Das ganze ist vielleicht eher was für den bereits abgetrennten Thread
https://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php/topic,74545.0.htmlvielleicht mag ein Moderator unseren Austausch dorthin verschieben.
Und, soll die Bw nun allen Reservisten ihren zusätzlichen Benefit des zivilen Arbeitgebers draufzahlen?
Wo soll denn da das Ende sein - irgendwann ist auch mal gut. Und gut, dass es Grenzen gibt.
Verlange ich nicht, nur braucht sich die Bundeswehr dann nicht wundern, wenn entsprechend gut gestelltes und qualifiziertes Personal trotz Interesse der Dienststelle eben nicht übt, bzw. sich rein aus Idealismus den Aufwand nicht antun will. Anreize gibt es eben nur für länger Übende und solche, für die die Mindestleistung ein attraktives Zubrot ist. Für gut qualifiziertes Personal, das sich im Job dafür 2-3 Wochen freischaufelt oder potentiell Karrieredämpfer in Kauf nimmt, gibt es eben quasi keine Anreize. Und auf diesen Personenkreis verzichtet die Bundeswehr komplett. Stattdessen werden die Anreize für länger Übende und Bezieher der Mindestlseitung immer weiter angehoben.
Konkret:
85 % der Menschen un DE verdienen weniger als 3000 Euro Netto im Monat.
Leistet soll ein Gutverdiener 4 Wochen RDL, so bekommt er nicht nur seinen Verdienstausfall ersetzt, sondern eine Prämie nach 12 USG von 700 Euro - dazu ,"Wehrsold" nehmen wir mal 20 Euro an, also nochmal ca. 500 Euro - also 1200 Euro "plus", also 40 % mehr als ohne RDL - ich sehe hier also einen erheblichen Benefit und keine Peanuts.
Um den Personenkreis geht es mir nicht. Nicht um diejenigen, für die die Anreize in Form von Mindestleistung schon mehr als genug sind, bzw. die keine Probleme haben, auch mal 4 Wochen oder länger zu üben.
Peanuts war dabei vielleicht ein wenig übertrieben und polemisch dargestellt. Es geht mir auch nicht nur rein um die reine finanzielle Leistung, sondern um den zusätzlichen Aufwand, der dem auch noch entgegensteht. Gerade wenn man den vollen Prozess bei der Bw gehen muss, weil man nicht über Vitamin B Dinge beschleunigen kann. Und wenn man dann nicht direkt 4 Wochen übt, um die volle Prämie nach 12 USG zu erhalten, sondern lediglich 2-3 Wochen am Stück freischaufeln kann, sieht die Rechnung ggü. dem Aufwand irgendwann schon dürftig aus.
Ich muss ja nur schauen, wie viele Stunden ich in eine RDL recht nahtlos ans DZE investiert habe, nur dass es am Ende trotz mehrerer Wochen Vorlauf nicht geklappt hat, weil sich nach ewigen Verzögerungen auch noch der x-te Bearbeiter mit eingeschaltet und dann gesperrt hat, weil zu wenig Vorlauf. Musste unser neues Personal halt wochenlang darauf warten, dass sie teuer durch externe Unternehmen ausgebildet wurden. Der Prozess zur Beauftragung externer Schulungen ist der nächste Witz, aber ein anderes Thema.
Für das neue Personal im nächsten Jahr wurde ich auch wieder gebeten. Warum soll ich mir das nach der Erfahrung aber antun? Gerade jetzt wo ich in gutem Arbeitsverhältnis stehe. Zumal es für 2,5 Wochen RDL eben auch keine Anreize gibt. Selbst ohne meine Benefits wäre das bei dem Aufwand nicht attraktiv. Und ich wurde gebeten, bereits jetzt die Zeiträume festzulegen. Wie soll ich das machen, wenn ich noch garnicht sagen kann, was Projektmäßig bei meinem orginären AG zu der Zeit abgeht? Also wird wieder teuer extern beauftragt werden müssen. Weil man keine Anreize schafft, bzw. die bürokratischen und organisatorischen Rahmenbedinungen maximal unflexibel sind. Und dann kommen noch die anderen Benefits hinzu.
Und Home Office ist jetzt auch kein Sonderfall für mich. Auch nicht, dass die Alternative dann tägliches Pendeln zu Standorten in der Pampa heißen würde. Attraktive Standorte gibt die Bundeswehr ja lieber auf. Aber auch das ist ein anderes Thema
Nochmal:
Dunstig Einkommenssituation ist ein EINZELfall, der eben eine Ausnahme darstellt, der Regelfall sieht deutlich anders aus.
Magst du so sehen, trifft aber allein hier bei meinem Arbeitgeber am Standort auf viele hunderte ehemalige Soldaten zu, die nahtlos als Ingenieur bei der Firma weitergemacht haben oder bei Unternehmen, die direkt mit dran hängen. Würde schätzen gut 1/2-3/4 der technischen Offiziere der Luftwaffe, die so Jahr für Jahr ausscheiden. Selbiges bei Freunden, die hier in der Region bei anderen Unternehmen untergekommen sind. Warum wohl will von denen trotz erheblichem Interesse der Dienststelle und proaktivem Werben keiner eine RDL machen? Bis auf alle paar Jahre mal die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Wiederholt wird es dann komischerweise trotzdem nicht. Daher bleibe ich dabei, dass es KEIN Einzelfall ist, sondern es einfach keinen wirklichen Anreiz gibt für nahezu alle, die im süddeutschen Raum als Fachkraft halbwegs passabel angestellt sind, bzw. der Aufwand für das was es Extra gibt in keinem Verhältnis steht. Dafür braucht es jetzt nicht mal wirklich viele Benefits. Für eine Übung von 2-3 Wochen stehen die Anreize einfach nicht in sinnvollem Verhältnis. Im Worst Case hat es noch Einfluss auf die Entscheidung der Karriereförderung im Unternehmen.
Ich frage mich, wie ich bei all den Reservedienst/Auslandseinsätzen überhaupt jemals Dienst machen konnte, wo meistens draufgezahlt wurde - von all dem Stress im Auslandseinsatz mal ganz abgesehen.
Sagt ja auch keiner, dass es nicht geht. Ich bin da ja auch eher dafür und finde es löblich und gut, wenn einem die Anreize nicht so wichtig sind und man das ganze trotzdem auf sich nimmt. Ist halt die Frage, ob die Bundeswehr mit dieser Strategie langfristig dem Sinn einer breit aufgestellten Reserve nachkommen kann. Schaue ich mir meine Dienstzeit an und wen wir so als Reservist zum Üben da hatten, wundert es mich nicht, dass man mit diesen Personen - analog zu den Seiteneinsteigern - fachlich nichts anfangen konnte und sie eher Kapazitäten gebunden haben. Gutes Personal tut sich das hier für das Gebotene scheinbar ungerne an. Gerade wenn die bürokratischen Rahmenbedinungen so sind.