Tag 2 - erster Prüfungstag
Schon vor 5 klingelte dann der Wecker und es gibt, ganz Kasernenüblich: Gemeinschaftsduschen.
Um 5:45 Uhr mussten wir pünktlich zum Frühstück erscheinen, denn der Zeitraum war sehr knapp. Auch so hatte man nur etwa 15 min Zeit (man kann sich aber etwas einpacken und mitnehmen), da wir in 25 min zum Aufsatz schon wieder in einem anderen Gebäude anwesend sein mussten.
6:10 Uhr - Schriftliche Arbeitsprobe
Zeit hat man 30 min und die Aufgabenstellung wird durchgängig an die Wand geschmissen. Man hat die Wahl zwischen zwei Wortpaaren, im meinem Fall Furcht und Respekt und Scham - Schuld, ich habe mich für ersteres entschieden. Nun soll man einen gut strukturierten Text verfassen, in dem man die beiden Worte definiert und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeitet. Schreibt unbedingt einen Abschluss, auch wenn ihr es nicht ganz geschafft habt, damit ihr nichts Unfertiges abgebt.
(7:00 Uhr - CAT-Adapt)
Der CAT-Test ist ein Intelligenztest, der um die 80 Minuten ging. Es werden Wortanalogien, Matritzen und Grundrechenaufgaben abgefragt. Letztere waren wirklich einfach - Brüche, Prozentrechnungen, Dreisätze. Erstere und zweitere waren da wirklich anspruchsvoller. Wirklich vorbereiten kann man sich darauf nicht, dann wäre es aber auch kein richtiger Intelligenztest mehr.
Ich und viele andere haben diesen CAT bereits vor dem Assesment beim nächstmöglichen KarrC abgelegt. Das liegt daran das alle die jenigen die den Schnitt von 1,6 Erreicht haben direkt eingeladen werden und den CAT dann in Köln ablegen und alle unter 1,6 müssen einen bestimmten Punktewert erreichen um ÜBERHAUPT zur Eignungsfeststellung eingeladen zu werden.
Anschließend: PMO
Hier dürft ihr 116 Fragen zu eurer Person beantworten, es werden Aussagen gemacht und ihr müsst ankreuzen, wie stark das auf euch persönlich zutrifft. Denkt wieder dran: Bei allem, was ihr ankreuzt, kann nachgefragt werden. Ich zum Beispiel habe bei Themen über Alkohol und andere Drogen immer die schwächste Auswahlmöglichkeit gewählt und wurde dann im Interview gefragt, ob ich denn noch nie Alkohol probiert oder an einem Joint gezogen hätte usw.
Vermeidet unbedingt Widersprüche in euren Antworten beim PMO und natürlich ebenso beim Gespräch - umso länger wird es auch dauern!
Anschließend: Arzt
Für Soldaten: Ihr müsst im Vorfeld einen 90/5 zur Eignung abgeben und euere G-Akte am Mann bzw. der Frau haben.
Die Untersuchung fällt für aktive Soldaten also relativ kurz aus!
Hier bekommt man dann seine Tauglichkeit und sobald das Kreuzchen an der Richtigen Stelle ist hat man vom Arzt schon einmal grünes Licht.
9:00 Uhr - Gruppensituationsverfahren
Abhängig von eurer Prüfkomission werdet ihr nun in Gruppen eingeteilt, ich hatte die 07 und wir wurden von einer Psychologin in den Prüfungsraum gebracht, wo schon der 2. Prüfer, ein Prüfoffizier (Hptm, weiblich) gewartet hat.
Sie haben uns zuerst das Verfahren erklärt und uns anschließend das erste Aufgabenblatt ausgegeben. Dort standen noch mal alle wichtigen Regeln (12 min Zeit, kein Auslosungsverfahren o.Ä. für die Problemlösung anwenden, es wird nicht vor Ablauf der Zeit abgebrochen). Es bietet sich an, bei Beginn auf die Uhr zu schauen, damit man weiß, wie viel Zeit noch übrig ist.
Anfangs hat man immer zwei Minuten Zeit, um sich alleine Gedanken zu machen, es darf nicht geredet und während der ganzen Prüfsituation keine Notiz gemacht werden.
1. Aufgabe: Krisenmanagement
Unsere Situation bestand daraus, dass wir 4 Betreuer einer Jugendgruppe von 20 Kindern im Alter von 9-11 Jahren waren. Wir sind mit sozial benachteiligten Kindern auf dem Weg in einen Freizeitpark gewesen aber unser Bus hat leider einen Blechschaden. Wir hatten also nun die Möglichkeit mit den weinenden beunruhigten Kindern in den nächsten Ort auf einen Indoorspielplatz zu gehen oder auf den Bus zu warten, der aber erst in 1,5 Stunden an der Unglücksstelle ankommen wird. Das Problem: Die Kinder wollten unbedingt die Achterbahn besuchen und dies wäre mit der langen Wartezeit nicht möglich gewesen. Wichtig ist daher das Zeitmanagement, dass ihr euch genug einbringt, aber auch die Anderen ausreden lasst und ihre Vorschläge akzeptiert bzw. weiterführt.
2. Aufgabe: Ressourcenmanagement
Dafür sind nur 8 Minuten Zeit gegeben, die wir genau ausgefüllt hatten. Bei uns ging es darum, dass wir 4 Plätze für eine Rafting-Tour inkl. Hotel und Wellness gewonnen hatten. Man sollte natürlich auf seinen Platz bestehen und argumentieren, aber auch nachgeben können (sofern man entschädigt wird); der "Verlierer" bekommt keine Abzüge in der Bewertung.
3. Aufgabe: Kurzvortrag
Ihr müsst ein Thema ziehen, habt 25 Minuten Zeit; euch Stichpunkte o.Ä. dazu zu machen und eure Lösungen in maximal 10 min vorstellen. Dabei muss man beweisen, dass man Konflikte/Probleme lösen und selbstständig zu einer Entscheidung kommen kann. Außerdem ist es wichtig, euer Vorgehen genau durchzuplanen. Mein Thema drehte sich darum, eine Kunstausstellung für meine Freunde zu organisieren, bei der es verschiedene Interessenlager gab, die ich unter einen Hut bringen sollte. Ich habe fast komplett frei gesprochen, vor allem anfangs solltet ihr das tun, da euch die Prüfer beobachten und sehen wollen, wir ihr auftretet. Nach kurzer Zeit schauen sie allerdings nur noch auf ihre Blätter und es wäre sicher möglich gewesen (und steht euch auch frei), einen Fließtext abzulesen.
Wichtig ist, dass ihr euch gut in die Rolle hineinversetzt und auch so einleitet. Im Durchschnitt sprechen die Bewerber 4-7 Minuten, bei uns waren es eher 3-5 min.
10:45 Uhr - Interview (vorgezogen)
Mir wurde direkt nach dem Gruppensituationsverfahren mitgeteilt, dass ich gleich mit dem Interview dran wäre. Mein Prüfoffizier holte mich ab und es ging los.
Bei mir wurde vor allem zum Werdegang und zum Laufbahnwechsel befragt.
Ziemlich schnell kamen wir bei ihm auf das Thema Auslandseinsatz, was ein Sanitätsoffizier dort, aber auch im Inland für Aufgaben hat und wo Sanitätsoffiziere im Einsatz sind.
Dann kam die Frage, was genau den Offizier vom Feldwebel unterscheidet. Außerdem hat er gefragt, wie ich reagieren würde, wenn ich frisch aus dem Studium komme und beispielsweise eine Frau Hauptfeldwebel aus meiner Truppe auf mich zukommt und sagt, meine Entscheidungen würden ihr gehörig gegen den Strich gehen und ich sollte das bitte so machen, wie sie es die letzten 10 Jahre getan hat. Ich antwortete, dass ich mir ihren Rat einholen, aber letzten Endes selbst die Verantwortung für die Entscheidung tragen würde und sie daher auch von mir gemacht werden muss. Er fragte mich dann nach meinem Plan B, wenn ich nicht genommen werde.
Andere wurden darauf angesprochen, wen sie im Notfall zuerst retten würden: Einen deutschen Soldaten, einen amerikanischen oder eine zivile, schwangere Frau.
Nächstes Thema war die Informationsbeschaffung: Welches Buch ich gerade lese und wie ich mich über die aktuelle Situation auf der Welt informiere. Ihr könnt euch sicher sein, dass sie bei allem genau nachhaken werden, was ihr sagt.
Die Psychologin ist dann etwas näher auf den PMO und meine schulische Laufbahn eingegangen. Fragen über letztere waren beispielsweise, wie viel ich lerne, um auf meine Noten zu kommen und ob ich zwischendurch viele Pausen bzw. freie Zeit brauche. Wie lange ich mich auf größere Prüfungen vorbereite und ob ich denke, dass bei meinen Noten noch Luft nach oben ist und welchen Schnitt ich erreichen möchte.
Nach dem Gespräch, was bei mir über eine halbe Stunde gedauert hat (bei den meisten anderen ca. 15-25 min; teilweise soll der Psychologe nur 3 Fragen gestellt haben) wird man heraus gebeten. Wenn man wieder hereinkommen darf, wird man erst noch auf die Folter gespannt; es wird die Frage gestellt, ob man sich bisher im Assessmentcenter fair behandelt gefühlt hat. Dann bekommt ihr im besten Fall eure Offizier Eignung und habt den ersten Schritt genommen. Ihr könnt jetzt nach Feedback fragen, was ich euch empfehlen würde, denn das ist so gut wie die einzige Chance.
12:00 Uhr - Mittagspause
Es gibt auch immer fleischlose Varianten, Salate und Desserts.
12:30 Uhr - Sanitätstest
Zum Mathe Komtenztest kann ich leider nichts sagen, aber euch dafür vielleicht ein wenig die Angst vorm SanTest nehmen. Die beiden Teile bestehen jeweils aus 20 Fragen, für die ihr je 40 bzw. 45 Minuten Zeit habt. Zuerst einmal: Es ist wirklich nicht möglich, alle Fragen zu beantworten, jedenfalls hat es bei uns keiner geschafft. Ich hatte im ersten Teil 11/20 Fragen und beim zweiten 16/20 gelöst und war trotzdem mit dem Ergebnis im mittleren Drittel. Ich denke, hier kommt es eher darauf an, die Fragen richtig zu haben, die man gelöst hat. Ich habe bei den nicht-geschafften Fragen auch nicht random Antworten ausgewählt, dafür eher noch mal meine Lösungen nachgerechnet, bevor ich sie abgeschickt habe.
Der erste Teil besteht aus Formeln umstellen, Einheitenbetrachtungen und Werte berechnen. Ganz einfach ist das nicht und eine Vorbereitung auch kaum möglich. Es wird ein gewisses Grundverständnis für die Lösung naturwissenschaftlicher Aufgaben erwartet.
Im zweiten Teil wird dann das Verständnis naturwissenschaftlicher Texte abgefragt. Dort gilt: genaues Lesen der Texte, Aufgabenstellungen und Statements! Viel Konzentration wird gefragt; dass ihr lange Texte auch unter Zeitdruck verstehen und das Erforderte erfassen könnt.
Hierzu dient als Vorbereitung wunderbar der „medizinisch-naturwissenschaftliche-Grundwissensfragen“ Teil des Klassischen EMS/TMS.
15:15 Uhr - Vortrag Sanitätsdienst
Die äußerst nette Frau Oberstabszahnarzt hat uns dann zuerst erklärt, was morgen im SanGespräch auf uns zukommen wird und anschließend mit dem Vortrag begonnen, der sich um das Studium und die anschließende Verwendung dreht. Der Vortrag war wirklich interessant
16:45 Uhr - Einplanungsvortrag
Der erste Prüftag endete mit einem knapp einstündigen Vortrag über die verschiedenen Laufbahnen. Es wurden viele Zahlen genannt (siehe unten) und erklärt, wie die Einstellung abläuft.
Danach durften wir in die Stuben zurückkehren und unsere freie Zeit nutzen.