Das ACFüKrBw1. Tag (So, 08.02.15) AnreiseSonntag war also der Anreisetag. Bis 14:30 sollten wir uns in der Mudra-Kaserne einfinden. An der Wache zeigte ich die Einladung und meinen Personalausweis vor und wurde zum Unterkunftsgebäude geschickt. Weil das Thema Kleidung immer wieder auftaucht: Bereits bei der Anreise trug ich eine gute, saubere Jeans, Hemd, Jackett und schwarze Lederschuhe. Eine Anzughose und Binder hatte ich zur Sicherheit ebenfalls dabei. Es gab auch Leute im kompletten Anzug mit Binder , das ist aber kein Muss. Insgesamt lag ich mit meiner Wahl richtig und fühlte mich wohler als den ganzen Tag mit Krawatte rumzurennen.
Im Unterkunftsgebäude stellt ihr euer Gepäck im Flur ab, werdet von der Heimleitung begrüsst und müsst euch einige Informationen wie die Hausordnung etc durchlesen. Besonders wichtig hierbei ist das Handyverbot für alle Bereiche ausserhalb des Unterkunftgebäudes. Danach empfangt ihr ein Begrüßungspapier,ein nummeriertes Vorhängeschloss + Schlüssel und Bettwäsche und werdet auf eure Stube geschickt. Meine Stube war für 4 Mann. Zwei andere Bewerber waren schon da. Jeder hat einen zur Nummer des Schlosses passenden Spind. Ich war ca. 13:30 da, konnte in Ruhe meine Sachen einräumen und das Bett beziehen. In dieser Zeit trudelte auch der letzte Stubenkamerad ein. Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war Treffen vor dem Unterkuntsblock um 15:55. Dort trafen die ca 44 Bewerber auf die 3 sehr freundlichen Betreuungsoffiziere und es gab nochmal kurz eine Ansprache der Heimleitung zu den Regeln im Block. Anschließend führten uns die Offiziere in das eigentliche Gebäude des AC wo wir einen Begrüßungsvortrag durch einen Hauptmann genießen durften. Dieser stellte uns das gesamte Prüfverfahren da und sprach allgemein über das, was die kommenden Tage auf uns zu kommen würde. Das Thema Tod und Verwendung sprach er sehr direkt und ehrlich an und fragte ob jemand von seiner Bewerbung zurücktreten wolle. Dies tat tatsächlich auch schon eine Bewerberin. Ansonsten gab es einen biografischen Fragebogen den wir innerhalb von 30 min auszufüllen hatten. Stellt euch hier auf die typischen Fragen ein: Haben sie schon ein mal Führungsverantwortung übernommen? Hobbys, Stärken/Schwächen, Warum Bw etc. Dieser wird von euren Prüfern im späteren Verfahren mitbenutzt um euch im Interview Fragen zu stellen und euch besser einschätzen zu können.
Außerdem bekamen wir einen Fragebogen zur Studienwahl mitgegeben den wir bis zum nächsten Morgen auszufüllen hatten. Begründet eure Studienwünsche. Für euch sehr sehr wichtig sind euere individuellen Laufzettel. Diesr stellt euren persönlichen Prüfungsablauf dar. Verliert ihn nicht!
Nach dem ca. 2stündigen Vortrag ging es zum "Griechen". Lasst euch vom Namen nicht täuschen, das Ganze ist lediglich eine Art MannHeim und kein griechisches Restaurant und befindet sich in einem Block innerhalb der Kaserne. Hier gibts Schnitzel, Currywurst etc auf Imbissniveau. Dort warteten auch die Betreuungsoffiziere um uns Fragen zu beantworten. Ihr könnt mit ihnen locker sprechen , sie gehören nicht zum Prüfsystem und sind tatsächlich nur für eure Fragen da und werden euch die nächsten Tage begleiten.
An diesem Tag ging es sehr zeitig ins Bett, denn der kommende Prüftag startete sehr früh und sollte uns einiges abverlangen. Die Sammeldusche ist relativ klein (4 Duschen), überlegt also ob ihr abends duschen wollt oder steht frühzeitig auf. Um ca 22:00 lagen wir jedenfalls in den Kojen und zumindest ich hatte eine eher unerholsame Nachtruhe.
2. Tag (09.02.15) Der erste PrüftagDie Wecker klingelten um ca 5:00. Manche waren schon früher wach und auf dem Gang und in der Dusche kam langsam Bewegung rein. Also die Morgentoilette , in Schale geworfen und um 05:45 zum Frühstück geeilt. Denkt dran eure Handys auf der Stube zu lassen! Werdet ihr damit draußen erwischt kanns zuende sein und ihr fahrt verfrüht heim! Das Frühstücksbuffet ist , bundeswehrtypisch, auf hohem Niveau und für euch als Bewerber kostenlos. Ihr müsst euch allerdings beeilen, um 06:10 stand die erste Prüfstation auf unseren Laufzetteln. Esst dennoch ordentlich, ihr werdet die Energie brauchen.
Der " Aufsatz "
06:10 starte dann also der sogenannte "Aufsatz" bzw. die schriftliche Arbeitsprobe. Ihr werdet in 2 Gruppen A und B unterteilt.Jede Grp hat die Auswahl zwischen 2 Wortpaaren. Davon gibts wahrscheinlich unendlich, insofern siehe für Beispiele die anderen Berichte. Nachdem ihr euch für eines der Paare entschieden habt, habt ihr 30 min Zeit diese Begriffe zu definieren, auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu untersuchen und ein Fazit zu formulieren. Geht dabei strukturiert vor (Einleitung , Hauptteil und Schluss) und achtet auf Grammatik und Rechtschreibung! Es muss keine Doktorarbeit werden , nachvollziehbar muss es allerdings sein. Wurde bei mir nicht jmehr angesprochen.
Tipp: Ihr bekommt unliniertes Papier. Ich hatte das hier schon gelesen und habe deshalb liniertes Papier mitgenommen und zum Unterlegen an einige andere Bewerber verteilt. Wurde erlaubt und hat ungemein geholfen.
"Der CAT"
Für mich ging es anschließend zum CAT, ein normaler Intelligenztest mit Wortanalogien, einfacher Mathematik und Matritzenmustern. Dazu gibt es nicht viel zu sagen. Das PC-Programm erklärt euch alles. So leicht wie die Beispielaufgaben auf der BwKarriereseite waren sie aber nicht.
Der PMO / Persönlichkeitsmerkmale Offizier
Bei mir ging es nahtlos mit dem PMO weiter, ebenfalls am PC. Ihr müsst 116 (?) Fragen zu euren Einstellungen auf einer Skala von "vollkommene Ablehnung" bis "vollkommene Zustimmung" beantworten. Kann man nich üben. Dient den Prüfern wieder fürs Interview. Insofern : Seid ehrlich! Fragen wiederholen sich in leicht abgewandelter Form, Unstimmigkeiten werden evtl. im Interview angesprochen. Lächerlich viele Drogenfragen, ansonsten zu Gewalt, Gruppen bzw Einzelarbeit etc.
Das Gruppensituationsverfahren / GSV
Im Gruppensituationsverfahren wurde ich mit drei anderen Bewerbern aus meiner Prüfkommission betrachtet. Dort trefft ihr wahrsceinlich das erste mal auf eure Prüfer, in meinem Fall ein Oberstleutnant und ein Prüfpsychologe. Beide waren wirklich nett, wobei hier der Psychologe im Vordergrund stand.
Los geht es mit einem Planspiel, bei dem ihr gemeinsam in eine Lage gestellt werdet um ein Problem zu lösen. Auch von den Lagen gibt es sehr viele Variationen, ihr findet ganze Listen davon in anderen Berichten, desalb verzichte ich jetzt mal darauf meins vorzustellen. Jedenfalls habt ihr nach dem Austeilen der Lage ca. 2 Min Zeit euch in diese einzufühlen und sollt dann innerhalb von 12 Min eine Lösung gemeinsam erarbeiten. Wichtig hier ist, dass ihr euch aktiv einbringt , Redeanteile bekommt und die Gruppe lenkt. Die Zeit ist knapp, haltet euch also nicht zu sehr zurück. Es ist wichtig hier diplomatisch und zielorientiert zu arbeiten.
Das folgende, zweite Planspiel stellt euch vor einen Ressourcenmangel. Es gibt x Bewerber aber nur x-1 begehrtes Gut. Aufgabe hierbei ist es, innerhlab von 8 Minuten eine Lösung zu finden. Ihr könnt und müsst euch Argumente einfallen lassen bzw ausdenken , warum gerade ihr die Ressource bekommen solltet. Eine einfache Lösung wie Losen etc. ist nicht zulässig. Einer muss verzichten und dafür einen guten Ausgleich erlangen. Bleibt fair, argumentiert gut und stichhaltig und macht euch für die Gruppe unersetzlich. Gelingt euch dies nicht, bleibt m,öglichst lange dran und erstreitet einen guten Ausgleich für euren Verzicht!
Als letztes gilt es einen Kurzvortrag , ähnlich einem Referat zu halten. Ihr bekommt jeder eine Lage, diese darf nicht getauscht werden. Danach habt ihr 25 min Zeit euch vorzubereiten und Notizen zu machen. Meist ist es so , dass ihr als Entscheidungsträger zwischen zwei Optionen mit individuellen Vor- und Nachteilen wählen müsst. Dies gilt es vor der Gruppe als Vortrag zu argumentieren und eine Option begründet zu wählen. Dafür habt ihr maximal 10min Zeit. Weniger ist definitiv nicht schlimm wenn ihr mit Argumenten und Aufbau des Vortrags überzeugen konntet. Die anderen Prüfteilnehmer sind euere Zuhöhrer, dürfen jedoch nicht antworten oder Klatschen etc. Es ist also definitiv kein Dialog sonder ein Monolog. Hilfsmittel sind euere Notizen, die Zettel mit der Lage gebt ihr nach der Vorbereitungszeit ab. Ansonsten steht ein Whiteboard zur Verfügung. Von uns hat es keiner genutzt und auch der PrüfOffz sagte, man solle es lieber lassen wenn man damit nicht geübt sei. Denkt an die Grundregeln für Vorträge, sprecht also frei, halktet Blickkontakt und nehmt eine aufrechte und offene Körperhaltung an. Nachdem jeder Bewerber dran war wurden wir entlassen und zur näcsten Station auf dem Laufzettel geschickt.
Medizinische Voruntersuchung und Personalberater
Zwischen den Stationen geht ihr zu den medizinischen Untersuchungen bzw zum Personalberater. Der Personalberater verschiebt manchmal noch Zeitabläufe auf euerem Laufzettel und sagt was als nächstes kommt.
Die Voruntersuchungen bestanden für mich aus Hör- und Sehtests, Größen- und Gewichtsmessung und dem Drogentest.
Das geschieht alles zwischen den Stationen und läuft nebenher. Das ist dann wahrscheinlich auch der erste Punkt an dem man Bewerber an diesem Tag das Feld räumen sehen kann. Bei uns bedeutete es jedenfalls für manche das Ende der Eigungsfeststellungen , z.B. wegen Gewicht bzw. BMI oder Erkrankungen (Nehmt Befunde/Atteste mit!).
Marinebewerber hatten hier auch noch ein Belastungs EKG und einen Lungenfunktionstest.
Mittagspause
Zum Mittag um 12:00 war Pause und es gab Essen in der Kantine. Da dort alle versdammelt waren sah man also auch die ersten Ausfälle. Manche hatten auch schon ihre gesamte medizinische Untersuchung fertig und ihre Verwendungsauschlüsse waren bekannt. Um 12:30 ging es weiter.
Der Mathetest
Bei mir stand der Mathetest auf der Liste. Also hin, an den PC und das Programm erklärte einem was zu tun war. Es kommt dran der gesamte Mathestoff der Oberstufe außer Stochastik. Das ganze mind. auf LK Niveau. Ich bin in Mathe wirklich kein Crack, habe schwach gute bis gute Noten im GK und hatte mich ein paar Wochen mäßig intensiv vorbereitet. Hätte allerdings auch Monate lernen können, es hätte wohl nichts geändert. Der Test mit seinen 60 Fragen (jeweils 5 mögliche Antworten) zeigte mir ganz heftig meine Grenzen auf. Ein paar wenige Fragen konnte ich tatsächlich beantworten der Rest war schlichtes Raten und der Versuch die Antwort zu finden die am wahrscheinlichsten "aussah". Ich war fertig mit der Welt bzw. entwickelte da echt eine Art Galgenhumor. Den meisten anderen ging es nicht anders. Einziger Lichblick für mich waren meine Studienwünsche. Der Mathetest wirkt sich nämlich nicht auf die charakterliche Eignung aus und ist für Geschichte und PolWi uninteressant. Für BEW sah ich allerdings schon meine Chancen schwinden- hier zählt Mathe mit herein, zwar nicht so stark wie bei technischen Studiengängen, durch Statistik in den ersten Semestern war es jedoch nicht zu vernachlässigen. Hinzu kam, dass ein Kumpel von mir den Mathetest bei seiner Eignungsfeststellung ebenfalls versiebt hatte und deswegen nicht für BEW genommen worden war. Meine Laune war jedenfalls relativ angeschlagen.
Das Interview
Unter diesem Eindruck ging es für mich ins Interview, nichts anderes als das Bewerbungsgespräch. Hier traf ich diesemal alleine auf meine Prüfkommission. Zum interview nur so viel: Die Fragen sind individuell und richten sich nach euch und euren vorherigen Antworten in den Tests und in eurem Lebenslauf. Erst stellte mir der Offizier einige Fragen zum Thema "Warum Offizier","Warum Gebirgsjäger" und einiges persönliches. Danach war der Psychologe dran mit Fragen zu Arbeitsweise und -mal wieder
- Drogen und Alkohol. Für mich lief das Gespräch sehr gut und es war fast eine Erlösung endlich mal die Kernpunkte die man loswerden wollte vermitteln zu können anstatt durch die Tests zu rennen. Das Gespräch dauert ca 20-30 min und euch gehört immer das letzte Wort. Danach werdet ihr in den Warteraum geschickt und nach einigigen Minuten abgeholt. Das Ergebnis wird euch dann von den Prüfern eröffnet und wenn ihr wollt bekommt ihr ein Feedback zu den bisherigen Leistungen. Ich jedenfalls wurde als geeignet eingestuft und damit fiel mir der erste riesen Stein vom Herzen. Ich denke alle Parteien haben das Gespräch als wirklich angehem empfunden.
Mein Fazit: Ehrlich sein und wissen was man will! Schauspieler haben wenig Chancen also seid euch sicher dass ihr wirklich Offizier werden wollt!
Mann war ich happy
Ein geiles Gefühl. Aber lange nicht für jeden... Nach diesem Termin hatte sich unsere Prüfgruppe inzwischen ca. halbiert und im Unterkunftsgebäude stapelten sich die Bettbezüge derer die abgereist waren weil sie die charakterliche Eignung nicht bekommen hatten.
Der Einplanungsvortrag
Zum Abschluss des Tages , nach dem Abendessen um 16:00 (
:D:D was hab ichs vermisst:D ) , ging es noch zum Einplanungsvortrag. Der dauerte ca. 1 Std und war durchaus ernüchternd denn dort bekamen wir mal die blanken zahlen zu sehen. Von ca. 10.000 Bewerbern wurden rund 6000 eingeladen wovon wiederum 4000 als geeignet waren. Besetzt wurden jedoch nur 1800 Stellen im vorherigen Jahr. Die Präsentation zeigt auch das Verhältnis von Wünschen zu Plätzen, sowohl bei Studiengängen als auch bei Truppengattungen. Das war schon ein echter Schlag, denn das gute Gefühl der Eignung hatte mich die noch kommende Hürde etwas vergessen lassen. Geschichte z.B. bat nur ca 45 Plätze , PolWi genauso. Und das die GebJg nicht unbeliebt waren war mir auch klar... Naja ich sage euch, das dämpfte die Laune wirklich und wir wurden wohl alle auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Danach noch einmal zum Griechen und der Tag war wieder vorbei. Meine Stube war nun auch nur noch von einem Stubenkameraden und mir bewohnt, die zwei anderen hatten es nicht geschafft.