@Schlangenoffizier ... ich möchte Sie ja ungern aus den Träumen reißen, dass die medizinische Versorgung innerhalb der Truppe sich am hehren Ethos der bestmöglichen Versorgung orientiert. Dann nämlich, würde es nicht eine Menge unbesetzter Arztstellen bei den San(St)Offz Arzt/Zahnarzt geben. Die meisten offen Stellen gibt es, soweit man den Ausführungen von Frau Dr. Högl und ihren Amtsvorgängern glauben darf, nämlich in der unmittelbaren Patientenversorgung.
Außerdem unterhält das BAPersBw eine Stelle, die sich nur damit beschäftigt, von vorzeitig ausgeschiedenen San(St)Offz, entsprechend Ausbildungskosten etc. zurückzufordern. Diese Ärzte werden zum Teil sicherlich lieber eine Karriere am Krankenhaus oder in der Niederlassung anstreben.
Die Behandlung ziviler Patienten in den BwKen erfolgt sicher auch nicht völlig uneigennützig, nur um der Gesundheit der Patienten willen, sondern tatsächlich auch um Einnehmen zu generieren.
@christoph1972
Ich glaube kaum, dass ich ein Träumer bin, sondern dass ich einen sehr realistischen Blick auf die Systeme habe.
Natürlich gibt es unbesetzte Stellen für Sanitätsoffiziere, da es in Deutschland zwar keinen Mangel an Medizinstudenten, aber an Ärzten gibt. Die Ärzte, die sich nach ihrer Ausbildung entschließen, in Deutschland zu arbeiten, können sich ihre Stelle aussuchen, da ist die Option einer ständigen Versetzbarkeit im gesamten Bundesgebiet wohl ähnlich unattraktiv wie die Vergütung. Kassenarztsitze werden einem Jahr heutzutage quasi nach geworfen und Krankenhäuser reißen sich um Ärzte, die der deutschen Sprache in Wort und Schrift mächtig sind, finden diese aber in der Regel nicht. Mit anderen Worten, als Arzt kann man sich in Deutschland seinen Job wahrlich aussuchen.
Theoretisch könnte die Bundeswehr hier die Attraktivität für Ärzte erhöhen, das stößt im Rahmen der Besoldungsordnung allerdings auf Schwierigkeiten und die Aufgabe der Option zur Versetzung würde es vermutlich verunmöglichen, die Stellen von Truppenärzten in irgendwelchen Dorfkasernen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, zu besetzen.
Ich glaube kaum, dass der Sanitätsdienst die Kameraden den Ärztemangel spüren lässt. Wenn kein Arzt da ist, wird man eben hingefahren, wenn kein Facharzt da ist, wird man eben woanders zu einem Facharzt gefahren, ganz bequem mit dem KvD und das alles während der Dienstzeit. Welcher Arbeitgeber sonst tut so etwas?
Dass die Bundeswehr von den Abbrechern die Ausbildungskosten zurückfordert ist nicht nur legitim, sondern auch eine Verpflichtung gegenüber dem, der die Ausbildung bezahlt hat, nämlich dem Steuerzahler. Natürlich hätte ich auch gerne während meines Studiums das Gehalt eines Fahnenjunkers, dann eines Oberfähnrich und zuletzt eines Leutnants bekommen. Die Option, nach dem Studium meine Karriere nicht frei steuern zu können und jederzeit wohin auch immer versetzt zu werden, hat mich allerdings abgeschreckt, deshalb habe ich zivil studiert. Das bedeutete kein Gehalt machen, sondern nebenbei Nachtwachen im Krankenhaus machen. Natürlich kann ich es verstehen, wenn sich ein junger Mensch in seiner Lebensplanung verschätzt. Es ist aber nun einmal so, dass die Bundeswehr das Studium mit der Maßgabe finanziert, dass man die Kosten nachträglich abdient. Und da muss man sich natürlich dann überlegen, ob man zu seiner Vereinbarung steht und sie ein Held, oder ob man sie lösen möchte und dann einen entsprechenden Schadensersatz leistet. Ich denke, dass es gegenüber all denen, die ihr Studium selbst finanziert haben, legitim. Dass man sich seinen Arbeitsplatz nicht selbst aussuchen kann, ist das, was für den Sanitätsoffizier und natürlich auch für jeden anderen Soldaten blöd ist. Ansonsten kann man sich bei der Bundeswehr wohl über die Arbeitszeiten, die Anforderungen und die Förderung, die man erhält, kaum beschweren. Die Motivation, die Bundeswehr wieder zu verlassen, dürfte wohl vor allem darin bestehen, gemeinsam mit dem Lebenspartner den Wohnort selbst wählen zu wollen.
Was die Behandlung zu vieler Patienten an den Bundeswehrkrankenhäuser in angeht, kann ich Ihnen definitiv sagen, dass, sollte die Behandlung ziviler Patienten als Einnahmequelle gedacht sein, dieses Ziel dann ausgesprochen dilettantisch verfolgt wird. Im stationären Bereich wird weder was die Liegedauer noch was die Qualität der Behandlung angeht gespart, die Fließband Abfertigung ala Helios, die man aber ebenso in berufsgenossenschaftlichen Kliniken, Knappschaftskrankenhäusern und den inzwischen völlig verkommerzialisierten verbliebenen kirchlichen Häusern vorfindet, gibt es nicht. Im ambulanten Bereich werden Patienten versorgt und wenn medizinisch nötig immer wieder einbestellt, obwohl klar ist, dass eine Vergütung durch die Krankenkassen nicht erfolgen wird. Als Kassenarzt, der aber auch schon für die DRG-Abrechnung in der Klinik verantwortlich gewesen ist, bin ich auf meinem Beorderungsposten diesbezüglich schon mehrfach zusammengezuckt. Mein Eindruck ist eher, dass der Bund hier das marode System der gesetzlichen Krankenversicherung substituiert, weniger mit der Intention, die Versorgung zu verbessern, denn die Bundeswehrkrankenhäuser wirken ja nur punktuell, als vielmehr das Ansehen der Bundeswehr in der Bevölkerung zu stärken, was bei den begeisterten und dankbaren Patienten ja auch durchaus gelingt.