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Autor Thema: „Trauerspiel“ um Gefechtsübungszentrum Heer (GÜZ)  (Gelesen 2074 mal)

LwPersFw

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"„Trauerspiel“ um Truppenübungsplatz – Opposition fordert Machtwort von Pistorius

Stand:22.04.2024, 09:12 Uhr

Der Bundeswehr droht die nächste „Goldrandlösung“:
Offenbar weigert sich der Haushaltsausschuss, 100 Millionen für einen Truppenübungsplatz zu sparen.

Gardelegen – „Das ,Gefechtsübungszentrum Heer für landbasierte Operationen‘ im sachsen-anhaltischen Gardelegen (Ortsteil Letzlingen) ist die modernste Ausbildungseinrichtung für Streitkräfte in Europa“, schreibt das Magazin bundeswehr-journal in einer umfangreichen Sonderausgabe noch im März 2022. Laut dem Spiegel fehlt möglicherweise künftig in diesem Zusammenhang das Adjektiv „gewesen“; das Nachrichtenmagazin zitiert den Haushaltsexperten der Union, Ingo Gädechens aus dem Wahlkreis Storman-Nord, der in diesem Zusammenhang von einem „Trauerspiel“ spricht und den Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) explizit auffordert in dieser Angelegenheit der Bundeswehr, „mit seinem ganzen politischen Gewicht zu agieren“.... "

https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-nato-pistorius-scholz-spd-cdu-bundeswehr-zeitenwende-ampelkoalition-93025202.html


« Letzte Änderung: 02. Oktober 2024, 06:50:06 von LwPersFw »
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LwPersFw

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Antw:„Trauerspiel“ um Gefechtsübungszentrum Heer (GÜZ)
« Antwort #1 am: 02. Oktober 2024, 06:48:03 »

"GÜZ: Industrieunterstützung oder Inhouse-Lösung?

Das Gefechtsübungszentrums Heer (GÜZ) wird aktuell durch die Firma Saab betrieben. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat Saab am 29. November 2019 mit der Unterstützung des Betriebs des GÜZ beauftragt. Für den Betrieb des GÜZ im Zeitraum 2020 bis 2026 sind rund 120 Millionen Euro bereitgestellt. Das lässt erahnen, um wie viel Finanzmittel es bei einem Anschlussvertrag geht. Das Thema GÜZ bleibt Bestandteil aktueller politischer Debatten.

Die Leistungen umfassen die Verwaltung und Instandhaltung des gesamten Ausbildungsgeräts im Bereich Live-Simulation, der Kommunikationsinfrastruktur, Übungsleitungszentrale sowie logistische Dienstleistungen wie die Wartung von Fahrzeugen und Funkgeräten, die Lagerung und Handhabung von Waffen und Munition, die Beförderung von Militärangehörigen und die dauerhafte Unterstützung des GÜZ insgesamt. Unterstützt wird Saab dabei von der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG). Saab betreut übrigens ähnliche Einrichtungen in Schweden, der Schweiz, den Niederlanden, Norwegen, etc.

Der aktuelle Vertrag endet im August 2026 und benötigt daher dringend eine Anschlusslösung. Laut deutschen Medien will die SPD aber keinen neuen Betreiber, sondern eine Inhouse-Lösung. Die Bundeswehr soll es also selber machen. Das SPD-geführte Ministerium hat aber in einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wohl festgestellt, dass dies deutlich teurer wird als ein entsprechender Vertrag mit einem Dienstleister.

Ein sehr interessanter Fakt, denn unter der SPD-Führung von Franz Müntefering wurden so viele Anteile der Bundeswehr wie möglich „outgesourct“. Viele davon machen auch heute noch keinen Sinn. Warum will die SPD gerade hier jetzt den Schritt in die andere Richtung machen?

In einer Pressemitteilung vom 18. September schreibt das Mitglied des Bundestages, Ingo Gädechens (CDU), dazu: Die merkwürdige Geschichte über den Weiterbetrieb des Gefechtsübungszentrums Heer (kurz GÜZ) geht in die nächste Runde: Das Verteidigungsministerium musste jetzt einräumen, dass es die bisherige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für den Weiterbetrieb des GÜZ überarbeiten lässt. Dabei soll die neue Option „Bedarfsdeckung durch die HIL GmbH“ untersucht werden.

Hintergrund ist, dass neben der wirtschaftlichsten Variante eines industriellen Betreibers bisher nur die Übernahme durch die Bundeswehr selbst bzw. eine neu zu gründende Inhouse-Gesellschaft betrachtet wurde. Nachdem der Verteidigungsminister aber an seiner eigenen SPD-Fraktion mit dem Vorhaben gescheitert ist, weiterhin einen industriellen Betreiber zu beauftragen, wurde kurzfristig ein neuer Plan entwickelt: Demnach soll die bundeseigene HIL GmbH das GÜZ betreiben, weil eine komplette Firmenneugründung durch den Bund zu viel Zeit kosten würde.

Die ganze Angelegenheit ist für Boris Pistorius höchst unangenehm. Nicht nur steht die grundsätzliche Frage im Raum, warum ein Bundesminister nicht – wie es üblicherweise normal wäre – in der Lage ist, sich mit seinem Anliegen auch gegen das Parlament durchzusetzen; zumal die Faktenlage selten so eindeutig ist wie beim Thema GÜZ. Noch schwerer aber wiegt die Problematik, dass sich der Minister hart an den Grenzen des Haushaltsrechts bewegt.

Wie der Bundesrechnungshof erst jüngst im Rahmen eines Berichts über den Reservistenverband festgestellt hat, ist das Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bindend. Auch wenn das Verteidigungsministerium dem eigenen Minister wohl vorgeschlagen hat, haushaltsrechtswidrig die bisherige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zum GÜZ zu ignorieren und per Federstrich die HIL GmbH zu beauftragen, wollte Pistorius diesen Weg sowie den damit verbundenen möglichen Haushaltsrechtsverstoß nicht mitgehen und hat die „Aktualisierung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung“ beauftragt.

Dass es sich bei dieser Aktualisierung um eine politische Farce handelt, liegt auf der Hand: Offenkundig wurde schon festgelegt, dass die HIL GmbH mit dem Betrieb des GÜZ beauftragt werden soll. Damit aber der Verteidigungsminister nicht in Konflikt mit dem Haushaltsrecht kommt und womöglich mit seiner Unterschrift eine rechtswidrige Entscheidung trifft, müssen jetzt die Zahlen so gerechnet werden, dass am Ende auch auf dem Papier die Beauftragung der HIL GmbH die wirtschaftlichste Variante ist.

Eine ergebnisoffene Wirtschaftlichkeitsuntersuchung sieht anders aus. Insofern spricht auch die Antwort des Ministeriums auf die Frage zu einer möglichen Manipulation der Untersuchung Bände. Das Ministerium hätte unzweideutig antworten können: Eine unzulässige Verfälschung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung schließt das Ministerium aus. Stattdessen wird die Beantwortung abgelehnt, weil es sich um eine hypothetische Frage handeln würde. Das ist absurd, wird doch an der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung aktuell gearbeitet. Insofern bezog sich die Frage auf einen konkreten und abgeschlossenen Sachverhalt. Erstaunlich, dass sich das Ministerium dazu nicht äußern will.

Dazu erklärt Ingo Gädechens, Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für den Verteidigungshaushalt: „Offenbar hat Boris Pistorius jetzt die neue Devise ausgegeben: Rechnen, bis das Ergebnis stimmt! Der ganze Vorgang ist für die Ampel und den Verteidigungsminister nur noch peinlich. Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat ganz klar ergeben: Das Gefechtsübungszentrum sollte genauso weiterbetrieben werden, wie es seit Jahren erfolgreich funktioniert. Weil sich der Minister aber nicht gegen seine eigenen SPD-Parlamentarier durchsetzen kann, muss er jetzt – wider besseres Wissen – die Zahlen so lange schönrechnen lassen, bis das gewünschte Ergebnis steht.

Das ganze Vorgehen erinnert an Zeiten der Planwirtschaft: Wenn vorher schon feststeht, was hinten rauskommen soll, kann etwas nicht stimmen. Und es geht um viel: Nicht nur um Steuermittel, sondern es steht auch der Betrieb der wichtigsten Ausbildungsstätte des Deutschen Heeres auf dem Spiel. Wenn die ganze Posse so weitergeht, wie es gerade läuft, besteht ein reales Risiko, dass im GÜZ 2026 die Lichter ausgehen. Pistorius ist dann vermutlich nicht mehr im Amt – aber der immense Schaden dieser peinlichen und unverständlichen Posse wird dann erst richtig sichtbar.“

Nur zur redaktionellen Einordnung: Die HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH mit Sitz in Bonn ist ein zu 100 Prozent im Besitz der Bundesrepublik Deutschland befindliches Unternehmen, welches im Bereich der Wartung und Instandhaltung von landgestütztem militärischem Großgerät (Rad- und Kettenfahrzeugen) tätig ist. Damit kann die Kompetenz der HIL sicherlich einen Anteil des GÜZ-Vertrags ersetzen, aber die HIL hat bisher keine Fähigkeiten im Bereich Ausbildungsplanung und -steuerung nachgewiesen. Auch die Instandsetzung von Handwaffen ist kein Teil des bisherigen Portfolios.

Aber ein Eigenbetrieb bzw. eine Inhouse-Lösung für das GÜZ lässt einen Betrieb nach Finanzlage zu, ein bindender Vertrag mit einem Wirtschaftsunternehmen nicht."

https://defence-network.com/guez-industrieunterstuetzung-inhouse-loesung/

« Letzte Änderung: 02. Oktober 2024, 06:50:56 von LwPersFw »
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Antw:„Trauerspiel“ um Gefechtsübungszentrum Heer (GÜZ)
« Antwort #2 am: 09. November 2024, 09:48:01 »

"COLBITZ-LETZLINGER HEIDE

Neues Betreibermodell für Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr in Sachsen-Anhalt

08. November 2024, 18:56 Uhr

Das Gefechtsübungszentrum bei Gardelegen gilt als besonders modern. Unklar war aber zuletzt, wie es ab 2026 weiterbetrieben werden soll. Nun gibt es nach Informationen von MDR Investigativ eine Lösung.

Die Bundesregierung hat sich vor ihrem Bruch offenbar auf ein neues Betreibermodell für das Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr (GÜZ) in Gardelegen in Sachsen-Anhalt geeinigt. Nach Informationen von MDR Investigativ soll das Gefechtsübungszentrum ab dem Jahr 2026 von der Heeresinstandsetzunglogistik (HIL), einem bundeseigenen Unternehmen, betrieben werden. Dieses soll dann wiederum über Ausschreibungen private Unternehmen beauftragen.

Damit zeichnet sich eine Lösung in einem seit Monaten schwelenden Streit ab. Vor allem Teile der SPD hatten auf den alleinigen Betrieb des Übungszentrums durch die Bundeswehr gedrängt. Allerdings hatte es von verschiedenen Politikern aus Regierung und Opposition Bedenken gegeben, ob das Übungszentrum dann reibungslos weiterbetrieben werden kann. Auch die Kostenfrage stand im Raum.

Verteidigungspolitiker drangen deshalb seit Monaten auf eine Lösung. Die CDU-Fraktion hatte bereits mehrere Male einen entsprechenden Antrag im Verteidigungsausschuss gestellt, maßgeblich initiiert vom Leipziger CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Lehmann. Am Mittwoch wurde dann tatsächlich der Antrag im Ausschuss beraten – und mit den Stimmen der Regierungsparteien abgelehnt. Allerdings zeichnet sich dafür nun eben eine Lösung mit der Mischung aus staatlichem und privatem Betrieb ab.

Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr: Bisher Vertrag mit Saab

Das Gefechtsübungszentrum bei Gardelegen gilt als eines der modernsten in Europa. Betreiben wird es seit 2019 von der Bundeswehr in Kooperation mit dem schwedischen Konzern Saab, der neben einer zivilen auch eine militärische Sparte betreibt. Soldaten können im Übungszentrum verschiedene Gefechtssituationen üben, aufgebaut ist unter anderem eine Kleinstadt. Der Vertrag mit Saab läuft im Jahr 2026 aus.

Fraglich war bisher, ob das Gefechtsübungszentrum danach im staatlichen Eigenbetrieb oder in Kooperation mit einem Unternehmen betrieben werden soll. Ein internes Gutachten des Verteidigungsministeriums im Auftrag des Haushaltsausschusses des Bundestags aus dem Jahr 2022, das dem MDR vorliegt, ergab, dass die finanziell günstigste Lösung ein Kooperationsmodell zwischen Staat und privatem Betreiber sei. Dieses sei rund 100 Millionen Euro günstiger als ein rein staatlicher Betrieb. Dennoch waren Teile der SPD für einen rein staatlichen Betrieb. Dagegen setzte sich das SPD-geführte Verteidigungsministerium für eine staatlich-private Lösung ein – und war damit auf Konfrontationskurs mit Teilen der eigenen Partei.

Auch Opposition zufrieden

Der CDU-Verteidigungspolitiker Jens Lehmann zeigte sich angesichts des abgelehnten CDU-Antrags zwar einerseits enttäuscht und sagte dem MDR: "Unser Antrag hat viel überfraktionelle Unterstützung bekommen, wurde aber trotzdem von den Regierungsparteien abgelehnt – obwohl die darin geforderten Punkte nun trotzdem fast alle erfüllt werden." Zufrieden war Lehmann dennoch: "Ich bin ich nun erst mal beruhigt, dass der Betrieb des Gefechtsübungszentrums reibungslos weitergehen soll. Unklar sind für uns noch die Kosten für das neue Betreibermodell. Ebenso, wie die Fristen für die Ausschreibungen für die privaten Betreiber sein sollen."

Kommende Woche soll nach Informationen von MDR Investigativ der Haushaltsausschuss des Bundestags über das Gefechtsübungszentrum beraten. Umsetzen muss die Pläne für das neue Betreibermodell dann wohl eine neue Bundesregierung."

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/bundeswehr-gefechtsuebungszentrum-betrieb-100~amp.html
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