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in letzte Zeit häufen sich in  Beitragen einige identifizierbaren Daten:

 Standorte, Dienstposten, Dienstpostennummern und detailierten Beschreibungen welche angegeben werden

Denkt bitte an OPSec - und veröffentlicht nur das was allgemein ist - wir werden dies in nächster Zeit besser im Auge behalten und gegebenenfalls auch löschen

Autor Thema: Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07  (Gelesen 9721 mal)

FschJgOA

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Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« am: 08. Juli 2020, 22:15:50 »

Guten Tag zusammen,

da mir dieses Forum enorm bei der Vorbereitung für das Auswahlverfahren der Offizierslaufbahn geholfen hat, möchte ich auch dazu beitragen und meine Erfahrungen in einem Bericht festhalten.

Tag 1: Anreise bis 14:30 Uhr.

Wie bereits bekannt erhält man von der Bundeswehr 2 Gutscheine zum einlösen von Tickets der DB. Diese gelten nur für di3 DB! Das heisst, dass ihr für die Nutzung der Straßenbahn, UBahn etc. in Köln selbst aufkommen müsst (ebenso in eurer Heimatstadt). Rechnet also ungefähr 3 Euro für das Ticket vom Hbf zur Kaserne mit ein.

Seid im besten Fall ca. eine Stunde vorher da, nicht erst um 14 30 Uhr. Um 14 30 Uhr stellen sich die Betreuungsoffiziere vor, ehe es direkt im Anschluss in ein anderes Gebäude geht.

Die Heimleitung, die Betreuungsoffiziere und der Offizier, der den Begrüßungsvortrag hält sagen es zwar mehrmals, aber scheinbar verstehen es manche dennoch nicht. Lasst eurer Handy, eure Smartwatch etc. auf eurer Stube!

Es steht zwar auch in der Einladung, aber vielleicht hier auch nochmal der Ratschlag: Ihr bewerbt euch auf die höchste Laufbahn der Bundeswehr. Vergleichbar mit den Führungspositionen ziviler Unternehmen. Die Bundeswehr legt sehr viel Wert auf ein ordentliches Auftreten ihrer Soldaten. Wenn in der Einladung also von angemessener Kleidung die Rede ist, ist damit weder eine kurze Hose, noch Turnschuhe oder "Hoodies" gemeint. Meiner Meinung nach ist hier ein vernünftiger Anzug Pflicht. Sotffhose, sauberes und gebügeltes Hemd sowie ein paar saubere Lederschuhe sollten aber minimaler Standard sein. Auch zur Anreise. Der erste Vortrag wurde bei uns von einem Offizier aus einer Prüfkommission gehalten, es ist also möglich, dass eben dieser Offizier eurer Prüfkommission angehört. Bei uns wurden nach dem Vortrag einzelne darauf hingewiesen, dass man morgen bitte nicht in kurzer Hose oder in Jogginghose auftauchen sollte. Äußerst unangenehm.

Im genannten Vortrag ging es dann erstmal um organisatorisches. Eine Corona Erklärung bzgl. einer vorherigen Infektion, Fieber etc. musste unterschrieben werden. Es wurde nochmals darauf hingewiesen, dass der Mundschutz in jedem Gebäude getragen werden muss und erst auf "Anordnung" abgenommen werden darf. Hände sind ebenfalls jedes Mal beim betreten eines Gebäudes zu desinfizieren. Wer sich nicht daran hält fährt nachhause.
Im Anschluss wurde der persönliche Fragebogen ausgefüllt. Für Bewerber, welche frisch aus der Schule kamen waren auch fragen bzgl. ihrer Schulzeit zu beantworten. Bewerber, deren Abitur/Schulabschluss bereits länger als 4 oder 5 Jahre zurückliegt bekommen einen anderen Fragebogen mit Fragen bzgl. Berufsausbildung, Studienabschlüsse, Arbeitsstellen etc. Außerdem sind Fragen bzgl. Leseverhalten, Hobbies, Funktionen mit Verantwortung usw. zu beantworten. Dafür hatte man 30 Minuten Zeit.

Nachdem alle Fragebögen ausgefüllt wurden wurde der "Studienberatungsfragebogen" erklärt, welcher aber erst abends auf der Stube auszufüllen ist. Hier geht es um eure Studienwünsche, weshalb ihr dies und jenes studieren möchtet, wie ihr euch über die Studiengänge informiert habt usw. Ein Tipp: Lest euch die aktuellen Modulhandbücher eurer Wunschstudiengänge durch und informiert euch über praktisches Wissen, welches nützlich für eure Wünsche sind. Bsp. Wirtschaftswissenschaften: Was ist der Unterschied zw. VWL und BWL. Welche Wirtschaftssysteme gibt es, welches haben wir in Deutschland, aktuelles über die Wirtschaft etc.

Außerdem wurde auch noch der Laufzettel erklärt, welcher immer mitzuführen ist. Dieser stellt eine Art "Stundenplan" dar und sagt euch, wann ihr am nächsten Tag wo zu sein habt. Selbstverständlich wird dieser nicht gefaltet!

Im Anschluss geht's zur Kantine, um das Lunchpaket abzuholen. Wir sind dann nochmals in den gleichen Raum wie zuvor gegangen, da dort der Abstand gewahrt werden kann. Hier könnt ihr nun die Betreuungsoffiziere alles mögliche Fragen. Diese sind nicht Teil der Prüfung und werden keinem erzählen, wenn man eine "dumme" Frage stellt. Hier keine scheu zeigen und alles Fragen, was man evtl. nicht verstanden hat oder was man bspw. über die Aufgaben eines Offiziers noch erfahren möchte.

Dann ist der 1. Tag auch schon vorbei. Da wir aber derzeit alleine in Stuben untergebracht waren empfehle ich jedem, sich mit den anderen Bewerbern, vorallem auch mit den Bewerbern der gleichen Prüfkommission (steht auf dem Laufzettel, bspw. 06) vor dem Heimgebäude zu treffen und sich kennenzulernen. Das vereinfacht gerade introvertierten Bewerbern am nächsten Tag, selbstbewusst im Gruppensituationsverfahren aufzutreten.
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FschJgOA

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #1 am: 08. Juli 2020, 22:18:33 »

Der 2. Tag.

Da man derzeit nur alleine duschen darf sollte man entweder am Vorabend oder vor 5 Uhr duschen gehen, da es um 5:45 Uhr schon zum Frühstück und um 6:10 Uhr schon zum Aufsatz geht.

Aufsatz:

Besagter Aufsatz wird im gleichen Raum geschrieben, in dem am Vortag der Vortrag gehalten wurde. Nach einer kurzen Erklärung wird hier in 30 Minuten ein! Wortpaar definiert, verglichen und unterschieden. Das ist kein Hexenwerk. Hier soll euer Umgang mit der deutschen Sprache geprüft werden. Ich habe ca. 1,5 Seiten zu Papier gebracht. Eine Seite sollte es schon sein. Ein klassischer Aufsatz mit einer kurzen Einleitung (was wird gemacht, worum geht es), einem Hauptteil (Definition der Wörter, Unterschiede und Gemeinsamkeiten) und einem kurzer Schluss (Fazit).

Vor dem Aufsatz sind bereits der Fragebogen über die Studienwünsche vom Vortag und die Sicherheitsüberprüfung abzugeben.

Im Anschluss stellte sich der Personaler vom Dienst (PvD) vor, in unserem Fall ein Stabsfeldwebel. Zu diesem müsst ihr jedes Mal gehen, wenn auf dem Laufzettel "im Anschluss zum Personalberater" steht und euren Laufzettel vorzeigen. Dieser nimmt einzelne Bescheide der Ärzte und der Prüfkommission entgegen, fügt diese eurer Akte hinzu und erklärt euch, wohin es als nächstes geht.

Ein Teil ging anschließend zum Arzt, ein anderer zum Mathekompetenztest. Dieser beinhaltet auch den mechanischen Test.

Mathekompetenztest (MKO).

Dieser ist auf euch zugeschnitten und daher schwer zu beschreiben. Bei mir kamen Aufgaben aus jedem Bereich der Mathematik vor: Bruchrechnen, Stochastik, Integral, Prozente etc. Wenn ihr euch etwas vorbereitet habt sollte dieser kein großes Problem darstellen. Für die 40 Aufgaben habt ihr 85 Minuten Zeit. Durchgeführt wurde er an einem PC per Multiple Choice Verfahren, ihr müsst also eine oder mehrere richtige Antworten auswählen. Ob es eine oder mehrere richtige Antworten gibt steht unter jeder Aufgabe.

Mechaniktest

Direkt im Anschluss startet der Mechaniktest. Ich glaube es waren 10 Fragen und 15 Minuten Zeit. Hier kamen bei mir Fragen wie: "Ein Paket wird aus einem fliegenden Flugzeug geworfen, wo wird es landen?" Darunter eine Abbildung, die richtige Antwort ist auszuwählen. Nichts kompliziertes, Fragen, die man auch in jedem kostenlosen Online Test findet.

Danach vorne beim Prüfer den Laufzettel unterschreiben lassen und weiter zur nächsten Station.

Arzt:

Bei mir ging es dann zum Arzt. Manche müssen mehrmals zum Arzt, andere machen es "in einem Rutsch" fertig. Für mich ging es zuerst zu beiden Sehtests. Rot-Grün Test (klassisch mit roten Zahlen auf grünem Hintergrund) und Dämmerungssehen (wo ist der Kreis geöffnet). Hierfür kann man sich natürlich nicht vorbereiten. Danach ging es zum "3D sehen", bei dem man, eine 3D Brille tragend, aufzählen sollte, welcher Punkt auf einem Testbild hervorsteht. Anschließend wurde noch die allgemeine Sehstärke gemessen und fertig.

Ich habe jeden Test "bestanden", hatte aber Probleme, da ich normalerweise Brillenträger bin. Leider ging meine Brille 2 Wochen vorher zu Bruch und der Optiker hat mir die falschen Brillen zugesandt. Solltet ihr also Brillenträger sein nimmt diese unbedingt mit, da ihr euch das Leben sonst nur unnötig schwerer macht.

Dann gab es noch einen klassischen Hörtest. Knöpfchen drücken sobald man ein Ton hört.

Danach ging es dann zum Messen, wiegen und zur Urinprobe.

Im Anschluss dann zur Ärztin und "klassischen Musterung". Fehltstellungen, Füße, Operationen, Allergien und Krankheiten, Gelenke, Blutdruck etc. Hier erhaltet ihr dann auch eure Tauglichkeit. Hier werden einzelne Truppengattungen aufgelistet und angekreuzt, welche ihr ausüben dürft. Bei mir alles außer jegliche Fliegerverwendungen aufgrund der geringen Sehschwäche.

Was ich noch vergessen habe: Am Vortag erhaltet ihr auch einen medizinischen Fragebogen, welcher am nächsten Tag ausgefüllt bei der Anmeldung abzugeben ist.

Dann stand das Gruppensituationsverfshren (GSV) an.

GSV:

Besteht aus 3 Teilen. Ihr werdet normalerweise von der gleichen Prüfkommission getestet, die auch euer Interview durchführen werden.

Krisengespräch:

In eurer 4er Gruppe müsst ihr nun eine Lösung für ein Problem ausdiskutieren. In unserem Fall waren wir 4 Gruppenführer einer Wandergruppe. 2 Wege, einer gefährlicher aber kürzer, der andere sicher aber länger. Es soll bald regnen. Hier kommt es natürlich nicht auf die perfekte Lösung an sondern auf euer Verhalten und Auftreten in einer Gruppe. Lasst eure Mitbewerber zu Wort kommen, tretet selbst aber auch selbstbewusst und aktiv auf. Es kommt nicht darauf an, "besser" als die anderen zu sein und diese evtl. nach einem "dümmeren" Vorschlag bloß zu stellen. Ich habe das Wort ergriffen und erstmal die Problematik aus meiner Sicht beschrieben und vorgeschlagen, dass wir dies alle zunächst machen, um uns über das Problem einig zu werden. Im Anschluss begann der, der zunächst als letztes das Wort hatte, eine Lösung vorgeschlagen, ich war dann als letztes dran. Lasst euch Zeit, entwickelt ein angenehme Gesprächskultur, ihr habt nämlich 10 Minuten Zeit. Der Test wird auch nicht vorher beendet, wenn ihr der Meinung seid, bereits nach 2 Minuten die perfekte Lösung gefunden zu haben.

Im Anschluss daran wurde eine Ressourcenknappheit diskutiert.

Ressourcenknappheit:

4er Gruppe, in der Regel gibt es nur 3 Plätze oder Güter. Hier sollt ihr euren Anspruch auf einen der Plätze oder auf das Gut erläutern und eine Lösung für denjenigen finden, der keinen Platz oder kein Gut erhalten kann.
Hier gingen wir ähnlich vor. Ich beschrieb zunächst wieder die Situation und das Problem. Im Anschluss durfte wieder derjenige, der als letztes zur Wort kam, als erstes seinen Anspruch vertreten. Unsere Thematik kurz zusammengefasst, da dies nicht sonderlich wichtig ist: 4er ESports Team, welches das letzte Turnier gewann und 4 Plätze für eine Reise in die USA zu einer Spielemesse, Treffen mit Spieleentwickler, Flugtickets, Hotel etc. gewann. Ein Tag vorher ruft der Anbieter an, die Airline hätte einen Fehler gemacht, nur 3 können mitreisen.
Während die 3 Bewerber, welche aus Fairness Gründen vor mir zu Wort kamen, sich bloß auf den Spaßfaktor (mal die USA sehen, teures Hotel etc) bezogen, habe ich mich dann auf die Möglichkeit von Sponsorendeals mit den Entwicklern, welche ich gerne aushandeln würde, bezogen. Denkt also etwas weiter also bloß das augenscheinliche, um euch einen einzigartigen Anspruch zu eigen machen zu können. Wir kamen in den vorgebenen 8 Minuten nicht auf eine Lösung, wer zuhause bleiben soll, jedoch auf eine Lösung, was derjenige stattdessen erhalten sollte. Die Lösung ist also auch nur zweitrangig. Auch hier ist euer Auftreten in der Gruppe entscheidend: Bezieht ihr alle ein? Fallt ihr anderen ins Wort? Gebt ihr das Wort auch mal ab? Könnt ihr euren Anspruch selbstbewusst vertreten?

Vortrag:

Anschließend ist ein Vortrag zu halten. Jeder erhält ein eigenes Thema, 25 Minuten Vorbereitungszeit. In meinem Fall: Neues Unternehmen, Verantwortung über den Fuhrpark, 2 Angebote von 2 Leasingunternehmen.

Ich habe hier kein Wort auf meinen Zettel geschrieben, um den Vortrag zu halten, da ich bereits mehrere Jahre in Führungsposition gearbeitet und solche Meetings wöchentlich gehalten habe. Ein Bewerber schrieb sich seinen ganzen Vortrag wörtlich auf und las diesen mehr oder weniger nur noch ab.

Hier kommt es meiner Meinung nach auf grundlegendes an: Thematik klar beschreiben und erklären, offen zu den Mitbewerbern sprechen, struktureller Aufbau und Ablauf, klare Entscheidung und beschreiben, was die nächste Schritte sind.

Die Tafel hat niemand von uns verwendet. Es wurde auch erklärt, dass dies nicht notwendig und auch nicht grundsätzlich positiv gewertet wird. Es wurde sogar davon abgeraten.

Hier nochmal der Tipp. Gerade wenn ihr schüchtern seid oder solche Situationen nicht kennt, dann lernt eure Mitbewerber am Vorabend kennen. Dies erleichtert euch, selbstbewusst vor und in der Gruppe auszutreten.

Ein Feedback erhaltet ihr hier nicht, das erhaltet ihr erst nach dem Interview.

Für mich ging es anschließend zum Mittagessen in der Kantine. Hier habt ihr dann ca. eine Stunde Pause.

Im Anschluss ans Mittagessen stand der CAT und PMO Test auf dem Plan.

CAT Test:

Normaler CAT Test mit 30 Fragen, jeweils 10 aus einem Themengebiet. Auch dieser ist personifiziert. In meinem Fall 10 Wortanalogien (Fisch:Wasser, Vogel:?), 10 Mathefragen (um wie viel Prozent ist der Umsatz von '97 -'99 gestiegen?, Bruchrechnen, Kopfrechnen) und 10 Matrizen (nicht die mathematischen Matrizen. 9 Felder, 8 Symbole gegeben, welches Symbol gehört ins 9. Feld). Alles per Auswählen. Im Internet finden sich dutzende, kostenlose solcher Tests. Auch Apps gibt es zur genüge. Ich fand diesen erstaunlich einfach. Pro Frage habt ihr 240 Sekunden (glaube ich, können auch etwas mehr oder weniger sein).

Im Anschluss startet dann direkt der PMO.

Persönlichkeitsmerkmaltest:

116 Fragen über eure Persönlichkeit, zu beantworten mit einem Mausklick: Bsp. "Sie konsumieren regelmäßig und häufig Alkohol". Wir sehr trifft dies auf euch zu? Sehr schwach, schwach, mittelmäßig, stark, sehr stark. Grundsätzlich habt ihr 45 Minuten Zeit, es wird aber empfohlen diesen Test in 10-15 Minuten zu absolvieren, da ihr spontan antworten und nicht nach der "richtigen" Antwort suchen sollt. Eine Vermutung von mir: Im Testergebnis taucht die Zeit auf, die ihr benötigt habt. Lasst ihr euch also 45 Minuten Zeit wird dies mit Sicherheit im Interview zur Sprache kommen.

Wieder vorne bei der Prüfaufsicht den Laufzettel unterschreiben lassen und zum PvD.

Interview:

Jetzt stand für mich das Interview auf dem Plan. Darauf könnt ihr euch ebenfalls vorbereiten. Betrachtet es als Bewerbungsgespräch: Weshalb Bundeswehr (und nicht Polizei, Feuerwehr etc., da die meisten mit "möchte etwas für die Gesellschaft machen" antworten), weshalb Offizier, was macht die Bundeswehr, Auslandseinsätze, aktuelle geopolitsche Lage, warum (in meinem Fall) Fallschirmjäger, wer bestimmt über die Einsätze der Bw, politisches System BRD, Geschichte BRD und Bw, Nato, UN, EU etc. Dies ist wichtig für den militärischen Part des Interviews, durchgeführt von einem Offizier. Danach stellt euch die Psychologin (dies kann auch ein Stabsoffizier machen, in der Regel ist es aber eine zivile Psychologin) Fragen über euren Lebenslauf, Motivation etc. Lernt euch gut zu verkaufen. Lenkt das Gespräch in eine Richtung, in der ihr euch auskennt. Da ich hier nicht mein Interview genau beschreiben möchte und dies auch nicht zielführend wäre nur ein Beispiel, wie ihr das Gespräch lenken könnt. Ich wurde bspw. gefragt, wie ich die Gefahren für Deutschland einschätze, wenn meine Motivation unter anderem auf der Verteidigung unseres Landes beruht. Habt ihr euch informiert könnt ihr bspw. Bezug auf aktuelle Probleme in der Welt nehmen, erläutern wie diese zu Gefahren für die betreffenden Länder führen können und weshalb dies auch Deutschland betreffen könnte. Stichwort Globalisierung, Handelsbeziehungen, wirtschaftliche Instabilität, darauffolgende Unruhen in ärmeren Nachbarstaaten etc.

Zur Psychologin solltet ihr offen und ehrlich sein. Viel mehr kann man hier nicht sagen, da die Fragen natürlich individuell und auch von jedem individuell zu beantworten sind.

In meinem Fall war der Oberstleutnant nicht an meinem vorherigen GSV beteiligt, jedoch die Psychologin.

Nach dem Interview geht's wieder ins Wartezimmer. Die 5 Minuten, bis man wieder abgeholt wird, fühlen sich gerne auch etwas länger an, da hier nun entschieden wird, ob ihr die Offizierstauglichkeit zugesprochen bekommt.
In meinem Fall ging es positiv aus, ich sei geeignet. Hier kann man auch fragen, wie man sonst abgeschnitten hat. Man erhält nie eine genaue "Punktzahl" sondern bloß Einstellungen in Drittel (oberes, mittleres, unteres). Ich habe gar nicht gefragt, weil ich in dem Moment nicht daran dachte.

Danach geht es wieder zum PvD. Hat man die Eignung erhalten geht's nach dem Abendessen mit einem "Einplanungsvortrag" weiter, ansonsten geht's nachhause.

Bei uns schieden an dieser Stelle 7 von 22 Bewerbern aus. Bspw. auch einer, der nicht studieren und unbedingt kämpfen wollte. Ihm wurde der Feldwebel nahegelegt. Die Planstellen ohne Studium sind verschwindend gering. Wenn eure Motivation, auf das Studium zu verzichten, auf euren schlechten Noten etc. beruht, dann vergesst das mit dem "ohne Studium". Die Chancen "mit Studium" stehen auch dann um einiges besser.

Einplanungsvortrag:

Hier hält einer der Einplanungsoffiziere einen Vortrag über die Gesamtzahl der Bewerber, wie viele eingeladen und wie viele die Eignung erhalten. 2020 16 000 Bewerber, 6 000 wurden eingeladen, 4 000 erhalten die Offizierseignung. Für die Einstellung ist jedoch auch die Studientauglichkeit entscheidend. Es gibt 2020 2 400 Stellen, 1 600 gehen also leer aus bzw. landen auf einer Warteliste.

Der Vortrag ist sehr ernüchternd. Grundsätzlich sei jeder Studiengang und nahezu jede Verwendung schon voll besetzt, die Chancen stehen also schlecht.

Dieses Jahr gibt es hier eine Besonderheit. Die Bestenauslese ist aufgrund von Corona und der verlorenen Zeit ausgesetzt. Es werden derzeit also mehr Sofortzusagen vergeben, sodass die Chancen für jeden Bewerber, der später getestet wird, sinken, da die Bewerber eben nicht mehr mit allen Bewerbern verglichen werden. Daher sind derzeit besonders viele Verwendungen und Studienplätze schon restlos vergeben. Überzeugt ihr aber auf ganzer Linie gilt dies nicht unbedingt für euch, dazu am Schluss mehr.

Danach ist der Tag vorbei. Die, die übrig geblieben sind von uns gingen im Anschluss noch in die Stadt zusammen, um sich nicht den ganzen Abend verrückt zu machen.
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FschJgOA

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #2 am: 08. Juli 2020, 22:20:08 »

Der 3. Tag

Am nächsten Tag ging es für alle von uns später los, da der Plan für diesen Tag komplett über den Haufen geworfen wurde. Jeder sollte um 08:00 Uhr bei der Anmeldung Einplaner erscheinen.

Vorher ist die Stube zu räumen und das Gepäck im Keller von Gebäude 5 zu verstauen.

Hier ist dann endloses warten angesagt. Zunächst werden einige Unterlagen ausgefüllt, unterschrieben und wieder beim Einplanungsbüro abgeben, ehe diejenigen, die zur Studienberatung müssen, aufgerufen werden.

Ich musste nicht zur Studienberatung, da ich ein ganz gutes Abitur mit guten Noten in jedem Fach absolviert habe und bereits ein Bachelor habe. Meine Erfolgsaussichten meines Studienwunsches VWL waren also scheinbar hoch genug. Daher kann ihr nur das erzählen, was mir berichtet wurde.

Die Studienberatung hat nichts mit einer Beratung gemeinsam. Betrachtet dies als zweites Interview. Ihr müsst zur Studieneignungfeststellung (so nenne ich es) wenn eure Erfolgsaussichten für euren Wunschstudiengang zu gering sind. Hier wird sich auf euren Fragebogen vom ersten Tag und eure Note bezogen. Außerdem: Was beinhaltet das Studium, weshalb solltet ihr es erfolgreich bestreiten können, wenn eure Noten in Mathe bspw. schlecht waren und ihr was technisches studieren möchtet. Was habt ihr bereits an Vorwissen erlangt, wie lernt ihr für gewöhnlich etc. Sollte es dennoch nicht passen erhaltet ihr entweder eine Eignung für alternative Studiengänge, die zur eure Noten passen oder aber gar keine Eignung. Dann geht es für gewöhnlich nachhause.

Ausserdem ist es wichtig, dass eure Unterlagen vollzählig sind. Einer konnte keine feste Zusage erhalten, da ein Zeugnis der 11. Klasse fehlte und so ein Wert zur Studienerfolgsaussicht nicht errechnet werden konnte. Nehmt also nochmal alles mit, was ihr schon beim Karriereberater abgeben musstet.

Einplaner:

Anschließend geht es dann zum Einplaner. Hier erfahrt ihr endlich, ob es mit eurer Wunschverwendung klappt. Dabei spielen freie Plätze, die Offizierstauglichkeit (auch hier wird nicht bloß bewertet ob ja oder nein, auch hier wird eine Punktzahl vergeben) und die Studientauglichkeit, also alle Tests, eine Rolle.

So darf ich ab dem 01.08 bei den Fallschirmjägern als OA beginnen, obwohl eigentlich schon 110 Prozent der Plätze vergeben wurden. Der Einplanungsoffizier erklärte mir, dass ich außerordentlich gut abgeschnitten hätte und eine exzellente Offizierstauglichkeit erhalten habe, woraufhin der Heereseinplaner, der gerade in einem anderen Einplanungsgespräch war, ihm die Notiz hinterlassen habe, mir unbedingt meinen Wunsch zu erfüllen. Neben mir Schnitt noch einer ähnlich ab, sodass auch er bei den Fallschirmjägern anfangen darf. Die anderen 5 Mitbewerber, die ebenfalls zu den Fallschirmjägern wollten, mussten eine andere Alternative wählen. Ihr habt es also durchaus selbst in der Hand, ob es mit der Wunschverwendung was wird. Auch, wenn die Plätze eigentlich schon vergeben sind.

VWL werde ich 2021 in Hamburg studieren, die AGA wird in Merzig stattfinden.

Danach geht es nur noch zum Sicherheitsberater. Habt ihr die Sicherheitsüberprüfung bereits im Vorfeld wie empfohlen per Else abgeben, seid ihr hier schnell durch.

Der Sporttest viel aus, aufgrund des Corona Virus. Dieser wird in der Einheit nachgeholt.

Anschließend nochmals grundsätzliche Tipps. Anständige Kleidung (ein Anzug ist definitiv nicht overdressed), gute Vorbereitung (Bw Organisation, Einsätze, Geschichte, Nato, UN, EU, politisches System und Geschichte der BRD, weshalb Offizier und weshalb Bw.), die Mitbewerber schon am ersten Tag kennenlernen und alle Unterlagen mitnehmen.

Ich bin übrigens "schon" 26, mein Alter kam niemals zu Wort. Überzeugt ihr, dann spielt euer Alter auch keine Rolle. Sofern ihr natürlich noch keine 30 Jahre alt zur Einstellung sein werdet.

Ausserdem kann es auch vorkommen, dass einige Soldaten ebenfalls am Testverfahren teilnehmen, da diese sich auch bewerben könnt. Hier könnt ihr einiges über die Bw erfahren und Tipps zum Dienstantritt erfahren. Genießt aber alles mit Vorsicht, da mir ein Hauptgefreiter bspw. erklären wollte, dass ihr nicht mehr von der Polizei kontrolliert werden dürft, sobald ihr euren Truppenasuweis erhalten habt. Das ist natürlich Quatsch. Nehmt also nicht alles ernst, was ihr dort dann hört.
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Chern187

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #3 am: 09. Juli 2020, 08:41:28 »

Guten Morgen,

vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Bericht  :).

Kannst du vielleicht noch kurz erläutern wie du dich vorbereitet hast?

Vielen Dank.
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Ralf

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #4 am: 09. Juli 2020, 09:00:36 »

Danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht, habe ich auch gleich in der FAQ verlinkt.
Ein paar Anmerkungen meinerseits:
Zitat
Wenn eure Motivation, auf das Studium zu verzichten, auf euren schlechten Noten etc. beruht, dann vergesst das mit dem "ohne Studium". Die Chancen "mit Studium" stehen auch dann um einiges besser.
Es ist aber keinem geholfen, wenn man dann durchs Studium segelt und das sind nicht wenige (MINT je nach StudFR bis zu 50%). Da gehört auch eine gehörige Portion selbstkritische Eigenwahrnehmung dazu vorab zu sagen, diese Schuhe sind mir zu groß.
Ansonsten kommt im Ergebnis eine verlorene Zeit von 3-6 Jahren heraus.

Zitat
Grundsätzlich sei jeder Studiengang und nahezu jede Verwendung schon voll besetzt, die Chancen stehen also schlecht.
Elektrotechnik-Studium, Fliegerischer Dienst, Flugführungsdienst, IT Lw und TechnDstLw gehen immer.
« Letzte Änderung: 09. Juli 2020, 09:02:51 von Ralf »
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Cobo

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #5 am: 28. Juli 2020, 09:24:11 »

Hallo AndiOA,
danke für deinen Bericht!

Weist du, ob der Sporttest momentan generell erst in der Einheit durchgeführt wird oder ob das nur bei euch so war? Du meintest ja, dass der Tagesplan bei euch über den Haufen geworfen wurde.

Danke schonmal  :)
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NovemberFox

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #6 am: 29. Juli 2020, 10:24:05 »

Kannst du vielleicht noch kurz erläutern wie du dich vorbereitet hast?

Da der Verfasser ja anscheinend nicht so häufig hier aktiv ist, sage ich dir einfach mal, wie sowohl ich als auch einige Kameraden sich damals vorbereitet haben.

Der Sporttest ist ja bekannt, darauf kannst du ja gezielt trainieren.
Bei den ganzen Persönlichkeitstests kann man eher schwer betrügen oder sich etwas künstliches "erlernen" und es dann einfach "abspulen". Sei da einfach du selbst, sei selbstsicher (aber nicht arrogant), und beantworte einfach deren Fragen. Es können provokante Fragen kommen wie "Wie stehen Sie denn zum Einsatz der Waffe?". Auf sowas kannst du dir im Vorhinein schon mal deine Meinung überlegen und im Kopf ein paar Formulierungen zurechtlegen. Auch Fragen wie "Wie stehen Sie dazu, in den Einsatz  zu gehen" sind üblich.

Ansonsten fällt mir noch ein, dass du dir ein paar Einsätze der BW anschaust und generell weißt, was so gemacht wird.

Viel Glück! :)
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NovemberFox

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #7 am: 29. Juli 2020, 10:26:07 »

Oh, PS:


"Wieso wollen Sie zur Bundeswehr?" ist auch eine Standardfrage. Da würde ich jetzt nicht drauf antworten "Weil ich gerne ballern will" oder so. Also auch darauf solltest du für dich eine passende Antwort finden.
Ich rede nicht davon, denen irgendeinen Quatsch vorzulügen. Aber im Rahmen deiner Berufswahl hast du dich ja sowieso hoffentlich mit der Bundeswehr auseinandergesetzt und weißt, wieso du dich dafür entschieden hast ;)
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Chern187

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #8 am: 29. Juli 2020, 11:10:52 »

Danke  :)
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Jul1234

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #9 am: 29. Juli 2020, 11:40:21 »

Weist du, ob der Sporttest momentan generell erst in der Einheit durchgeführt wird oder ob das nur bei euch so war?

Hi, ich habe Ende Juni meinen Eignungstest gemacht und uns wurde gesagt, dass der Sporttest solange ausgesetzt wird, wie Covid-19 Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen. Also kann das noch eine Weile andauern.
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Barko

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #10 am: 02. August 2020, 17:04:07 »

 was wollten die den wissen bei den auslandseinsätzen? also nur wo gerade welche gerade sind oder auch. die kontingendstärke abürzung etc?
danke....
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ulli76

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #11 am: 02. August 2020, 17:18:17 »

Du solltest was dazu erzählen können. also nicht verhörmäßig, sondern einen kleinen Vortrag halten können. Schau dir am besten dazu an, was die Bundeswehr auf ihrer eigenen Homepage dazu schreibt. Zu den größeren, bekannten Einsätzen sollte man etwas mehr wissen (also man muss jetzt nicht die komplette Historie zu UNAMA herunterbeten, kann aber, wenn man was zu RS erzählt, auch erwähnen, dass es noch ein kleines UN- Kontingent namens UNAMA gibt).

Ansonsten- WO ist der Einsatz überhaupt, Was ist die Grundlage warum wir da sind. Was ist der Auftrag, grob die Kontingentstärke. Halte die Augen nach aktuellen Ereignissen offen, sowas wird gerne mal gefragt (nicht nur im Bezug auf Auslandseinsätze).
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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw Köln 05.07-07.07
« Antwort #12 am: 02. August 2020, 17:39:39 »

ok, dann weiß ich grob bescheid und bastel mir noch was draus.....danke schön :)
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