Moin zusammen,
da mir persönlich Erfahrungsberichte geholfen haben, wollte ich nur kurz meinen Senf dazugeben.
Ich war vom 19.1. bis zum 21.1. in Köln und habe dort das Assessmentcenter durchlaufen. Beworben habe ich mich für den Fliegerischen Dienst.
Anreise
Für die Anreise erhält man zwar Bahntickets, diese habe ich jedoch nicht genutzt. Auf dem Gelände kann man auch gut sein Auto auf dem Bewerberparkplatz abstellen.
Offiziell soll man sich bis 14:30 dort "einfinden" - konkret bedeutet dies aber, dass um 14:30 mit der Einführungsveranstaltung begonnen wird. Daher sollte man 1-2 Stunden vorher da sein. Dann hat man Zeit, seine Stube (man erhält Einzelstuben) zu beziehen und vielleicht auch schon seine Mitbewerber kennenzulernen - jedoch unter Einhaltung der Corona-Regeln! Darüber hinaus sind Handys, Smartwatches und Ähnliches auf dem Gelände tabu (mit Ausnahme der Bewerberunterkunft). Uns wurde gesagt: Wer sich nicht dran hält, darf sofort nach Hause fahren.
Um 14:30 wird man dann von seinen Betreuungsoffizieren abgeholt und ins Prüfgebäude gebracht, wo man dann einen Einführungsvortrag erhält. Dieser erklärt im Wesentlichen nochmal den Ablauf der kommenden Tage und informiert über die Möglichkeiten, die man bei der Bundeswehr hat. Zudem wird einem ein Laufzettel ausgehändigt, auf dem der personalisierte Ablauf der nächsten zwei Tage notiert ist. Am Ende muss man noch einen Fragebogen zur eigenen Persönlichkeit ausfüllen, der der Prüfkommission als Grundlage für das Interview dient. Daran schließt ein Vortrag an, der sich mit dem Studium bei der Bundeswehr befasst. Man erhält einen weiteren Bogen, auf dem die Studienwünsche notiert/abgeändert werden können.
Nachdem das alles durch ist, hat man auch schon Feierabend.
1. Prüftag
Man sollte ausreichend früh schlafen gehen, denn der erste Prüftag beginnt um ca. 6:10. Zudem muss bis 5:30 das Zimmer geräumt werden - aber dazu später mehr.
Mein Tag sah im Wesentlichen wie folgt aus:
1. Station: Arzt
Hier wird man medizinisch untersucht und einem Tauglichkeitsgrad von D1-D5 zugeordnet. Für eine Übernahme als Offizier ist mindestens D2 nötig.
Drauf vorbereiten kann man sich eigentlich nicht. Man lässt einfach Hör- und Sehtests, einen Urintest, eine Überprüfung der Körpermaße, Blutdruck, etc. über sich ergehen. Dauert in der Regel auch nicht lange. Entgegen der Erfahrung anderer User hier im Forum wurde ich NICHT wegen meiner Brille direkt für alle fliegerischen Verwendungen untauglich geschrieben.
2. Station: Fliegertest, psychologische Tests
Die psychologischen Tests und der Fliegertest fanden bei mir zusammen in einem Durchlauf statt.
Bei den psychologischen Tests wird man über politische Ansichten, Umgang mit bestimmten Themen (Alkohol, Drogen, Stress, etc.) und seine eigene Persönlichkeit befragt - vor allem wie man sich mit und vor anderen Menschen verhält. Hier lohnt es sich intuitiv und ehrlich zu antworten, denn auf diese Fragen kann später im Interview Bezug genommen werden.
Der Fliegertest ist mittlerweile eine Kombi aus einem Konzentrationstest und dem MKT (Mechanischer-Kenntnis-Test). Hier ist ein gutes technisches Allgemeinwissen von Vorteil.
3. Station: GSV
Beim Gruppensituationsverfahren geht es darum, der Prüfkommission live zu präsentieren, wie man sich vor einer Gruppe verhält. Auch hier kann man sich meiner Meinung nach nicht all zu sehr vorbereiten, da es weniger um die Lösungsfindung geht (man erhält mit der Aufgabenstellung zusammen auch Lösungsvorschläge oder zumindest mögliche Argumente, die man nutzen kann) und mehr darum, wie man sich in ein Gruppengespräch integriert, ob man ein einigermaßen sicheres Auftreten hat, selbstständig Inhalte verknüpfen und sinnvoll einbringen kann, usw.
Falls man sich doch darauf vorbereiten möchte, kann man das natürlich tun. Dabei sollte man den Fokus vor allem auf freies und deutliches Sprechen legen. Ich beispielsweise habe vieeel zu schnell gesprochen, was es den Prüfern natürlich schwer macht, mich zu verstehen. Lieber nimmt man sich die Zeit und spricht laut und deutlich.
4. Station: CAT-Test
Hierzu kann man eigentlich nicht viel sagen. 30 Fragen, aus den Bereichen Mathe, Matrizen und Wortanalogien. Im Grunde wie ein kleiner IQ-Test. Ich hab mich mit dem eTrainer darauf vorbereitet und das hat absolut ausgereicht.
Danach gab es erstmal Mittagessen, bevor es es für mich mit dem Mathetest weiterging.
5. Station: Mathe-Kompetenz-Test
Der Mathe-Test war (zumindest in meinem Fall) eher ein etwas anspruchsvollerer Logik-Test; zumindest kamen bei mir viele Fragen dran, die so erstmal nichts mit Mathe zutun hatten. Nichtsdestotrotz wird hier Oberstufenmathematik abgefragt. Wer also ein technisches Studium anstrebt, sollte sich hier Mühe geben.
6. Station: Interview
Wenn man (wie ich) bis hierher alle anderen Stationen bereits durchlaufen hat, steht das Ergebnis in der Regel schon quasi fest. Das Interview dient dazu, das Bild des Bewerbers abzurunden. Aber Vorsicht: Sollte man bis hierher geeignet sein, kann man im Interview immer noch rausfliegen!
Ich persönlich habe das Gespräch als sehr angenehm empfunden. Es werden Fragen zur Motivation gestellt, warum man ausgerechnet zur Bundeswehr möchte, mit welchen Problemen und Herausforderungen man als Offizier konfrontiert wird. Fach- oder Allgemeinwissen wurde bei mir nicht abgefragt, und bei den meisten anderen meiner Mitbewerber auch nicht. Dennoch sollte man sich über seine angestrebte Verwendung im Klaren sein, und auch bisschen was dazu erzählen können. Die Psychologin, die Teil der Prüfkommission ist, stellt einem Fragen zur eigenen Persönlichkeit, wie man mit Problemen umgeht, Stärken, Schwächen, usw. Denkt dran, es geht hier darum, euch als Menschen besser kennenzulernen. Ich zumindest kann nicht behaupten, dass mir provokative Fragen gestellt wurden.
Anschließend verlässt man den Prüfraum und die Kommission berät darüber, ob sie einen für geeignet halten oder nicht. Nach etwa 10-15 Minuten wird man hereingebeten und - so war es zumindest bei mir - nach einer Selbsteinschätzung gefragt. Hört sich vielleicht blöd an, aber auch das solltet ihr können. Wenn ihr ein gutes Gefühl habt, dann sagt das auch so, sonst stottert ihr euch genauso einen ab wie ich in der Situation.
Jedenfalls hat bei mir soweit alles gepasst, und ich durfte erstmal in die Pause.
7. Station: Einplanungsvortrag
Hier müsst ihr nichts mehr machen, sondern hört euch im Wesentlichen nur einen Vortrag darüber an, wie das mit der Einplanung funktioniert und wie es mit einem weitergeht. Man sollte sich an dieser Stelle nicht von den bloßen Zahlen verunsichern lassen.
Für diejenigen, die den ersten Tag bestanden habe, erfolgt nun der Transfer in ein durchaus sehr charmantes Hotel, wo man die Nacht verbringen darf. Hintergrund ist wahrscheinlich, dass bis dahin bereits "neue" Bewerber in der Mudra-Kaserne untergebracht werden müssen, aber so genau weiß ich das nicht.
2. Prüftag
Nach der Übernachtung im Hotel wird man gegen 6:30 wieder zur Mudra-Kaserne gefahren. Was einen hier erwartet hängt ganz davon ab, wofür man sich beworben hat. Bewerber des Fliegerischen Dienstes sowie des Sanitätsdienstes müssen unter Umständen noch Zusatztestungen (bzw. Letztere ein Prüfgespräch) machen. Da ich meinen Zusatztest jedoch bereits am ersten Tag hinter mich gebracht habe, wartete nur noch der Einplaner auf mich.
Unter Umständen muss man noch zum Studienberater; insbesondere dann, wenn es Diskrepanzen zwischen den Wünschen eines Bewerbers und den gezeigten Leistungen oder den Kapazitäten der Bundeswehr gibt. Mir ist dieser Weg allerdings erspart geblieben.
Nachdem ich dann mein Ergebnis erhalten hatte durfte ich noch einem Einweisungsvortrag für Pilotenbewerber lauschen und dann auch schon nach Hause.
Insgesamt lässt sich für dieses Assessment eigentlich nur Folgendes sagen: Bereitet euch vor soweit es geht, aber macht euch nicht verrückt. Mir haben die drei Tage viel Spaß gemacht, ich habe coole Leute getroffen und wichtige Erfahrungen gesammelt.
Falls noch Fragen sind, kann er/sie sich gerne melden.