger Beurteilungen und müssen hier besser werden,
2) die Disziplinarvorgesetzten kommen ihren Dienstaufsichts- und Ausbildungspflichten (insbesondere Innere Führung) nicht nach und müssen hier deutlich besser werden,
3) die Disziplinarvorgesetzten sind mit Mikromanagement völlig überlastet und haben wegen zusätzlicher Aufgaben, die zur Hauptaufgabe werden keine Zeit für ihre originären Aufgaben - weiterhin sind sie teilweise nicht adäquat ausgebildet.
Eigentlich (!) wäre Punkt drei auch für die anderen beiden Bereiche der ausschlaggebende Punkt gewesen - das haben die Bearbeiter dieser Bereiche aber nicht auf dem Schirm, weil es in ihren Fallbearbeitungen nicht thematisiert wurde. Führt am Ende aber zu einer völlig verschobenen und falschen (!) Gesamtwahrnehmung.
Und genau so sehe ich das auch bei solchen Fällen, wie eben der Wartezeit auf Behandlungen. Der einzelne Arzt und die BwK sind nicht (!) das Problem. Die Masse der Kameraden, die ich in diesem Bereich kenne (und die körperlich und geistig noch nicht vom System geschreddert wurden) reißt sich jeden Tag - entschuldigung - absolut den Arsch auf! Das System Bundeswehr, das System ZSanDst und die Stellenbesetzungslage an sich macht aber regelmäß effizientes und gutes Arbeiten unmöglich. Z.B. muss jeder einzelne Arzt - obwohl es eigentlich nicht seine Aufgabe sein dürfte - täglich Stunden mit Bürokratie verbringen, die andere besser und effizienter bewerkstelligen könnten (wenn es sie gäbe). Sind Dienstposten von Arztkollegen der gleichen Fachrichtung nicht besetzt (und das ist fast überall zunehmend so) muss er dies zusätzlich auffangen.
Gleichzeitig leisten wir und eine erhebliche dreistellige Summe an Fachärzten, die nicht kurativ, sondern in "Führungs-", "Leitungs-" oder sonstigen administrativen Funktionen eingesetzt werden, wo sie - mit Verlaub - mit Masse nichts zu suchen haben.
Das Problem waren noch nie Kameraden auf der Arbeitsebene - gerade nicht im Bereich der Sanität (die wissen, was sie tun)! Das Problem ist ein iniffizientes, bürokratisches System, das nicht (!) am Bedarf und am Ziel der Verfügbarkeit einsatzbereiter Kräfte ausgerichtet ist.
Gruß Andi