Das ganze Problem ist nichts Neues!
Das Problem ist leider - wie so oft - die zunehmende Blauäugigkeit mit der in Deutschland mit Gefahren umgegangen wird, weil die wirklichen Gefahren in immer komplexeren Vorgaben und Regelungen quasi untergehen.
Seit über Deutschland F-16 Kampfflugzeuge fliegen - und das ist seit Deutschland durch US-Airforce/NATO-Streitkräfte seit um die 40 Jahren der Fall - gibt es die "Hydrazin"-Problematik. Also die von in Kampfflugzeugen verbauten oder durch Verbrennung - nach Absturz - freigesetzten etwaigen Giftsttoffen.
Seit den 80er Jahren gilt deswegen, dass sich - egal bei welchem abgestürzten Kampfflugzeug - nur unter ABC-Schutz der Absturzstelle (ja, das kann verdammt großflächig sein) genähert wird und auch Lösch- und Rettungsarbeiten nur unter ABC-Schutz durchgeführt werden.
Innerhalb der Bundeswehr haben wir das Thema ganz aktuell tatsächlich durch den Tiger-Absturz in Mali gehabt - wer die Bilder von der Absturzstelle kennt weiß auch, dass sich mehr oder weniger die gesamte Zelle durch Verbrennung "in Luft aufgelöst" hat. Von daher ist das innerhalb der Bundeswehr kein "überraschendes Thema". Feldjäger wissen genauso, dass sie sich nur unter ABC-Schutz einem Absturzort nähern dürfen (das ist bei uns Anteil elementarster Streifenbegleiter-Ausbildung). In allen mir bekannten zivilen Vorgaben für den Umgang mit abgestürzten militärischen Luftfahrzeugen für Feuerwehren stehen ebenfalls klaren Verhaltensanweisungen drin, die hier offenbar - aus welchen Gründen auch immer - nicht befolgt wurden. Vor allem auch - und da reden wir noch nicht mal über Giftstoffe - weil in einem Alarmierungsszenario niemals (!) klar sein kann, ob ein Militärflugzeug aktiver Waffenträger war oder nicht.
Man muss bei dem Absturz eines Militärjets - in der freien Natur - also ganz klar beachten, dass es erst mal nicht darum geht Personen - vor allem den Piloten - zu retten. Die Chance ist eh minimal bis nicht vorhanden. Es geht zuallererst um zwei Dinge (in genau dieser Reihenfolge): Den Geheimschutz und den Schutz der Allgemeinheit durch Brandabwehr/Giftstoffabwehr. Aber eins ist wichtig: Man hat Zeit!
In diesem Fall: Absturzstellen absperren, an Feldjäger übergeben, Ausbreitung von Bränden verhindern, Eigenschutz sicherstellen und dann koordiniert Retten, Bergen, Löschen.
Das sieht ganz anders aus, wenn ein Jet in bewohntes Gebiet stürzt - ein Szenario, was alle verantwortlichen Kräfte vor fast unlösbare Probleme stellt. Aber das ist der Preis, den Streitkräfte in einer wehrhaften Demokratie kosten.
Bei diesem Absturz hat sich aber nicht nur die Feuerwehr falsch verhalten, sondern auch die Polizei. nOder anders: Da ist so ziemlich alles schief gegangen, was schiefgehen konnte.
Und den Fotografen, die sehr wahrscheinlich strafbare sicherheitsgefährdende Abbildungen der Wracks oder auch nur Teilen von ihnen gemacht haben wünsche ich a) ein schnelles Strafverfahren vor dem zuständigen Gericht und b) eine so robuste Gesundheit, dass sie das Ende des Verfahrens auch erleben.
Und ja, das mag makaber und "angepisst" klingen, aber genau letzteres bin ich auch. Den größten Teil des Umgangs mit diesem Unglücksfall von Seiten der Rettungskräfte, der Medien, der Politik und der Gesellschaft empfinde ich einfach nur als widerlich und/oder unprofessionell und einem Land, wie Deutschland als nicht würdig. Auch und insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein Soldat der Bundeswehr durch diesen Unfall das höchste Opfer gebracht hat, was man als Soldat bringen kann.
Andi