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AC ROA in Corona-Zeiten

Begonnen von beckspayne, 17. August 2020, 08:46:47

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TheScientist

Zitat von: HCRenegade am 17. August 2020, 22:48:27

Nachtrag:
AC für Approbierte müsste relativ "neu" sein. "Damals" (also noch vor ein paar Jahren) hat man einfach seine Approbationsurkunde an BAPersBw geschickt und hatte ein paar Tage später die LAufbahnzulassung in der Post ...
Das ging dann aber über BAPersBW Abt. VI (Seiteneinsteiger Res), die würde ich an deiner Stelle mal kontaktieren.


Hi HCRenegade,

das ist dem BAPersBw bewusst, dass z.Beisp. ein W3 Prof. und Chef der Klinik X nach Erfurt muss... Es ist der Gleichbehandlung geschuldet, dass Approbierte nun auch nach Erfurt müssen. Ich als Biologe musste damals auch nicht hin.

Bei uns Biologen macht der Dr. rer. nat. plus Berufserfahrung was aus... du hast natürlich Recht, bist ja den Weg gegangen.

Viele Grüsse!

beckspayne

Vielen Dank für die vielen, hilfreichen Antworten an alle!

Zitat von: HCRenegade am 17. August 2020, 22:48:27
Für die abgeschlossene Promotion gibt es leider keinen "Bonus". Die Vorschrift unetrscheidet zwischen Approbierten und "Anderen" (Ing, NaWi etc.).
Für Approbierte gibt es keinen höheren DG durch die Promotion, egal ob Dr. med oder Dr. rer. nat.
Einen höheren DG gibt es nur mit abgeschlossenem Fachapotheker. Die Promotion ist quasi "wertlos".

Ist eine Promotion nicht immer "quasi wertlos"?  ;)

Auf dem Stand war ich auch, es spielt aber auch keine Rolle, da ich gerne schon zwischen Ende meiner praktischen Arbeit und meiner Disputation schon üben und evtl. parallel noch schreiben wollen würde. Und das mit dem Fachapotheker dauert auf jeden Fall noch, so lange will ich nicht warten.

Zitat von: HCRenegade am 17. August 2020, 22:48:27
In welcher Region wohnst du aktuell? Vllt kann ich dir ja einen relevanten TrT empfehlen ...

Ich wohne im wunderschönen Frankfurt am Main, das geografisch nächste wird also wahrscheinlich das VersInstZ Pfungstadt sein, richtig? Ansonsten habe ich allerdings ein Auge auf die Apotheke des BwZKrhs geworfen, da klinische Pharmazie langfristig mein Ziel ist. Ungeachtet dessen wäre mir aber ein maximal breiter Einblick in alle Tätigkeiten eines Pharmazeuten bei der Bundeswehr am liebsten.


Und noch eine Frage Off-Topic:
Wenn man als RO Ambitionen hat in die Laufbahn eines SaZ zu wechseln, ist das möglich? Muss dann ein neues Assessment durchlaufen werden?

Ralf

Man bewirbt sich ganz normal. I.d.R. werden nur noch ggf. abgelaufen Teile geprüft (bspw. Aktualisierung Musterung). Festlegung trifft das ACFüKrBw.
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Helft mit, dass es so bleibt.

Longstreet

Zum Verfahren in Erfurt (1 Tag AC):

Der gesamte Tag setzt sich aus mehreren Modulen zusammen, die bei mir Ende Juli in folgender Reihung abliefen:

Arzt - komplette Eignungsuntersuchung, "Interview" zur eigenen medizinischen Lage (Erkrankungsgeschichte, Unfälle usw.), für mich die "größte Hürde" da Untauglichkeit auch ein Ende der eigenen Karriere wäre (bin derzeit Portepee).

Biographischer Fragebogen - Hier geht es um Erfahrungen mit der BW, Erwartungshaltungen und auch Selbsteinschätzungen. Wichtiger Punkt ist die Frage nach Auslandsverwendungen und wie diese aufgenommen werden und ein möglicher Schusswaffengebrauch. Wichtig für das spätere Interview.

CAT - Verschiedene Frageblöcke, Deutsch (Wortanalogien), Mathe, Matrizen - wobei letztere wirklich lustig sind, wenn man nicht der Getestete ist. Anschließend über 100 Fragen zur Einstellung zu anderen Kulturen, Alkohol, Drogen. Die Fragen scheinen sich zu wiederholen - genau lesen!

Sicherheitsüberprüfung - war bei mir eine Unterschrift, da ich bereits GA und Wachausbildung absolviert habe.

Interview - ein Prüfoffizier und ein Psychologe/Psychologin. Hier kommt der Fragebogen wieder ins Spiel. Man sollte sich einfach offen und ehrlich präsentieren - im Anschluss erfährt man, ob man die Empfehlung bekommt oder nicht.

Berater - das vermutlich (leider) am wenigsten aussagekräftige Gespräch. Es geht nicht um die Einplanung sondern um die (eine Auswahl vorausgesetzt) weitere Ausbildung. Die Auswahlentscheidung trifft derzeit im Zeitraum Nov 20 - Jan 21 BAPers. D.h. irgendwann Anfang 2021 bekommt man eine Zusage oder Absage. Die Empfehlung des AC bedeutet ja nur, dass man geeignet ist - ob man auch eine Stelle bekommt, ist was ganz anderes. In Deinem Fall ist das sicher etwas einfacher, wenn der Bedarf schon klar ist.

Zwischendrin gibt es ein Mittagessen. Bei unserem Durchgang hat alles funktioniert (wurde durch unseren "Betreuer" HF auch angemerkt, dass das leider nicht immer so glatt ginge), insbesondere die Technik scheint beim CAT gerne mal zu streiken.

Coronalage: Auf den Fluren in allen Gebäuden herrscht Maskenpflicht. Man soll eigentlich zwei eigene mitbringen, bekommt am Prüftag morgens jedoch eine gestellt. Ab 6:25 gibt es Frühstück, man wird gebracht. Man sollte darauf achten, dass in der Kantine "Einbahnstraßenverkehr" herrscht. Bei schönem Wetter stehen vor den Gebäuden Stühle und dazwischen sind auch einige Sitzgelegenheiten, so dass man Wartezeiten nicht zwingend mit Maske auf den Fluren verbringen muss. Bei uns wurde deutlich darauf hingewiesen, dass ein Verstoß gegen die Hygienevorgaben zum Abbruch des AC führen kann. Allerdings ist es nicht so schwer, sich daran zu halten - so lange ist man ja nicht da. Rücksichtnahme und Achtsamkeit beim Abstand werden wohlwollend wahrgenommen.

Alles in allem ein wirklich interessanter Tag - die Menschen sind alle durchweg sehr freundlich. Sowohl direkt des ACs als auch alle anderen, die mir/uns begegnet sind. Zugleich werden dort wohl auch Bewerber als BS geprüft, die also auch dort "unterwegs" sind.
Noch ein wichtiger Hinweis: das Fotografierverbot sollte ernst genommen werden. Man wurde nicht müde, uns das drei Mal zu verdeutlichen (und ich habe keinen von uns groß mit einem Handy rumfuchteln sehen). Ach ja, das Handy: am Besten ausschalten und in den Rucksack/in die Tasche. Es gibt Schließfächer dort - meins habe ich morgens abgeschaltet und eingeschlossen und gegen 14:30 (Ende) erst wieder angeschaltet. Wegen einem trötenden oder vibrierenden Handy rauszufliegen, muss wirklich nicht sein.

HCRenegade

Zitat von: beckspayne am 19. August 2020, 08:06:15
Vielen Dank für die vielen, hilfreichen Antworten an alle!

Ist eine Promotion nicht immer "quasi wertlos"?  ;)

Auf dem Stand war ich auch, es spielt aber auch keine Rolle, da ich gerne schon zwischen Ende meiner praktischen Arbeit und meiner Disputation schon üben und evtl. parallel noch schreiben wollen würde. Und das mit dem Fachapotheker dauert auf jeden Fall noch, so lange will ich nicht warten.

Ich wohne im wunderschönen Frankfurt am Main, das geografisch nächste wird also wahrscheinlich das VersInstZ Pfungstadt sein, richtig? Ansonsten habe ich allerdings ein Auge auf die Apotheke des BwZKrhs geworfen, da klinische Pharmazie langfristig mein Ziel ist. Ungeachtet dessen wäre mir aber ein maximal breiter Einblick in alle Tätigkeiten eines Pharmazeuten bei der Bundeswehr am liebsten.

Und noch eine Frage Off-Topic:
Wenn man als RO Ambitionen hat in die Laufbahn eines SaZ zu wechseln, ist das möglich? Muss dann ein neues Assessment durchlaufen werden?


Wenn man in der richtigen Disziplin promoviert hat, ist die Promotion (im Zivilleben) aber alles andere als wertlos. So zumindest meine Erfahrung - your mileage may differ  ;)
Ich bin dieses "Problem" der Nichtanrechenbarkeit der Promotion bzw. der Promotionsdauer umgangen, in dem ich direkt mit der druckfrischen Approbationsurkunde den Seiteneinstieg ResOffz vollzogen habe. Abwe dafür ist es für dich ja schon zu spät.

Fakt ist, dass die Promotion als Seiteneinsteiger SaZ keinen Mehrwert bringt. Einziger Vorteil ist beim Atrag auf Übernahme zum BS, dass Promotion und LMC-Studium jeweils beide als "weiche" Kriterien gewertet werden, d.h., du hast damit einen kleinen Vorteil gegenüber unpromovierten Seiteneinsteigern. Es gibt aber keine attraktiveren Diestposten oder bessere "Konditionen" hinsichtlich Laufbahnplanung nur aufgrund eienr Promotion. Daher ist es aus meienr Erfahrung her nicht sinnvoll, als promovierter Apotheker als Seiteneinsteiger zurückzukehren. Habe es selber vor ein paar Jahren versucht und hatte auch ein Angebot bekommen, war aber unattraktiv, da die Bezahlung, Tätigkeit und sonstige Konditionen (z.B. Wahl des Arbeitsortes/Region) im Zivilen deutlich attraktiver sind, insbesondere dank der Promotion im Vergleich zum "normalen" Approbierten.

Wenn du in Frankfurt wohnst und bleiben willst, bietet sich Pfungstadt an. Tätigkeiten im VIZ sind jedoch wenig spannend, es ist für den Broterwerb gut und besser als öffentliche Apotheke, gibt jedoch bessere/interessantere Tätigkeiten bei der Bw. Wenn du mit der klinischen Pharmazie liebäugelst und dort auch dein späteres Jobumfeld siehst, macht das BwZK sogar Sinn, da kannst du dann auch schön 10 Monate am Stück üben und parallel zusammenschreiben, verteidigen und (Krankenhaus-)Jobs suchen - und hättest dann sogar verwertbare erste Berufserfahrung in diesem Umfeld.
Kapazitäten für wehrübende Apotheker gibt es reichlich, was zu finden, wo du (beliebig lange) wehrüben kannst, ist also grundsätzlich kein Problem.

F_K

.. hat man ja im Film gesehen - Ungedient, Herausforderungen mit der Tauglichkeit und trotzdem gleich mit 10 Monaten RDL "eingestellt " - Plus Option Verlängerung auf div. Dienstposten.

Ist wohl eine Mangelverwendung.

HCRenegade

Um 10 Monate wehrüben zu dürfen, bedarf es keiner Mangelverwendung.
Es bedarf noch nicht einmal eines expliziten Bedarfes - es reicht aus, wenn der Res jmd kennt (Spieß/Chef), der das "toleriert".

Dass die offizielle Weisungslage etwas anderes besagt, ist klar. Ist dann aber der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Denke daher nicht, dass die von dir genannte "Praxis" so unüblich ist - und zwar AVR-übergreifend. Vorausgesetzt, der Res hat entsprechende Kapazitäten.

@ TE:
Falls das für dich eine Option sein sollte, dann soltest du aber die WÜ rechtzeitig anfordern (also am besten noch bis Ende des Jahres bzw. ASAP wenn die Eignung beim AC nachgewiesen) - hatte es selber auch schonmal erlebt, dass im März TrT-übergreifend einfach mal keine WÜ-Tage mehr verfügbar waren. Ist zwar nicht die Norm, kann aber passieren - wer zuerst kommt, mahlt zu erst.

F_K

@ HC:

Dass eine Ungediente jemanden "kennt", ist eher ungewöhnlich.
Ja, 10 Monate RDL sind kein hinreichendes Kriterium für einen Mangel, aber ein Indiz.

beckspayne

Da ich von den zahlreichen Erfahrungsberichten hier im Forum profitiert habe, möchte ich jetzt auch mein Erlebnis beim Einstellungsverfahren für die Laufbahn der Offiziere der Reserve nach § 43 (3) i.V.m. § 26 (2) SLV hier detailliert festhalten.

Anreise
Ich bin bereits am Vortag mit dem Auto angereist, um pünktlich um 7:00 Uhr vor Ort sein zu können. Am Eingang der Löberfeld-Kaserne habe ich nach Vorlage meiner Einladung einen Besucherausweis sowie eine Schlüsselkarte für eine Stube im Unterkunftsgebäude bekommen. Wie ja auch in anderen Erfahrungsberichten steht, handelt es sich um Einzelstuben, bei denen manche Hotels neidisch werden würden. Bettwäsche und auch ein Handtuch befanden sich bereits auf Stube und mussten am nächsten Tag bis 6:55 Uhr im Wäscheraum abgegeben werden, die Zimmerkarte an der Anmeldung im Foyer des Unterkunftsgebäudes. Für die Übernacht-Gäste gab es zwischen 6:25 Uhr und 6:55 Uhr die Möglichkeit kostenlos zu frühstücken.

Noch ein paar Hinweise am Anfang:

  • Nach der Aussage in der Einladung, dass dem Anlass angemessene Bekleidung eine Selbstverständlichkeit sei, habe ich mich für Hemd und Chino entschieden und war damit im Gesamtvergleich weder over- noch underdressed. Wichtig ist aber, dass man sich wohlfühlt, wer sich in einen Anzug quetscht und das ätzend findet, strahlt das auch aus.
  • In allen Gebäuden herrscht grundsätzlich Maskenpflicht; Handys, Tablets und auch Smartwatches sollten ausgeschaltet und weggeschlossen werden.
  • Insgesamt waren wir fünf Bewerber a.d.W. und zwei Bewerber i.W.

Einführungsvortrag
Der Personalberater vom Dienst (PvD) hat uns im Wartebereich des Unterkunftsgebäudes abgeholt und in einen Besprechungsraum in einem anderen Gebäude geführt. Dort waren die Sitzplätze mit ausreichendem Sicherheitsabstand bereits markiert und jedem Bewerber wurde (abweichend von der Angabe in der Einladung) ein Mund-Nasen-Schutz zur Verfügung gestellt, mit dem Hinweis, dass ausschließlich dieser in allen Räumlichkeiten getragen werden muss und darf. Schade, hatte ich mir doch extra eine Maske mit besonders starkem Nasenbügel mitgebracht, damit meine Brille nicht dauernd beschlägt. Wie sich aber im Verlauf des Tages herausstellte, war das kein Problem. An allen Stationen (ausgenommen der ärztliche Dienst) durfte die Maske am Platz abgelegt werden. Sollte der gestellte MNS verschmutzen oder anders unbrauchbar werden, hätte man vom PvD einen Ersatz bekommen, selbst mitgebrachte Modelle durften ausdrücklich nicht verwendet werden. Zusätzlich wurde darauf hingewiesen, dass man sich bei evtl. auftretendem Leerlauf entweder draußen oder in dedizierten Warteräumen aufhalten sollte. Die Warteräume dienten auch dazu, dass man gefunden wird, wenn man zu den Stationen abgeholt wird.
Danach folgten Informationen zum allgemeinen Ablauf und über das Eignungsfeststellungsverfahren an sich und man erhält einen guten alten Laufzettel. Anschließend hat der PvD die Original-Zeugnisse und evtl. nicht genutzte Bahngutscheine eingesammelt. Für die Kameraden a.d.W. war die nächste Station die ärztliche Untersuchung, die Kameraden i.W. haben bereits in ihrer jeweiligen Einheit ein 90/5er bekommen und konnten direkt weiter vom CAT adaptiv und PMO.

Ärztlicher Dienst
Die erste Station war die ärztliche Untersuchung, wo mich zuerst eine schlechte Nachricht erwartete: meine Gesundheitsakte lag nicht vor. Warum wüsste man nicht, wäre auch erstmal nicht schlimm, bedeutet aber Verzögerungen im Verfahren. Wer es also eilig hat mit der Reserveoffiziers-Ausbildung, sollte vielleicht mal bei seinem Karriereberater nachfragen, ob die Akte schon beim BAPersBw vorliegt oder ob man sich ggf. noch um die Zustellung kümmern muss.
Zuerst erfolgte eine Voruntersuchung, bei der Gewicht, Körpergröße, Sehfähigkeit (Sehstärke, Farbsehvermögen, Stereotest) und Hörvermögen bestimmt werden. Außerdem wird ein Drogen-Schnelltest aus einer Urinprobe durchgeführt.
Daran schloss eine ausführliche Anamnese und Familienanamnese an, bei der so ziemlich jedes Organ abgefragt wird. Zudem hat der Arzt einmal ausführlich meinen Bewegungsapparat überprüft, Puls und Blutdruck gecheckt und eine einfache neurologische Untersuchung durchgeführt. Natürlich durfte auch die Kontrolluntersuchung der Geschlechtsteile nicht fehlen. Alles in Allem hat die Prozedur 90+ min gedauert.

An dieser Stelle ein kleiner Disclaimer: obwohl ich noch relativ jung bin (29) und körperlich gesund, hat die Untersuchung aus einem bestimmten Grund so viel Zeit in Anspruch genommen. Ich befinde mich seit über fünf Jahren in neurologischer und psychotherapeutischer Behandlung und nehme momentan drei Medikamente, die sich auch im Drogentest bemerkbar gemacht haben (Betroffene oder der ein oder andere qualifizierte Leser werden jetzt wissen, worum es geht). Da ich damit gerechnet habe, dass das ein Problem werden könnte, habe ich zur Untersuchung jeweils ein Gutachten vom Neurologen und Psychotherapeuten mitgebracht, welche mir unabhängig voneinander eine uneingeschränkt positive Prognose bescheinigt haben. Diese Gutachten, mein Werdegang und die persönliche Einschätzung des Arztes haben dann zu einem erfreulichen Ergebnis geführt: T2!
Shoutout an alle, die denken, dass sie mit einer psychiatrischen Anamnese keine Chance haben: stimmt nicht.

Biografischer Fragebogen
Der biografische Fragebogen sowie der CAT und PMO-Test fanden bei mir zwischen der Anamnese und der Hauptuntersuchung durch den ärztlichen Dienst statt, da 9 Uhr dafür als feste Uhrzeit eingeplant war. Es handelt sich um einen Fragebogen, welcher teilweise aus Multiple-Choice-Fragen und teilweise aus offenen Fragen besteht, welche im Fließtext beantwortet werden sollen. Beispiele für offene Fragen dabei waren z.B. ,,Nennen Sie drei persönliche Stärken und drei persönliche Schwächen" oder ,,Welche Erwartungen haben Sie an eine erfolgreiche Tätigkeit als Offizier der Reserve?". Die Multiple-Choice-Fragen drehten sich überwiegend um Legitimation und Einsatz von Gewalt, Risikobereitschaft und Auslandseinsätze. Ich persönlich fand es dabei nicht schwer, klare Antworten zu geben. Bei der Frage, ob man Probleme während der Tätigkeit oder Ausbildung als Offizier der Reserve auf sich zukommen sähe, kann man im Falle einer Beantwortung mit ,,Ja" auch eine kurze Erklärung abgeben, was ich gemacht habe und eine Abwesenheit von Zuhause und damit von der Freundin angegeben habe. ;)

CAT adaptiv und PMO
Hierbei kriegt man zuerst eine kurze Einweisung durch das Personal. Wie ja auch schon häufig erwähnt, heißt adaptiv, dass die Fragen im Schwierigkeitsgrad zunehmen, wenn man die vorangegangene Frage korrekt beantwortet. Ich habe das allerdings nicht wahrnehmen können.
Man kriegt einen Computerplatz zugewiesen, soll einen Kopfhörer als Geräuschschutz aufsetzen und darf die Tastatur nicht anfassen. Schmierzettel liegen am Platz bereit. Man darf nur einen Stift und eine Flasche Wasser mit in den Raum nehmen. Geprüft werden die Bereiche ,,Wortanalogien", ,,Mathematik" und ,,Logik". Vor jedem Themenblock kriegt man einen kurzen Einführungstext angezeigt und darf zwei Beispielaufgaben lösen, bei denen man direkt eine Rückmeldung kriegt, ob diese richtig beantwortet wurden. Erst danach beginnen die Aufgaben mit Zeitlimit. Pro Aufgabe stehen drei Minuten Zeit zur Verfügung, den Zeitfortschritt kann man anhand eines kleinen Balkens am oberen Bildschirmrand überprüfen. Eventuelle Restzeit lässt sich nicht auf die nächste Aufgabe übertragen und Aufgaben lassen sich nicht schieben oder überspringen. Es waren, glaube ich, jeweils acht Aufgaben pro Themenblock.

Die Mathe-Aufgaben waren absolut machbar, auch für mich als wahrscheinlich der größte lebende Fan des Taschenrechners. Die Aufgaben im Block ,,Wortanalogien" waren teilweise ziemlich hanebüchen, eine Analogie konnte man stellenweise nicht mal erahnen. Trotzdem habe ich (wie ich nach dem Interview erfahren habe) in beiden Feldern in Ordnung bis gut abgeschnitten habe. Im Bereich ,,Logik", die legendären Matrizen, habe ich allerdings sehr gut abgeschnitten. Dies kam mir zupass, da ich als Stärke im biografischen Fragebogen ,,Auffassungsgabe und Lerntransfer" angegeben habe und damit direkt belegen konnte. Direkt an den CAT adaptiv anschließend folgten am Computer die 116 Fragen ,,Persönlichkeitsmerkmale Offizier". Dabei muss auf einer Skala von 1 bis 7 verschiedenen Thesen zugestimmt werden. Wichtig ist hierbei, dass sich die Thesen inhaltlich oft wiederholen, jedoch in anderer Formulierung. Wenn ein Kandidat sich bei den verschiedenen Thesen inhaltlich durch den angegebenen Grad seiner Zustimmung widerspricht, wird das als Auffälligkeit registriert und zumindest im Interview angesprochen. Die meisten Thesen drehen sich um Alkohol, Drogen, fremde Kulturen und Gewalt. Teilweise sind die Aussagen entweder zu absolut oder zu allgemein formuliert, sodass ich mich manchmal bei der Beantwortung schwergetan habe bzw. das Gefühl hatte, dass ich mich mit meiner Antwort disqualifiziere. Zum Beispiel suggeriert die These ,,Mit einer Waffe fühle ich mich stark" eine negative Konnotation, habe dieser These allerdings teilweise zugestimmt, da die These rein auf der Sachebene stimmt. Auch Thesen, die Gewalt als Mittel zur Problemlösung legitimieren, habe ich ehrlichweise zu einem gewissen Anteil zugestimmt. Jedoch wurde zu keiner einzigen meiner Angaben aus dem PMO während des Interviews eine Nachfrage gestellt.

Sicherheitsüberprüfung
Ich sag's mal so: das Ausfüllen der ELSE hat in etwa das 50fache der Zeit der eigentlichen Sicherheitsüberprüfung gekostet. ,,Haben Sie einmal eine Ausbildung an einer Waffe erhalten?" – ,,Ja." – ,,Vielen Dank, das war's schon."  ;D

beckspayne

Mittagessen
Das Mittagessen konnte am Ende des Einführungsvortrags bestellt werden und wurde in das Unterkunftsgebäude gebracht, da die Bewerber nicht in die Truppenküche sollten. Gegessen wurde im ausreichenden Sicherheitsabstand, leider jedoch alle in gleicher Blickrichtung, also eher unkommunikativ. Ich hatte zwischen der Mittagspause und dem Interview allerdings noch zwei Stunden Wartezeit zu überbrücken, sodass genügend Zeit war sich mit den anderen Bewerbern kurzzuschließen.
Im Laufe des Tages notiert der PvD die geplante Uhrzeit für das Interview auf dem Laufzettel. Zu dieser Uhrzeit sollte man sich im Warteraum des Gebäudes aufhalten, damit man dort abgeholt werden kann.

Interview
Vorweg: das Interview ist absolut fair und vermittelt überhaupt nicht den Eindruck einer Prüfungssituation. Vielmehr fühlte es sich an wie ein Zwischending aus Dating-Plattform und Vorstellungsgespräch.
Das Interview wurde in meinem Fall von einer Psychologin und einem Major nacheinander durchgeführt. Man wird also nie von zwei Seiten in die Mangel genommen, sondern kann sich auf eine Person und die Fragen dieser konzentrieren.
Der Major machte den Anfang und neben den allgemeinen Schwerpunkten (,,Sie arbeiten ja im medizinischen Bereich, wollen also Leben retten erhalten. Wie passt es denn dann dazu, dass Sie auch Waffengewalt einsetzen würden?"; ,,Was zeichnet einen guten Führungsstil/Offizier aus?"; ,,Wie bewerten Sie das aufflammen der neuen Rechten und wie würden Sie Mitglieder dieser Bewegung begegnen?"; ,,Sie haben angegeben, dass Sie auch an einem Auslandseinsatz teilnehmen würden. Sind Sie sich des Risikos bewusst?") speisten sich die Fragen überwiegend aus meinem biografischen Fragebogen und meinem Werdegang. Nachfragen zu den Angaben aus meinem PMO habe ich, wie oben erwähnt, nicht feststellen können.

Anschließend übernahm die Psychologin die Gesprächsführung und fokussierte sich dabei vor allem auf Drogen und Alkohol, meinen Lebenslauf und die Diskrepanz zwischen Abitur (eher nicht so gut) und Studienabschluss (sehr gut). Die Antwort, dass ich früher einfach undiszipliniert und faul gewesen bin war nicht, wie ich zuerst befürchtet hatte, negativ aufgenommen worden. Ich vermute, dass Ausflüchte und andere Erklärungsversuche sich nachteiliger ausgewirkt hätten. Da ich den Arzt vorher von seiner Schweigepflicht entbunden habe, kamen auch noch einige Fragen über meinen Gesundheitszustand und die Vereinbarkeit mit der Tätigkeit als Offizier, wozu ich aber gute Argumente parat hatte. Zum Schluss kommen noch drei obligatorische Fragen zu Insolvenz-, Straf- bzw. Ermittlungsverfahren oder dergleichen.

Während des Gesprächs hatte ich durchgängig ein positives Gefühl. Bei zwei Fragen des Majors war ich mir nicht sicher, wie diese gemeint war bzw. hatte ich keine gute Antwort darauf. Daher habe ich mit meiner Antwort versucht, das Thema etwas zu lenken, was auch gut funktioniert hat. Das würde ich allerdings nur geübten Personen raten, denn wer plump einer Frage ausweicht wird garantiert extrem negativ auffallen.
Zudem ist mir aufgefallen, dass beide Prüfer nicht nur genau auf meine Antworten, sondern auch auf meine Körperhaltung und Gestik geachtet haben. Daher nehme ich an, dass auch die nonverbale Kommunikation in diesem Interview ausschlaggebend ist. Außerdem wurde mir ganz am Ende des Interviews die Chance gegeben, noch weitere Themen anzusprechen oder Ergänzungen zu machen. Davon habe ich keinen Gebrauch gemacht, habe mich darüber während der anschließenden Wartezeit aber ziemlich geärgert, da mir noch ein paar gute Argumente eingefallen sind.
Nach den etwa 30 Minuten Interview begleitete mich der Major nach draußen und sagte, dass er mich nach etwa fünf bis zehn Minuten Beratung wieder abholen würde. Wie lange die Beratung tatsächlich gedauert hat, kann ich nicht sagen, gefühlt waren es 20 Minuten. Wie angekündigt holte der Major mich vor dem Gebäude ab und führte mich zurück in den Interviewraum. Auf meinem Platz lagen schon die Zwischenbescheide mit dem Ergebnis, allerdings verdeckt. Nach einer kleinen Zusammenfassung wurde mir das positive Ergebnis offenbart. Ich war zwar nicht überrascht, aber natürlich trotzdem froh und erleichtert. Beim PvD habe ich mir danach die Uhrzeit für den letzten Termin abgeholt: das Gespräch mit dem Einplaner.

Einplanungsgespräch
Vom Einplaner wurde ich wieder im Warteraum abgeholt und in ein kleines Büro geführt. Durch eine Plexiglasscheibe zwischen ihm und mir und das geöffnete Fenster konnten wir aber trotz fehlendem Abstand die Masken abnehmen. Entgegen mancher Meinungen, die ich vorher gehört hatte, empfand ich das Gespräch als sehr hilfreich und informativ. Zwar wird man nicht tatsächlich eingeplant, ich habe aber in aller Ausführlichkeit erfahren, wie der weitere Ablauf ist und wann ich was wo und wie machen kann und soll. Also welche Lehrgänge wann und wie oft angeboten werden, was der Inhalt der jeweiligen Module ist, wie man sich dazu anmeldet, wie die Prüfungen aussehen, etc.


Ganz zum Schluss noch einmal beim PvD vorbeischauen, den Laufzettel abgeben und ein Fresspaket empfangen und dann ging es ab nach Hause. Ich war von allen Bewerbern wohl so ziemlich der letzte und ich habe die Kaserne um 15:30 Uhr verlassen, daher glaube ich, dass die Zeitangabe auf der Einladung (Ende bis spätestens 17:00 Uhr) selten bis gar nicht eintritt.

Insgesamt war es eine sehr positive Erfahrung und ich war von der Organisation und auch dem Hygienekonzept recht beeindruckt. Die Wartezeiten haben mich nicht großartig gestört, in der Zeit kann man gut runterkommen, nochmal was nachlesen oder ein Käffchen trinken (Automat im Aufenthaltsraum des Unterkunftsgebäude vorhanden, Kosten: 1€).


In diesem Erfahrungsbericht wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit bei allgemeinen Bezeichnungen ausschließlich die männliche Form verwendet.

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