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UniBw Student oder Soldat?

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dunstig:
Diejenigen, die dies Mal getan haben, waren auch nicht das Problem und da spricht ja auch nichts dagegen. Solange es eben vereinbar mit dem Studium ist. Und diese Trennung haben die meisten auch gut hinbekommen, weil sie eben wussten, dass das Studium an erster Stelle steht. Und soldatische Pflichten wie IGF stehen auch garnicht zur Debatte. Diese waren wie gesagt auch nie das Problem.

Bei einem technischen Studium in Trimestern und einer Bestehensquote von 38 aus 105 muss aber jedem klar sein, dass der primäre Fokus nur das Bestehen des Studiums sein kann. Ist das gefährdet, kann ich nicht auch noch unter dem Deckmantel „Ich bin in erster Linie Soldat“ in der Zeit, die zum Lernen gedacht ist, jede Woche 20+ Stunden Schießvorhaben planen und nachbereiten oder mich über Wochen zum Schießausbilder ausbilden lassen.

Und genau dies ist dem besagten Personenkreis widerfahren. Denn für sie war es „wichtiger“. Und genau die hätten gut daran getan, ihre soldatischen Aktivitäten auf das beschriebene „Mal“ zu beschränken und sich klar zu machen, dass eben das Studium ihr soldatischer Auftrag ist und an erster Stelle stehen muss. Und um den Personenkreis geht es mir. Eine nicht zu vernachlässigende Gruppe, die gut daran täte, dass sie in dem Moment vor allem Student sind. Intellektuell hätten die meisten von ihnen das Studium packen können, da bin ich mir sicher. Und dann hätte die Bundeswehr heute gut ein Dutzend technischer Mangeldienstposten mehr besetzt. Von dem ganzen Aufwand, der in jeden einzelnen Abbrecher gesteckt werden musste, mal ganz abgesehen. Rechnet man das auf 7 Jahre Nutzungszeit nach dem Studium hoch, kämen alleine 100 zusätzliche technische Offiziere nur aus dem Maschinenbaustudium dazu. Meine Personalprobleme im Projekt hätten sich auf einen Schlag erledigt ;D

Diejenigen, deren studentischen Leistungen in Ordnung sind, können gerne so vielen soldatischen Aktivitäten nachgehen, wie sie möchten. Haben ja auch viele geschafft und sich richtig ausgelebt. Aber die Priorisierung muss stimmen. Und da kommt meiner Meinung nach das Studium vor solchen zusätzlichen Aktivitäten.

Mag sein, dass diese Sicht sehr geprägt ist von meinen Luftwaffenansichten und den Durchfallerquoten in technischen Studiengängen. Dass das jemand vom Heer oder den geisteswissenschaftlichen Studiengängen mit geringer Abbrecherquote ganz anders sieht, will ich garnicht infrage stellen und kann ich gewissermaßen auch verstehen. Ich empfand diese relativ klare Trennung zu meiner Zeit jedoch immer als großen Vorteil verglichen zu dem anderen Extrem a la Westpoint.

OvWa:

--- Zitat von: justice005 am 16. Mai 2020, 22:12:31 ---Mich würden hier mal Meinungen von Offizieren aus dem Heer, der Marine oder anderen Org-Bereichen interessieren.

--- Ende Zitat ---

Ein Soldat ist ein Soldat und ein studOffz/OA in erster Linie Offz/OA und in zweiter Linie stud.

An der Uni wird propagiert, dass das Studium ein militärischer Auftrag (der Hauptauftrag) ist.
Wenn das Studium ein Auftrag ist, ist es logischerweise dem militärischen untergeordnet (wie könnte es sonst ein militärischer Auftrag sein?)

Dieses eleden Gejammer über die militärische Belastung hat mich schon am ersten Tag an der Uni genervt. Ich hatte selbst einen der anspruchsvolleren naturwissenschaftlich/technischen Studiengänge (univ.) in München. Was wird dort verlangt? 1x pro Jahr IGF/KLF und vielleicht noch ein paar Vorträge. Das sin vielleicht ein bis zwei Mitttwoch-Nachmittag pro Monat, wenn überhaupt. Mal ehrlich, die die EKV, MilNK und sonst was machen, das sind doch Einzelfälle. Wenn  jemand wirklich jeden Morgen von früh um 0700 bis spät um 1630 auf Stube/in der Bib sitzt und lernt und dann eine Klausur nicht besteht, weil er zu wenig Zeit hatte, würde ich es verstehen, wenn er sich aufregt. Aber Hand aufs Herz, wer macht das? Ich habe jedenfalls in meinem ganzen Studium niemanden gesehen. Da wird gesoffen, gezockt und was weiß-ich-nicht-was gemacht. Ein Großteil von den Abbrechern, die ich gesehen habe, ist nicht am Studium gescheitert. Die sind an sich selbst gescheitert. Ein wenig Zug und Disziplin hätte denen gut getan.

Ich sehe die Uni als einen massiven Verstoß zur Fürsorgepflicht. Wenn die Leute Haufenweise die IGF nicht bestehen, muss es Ausibldung geben und nicht diese "Ist-doch-uns-egal-sind-sind-Student-und-kein-Soldat-Mentalität"

Seit es den neuen Ausbidlungsgang im Heer gibt fehlt an den Unis einfach was. Da kommen vorwiegend Kinder hin, die über 2000.-€ im Monat kassieren, was will man da erwarten?

Ralf:
Wenn man sich die Bestrebungen der UniBw anschaut, den "militärischen Nachmittag" auch zu streichen, weiß man, in welche Richtung es geht.

Ob ich das nun persönlich gut finde, steht ja leider nicht zur Debatte.
Und "in erster Linie ist man Soldat" nützt mir auch nichts, wenn derjenige durch Studium fällt, denn dann wars das i.d.R. mit dem Soldat sein. Da hilft es mir auch nicht zu sagen, "dass ist er schlichtweg nicht geeignet", denn an dieser Stelle zitiere ich Adenauer "Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt's nicht." Die Gesellschaft ändert sich, die Einstellung der Menschen/ Jugendlichen und auch der Wissensstand. Die Betroffenen haben da nur wenig Schuld dran, sie sind das Produkt der Erziehung und der Bildungssysteme unserer Generation.

Klar wäre es schon, wenn ich jemanden habe, der während seiner Ausbildung Studium und Soldat vereinen kann. Schafft aber nicht jeder. Als auch hier: Schwerpunkt bilden: erst Studium und dann hat er noch genügend Zeit sich das Militärische anzueignen.

tank1911:
Ob das Studium ein militärischer oder nicht militärischer Auftrag ist, spielt doch keine Rolle. Es ist ein Auftrag. Der Student hat das Studium in der Regelstudienzeit zu bestehen. Dafür wird er in diesen vier Jahren bezahlt. Nach Auswertung des Auftrages sollten Schwerpunkt und wesentliche Leistung eindeutig sein. Der Rest ist eigene Disziplin. Aber...

Ich habe in HH MB studiert. Das war an sich schon ein dickes Brett. Ich kenne vllt. 2 Sdt in meinem Jahrgang, denen es einfach viel, dass waren aber auch die Wasserköpfe. Der Rest musste büffelnohne Ende. Ich habe parallel (noch als einer der letzten nach alter Art ausgebildet bzw. als Lt Studium begonnen) auch einen Schießausbildungszug aufgestellt, EKV geleitet etc., aber das war gute Abwechslung. Worauf es an der BwUni ankommt und das war meiner Meinung nach sehr heterogen verteilt, sind die StudFBerGrpLtr. Das sind regional attraktive DP. Leider werden diese nur bis A12 dotiert und oft mit ausscheidenden SaZ besetzt. Auf diesen DP kann man viel zu tun haben, mit einer Horde StudOA, aber genau auf diese Vorgesetzten kommt es an. Das Studium findet in militärischer Hierarchie statt, ob man das wahrhaben will oder nicht. Mein GrpLtr damals hat jeden nach jedem Trimester rangeholt. Da wurde eine Zielstandsanalyse gemacht und dann hat der GrpLtr dem ein oder anderen gesagt, Ende mit AG XY usw. Gerade mit den jungen StudOA findet an der BwUni noch Erziehung statt, theoretisch zumindest bzw. muss stattdinfen. Genau das ist das Problem, es wird nicht durchgezogen.

Bumblebee:

--- Zitat ---Mich würden hier mal Meinungen von Offizieren aus dem Heer ... interessieren
--- Ende Zitat ---

Gerne, lieber Justice.

In meinen Augen sind die Positionen von Dir und dunstig gar nicht so weit voneiander entfernt - jedoch ist die Aussage "priär Student" definitiv falsch.

Was richtig wäre: Im aktuellen Friednesbetrieb ist der Hauptauftrag das Studieren - und dann kommt lange nichts. (Wenn man da nicht viel reininterpretiert, ist das fast so ähnlich, wie "primär Student")

Wenn man jedoch anfängt zu interpretieren, steckt hinter dieser Unterscheidung eine ganze Menge - nämlich die Tatsache, dass man nur einen Befehl vom Dienst an irgendeiner Front entfernt ist.

Wo ich Dunstig definitiv Recht gebe, ist, dass es deutlich mehr Fälle gibt, die aufgrund grüner Ausbildung ihre wesentliche Leistung nicht erfüllen, als dass Kameraden ihre sonstigen militärischen Pflichten zugunsten des Studiums verletzen. Die zuerst genannten Soldaten deswegen noch in den Himmel zu loben "ist halt eher Soldat als Student..." ist falsch - diese haben ihre wesentliche Leistung ALS SOLDAT verkackt!

Wobei auch hier wieder ein gewisses Maß an Abwägung zu erfolgen hat - ein gewisser Studentenfachbereich in München würde die Schießausbildung ohne Kameraden, die da freiwillig echt viel Zeit rein stecken, nicht gestemmt bekommen.
Da ändern auch so Bumblebees, die ein mal im Monat schießen gehen und einmal jährlich ungefähr leiten nix - die Hauptlast liegt definitiv auf wenigen, die dann eben auch gerne ein paar Extrarunden im Studium drehen. Das ist blöd - aber was willste machen? Dem Chef sagen, "nö, ich bereite das Schießen nicht vor, muss lernen"? Dann wirst Du ganz schnell vom vorbildlich dienenden Soldaten zu dem, der sich hinter dem Stuidum vor militärischen Pflichten versteckt...

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