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Erfahrungsbericht 2022 - Assessment Center für Führungskräfte der Bundeswehr

Begonnen von Der Bundeskanzler, 18. September 2022, 23:53:56

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Der Bundeskanzler

Hi,
ich habe das Assessment Center vom 07.09.-09.09.2022 absolviert und mit Bestleistungen bestanden. Da ich mich selbst zuvor in exakt diesem Forum über das Assessment informiert habe, möchte ich nun Interessenten oder Bewerbern helfen.

Vorwort

Jeder der Offizier werden möchte, muss zunächst das Assessment Center für Führungskräfte der Bundeswehr in Köln durchlaufen und das Auswahlverfahren bestehen.
Solltest du dich beworben haben und nun gierig nach Informationen zum Thema suchen - gern geschehen.
Zunächst möchte ich euch jedoch etwas sagen: GLAUBT AN EUCH! Der Wille entscheidet. Das ist nicht nur ein leeres Sprichwort. Ich persönlich hatte quasi permanent Zweifel. Dies lag vor allem an den Betreuungsoffzieren, welche sehr gute Angstmacher sind. Aber schlussendlich lag ich am Abend auf Stube und habe mir eingeredet: "Ich schaffe das. Du kannst das!" Das ist alles was zählt. Entweder du bist dazu geeignet Offizier zu werden, oder eben nicht. Es gibt kein dazwischen. Und dafür kannst du auch nichts. Bitte versuche nicht, dich zu verstellen o.ä. - die Prüfoffiziere merken das sehr schnell. Für alles Weitere kann man lernen und das solltest du auch.

Ich habe mich auf die Kampftruppe beworben: FSchJg, PzGren, Jg mit Studienwünschen: Politikwissenschaften, Staats- und Sozialwissenschaften oder Geschichtswissenschaften. Wir waren 19 Bewerber: 4 Piloten, 5 Ärzte, 4 Marine, 4 Heer, 2 Luftwaffe. Ich kann natürlich nichts über die Piloten-/Ärztetests sagen. Wie viele von denen schlussendlich ihre Verwendung erhalten haben, erfährst du am Ende.

Genug gelabert, jetzt zum Wichtigen!


Der Bundeskanzler

Vorbereitung

Wie bereitet man sich am Besten auf das Auswahlverfahren vor? Man sucht online nach Tests. Genau das solltet ihr machen. Es gibt zwei einigermaßen gute CAT-Tests. Bei einem hatte ich immer 95% richtig, beim anderen immer nur 45%. Lasst euch davon nicht stressen, die wollen natürlich auch Geld verdienen mit ihren Hilfsangeboten.
Ich habe ein Buch mit Aufgaben für das Assessmentverfahren. Das kann ich euch nur empfehlen (ich nenne keinen Namen, da es bereits 10 Jahre alt ist, aber es gibt Dutzende im Internet zu finden). Die kosten dann zwar 30€-50€ - aber das war es mir wert. Wollt ihr Geld sparen: macht auf jeden Fall Matrizentests und Matheaufgaben ab der 10. Klasse aufwärts.
Ansonsten habe ich mich intensiv mit meinen Verwendungen/Studienwünschen auseinandergesetzt, sodass ich dazu aussagekräftig bin. Ich beschäftige mich bereits seit 3 Jahren intensiv mit der Bundeswehr, weshalb ich ein sehr umfangreiches Wissen über sie habe. Solltet ihr diesen Vorlauf nicht haben - informiert euch umfangreich. Im AV werdet ihr nur sehr wenig bis gar nicht über die Bundeswehr befragt, aber es macht im gesamten Auftreten einen großen Unterschied, ob ihr euch damit auskennt oder eben nicht.

1. Tag

Wichtig: nimm dir mehrere Masken mit. Der erste Tag ist Anreisetag. Er ist recht entspannt - es sei denn du fährst mit der DB. Meine Empfehlung: fahre mit dem Auto. Solltest du dennoch die DB wählen, nimm eine Bahn, welche mindestens 3h vor dem Anreisezeitpunkt in Köln ist. Der Anreisezeitpunkt war bei mir um 1430 Uhr. Du solltest mindestens eine Stunde eher da sein. Mein ICE fiel kurzerhand aus, also umplanen und irgendwie pünktlich ankommen. Letztlich kam ich um 1300 Uhr an der Mudra-Kaserne an.

Begrüßt wirst du von der Wache. Dieser zeigst du deinen Personalausweis und deine Einladung zum Assessment. Anschließend wirst du zum Unterkunftsgebäude beordert. Dort wirst du von zwei, mehr oder weniger, netten Herren begrüßt. Durch die Maske und ihr Genuschel versteht man sie leider nur schlecht (zuhören ist nicht sooo wichtig, auf einer Tafel daneben steht alles, was du wissen musst). Du stellst dein Gepäck auf dem, und das ist sehr wichtig, GELBEN STREIFEN ab. Danach geht es ins Prüfgebäude direkt gegenüber dem Unterkunftsgebäude, wo du auf Corona getestet wirst. Solltest du negativ getestet worden sein, darfst du wieder zurück zum Unterkunftsgebäude und deine Stube beziehen. Um 1500 Uhr kommen die Betreuungsoffiziere. Sie stellen sich kurz vor - fertig. Kurz was zu denen: die Betreuungsoffiziere sind eure Freunde (!). Du kannst und sollst mit ihnen reden. Sie machen dir etwas Angst, keine Frage, aber sie geben dir neben diesen Späßchen auch sehr gute Tipps, welche so einigen den Arsch gerettet haben dürften.
Bevor es weiter geht: wir waren in Summe 19 Bewerber. Die Bewerberzahlen sind seit dem Ukrainekrieg extrem eingegangen. Damals ca. 50 pro Lauf, nun mehr eben noch knapp 20.
Die Betreuungsoffiziere führen euch in das Prüfgebäude. Dort geht ihr in einen großen Raum und werdet eurem PvD (Personaler vom Dienst) vorgestellt. Unserer war ein StUffz. Der erzählt euch nochmal alles, was ihr eigentlich schon wissen solltet. Er schildert den Ablauf des Assessmentverfahrens und gibt euch viel Papierkram. Das Wichtigste ist euer Laufzettel. Den habt ihr immer mitzuführen. Darauf sind eure Stationen eingetragen, wann ihr sie habt und welcher Prüfkommission ihr unterstellt seid. Weitere Papiere sind: Vorbereitungsbogen für CAT-Test/Interview, Ärztlicher Anamnesebogen, (potentiell mehr, aber das ist das Wichtigste). Den Vorbereitungsbogen für den CAT-Test/Interview füllt ihr direkt vor Ort aus. Dafür habt ihr eine halbe Stunde zeit - macht euch kein Stress. Ihr solltet alle Fragen mit Leichtigkeit beantworten können, schließlich wisst ihr ja, warum ihr Offz werden wollt...bitte wisst das (!) einige wussten darauf keine Antwort, die sind dann auch am zweiten Tag rausgeflogen. Fragen sind z.B.: Hobbys, Warum Bw, Schullaufbahn/Berufslaufbahn, Welche Studienwünsche. Der PvD sammelt die Zettel dann wieder ein. Danach spricht ein Offizier aus der Prüfkommission. Dieser erzählt euch nochmal das gleiche, was auch der PvD gesagt hat - nur ausführlicher. Ihr könnt ihn auch einiges Fragen (aber bitte nichts Dummes). Damit geht dann der erste Tag zu Ende. Die Betreuungsoffiziere geleiten euch zur Truppenküche, dort erhaltet ihr Lunchpacks (die sind ziemlicher Müll - aber man kann es essen). Anschließend habt ihr Freizeit.
Wichtig: es steht euch frei, die Kaserne zu verlassen und bspw. irgendwo Essen zu gehen. Mein Hinweis: macht es nicht. Das Essen aus dem Lunchpack macht Satt und ist essbar. Was jedoch viel wichtiger ist: ihr könnt mit den Betreuungsoffizieren reden. Die sitzen nämlich bis (bei mir war es so) 1900 Uhr vor dem Unterkunftsgebäude und langweilen sich. Wenn ihr Fragen habt, fragt! Auch solltet ihr mit den anderen Bewerbern ins Gespräch kommen. Zu Beginn ist das natürlich immer etwas verklemmt. Fangt am Besten mit dem Erfragen nach der Verwendung an - daraus entwickelt sich meist ein interessantes Gespräch, wobei sich die Betreuungsoffiziere mit Tipps und Fragen einmischen. Vergesst auch nicht euren ärztlichen Anamnesebogen auszufüllen (und zu unterschreiben).
Damit geht der erste Tag zu Ende. Ich persönlich konnte kaum schlafen. Das lag nicht mal unbedingt daran, dass das Bett schlecht war, mehr daran, dass ich vor Aufregung und Selbstzweifel fast platzte. Aber wie im Vorwort gesagt: redet euch ein, dass ihr das schafft. Glaubt mir, das hilft sehr.
Letztlich bin ich gegen 2300 Uhr eingeschlafen.

Der Bundeskanzler

2. Tag

Um 0545 Uhr ist Frühstück. Ich, als Frühaufsteher (wahrscheinlich eher durch die Aufregung), bin bereits um 0300 Uhr aufgewacht und habe erst einmal geduscht. Dann musste ich irgendwie 2h rumbekommen. Tipp: prüft eure Unterlagen, lest euch eure Verwendung noch einmal durch (und was ihr da zu tun habt). Ihr geht dann mit den anderen Bewerbern zur Truppenküche und verpflegt euch. Um 0615 Uhr beginnt bereits der erste Prüftag ihr müsst aber mindestens 5 Minuten eher da sein, esst also schnell.
Der Prüftag beginnt im großen Raum. Ihr habt eure Sicherheitserklärung und euren Anamnesebogen (UNTERSCHRIEBEN) abzugeben. Dann sagt euch der PvD wo ihr hin müsst.

Mein Tag begann mit dem CAT-Test. Ihr setzt euch an euren Computer und erhaltet eine Einweisung. Der CAT-Test besteht aus 5 Tests: 2 Persönlichkeitstests, Mathetest, Deutschlogiktest, Logiktest.

1. Persönlichkeitstest:
Hier habt ihr drei Aussagen, welche ihr nach euer eigenen Priorität einstufen müsst - sprich: welcher Aussage stimmt ihr am meisten zu, welcher am wenigsten, welche kommt in die Mitte.
Bsp.:
1. In Gruppen habe ich gerne das Wort
2. Bei Widerspruch werde ich schnell aggressiv
3. Ich rede nicht gerne mit Fremden
Jetzt werdet ihr euch denken: was fürn Scheiß?! Da gibt es ja keinen Zusammenhang!
Richtig - das ist denke ich auch nicht das Ziel. Ihr müsst für euch entscheiden, was das Wichtigste ist und was nicht. Darauf könnt ihr euch nicht vorbereiten. Aber daran misst sich euere Offiziereignung. Seid ehrlich aber nicht dumm.

2. Persönlichkeitstest
Hier habt ihr eine Aussage und müsst ihr entweder zustimmen oder nicht zustimmen.
Bsp.:
1. Moscheen sollten in Deutschland verboten werden -> Stimme ich zu / Stimme ich nicht zu
2. Ich kommuniziere gerne mit anderen Menschen -> Stimme ich zu / Stimme ich nicht zu
3. Ich bin sehr unzufrieden mit meinem Leben -> Stimme ich zu / Stimme ich nicht zu
Lest die Fragen richtig und checkt eure Antworten. Ich habe versehentlich bei Bsp. 3 angegeben, dass ich der Aussage zustimme, was natürlich nicht der Fall war. Da kommen dann Fragen im Interview, aber das konnte ich schlussendlich als Fehler meinerseits klarstellen.

Deutschlogiktest
Hier bekommt ihr Wortanalogien.
Bsp.:
Apfel : Baum - Licht : ? -> 1. Lampe, 2. Sonne, 3. Scheinwerfer -> 2. ist richtig da die Sonne Licht ausstrahlt. Warum nicht 1/3? Der Baum und der Apfel sind etwas Natürliches, die Sonne ist das Einzige, was natürlich ist.

Mathetest
Es kommen Grundrechenaufgaben dran. Schaut euch die Wurzelgesetze an, ebenso Bruch- und Prozentrechnung.
Bsp.:
2/5 + 3/8 = ?

Logiktest
Hier kommen Matrizen dran. Schaut euch dazu einfach online ein paar Matrizentests an.

Danach ging es für mich zum ärztlichen Dienst. Ihr gebt euren ärztlichen Anamnesebogen am Empfang ab. Dann passiert folgendes:
Zwei Sehtests, Körpergröße, Gewicht, Urinprobe, Körperuntersuchung durch Arzt.
Der Arzt checkt euch einmal komplett ab. Hierbei achtet er vor allem auf euren Rücken und eure Gelenke, da die später massiv belastet werden. Ihr werdet hierbei auch gemustert. Ich wurde D2 gemustert (ja, "D" nicht "T" fragt mich nicht warum), aufgrund meiner Körpergröße (174cm -> D1 ab 175cm). Da ich aber ansonsten völlig gesund war, konnte ich für alles verwendet werden.
Noch etwas zu mir: ich gehe 4x die Woche ins Gym und 1x die Woche Laufen. Bin also körperlich ziemlich gut unterwegs. Ihr solltet auch Sport machen - es hilft euch nur.

Anschließend musste ich zum PvD und das Gutachten des Arztes (=Musterung) abgeben. Er legt das zu den Akten und sendet euch weiter zur nächsten Prüfung.

Für mich ging es weiter mit dem Gruppensituationsverfahren (GSV). Ihr werdet zusammen mit zwei weiteren Bewerbern in einen Raum geführt, wo ihr an einem Tisch platz nehmt. Euch gegenüber sitzt die Prüfkommission, bestehend aus 3 Offizieren.

Diskussion
Das GSV beginnt mit der Gruppendiskussion.

Zur Aufgabe:
Es gibt ein Verein, bestehend aus drei Teams (Fußball, Tennis, Kampfsport). Der Verein erhält einen neuen Trainer, welcher nun einem Team zugeteilt werden muss. Der Trainer hat gewisse Eigenschaften und das jeweilige Team bestimmte Bedürfnisse. Euer übergeordnetes Ziel ist es, den Trainer in irgendein Team zu stecken, da er sonst zu einen anderen Verein wechselt. Dabei dürft ihr aber nicht eure eigenen Interessen vergessen (euer Team soll den Trainer erhalten).

Zur Diskussion:
Ihr erhaltet mehrere Argumente als Vorlage. Ich war Team Fußball und hatte als Argumente z.B., dass ich mit einem weiteren Trainer zwei Fußballteams trainieren könnte, oder die Besseren einzeln trainieren könnte.
Tipp: nutzt nicht zwangsweise und vor allem nicht nur die vorgegebenen Argumente. Ablesen kann jeder, selbst Denken nicht jeder. Es ist eine Bestenauslese, seid die Besten.
Die Diskussion begann nach kurzem Einlesen. Zunächst habe ich eine andere Person sprechen lassen und mich etwas zurückgehalten. Dann habe ich die Wortführung übernommen und die Diskussion geleitet. Dabei habe ich darauf geachtet, alle mit einzubinden, meine Argumente zu nennen und zu begründen und die anderen Argumente zu entkräftigen.
Dies gelang mir sehr gut. Da die 9min aber nur kurz sind und mein Gegenüber schlichtweg nicht aufgeben wollte, entschied ich mich dazu, ihr den Trainer zu geben, damit wir immerhin die Hauptaufgabe erfolgreich lösen konnten.
Tipp: Es geht nicht darum auf eure Interessen zu bestehen. Ihr sollt ein Ergebnis erzielen, das ist alles was zählt.

Planungsaufgabe
Die Planungsaufgabe baut auf der vorherigen Aufgabe auf. Wir mussten nun einen Trainingsplan erstellen, wobei gewisse Trainingseinheiten für bestimmte Tage und Zeiten festgelegt waren. Auch waren einige Trainingseinheiten Pflichtprogramm.
Ihr müsst diese nur noch ordnen und dann kurz mit euren Mitbewerbern besprechen.

Vortrag
Ich sollte vor dem Vorstand meines Unternehmens sprechen. Zuvor wurde ich beauftragt, ein Umweltsiegel für die Firma zu beschaffen. Das erhält man, wenn man entweder E-Auto-Parkplätze bauen lässt, oder Fahrräder für die Belegschaft anschafft. Ich musste nun kurz beide Optionen vorstellen, mich für eine Entscheiden, diese begründen und schlussendlich einen 3-Monatsplan aufstellen, wie ich die Umsetzung gedenke.
Ihr habt 25min Vorbereitungszeit und müsst 7min (maximal) reden.
Ich war der Einzige, welcher perfekt getimed hat und nach 7min fertig war. Ein Bewerber musste kürzen, der Andere war zu schnell.

Danach folgte das Interview.
Diese fand bei mir mit zwei Prüfoffizieren meiner Prüfkommission statt.

Einschub: es kann sein, dass ihr einen Psychologen und einen Prüf-Offz als Interviewer habt, oder eben zwei Prüf-Offz. Der PvD versicherte uns im Vornherein, dass dies zufällig geschieht und ihr daraus keine schlechten Schlüsse ziehen sollt, solltet ihr einen Psychologen mit dabei haben.

Die Prüf-Offz stellen euch Fragen zu euren Beweggründen weshalb ihr zur Bw wollt. Auch gehen sie auf den von euch am Vortag ausgefüllten Fragebogen ein.
Seid ehrlich, nett und kommunikativ. Der Worstcase wäre ein Verhör. Ich konnte das Ganze zu einem ausgeglichenen Dialog umformen. So sprach ich selbst Themen an, bspw. den Ukrainekrieg, die Taiwankrise, meine Erfahrungen im Umgang mit Verletzung und Tod (ich bin bereits viele Jahre in einer gut ausgelasteten Freiwilligen Feuerwehr tätig) oder die Gründe für die Offizierlaufbahn.
Hier ist es wichtig, dass ihr euch belesen habt, ansonsten steht ihr blöd da. Ich wurde auch gefragt, welche SPz die Bw hat (SPz Marder, SPz Puma)...solltet ihr euch also auf PzGren bewerben, solltet ihr so etwas auch wissen.
Fragen wie: "Würden Sie einen Menschen töten?" etc. kamen nicht dran. Das ist aber personenspezifisch, ich spreche hier nur von mir.

Dann gab es für mich Mittagessen.

Nachmittags folgte der Mathekompetenztest. Ich habe mich, wie bereits erwähnt, gut auf alles vorbereitet. Im MathKom kamen Aufgaben ab der 10. Klasse dran (Wurzeln, Logarithmen, Integrale, etc.). Hier gilt: Vorbereitung ist alles. Ihr habt 40 Fragen und 90min Zeit - ist machbar.

Anschließend folgte ein Vortrag vom Einplaner. Dieser nimmt euch noch einmal alle Hoffnung, eurer Wunschstudium, geschweige denn eure Wunschverwendung zu erhalten - es sei denn ihr gehört zu den Besten (und wer denkt das schon von sich, nachdem man seine Leistungen nicht genannt bekommen hat).

Danach gabs Abendessen - Lunchpacket.

Sprecht mit den Betreuungsoffizieren! Sie geben wieder wichtige Tipps - und Angst.

Einschub: Die Reihen haben sich am ersten Tag gut gelichtet. Von ursprünglich 19 Bewerbern waren 9 übrig. Der Rest flog bei der Offiziereignung raus.

Ich konnte an dem Abend noch schlechter schlafen als zuvor, da sich nun rausstellte, dass der erste Prüftag relativ leicht zu meistern ist (vorausgesetzt man ist dafür geeignet).

Der Bundeskanzler

3. Tag

Um 0545 Uhr gibt es Frühstück. Der Tag ist, für die Meisten, recht kurz. Nach dem Frühstück räumt ihr eure Stuben und es geht in einen Warteraum. Dann werdet ihr, abhängig von euer TSK, zu den Einplanungsbüros beordert, wo ihr eurer Einplanungsbögen erhaltet. Dort müsst ihr viel unterschreiben - fertig. Dann heißt es warten. Das Warten war das Schlimmste im gesamten AV. Während kaum einer glücklich vom Einplaner zurückkam, sitzt du nichtswissend da und hoffst auf das Beste.
Wenn ihr es bis hier hin geschafft habt, ist eine Einstellung sicher. Nicht aber eure Wunschverwendung/Wunschstudium.
Welche Verwendung ihr erhaltet, hängt von eurer Eignung für den Offizier ab (gut oder weniger gut, oder auch sehr gut). Welches Studium ihr erhaltet, hängt vom MathKom ab.
Jedoch bedingen sich beide auch noch einmal. Solltet ihr eine super Offiziereignung haben, aber ein schlechtes Ergebnis im MathKom erreicht haben, könnt ihr manche Verwendungen nicht erhalten (meistens der geile Scheiß).
Schließlich wurde ich vom Einplaner Heer geholt. Ich war extrem aufgeregt. Er sagte ohne Begrüßung: "Herr B., das geht jetzt ganz schnell!" Kacke! Das wars - du gehst hier als Logistiker mit Bildungs- und Erziehungswissenschaften raus.
Aber mir wurde schnell die Sorge genommen. Der Einplaner las vor: "Sie sind medizinisch bestens und für alles geeignet, körperlich sehr fit. Ihr Offiziereignung ist sehr gut, potentiell überdurchschnittlich. Im MathKom haben Sie gutdurchschnittlich abgeschlossen." Ich nahm das Ganze ziemlich emotionslos auf. Wahrscheinlich, weil ich es erst einmal realisieren musste. "Ich kann Ihnen die Panzergrenadiertruppe und die Jägertruppe mit Politikwissenschaften, Staats- und Sozialwissenschaften oder Geschichtswissenschaften mit einer Direktzusagen geben. Den Fallschirmjäger mit Politikwissenschaften nur auf Warteliste, da wir dieses Jahr nur 32 Plätz frei haben." Wow! Ich habs geschafft. Wer hätte das gedacht?
Ich habe mich für die Direktzusage als PzGren Offz mit Staats- und Sozialwissenschaften entschieden.
Dokument ausgedruckt unterschrieben. Fertig.

Danach ging es zum Sicherheitsbeamten. Welcher euren Einplanungsbescheid sehen möchte. Es folgt nur noch die Sicherheitsüberprüfung. Dann erhaltet ihr innerhalb 4 Wochen euren Bescheid, wo noch einmal alles drinnen steht.

Schlusswort

Von ursprünglich 19 Bewerbern haben es 9 Bewerber bis zum zweiten Prüftag geschafft. Von den 9 Bewerbern haben drei abgelehnt, da sie weder Wunschverwendung, noch Wunschstudium erhalten haben. Von den 6 verbliebenen Bewerbern haben vier entweder ihre Wunschverwendung, oder ihr Wunschstudium aufgegeben und Alternativen genommen. Von den letzten beiden Bewerbern hat nur einer eine Direktzusage für seine Wunschverwendung/Wunschstudium erhalten (ich), der letzte Bewerber (Pilot) muss nun noch zu weiteren Tests.
Von den ursprünglich 4 Piloten wurde nur 1 genommen.
Von den ursprünglich 5 Ärzten wurden nur 2 genommen, jedoch nicht mit ihrem Wunschstudium.
Von den ursprünglich 4 Marine wurde keiner genommen.
Von den ursprünglich 4 Heer wurden 3 genommen, nur einer mit Wunschverwendung und Wunschstudium.
Von den ursprünglich 2 Luftwaffe wurde keiner genommen.

Abschließend möchte ich feststellen, dass das AV bei der Bundeswehr definitiv machbar ist. Ich selbst hatte große Zweifel zwischendurch, diese haben sich aber nicht bestätigt.
Wichtig: redet euch ein, dass ihr es schafft. Ein Scheitern darf gar nicht erst im Raum stehen.
Seid ehrlich aber nicht dumm, nett, höflich, gerader Rücken etc. - hört sich selbstverständlich an, ist es aber leider nicht gewesen. Deshalb sage ich es noch einmal.

Ich hoffe ihr konntet etwas mitnehmen und bekommt was ihr euch wünscht.

Ralf

Bundeswehrforum.de - Seit 23 Jahren werbefrei!
Helft mit, dass es so bleibt.

Goldgelber

Stabile Leistun und geiles Mindset!  8) Glückwunsch und man sieht sich dann auf so manchen Lehrgängen!
Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

Goldgelber

"Bevor es weiter geht: wir waren in Summe 19 Bewerber. Die Bewerberzahlen sind seit dem Ukrainekrieg extrem eingegangen. Damals ca. 50 pro Lauf, nun mehr eben noch knapp 20." Sehr interessant!

Woran mag das wohl liegen? Es ist doch jedem Bewerber klar, dass der Beruf Soldat Verwundung und Tod im Gefecht bedeutet/bedeuten kann. Den das ist das scharfe Ende des Berufs!

Warum bewerben sich denn jetzt so viel weniger (sind ja nurnoch ca. 40%  :o)
Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

Ralf

ZitatDie Bewerberzahlen sind seit dem Ukrainekrieg extrem eingegangen.
ZitatWoran mag das wohl liegen? Es ist doch jedem Bewerber klar, dass der Beruf Soldat Verwundung und Tod im Gefecht bedeutet/bedeuten kann. Den das ist das scharfe Ende des Berufs!
Nicht aus einer anekdotischer Evidenz einen Sachverhalt konstruieren.
Es findet schon seit geraumer Zeit ein Bew-Rückgang statt, das hat aber Grunde in Demokratie, Fachkräftemangel und Arbeitsmarkt und betrifft den gesamten Arbeitsmarkt.
Und es werden auch nicht kontinuierlich immer volle Raten eingeladen, gerade am Anfang eines GEWETs.
Bundeswehrforum.de - Seit 23 Jahren werbefrei!
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Seltsam_

Zitat von: Goldgelber am 19. September 2022, 06:27:14
Es ist doch jedem Bewerber klar, dass der Beruf Soldat Verwundung und Tod im Gefecht bedeutet/bedeuten kann. Den das ist das scharfe Ende des Berufs!
Nein, das ist nicht jedem Bewerber klar und schon gar nicht der Umgang damit. Als Beispiel mögen da die Rückkehrer aus dem Ukrainekrieg dienen, die sogar ohne die Ungewissheit, jemals zum Einsatz zu kommen, mit den erlebten Situationen nicht klar kommen.
Wie also soll das ein Bewerber, der aus einer behüteten Umgebung kommt und nicht mal ansatzweise Möglichkeiten hat, sich in so eine Situation einzudenken?
Selbst in den Gefechtsübungen bei der Bw fehlt naturgemäß eine wichtige Komponente, das Beschossenwerden und zwar mit merklicher, körperlicher Auswirkung. Eine Simulation im GÜZ ist da zwar hilfreich, aber bleibt mental eine Simulation.

Goldgelber

@Ralf - da haben Sie natürlich Recht!

Wofür steht "GEWET"? Kann mich erinnern, dass das irgendwo im Kopf meiner Formulare stand und da habe ich schon gerätselt, was das bedeutet!

@Seltsam_
Natürlich kann sich da niemand reinfühlen, wie das ist im Krieg zu sein. Erst wenn man das selber erlebt hat - so wie alles im Leben. Aber man kann sich ja dem schon nähern durch das Lesen von Einsatzberichten (auch z.B. Karfreitagsgefecht) und gerade jetzt beim russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gibt es ja Unmengen an Videos in den Sozialen Medien, die verschiedenste Gefechtssituationen und schwerste Verwundung zeigen. Und das ist ja frei zugänglich.
ZitatNein, das ist nicht jedem Bewerber klar
Wird doch aber auch im Beratungsgespräch immer angesprochen. Und man setzt sich doch mit dem (gewollten) Beruf auseinander. ???
Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

2Cent

Zitat von: Goldgelber am 19. September 2022, 09:36:06
@Ralf - da haben Sie natürlich Recht!

Wofür steht "GEWET"? Kann mich erinnern, dass das irgendwo im Kopf meiner Formulare stand und da habe ich schon gerätselt, was das bedeutet!
...
Gewet = Gewünschter Einstellungs Termin

Goldgelber

Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

LY77

Zitat von: Der Bundeskanzler am 18. September 2022, 23:57:23
3. Tag

Um 0545 Uhr gibt es Frühstück. Der Tag ist, für die Meisten, recht kurz. Nach dem Frühstück räumt ihr eure Stuben und es geht in einen Warteraum. Dann werdet ihr, abhängig von euer TSK, zu den Einplanungsbüros beordert, wo ihr eurer Einplanungsbögen erhaltet. Dort müsst ihr viel unterschreiben - fertig. Dann heißt es warten. Das Warten war das Schlimmste im gesamten AV. Während kaum einer glücklich vom Einplaner zurückkam, sitzt du nichtswissend da und hoffst auf das Beste.
Wenn ihr es bis hier hin geschafft habt, ist eine Einstellung sicher. Nicht aber eure Wunschverwendung/Wunschstudium.
Welche Verwendung ihr erhaltet, hängt von eurer Eignung für den Offizier ab (gut oder weniger gut, oder auch sehr gut). Welches Studium ihr erhaltet, hängt vom MathKom ab.
Jedoch bedingen sich beide auch noch einmal. Solltet ihr eine super Offiziereignung haben, aber ein schlechtes Ergebnis im MathKom erreicht haben, könnt ihr manche Verwendungen nicht erhalten (meistens der geile Scheiß).
Schließlich wurde ich vom Einplaner Heer geholt. Ich war extrem aufgeregt. Er sagte ohne Begrüßung: "Herr B., das geht jetzt ganz schnell!" Kacke! Das wars - du gehst hier als Logistiker mit Bildungs- und Erziehungswissenschaften raus.
Aber mir wurde schnell die Sorge genommen. Der Einplaner las vor: "Sie sind medizinisch bestens und für alles geeignet, körperlich sehr fit. Ihr Offiziereignung ist sehr gut, potentiell überdurchschnittlich. Im MathKom haben Sie gutdurchschnittlich abgeschlossen." Ich nahm das Ganze ziemlich emotionslos auf. Wahrscheinlich, weil ich es erst einmal realisieren musste. "Ich kann Ihnen die Panzergrenadiertruppe und die Jägertruppe mit Politikwissenschaften, Staats- und Sozialwissenschaften oder Geschichtswissenschaften mit einer Direktzusagen geben. Den Fallschirmjäger mit Politikwissenschaften nur auf Warteliste, da wir dieses Jahr nur 32 Plätz frei haben." Wow! Ich habs geschafft. Wer hätte das gedacht?
Ich habe mich für die Direktzusage als PzGren Offz mit Staats- und Sozialwissenschaften entschieden.
Dokument ausgedruckt unterschrieben. Fertig.

Danach ging es zum Sicherheitsbeamten. Welcher euren Einplanungsbescheid sehen möchte. Es folgt nur noch die Sicherheitsüberprüfung. Dann erhaltet ihr innerhalb 4 Wochen euren Bescheid, wo noch einmal alles drinnen steht.

Schlusswort

Von ursprünglich 19 Bewerbern haben es 9 Bewerber bis zum zweiten Prüftag geschafft. Von den 9 Bewerbern haben drei abgelehnt, da sie weder Wunschverwendung, noch Wunschstudium erhalten haben. Von den 6 verbliebenen Bewerbern haben vier entweder ihre Wunschverwendung, oder ihr Wunschstudium aufgegeben und Alternativen genommen. Von den letzten beiden Bewerbern hat nur einer eine Direktzusage für seine Wunschverwendung/Wunschstudium erhalten (ich), der letzte Bewerber (Pilot) muss nun noch zu weiteren Tests.
Von den ursprünglich 4 Piloten wurde nur 1 genommen.
Von den ursprünglich 5 Ärzten wurden nur 2 genommen, jedoch nicht mit ihrem Wunschstudium.
Von den ursprünglich 4 Marine wurde keiner genommen.
Von den ursprünglich 4 Heer wurden 3 genommen, nur einer mit Wunschverwendung und Wunschstudium.
Von den ursprünglich 2 Luftwaffe wurde keiner genommen.

Abschließend möchte ich feststellen, dass das AV bei der Bundeswehr definitiv machbar ist. Ich selbst hatte große Zweifel zwischendurch, diese haben sich aber nicht bestätigt.
Wichtig: redet euch ein, dass ihr es schafft. Ein Scheitern darf gar nicht erst im Raum stehen.
Seid ehrlich aber nicht dumm, nett, höflich, gerader Rücken etc. - hört sich selbstverständlich an, ist es aber leider nicht gewesen. Deshalb sage ich es noch einmal.

Ich hoffe ihr konntet etwas mitnehmen und bekommt was ihr euch wünscht.

Komischer Seitenhieb Richtung Log. Da hast du einiges nicht verstanden. PzGren ohne funktionierende Log wäre erst gar nicht realisierbar. Es wäre keine Schande gewesen, so wie du es durchklingen lassen hast. Eher im Gegenteil...

F_K

Nichts geht ohne Log, aber ohne Kampf- bzw Kampfunterstützer ist eben Log auch "nichts" ...

... so ist dass in organischen Systemen.

(Ja, in der Regel auch nur joint umd combined ... schon klar).


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